Eine erhöhte Einsatzbelastung, die Trennung von Freunden und Familie über Monate hinweg, der Umgang mit traumatischen Erlebnissen und die Eingliederung in einen für Mitteleuropäer ungewohnten Lebensraum: All dies sind Umstände, welche sich Soldaten ausgesetzt sehen können. Auch sind Diagnosen wie beispielsweise PTBS- (Posttraumatische Belastungsstörung) unter Einsatzrückkehrern keine marginalen Einzelfälle mehr. Aufgrund dieser Umstände scheint es nicht zu weit hergeholt die These aufzustellen, dass SoldatInnen anfälliger für Selbstmord seien als Personen in zivilen Berufen.
Mit der Grundannahme, dass die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr einen Querschnitt der Gesellschaft darstellen, muss man sich auch mit Phänomenen wie Selbstmord auseinandersetzen. Jedoch ist fraglich, ob Selbstmorde unter SoldatenInnen aufgrund des Soldatenberufes häufiger auftreten als unter ZivilistInnen. Daher erscheint eine Beantwortung der Frage notwendig, wonach zu klären ist, ob gegenwärtig ein Zusammenhang zwischen dem Soldatenberuf und der Neigung zum Selbstmord besteht.
Ob Durkheims Aussage noch von Relevanz für die gegenwärtige Situation in den Streitkräften ist, wird in den nachstehenden Kapiteln näher beleuchtet. Das Thema Selbstmord, die Erforschung der Ursachen auf sozialwissenschaftlicher und psychologischer Ebene sowie ein Versuch zur Prävention der Betroffenen ist von großem gesellschaftlichen Interesse. Es werden ununterbrochen Daten dazu erhoben. Beispielsweise durch die Landeskommissariate oder durch das Statistische Bundesamt. Zunächst gibt diese Arbeit einen Überblick über den Inhalt des Werkes Durkheims. Dazu werden die Vier Grundtypen des Selbstmords näher beleuchtet. Nach der allgemeinen Betrachtung des Werkes wird sich der Beantwortung der Fragestellung angenähert, indem die Aussagen Durkheims in Bezug auf das Phänomen Selbstmord als Soldat dargestellt- und mit aktuellen Statistiken verglichen werden. Es wird analysiert, ob Durkheims Erkenntnisse in Bezug auf den Unterschied der Selbstmordraten des Militärs und der Zivilgesellschaft noch zeitgemäß sind, und ob ein signifikanter Unterschied zwischen der Tendenz zum Selbstmord von Wehrpflichtigen und freiwillig Dienenden besteht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Émile Durkheim und der Selbstmord deutscher Soldaten.
- Eine kurze Einführung in Durkheims „Der Selbstmord“.
- Klassifizierung der „Typen des Selbstmordes”
- Der egoistische Selbstmord
- Der altruistische Selbstmord
- Der anomische Selbstmord
- Der fatalistische Selbstmord
- Gegenwärtige Neigung von SoldatInnen zum Selbstmord
- Selbstmordrate in der Bundeswehr
- Selbstmordrate in den US- Streitkräften
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die These, ob Soldaten anfälliger für Selbstmord sind als Personen in zivilen Berufen. Dazu werden die Erkenntnisse von Émile Durkheims Werk „Der Selbstmord“ im Kontext aktueller Statistiken und des Soldatenberufs analysiert.
- Die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen dem Soldatenberuf und der Neigung zum Selbstmord.
- Die Analyse der Relevanz von Durkheims „Typen des Selbstmordes“ für die aktuelle Situation in den Streitkräften.
- Der Vergleich der Selbstmordraten von Wehrpflichtigen und freiwillig Dienenden.
- Die Erforschung der Rolle sozialer Faktoren in der Entstehung von Selbstmord.
- Die Darstellung des Werkes „Der Selbstmord“ als grundlegend für die Entwicklung der empirischen Soziologie.
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung stellt den Kontext des Themas dar, indem sie auf die Herausforderungen des Soldatenberufs und die Zunahme von Selbstmorden in den Streitkräften hinweist. Des Weiteren wird die Relevanz von Durkheims Werk im Kontext der aktuellen Situation der Bundeswehr herausgestellt.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die wichtigsten Kernaussagen von Durkheims „Der Selbstmord“. Durkheims soziologische Perspektive auf Selbstmord wird vorgestellt und mit dem Ansatz psychologischer Erklärungsversuche abgegrenzt.
- Kapitel 3: In diesem Kapitel werden Durkheims vier Typen des Selbstmordes - egoistisch, altruistisch, anomisch und fatalistisch - näher beleuchtet. Die jeweiligen Motive und sozialstrukturellen Ursachen, die zu den verschiedenen Selbstmordtypen führen, werden erläutert.
- Kapitel 4: Hier wird die Selbstmordrate in der Bundeswehr und in den US-Streitkräften untersucht. Die Ergebnisse der Analyse werden mit Durkheims Erkenntnissen verglichen, um die Relevanz seines Werkes für die aktuelle Situation in den Streitkräften zu beurteilen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen dieser Arbeit sind Selbstmord, Soziologie, Émile Durkheim, Soldatenberuf, Bundeswehr, Selbstmordrate, „Der Selbstmord“, Typen des Selbstmordes, soziale Faktoren, gesellschaftliche Normen, empirische Forschung, Statistiken, Prävention.
- Arbeit zitieren
- Michael Wagner (Autor:in), 2020, Émile Durkheim "Der Selbstmord". Eine exemplarische Betrachtung der Tendenz zum Selbstmord unter Soldatinnen und Soldaten, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1391969