Der Sachverständigenrat (SVR) zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen stellte in seinem Gutachten 2007 einen Veränderungsbedarf im Hinblick auf die Zusammenarbeit der an
der Gesundheitsversorgung beteiligten fest. Hierbei wurde betont, dass die Rollen der einzelnen Gesundheitsberufe nicht statisch sind und sich im Laufe der Zeit ändern können.Die Empfehlungen des Sachverständigenrates bezüglich der Verbesserung der Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe wurden von der Bundesregierung in ihren Entwurf des Pflege-Weiterentwicklungsgesetzes (PfWG) aufgenommen, welcher am 1. Juli 2008 im Bundestag verabschiedet wurde.Neben der bereits praktizierten Delegation ärztlicher Aufgaben ist durch
die Änderungen im SGB V an § 63 nun auch die Substitution ärztlicher Tätigkeit durch angehörige andere Gesundheitsberufe möglich. Diese Neuerungen haben sowohl aus berufspolitischer wie aber auch aus rechtlicher Sicht eine gewisse Brisanz, wie der SVR betonte und sollen erst einmal im Form von Modellprojekten erprobt werden. Im Rahmen dieser Seminararbeit werden die rechtlichen Regelungen für die Heilberufe mit dem Fokus auf haftungsrechtlichen Aspekten der Übertragung ärztlicher Aufgaben auf andere Gesundheitsberufe dargestellt. Des Weiteren werden die Hintergründe der Entstehung der Modellvorhaben nach § 63 Abs. 3c SGB V mit der Substitution noch zu definierender ärztlicher Tätigkeit erörtert. Nach Darstellung der Positionen von Sachverständigenrat, Ärzteschaft, Pflege und Krankenhausträgern zu den Möglichkeiten und Grenzen der Übertragbarkeit ärztlicher Aufgaben erfolgt die Überprüfung der Übertragbarkeit bestimmter ärztlicher Tätigkeiten entsprechend den geltenden Regelungen und der bisherigen richterlichen Rechtsauslegung.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einführung
- 1.1 Zielsetzung dieser Arbeit
- 1.2 Substitution und Delegation: eine Begriffsbestimmung
- 2 Neuordnung der Arbeitsteilung zwischen den Gesundheitsberufen
- 2.1 Empfehlungen des Sachverständigenrates
- 2.2 Hintergründe der Neustrukturierung der Zusammenarbeit
- 3 Rechtliche Rahmenbedingungen der Aufgabenteilung
- 3.1 Heilberufsrecht
- 3.2 Sozialrecht
- 3.3 Arzthaftungsrecht
- 3.3.1 Behandlung nach dem Fachsarztstandard
- 3.3.2 Einhaltung von Sorgfaltsanforderungen
- 3.3.3 Organisationsverschulden und Beweislastumkehr
- 4 Stellungnahmen der Akteure zur Aufgabenübertragung
- 4.1 Sachverständigenrat
- 4.2 Bundesärztekammer
- 4.3 Deutscher Pflegerat
- 4.4 Deutsche Krankenhausgesellschaft
- 5 Möglichkeiten und Grenzen der Übertragbarkeit ärztlicher Tätigkeiten
- 5.1 Kriterien zur Überprüfung der Übertragbarkeit ärztlicher Aufgaben
- 5.1.1 Delegation ärztlicher Aufgaben
- 5.1.2 Substitution ärztlicher Tätigkeit
- 5.2 Übertragbarkeit konkreter ärztlicher Tätigkeiten
- 5.2.1 Kernbereiche ärztlicher Tätigkeit
- 5.2.2 Gering invasive Eingriffe
- 5.2.3 Technische Untersuchungen
- 6 Zusammenfassende Wertung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die rechtlichen Aspekte der Übertragung ärztlicher Aufgaben auf nicht-ärztliche Gesundheitsberufe in Deutschland. Sie analysiert die Hintergründe der Neustrukturierung der Zusammenarbeit im Gesundheitswesen, insbesondere im Kontext des Pflege-Weiterentwicklungsgesetzes (PfWG). Die Arbeit beleuchtet die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Stellungnahmen relevanter Akteure und die Möglichkeiten und Grenzen der Übertragbarkeit ärztlicher Tätigkeiten.
