Ein häufiges Phänomen im Kontext von Gewalt- und Sexualstraftaten, wie Zoophilie und Zoosadismus, sind tiefgreifende Bewusstseinsstörungen in Form von tatbezogenen und dissoziativen Amnesien. Tatamnesien eines oder einer Angeklagten wurden bereits 1987 vom Bundesgerichtshof als Grund für eine aufgehobene Schuldfähigkeit anerkannt. Dissoziative Amnesien treten zumeist als lokale Amnesien auf, sodass Erinnerungen an die Zeitspanne eines bestimmten Ereignisses nicht mehr abrufbar sind. Dissoziative Amnesien können sowohl Folge eines Gewalt- oder Sexualdelikts sein als auch Auslöser für eine Deliktsbegehung. Da dissoziative Amnesien oftmals einen strafrechtlichen Vorteil ergeben, gibt es eine Tendenz unter den Angeklagten eine solche zu behaupten. Mithin muss die differentialdiagnostische Abklärung amnestischer Störungen verbessert werden. Insbesondere Fragebögen mit Selbstauskünften können leicht verfälscht werden. Stattdessen sind Merkmalskataloge, die für und gegen eine herabgesetzte Schuldfähigkeit sprechen, weiterzuentwickeln.
Im Strafprozess spielen bei der Frage der strafrechtlichen Verantwortlichkeit gemäß §§ 20, 21 StGB des Angeklagten psychiatrische oder psychologische Untersuchungen eine zentrale Rolle. Sowohl bei zoophilen als auch bei zoosadistischen Tätern kann die Schuldfähigkeit vermindert oder aufgehoben sein.
Seit 2013 sind nach dem Tierschutzgesetz zoosexuelle Handlungen in Deutschland verboten. Die Tat wird als Ordnungswidrigkeit oder bei Tötung eines Tieres beziehungsweise Zufügen von Schmerzen oder Leiden mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe bestraft.
Laut § 20 StGB besteht eine Schuldunfähigkeit bei fehlender Einsichts- oder Steuerungsfähigkeit des Täters oder der Täterin. Innerhalb der psychiatrischen Begutachtung wird geklärt, ob eines der Eingangsmerkmale vorliegt und ob dies die Einsichts- und Steuerungsfähigkeit gemindert hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zoophilie und Zoosadismus im Kontext des Strafrechts
- Definitionen und Abgrenzung
- Die rechtliche Einordnung von Zoophilie und Zoosadismus
- Die Schuldfähigkeit im deutschen Strafverfahren
- Grundlagen der Schuldfähigkeit
- Die Bedeutung der Schuldfähigkeitsbegutachtung
- Die Rolle des Sachverständigen
- Die Begutachtung der Schuldfähigkeit in Fällen von Zoophilie und Zoosadismus
- Psychologische Aspekte
- Rechtliche Besonderheiten
- Herausforderungen der Begutachtung
- Fallbeispiele und Analyse
- Zusammenfassung und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Begutachtung der Schuldfähigkeit im deutschen Strafverfahren in Fällen von Zoophilie und Zoosadismus. Sie analysiert die rechtlichen Grundlagen, die psychologischen Besonderheiten sowie die Herausforderungen der Beurteilung der Schuldfähigkeit in dieser spezifischen Form der Sexualdelikte.
- Definition und Abgrenzung von Zoophilie und Zoosadismus
- Rechtliche Einordnung und Strafbarkeit
- Psychologische Aspekte und mögliche Ursachen
- Beurteilung der Schuldfähigkeit im Strafverfahren
- Herausforderungen der Begutachtung und Fallbeispiele
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und erläutert die Relevanz der Begutachtung der Schuldfähigkeit in Fällen von Zoophilie und Zoosadismus. Kapitel 2 analysiert die Definitionen und Abgrenzungen von Zoophilie und Zoosadismus, um deren rechtliche Einordnung im Kontext des Strafrechts zu beleuchten. In Kapitel 3 werden die Grundlagen der Schuldfähigkeit im deutschen Strafverfahren erläutert und die Bedeutung der Schuldfähigkeitsbegutachtung sowie die Rolle des Sachverständigen dargestellt.
Kapitel 4 widmet sich der Begutachtung der Schuldfähigkeit in Fällen von Zoophilie und Zoosadismus, wobei psychologische Aspekte, rechtliche Besonderheiten und Herausforderungen der Begutachtung diskutiert werden. Kapitel 5 präsentiert Fallbeispiele und analysiert diese, um die Anwendung der rechtlichen und psychologischen Grundlagen in der Praxis zu veranschaulichen.
Schlüsselwörter
Zoophilie, Zoosadismus, Schuldfähigkeit, Strafrecht, Sexualdelikte, Begutachtung, Sachverständige, Psychologische Aspekte, Rechtliche Besonderheiten, Fallbeispiele, Analyse
- Arbeit zitieren
- Noelle Sophie Marie Nowack (Autor:in), 2023, Die Schuldfähigkeit in deutschen Strafverfahren bei Zoophilie und Zoosadismus, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1389592