Die Seminararbeit befasst sich mit einem Vergleich zwischen Nikolaus von Autrécourt, einem Nominalisten, und Aristoteles, einem Realisten bzw. dessen Vertreter, dessen und deren Lehrmeinung diese Zeit durchaus prägte, allerdings immer wieder kritisiert wurde. Besonders ins Auge gefasst werden dabei vor allem die Begriffe der Substanz und Kausalität, welche Nikolaus von Autrécourt in der Auseinandersetzung mit der Philosophie des Aristoteles, wie sie von der scholastischen Philosophie des 14. Jahrhunderts rezipiert wurde, in Frage stellte. Dazu wird zu Beginn der Arbeit das Leben und die Lehre der beiden Philosophen kurz dargestellt. Im Folgenden wird auf das für Nikolaus von Autrécourts Lehre zentrale erste Prinzip – das Prinzip des Widerspruchs – sowie auf die Bedingungen für glaubhafte Wahrheiten eingegangen, da sicheres Wissen laut ihm nur in der Übereinstimmung mit diesem Prinzip erreicht werden kann. Anschließend wird dargelegt, inwiefern Autrécourt Aristoteles‘ Substanz- und Kausalitätsbegriff kritisiert, wozu davor allerdings die jeweiligen Begriffe im aristotelischen Sinne dargestellt werden. Abschließend werden die Ergebnisse nochmals kurz zusammengefasst.
Das Mittelalter wird als eine Zeit des Wandels aufgefasst, in der neben den bisher bevorzugten Institutionen der Lehre sowie Formen des Unterrichts auch die Auffassung dessen, was als wissenswert betrachtet wird, und speziell, was in einem engeren Sinn als gewusst gilt, einer Veränderung unterliegen. So bedarf das Wissen, das in der Kenntnis eines singulären Sachverhaltes besteht sowie auf einen systematischen Zusammenhang ausgerichtet ist, einer Reflexion. Die daraus folgende Erkenntnis ordnet das Wissen aufgrund des gewollten Standes der Erkenntnis von konkreten Disziplinen angesichts der jeweiligen Zielsetzungen expliziten Aufgaben und durch methodologische Kennzeichnungen gewissen Standards zu. Dieses Wissen bezeichnet das, was in der Spätantike als Fachwissen (ars) oder in der Ausdrucksweise des Aristoteles als Wissenschaft (scientia) definiert wird. In diesem Zusammenhang steht die Aristoteles-Rezeption der Scholastik allerdings unter Druck.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Nikolaus von Autrécourt
- Aristoteles
- Nikolaus von Autrécourts Bedingungen für sicheres Wissen
- Satz des Widerspruchs
- Kriterien für die Gewissheit wahrnehmbarer Objekte
- Nikolaus von Autrécourts Kritik an Aristoteles Substanz- und Kausalitätsbegriff
- Aristotles Substanzbegriff
- Substanz bei Nikolaus von Autrécourt
- Aristoteles Kausalitätsbegriff
- Kausalität bei Nikolaus von Autrécourt
- Nikolaus von Autrécourts Modell begründeten Glaubens
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert das Modell des gesicherten Wissens, welches Nikolaus von Autrécourt im 14. Jahrhundert entwickelte. Dabei wird der Fokus auf die Abgrenzung dieses Modells zu den damaligen Konzepten, insbesondere denen von Aristoteles, gelegt.
- Vergleich der epistemologischen Ansätze von Nikolaus von Autrécourt und Aristoteles
- Analyse von Autrécourts Kritik an Aristoteles' Substanz- und Kausalitätsbegriff
- Untersuchung des Prinzips des Widerspruchs als Grundlage für sicheres Wissen bei Autrécourt
- Bewertung der Rolle des begründeten Glaubens im Modell von Autrécourt
- Einordnung von Autrécourts Philosophie in den Kontext der scholastischen Debatten des 14. Jahrhunderts
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Dieses Kapitel führt in das Thema der Seminararbeit ein und beleuchtet den Wandel des Wissensbegriffs im Mittelalter. Es wird betont, dass Wissen in dieser Zeit einer systematischen Reflexion und Einordnung bedurfte. Der Fokus liegt auf dem Vergleich zwischen Nikolaus von Autrécourt und Aristoteles, wobei die Begriffe Substanz und Kausalität im Mittelpunkt stehen.
Nikolaus von Autrécourt
Dieses Kapitel präsentiert einen kurzen Überblick über das Leben und die Lehre von Nikolaus von Autrécourt. Es werden seine besonderen Standpunkte in theologischen Disputationen und seinen Sentenzen-Vorlesungen sowie seine Kritik an der aristotelischen Philosophie beleuchtet. Die Verurteilung seiner Lehre und die darauf folgenden Widerrufungen werden ebenfalls dargestellt.
Aristoteles
Dieses Kapitel bietet einen Überblick über das Leben und die Philosophie von Aristoteles. Es werden seine wichtigsten Schriften und sein Beitrag zur Logik, Metaphysik und Naturwissenschaft behandelt. Besondere Aufmerksamkeit wird der Lehre von Substanz und Kausalität gewidmet, die im Zentrum der Kritik von Nikolaus von Autrécourt stehen.
Nikolaus von Autrécourts Bedingungen für sicheres Wissen
Dieses Kapitel untersucht die Bedingungen für sicheres Wissen nach Autrécourt. Dabei wird das Prinzip des Widerspruchs als zentrale Grundlage hervorgehoben und die Kriterien für die Gewissheit wahrnehmbarer Objekte betrachtet.
Nikolaus von Autrécourts Kritik an Aristoteles Substanz- und Kausalitätsbegriff
Dieses Kapitel befasst sich mit der Kritik von Autrécourt an Aristoteles' Substanz- und Kausalitätsbegriff. Es werden die jeweiligen Definitionen dieser Begriffe in der aristotelischen Philosophie dargestellt und die von Autrécourt vorgebrachten Einwände erläutert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Seminararbeit sind: Nikolaus von Autrécourt, Aristoteles, Substanz, Kausalität, sicheres Wissen, Prinzip des Widerspruchs, begründeter Glaube, scholastische Philosophie, Nominalismus, Realismus.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2021, Nikolaus von Autrécourts Modell des gesicherten Wissens in Abgrenzung zu damals gängigen Konzepten, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1382915