- Rechtliche Rahmenbedingungen der Aufgabenteilung im Gesundheitswesen
- Delegation und Substitution ärztlicher Tätigkeiten
- Stellungnahmen und Positionen relevanter Akteure (z.B. Sachverständigenrat, Bundesärztekammer)
- Kriterien für die Übertragbarkeit ärztlicher Aufgaben
- Möglichkeiten und Grenzen der Übertragung konkreter ärztlicher Tätigkeiten
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einführung: Dieses Kapitel führt in das Thema der Übertragung ärztlicher Aufgaben auf nicht-ärztliche Gesundheitsberufe ein. Es beschreibt die Zielsetzung der Arbeit, welche die rechtlichen Regelungen für Heilberufe mit Fokus auf haftungsrechtliche Aspekte untersucht. Weiterhin werden die Hintergründe der Modellvorhaben nach § 63 Abs. 3c SGB V zur Substitution ärztlicher Tätigkeiten erläutert. Die Begriffe Delegation und Substitution werden definiert und unterschieden, wobei die Bedeutung des Ausbildungsgrades der Beteiligten (horizontal und vertikal) hervorgehoben wird. Das Kapitel legt den Grundstein für die anschließende detaillierte Betrachtung der rechtlichen und praktischen Aspekte der Aufgabenübertragung.
2 Neuordnung der Arbeitsteilung zwischen den Gesundheitsberufen: Dieses Kapitel beschreibt die sich verändernden Rahmenbedingungen der Gesundheitsversorgung und die politischen Bemühungen, diesen durch Reformen zu begegnen, insbesondere durch das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz (PfWG). Es fokussiert auf die Auflockerung des Arztvorbehaltes und die damit verbundene Übertragung ärztlicher Tätigkeiten auf andere Gesundheitsberufe gemäß § 63 Abs. 3b und 3c SGB V. Die Empfehlungen des Sachverständigenrates zur schrittweisen Umsetzung dieser Veränderungen (Delegation, Modellprojekte, breitere Einführung) werden detailliert dargestellt.
3 Rechtliche Rahmenbedingungen der Aufgabenteilung: Dieses Kapitel befasst sich eingehend mit den rechtlichen Grundlagen der Aufgabenteilung im Gesundheitswesen. Es analysiert das Heilberufsrecht, das Sozialrecht und insbesondere das Arzthaftungsrecht, einschließlich der Aspekte Behandlung nach Facharztstandard, Einhaltung von Sorgfaltsanforderungen und Organisationsverschulden mit Beweislastumkehr. Die Kapitelstruktur verdeutlicht die verschiedenen rechtlichen Ebenen, die bei der Übertragung ärztlicher Aufgaben berücksichtigt werden müssen. Es stellt somit eine umfassende rechtliche Grundlage für die weitere Diskussion dar.
4 Stellungnahmen der Akteure zur Aufgabenübertragung: Das Kapitel präsentiert die verschiedenen Perspektiven und Stellungnahmen relevanter Akteure zum Thema Aufgabenübertragung. Es beinhaltet die Ansichten des Sachverständigenrates, der Bundesärztekammer, des Deutschen Pflegerates und der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Der Vergleich dieser Positionen zeigt die unterschiedlichen Interessen und Herausforderungen, die mit der Übertragung ärztlicher Tätigkeiten verbunden sind, und beleuchtet die Komplexität des Themas.
5 Möglichkeiten und Grenzen der Übertragbarkeit ärztlicher Tätigkeiten: Dieses Kapitel untersucht detailliert die Kriterien zur Überprüfung der Übertragbarkeit ärztlicher Aufgaben. Es differenziert zwischen Delegation und Substitution und analysiert die Übertragbarkeit konkreter ärztlicher Tätigkeiten in Kernbereichen, bei gering invasiven Eingriffen und technischen Untersuchungen. Die Analyse berücksichtigt die geltenden Regelungen und die bisherige richterliche Rechtsprechung und bietet somit einen umfassenden Überblick über die Machbarkeit und Grenzen der Aufgabenübertragung.
