60 Prozent der Europäer bezeichnen sich als Christinnen und Christen. Die drei großen Konfessionsfamilien in Europa sind römisch-katholisch, protestantisch und orthodox. In den Ländern der Europäischen Union (EU) bezeichnen sich nur noch 11% als evangelisch. Karsten Matthis, Pfarrer in der Evangelischen Landeskirche im Rheinland und lange Jahre Leiter einer Einrichtung der politischen Erwachsenenbildung bei Bonn, skizziert die Situation der evangelischen Kirchen in Europa und blickt auch auf die innerevangelische Ökumene. Wie ist um das Verhältnis zwischen Reformierten, Lutheranern, Anglikanern und Freikirchen in Europa bestellt? Und welchen politischen Einfluss werden die evangelischen Kirchen in ihren Ländern und in Europa in Zukunft besitzen?
Auffällig ist in den letzten Jahrzehnten, dass immer mehr Protestanten ihre Kirche zwischen Oslo und Lissabon verlassen. Von evangelischen Volkskirchen kann im Prinzip nicht mehr gesprochen werden. In einigen Ländern wie in den Niederlanden, Großbritannien, Schweden, Estland, Tschechien oder in Ostdeutschland ergeben sich dramatische Einbrüche bei den Mitgliedszahlen. In Ländern wie Österreich, Polen, Spanien oder Portugal mit ohnehin wenigen Protestanten werden die Kirchengemeinden gemessen an der Zahl der Gläubigen noch kleiner. Die Gründe hierfür sind vielfältig: In Tschechien, Estland oder Ostdeutschland drängte der Kommunismus die evangelischen Kirchen an den Rand der Gesellschaft. In den Niederlanden, Großbritannien und Schweden scheint ein enormer Säkularisierungsschub die Gesellschaften, insbesondere den Protestantismus, erfasst zu haben. Die Demografie, die Überalterung vieler europäischer Gesellschaften, führt ebenfalls zu einem Schrumpfungsprozess.
Inhaltsverzeichnis
- I. Teil Die Europäische Union und die evangelischen Kirchen
- II. Teil Die europäischen Gesellschaften und die evangelischen Kirchen
- III. Teil Die Leuenberger Konkordie und die Überwindung der innerevangelischen Gegensätze (1973-2022)
- IV. Teil Europäische Konfessionsstrukturen im Überblick
- V. Teil Die Evangelischen Kirchen Europas im Portrait
- Schweiz: Zwinglis Erben
- Liechtenstein: Kleines Fürstentum im Herzen Europas
- Österreich: „Glaube oder Heimat“
- Niederlande - Säkularisierungsschub in einer westeuropäischen Gesellschaft
- Belgien: Vielsprachig evangelisch
- Luxemburg: Ein „importierter Protestantismus“
- Frankreich: Evangelisch sein in einem laizistischen Staat
- Großbritannien: Ein vielfältiger Protestantismus
- England: Anglikanische Kirche, protestantisch oder katholisch?
- Wales: Bevölkerung auf Distanz zur anglikanischen Kirche
- Schottland: John Knox, unbeugsamer Ahnherr der schottischen Reformation
- Nordirland und das Trauma des Bürgerkriegs
- Irland, resistent gegenüber dem Anglikanismus
- Skandinavien: Wittenberger Studenten gestalten Nationalkirchen
- Dänemark: Das Land der vielen schönen Kirchen
- Norwegen: Lutherische Kirche im Widerstand gegen den Nationalsozialismus
- Schweden: „Religion auf Sparflamme?“
- Finnland - traditionell lutherisch!
- Island: Kaufleute brachten die Reformation auf die Insel
- Baltikum: Schwieriger Neuanfang nach der Ära des Kommunismus
- Estland: Zweidrittel der Bevölkerung konfessionslos
- Lettland: Riga, Ausgangspunkt der Reformation
- Litauen: Evangelische Minderheiten in einem katholisch geprägten Land
- Osteuropa: Evangelische Kirchen in der Diaspora
- Polen: Nicht nur traditionell katholisch
- Tschechische Republik: Land ohne Gott?
- Slowakei: In der Tradition des Doppelkreuzes
- Ungarn: Luthers Testament in Budapest
- Rumänien: Eine kirchentreue Gesellschaft
- Bulgarien: Land ohne Reformation
- Südosteuropa: Regionen mit nur wenigen Protestanten
- Slowenien: Lutherische Minderheit in der Diaspora
- Bosnien-Herzegowina: Mehrheitlich muslimisch
- Serbien: Rechtsunsicherheit belastet kleine evangelische Kirchen
- Montenegro: Multiethnischer Kleinstaat
- Kroatien: Mehrheitlich katholisch
- Nordmazedonien: Hoffnung auf die Europäische Union
- Kosovo: Muslimisch geprägter Kleinstaat
- Albanien: Der Diktator Hodscha und das Religionsverbot
- Griechenland: Der lange Weg der evangelischen Kirche zur Anerkennung
- Zypern: Insel mit frühchristlicher Tradition
- Südeuropa: Katholische Mehrheitskirchen und evangelische Minderheitenkirchen
- Italien: Die verfolgte Kirche der Waldenser
- Malta: Paulus strandete auf Malta
- Spanien: Protestanten, Opfer von Inquisition und Franquismus
- Portugal: Die Nelken-Revolution führte zur Religionsfreiheit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Werk befasst sich mit dem europäischen Protestantismus und seiner Entwicklung in einem säkularisierten Umfeld. Der Autor analysiert die verschiedenen evangelischen Kirchen und Konfessionen in Europa und beleuchtet ihre Herausforderungen und Chancen im 21. Jahrhundert.
- Die Rolle der evangelischen Kirchen in der Europäischen Union
- Die Auswirkungen der Säkularisierung auf die evangelischen Kirchen
- Die innerevangelischen Konflikte und ihre Überwindung
- Die Vielfalt des europäischen Protestantismus
- Die evangelischen Kirchen im Kontext ihrer jeweiligen nationalen Gesellschaften
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Teil des Buches beleuchtet die Rolle der evangelischen Kirchen in der Europäischen Union. Der Autor untersucht die Zusammenarbeit der Kirchen mit der EU und die Bedeutung des christlichen Einflusses auf die europäischen Institutionen. Im zweiten Teil werden die europäischen Gesellschaften und die evangelischen Kirchen im Kontext ihrer jeweiligen nationalen Besonderheiten analysiert. Der dritte Teil widmet sich der Leuenberger Konkordie, einem wichtigen Schritt zur Überwindung der innerprotestantischen Konflikte. Der vierte Teil gibt einen Überblick über die Konfessionsstrukturen in Europa. Der fünfte und letzte Teil des Buches präsentiert die einzelnen evangelischen Kirchen Europas im Portrait.
Schlüsselwörter
Europäischer Protestantismus, Säkularisierung, Evangelische Kirchen, Konfessionen, Leuenberger Konkordie, Europäische Union, nationale Gesellschaften, christlicher Einfluss, Vielfalt, Herausforderungen, Chancen.
- Arbeit zitieren
- Karsten Matthis (Autor:in), 2023, Der europäische Protestantismus und Säkularisierung, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1387813