In der vorliegenden Arbeit sollen die historischen Hintergründe des Romans Las viudas de los jueves von Claudia Piñeiro aufgegriffen und ihr Einfluss auf die Handlung herausgestellt werden. Dazu bietet sich ein Blick auf die Wirtschaftskrise in Argentinien im Zusammenhang mit dem Phänomen der sogenannten Gated Communities Anfang des 21. Jahrhunderts an.
Um in dieser Hinsicht einen umfassenden Überblick zu erlangen, soll entsprechend erst die Lage vor der Krise dargestellt werden, um diese dann mit der späteren Situation vergleichen zu können, da der neue Alltag der Argentinier maßgeblich von den Entwicklungen beeinflusst wurde. Im Zuge dessen rückt auch die Wende zum Neoliberalismus in den Fokus, die das Land Ende des 20. Jahrhunderts vollzogen hatte und die ihrerseits die Bedingungen für derart negative Veränderungen ebnete, welche wiederum im ausgewählten Roman gekonnt aufgegriffen und in Szene gesetzt werden.
Las viudas de los jueves spielt während der Präsidentschaft von Carlos Menem, der Argentinien zunächst von 1989 bis 1999 regierte und auch in den zwei darauffolgenden Jahren, bis zum Ausbruch der großen Finanzkrise 2001, anleitete. Während seiner beiden Amtszeiten führte Menem einige tiefgreifende Wirtschaftsreformen durch, die gleichzeitig auch die neoliberale Wende für dieses Land einleiteten. Darunter fielen unter anderem die Privatisierung staatlicher Unternehmen und die Deregulation der Wirtschaft. Zudem ließ er das Konvertibilitätsgesetz verabschieden, das den Wechselkurs des Pesos im Verhältnis von 1:1 zum Dollar festlegte.
Die vorliegende Arbeit soll schließlich der Frage nachgehen, wie es dazu kommen konnte, dass die männlichen Protagonisten der Siedlung Altos de la Cascada als einzigen Ausweg aus ihrer Misere den Selbstmord sahen und wählten, statt ihren sozialen Status aufzugeben und in Zukunft ein einfacheres Leben zu führen.
Diese Geschichte stellt dabei keinen Einzelfall dar, sondern fungiert eher als Abbild einer gesamten Gesellschaft zum damaligen Zeitpunkt. Die Gründe sind vielzählig und liegen tief: in der Entstehungsgeschichte und den Ursprüngen der "Countries", der politischen Situation (1989–1999), der daraus resultierenden Spaltung der Gesellschaft, und schließlich in der unaufhaltsamen Finanzkrise von 2001, die nicht nur Argentinien zu Boden zwang.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einführung in den Roman und die Thematik - wissenschaftliche Fragestellung
- Die Ausgangslage: Wirtschaftskrise in Argentinien und das Phänomen der „Country Clubs“
- Zielsetzung
- Die wirtschaftliche Situation in Argentinien vor Ausbruch der Krise - Einfluss auf die Romangestaltung und das Leben in La Cascada
- James M. Griesse & Maristella Svampa: Vermeintlicher Wohlstand als Trigger.
- Jean Baudrillard & Pierre Bourdieu: Konsum in kapitalistischen Gesellschaften.
- Veränderungen nach der Wirtschaftskrise: Verluste auf mehreren Ebenen.
- Schlussbetrachtung.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die argentinische Wirtschaftskrise im Kontext des Romans "Las viudas de los jueves" von Claudia Piñeiro. Der Fokus liegt darauf, den Einfluss der Krise auf die Handlung und die Charaktere zu beleuchten, insbesondere im Hinblick auf die Auswirkungen auf die Bewohner der Gated Community Altos de la Cascada. Die Arbeit analysiert die soziale und wirtschaftliche Situation in Argentinien vor und nach der Krise, um die Entstehung und die Folgen des vermeintlichen Wohlstands in der High-Society-Gesellschaft zu verstehen.
- Die Rolle der Wirtschaftskrise als Schlüsselfaktor für die Handlung des Romans
- Die Auswirkungen des Neoliberalismus und der Privatisierung auf die argentinische Gesellschaft
- Die Konstruktion von Identität und Scheinwelt in der Gated Community Altos de la Cascada
- Das Phänomen des Konsums und die Rolle der „Country Clubs“ in der argentinischen Gesellschaft
- Die Folgen der Wirtschaftskrise für die Familien in der Community und ihre Auswirkungen auf die Beziehungen und das Leben der Figuren
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung des Romans führt den Leser in die Gated Community Altos de la Cascada ein und stellt die Hauptfiguren vor, die in ihrem scheinbar perfekten Mikrokosmos leben. Die Bewohner der Community, allesamt aus der oberen Mittelklasse Argentiniens, präsentieren nach außen einen luxuriösen Lebensstil, der jedoch auf einer fragilen Grundlage ruht. Die Finanzkrise von 2001, die Argentinien mit voller Wucht traf, stellt den historischen Rahmen der Handlung dar. Die Krise führt dazu, dass die Ehemänner in La Casacada ihren Job verlieren und sich den luxuriösen Lebensstil nicht mehr leisten können. Die daraus entstehenden Probleme und die damit verbundenen Veränderungen in den Beziehungen und im Leben der Figuren werden in weiteren Kapiteln beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der argentinischen Wirtschaftskrise, Gated Communities, Neoliberalismus, Konsum, Scheinwelt, Identität, Schein und Wirklichkeit, soziale und wirtschaftliche Auswirkungen, Familie, Beziehung, Selbstmord, Verlust und Desillusionierung.
- Quote paper
- Anne Bauer (Author), Die argentinische Wirtschaftskrise im Roman "Las viudas de los jueves" von Claudia Piñeiro. Darstellungen der Realität in der Fiktion, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1389682