Schlüsselwörter
Arzthaftungsrecht, Delegation, Gesundheitsberufe, Heilberufsrecht, Modellvorhaben, Pflegereform, § 63 SGB V, Substitution, Aufgabenübertragung, Sachverständigenrat.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Seminararbeit: Übertragung ärztlicher Aufgaben auf nicht-ärztliche Gesundheitsberufe
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit befasst sich mit der rechtlichen Übertragung ärztlicher Aufgaben auf nicht-ärztliche Gesundheitsberufe in Deutschland. Sie analysiert die Hintergründe der Neustrukturierung der Zusammenarbeit im Gesundheitswesen, insbesondere im Kontext des Pflege-Weiterentwicklungsgesetzes (PfWG), die rechtlichen Rahmenbedingungen, Stellungnahmen relevanter Akteure und die Möglichkeiten und Grenzen der Übertragbarkeit ärztlicher Tätigkeiten.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die rechtlichen Rahmenbedingungen der Aufgabenteilung im Gesundheitswesen, die Unterscheidung zwischen Delegation und Substitution ärztlicher Tätigkeiten, die Stellungnahmen relevanter Akteure (z.B. Sachverständigenrat, Bundesärztekammer), die Kriterien für die Übertragbarkeit ärztlicher Aufgaben und die Möglichkeiten und Grenzen der Übertragung konkreter ärztlicher Tätigkeiten.
Welche rechtlichen Rahmenbedingungen werden untersucht?
Die Arbeit analysiert das Heilberufsrecht, das Sozialrecht und insbesondere das Arzthaftungsrecht, einschließlich Behandlung nach Facharztstandard, Sorgfaltsanforderungen und Organisationsverschulden mit Beweislastumkehr. Sie beleuchtet die verschiedenen rechtlichen Ebenen, die bei der Übertragung ärztlicher Aufgaben berücksichtigt werden müssen.
Welche Akteure und ihre Positionen werden berücksichtigt?
Die Arbeit präsentiert die Perspektiven des Sachverständigenrates, der Bundesärztekammer, des Deutschen Pflegerates und der Deutschen Krankenhausgesellschaft zum Thema Aufgabenübertragung. Der Vergleich dieser Positionen zeigt die unterschiedlichen Interessen und Herausforderungen.
Wie werden Delegation und Substitution unterschieden?
Die Arbeit definiert und unterscheidet die Begriffe Delegation und Substitution ärztlicher Tätigkeiten, wobei die Bedeutung des Ausbildungsgrades der Beteiligten (horizontal und vertikal) hervorgehoben wird. Sie analysiert beide im Kontext der Übertragbarkeit konkreter ärztlicher Tätigkeiten.
Welche konkreten ärztlichen Tätigkeiten werden betrachtet?
Die Arbeit analysiert die Übertragbarkeit von ärztlichen Tätigkeiten in Kernbereichen, bei gering invasiven Eingriffen und technischen Untersuchungen unter Berücksichtigung geltender Regelungen und richterlicher Rechtsprechung.
Welche Rolle spielt das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz (PfWG)?
Das PfWG spielt eine zentrale Rolle, da es die Auflockerung des Arztvorbehaltes und die damit verbundene Übertragung ärztlicher Tätigkeiten auf andere Gesundheitsberufe gemäß § 63 Abs. 3b und 3c SGB V vorantreibt. Die Arbeit beschreibt die damit verbundenen Veränderungen der Rahmenbedingungen der Gesundheitsversorgung.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Arbeit?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Arzthaftungsrecht, Delegation, Gesundheitsberufe, Heilberufsrecht, Modellvorhaben, Pflegereform, § 63 SGB V, Substitution, Aufgabenübertragung, Sachverständigenrat.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in sechs Kapitel gegliedert: Einführung, Neuordnung der Arbeitsteilung zwischen den Gesundheitsberufen, Rechtliche Rahmenbedingungen der Aufgabenteilung, Stellungnahmen der Akteure zur Aufgabenübertragung, Möglichkeiten und Grenzen der Übertragbarkeit ärztlicher Tätigkeiten und zusammenfassende Wertung und Ausblick. Jedes Kapitel wird in der Arbeit zusammengefasst.
- Arbeit zitieren
- Osman Mersinli (Autor:in), 2009, Haftungsrechtlichen Aspekte der Übertragung von ärztlichen Aufgaben auf nicht ärztliche Gesundheitsberufe, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/138223