In dieser Arbeit wird die Frage gestellt, inwiefern Menschenrechtsverletzungen tatsächliche Menschenrechtsverletzungen sind, wenn es sich um kulturelle Praktiken handelt und inwiefern die Menschenrechtsidee eine westlich geprägte Idee zu sein scheint, die es zu hinterfragen gilt. Im Zuge dessen wird sich mit Gayatri Spivaks postkolonialen Theorie der Subalternität auseinandergesetzt und diese wird auf das verallgemeinerte Fallbeispiel der Female Genital Mutilation, der weiblichen Genitalverstümmelung, als Form einer Menschenrechtsverletzung angewandt. Zudem wird sich, zumindest einen Einblick gewährend, mit den Dimensionen Universalismus und Kulturrelativismus beschäftigt.
Postkolonialismus bezeichnet das Nachwirken und die Kontinuitäten des Kolonialismus, welcher gewaltvolle Veränderungen in Wirtschaft, Politik und Kultur der damaligen Kolonien hinterlassen hat. Zu gegenwärtigen Problem gehören Dinge wie Armut oder unzureichende Rechtsstaatlichkeit, auf die durch das Präfix „post“ aufmerksam gemacht werden soll, sodass die postkoloniale Gegenwart nur mit den Langzeiteffekten des Kolonialismus verstanden werden kann. Im Zuge des Postkolonialismus kam es zu verschiedensten theoretischen Reflexionen, bei denen grundsätzlich davon ausgegangen wird, dass Denkmuster des europäischen Kolonialismus historisch gesehen nicht abgeschlossen sind und noch immer reproduziert werden. Postkoloniale Theorien sind kritische Theorien, das heißt, sie gehen auf gesellschaftliche Kalamitäten ein, indem sie diese vor historischen Hintergründen kritisch beleuchten.
Eine dieser postkolonialen Theorien legt Gayatri Chakravorty Spivak in ihrem Aufsatz "Can the Subaltern Speak?" (1988) offen, der zu den Schlüsseltexten der postkolonialen Theorie zählt. Die Theorie der Subalternität wird im Rahmen dieser Hausarbeit vorgestellt und auf das Objekt der weiblichen Genitalverstümmelung, einer Menschenrechtsverletzung, angewandt. Die kulturelle Praktik der weiblichen „Beschneidung“ wird ebenfalls dargelegt. Um zu verstehen, weshalb die weibliche "Beschneidung" als eine Menschenrechtsverletzung kategorisiert wird, wird zunächst der historische Entwicklungshintergrund der Menschenrechtserklärung mit seinen westlich dominierten Einflüssen herangezogen, sodass die Bewertung der weiblichen Genitalverstümmelung als Menschenrechtsverletzung
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gayatri Chakravorty Spivaks postkoloniale Theorie der Subalternität
- Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte - ein westliches Konstrukt?
- Das Spannungsfeld zwischen Kulturrelativismus und Universalismus
- Eine Menschenrechtsverletzung: weibliche Genitalverstümmelung
- Das Intervenieren in die FGM-Praktik im Lichte von Spivaks Theorie
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern westliche Interventionen in kulturelle Praktiken der "Dritten Welt" im Lichte von Gayatri Chakravorty Spivaks postkolonialer Theorie der Subalternität gerechtfertigt werden können.
- Spivaks Theorie der Subalternität und ihre Relevanz für die Analyse von Menschenrechtsverletzungen
- Die Kritik an der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte als eurozentrisches Konstrukt
- Die Problematik von Universalismus und Kulturrelativismus im Kontext von Menschenrechten
- Die weibliche Genitalverstümmelung als Menschenrechtsverletzung
- Die Auswirkungen von westlichen Interventionen auf subalterne Gemeinschaften
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Relevanz von Menschenrechtsverletzungen und die Kritik an der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte als eurozentrisches Konstrukt dar. Sie führt in die postkoloniale Theorie der Subalternität ein und beschreibt den Fokus der Arbeit auf die weibliche Genitalverstümmelung.
- Gayatri Chakravorty Spivaks postkoloniale Theorie der Subalternität: Dieses Kapitel beleuchtet die zentralen Aspekte von Spivaks Theorie der Subalternität, die sich auf die Verstummung und Unsichtbarkeit von marginalisierten Bevölkerungsgruppen in postkolonialen Gesellschaften fokussiert. Spivak kritisiert das Wohlwollen westlicher Intellektueller und die daraus resultierenden hegemonialen Strukturen.
- Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte - ein westliches Konstrukt?: Dieses Kapitel behandelt die Kritik an der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte als ein Produkt westlicher Ethnozentrismus. Es analysiert das Spannungsfeld zwischen Universalismus und Kulturrelativismus und beleuchtet die Problematik der Anwendung westlicher Wertvorstellungen auf andere Kulturen.
- Das Intervenieren in die FGM-Praktik im Lichte von Spivaks Theorie: Dieses Kapitel befasst sich mit der Frage, inwiefern westliche Interventionen in die Praktik der weiblichen Genitalverstümmelung im Lichte von Spivaks Theorie gerechtfertigt werden können. Es untersucht die Auswirkungen von westlichen Interventionen auf subalterne Gemeinschaften und die Komplexität der Debatte um Menschenrechtskritik.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit Schlüsselthemen wie Postkolonialismus, Subalternität, Menschenrechte, Universalismus, Kulturrelativismus, weibliche Genitalverstümmelung, Intervention und Hegemonie. Sie analysiert die Auswirkungen von westlichen Interventionen in kulturelle Praktiken der "Dritten Welt" und betrachtet die Problematik der Anwendung westlicher Wertvorstellungen auf andere Kulturen im Lichte von Gayatri Chakravorty Spivaks postkolonialer Theorie der Subalternität.
- Arbeit zitieren
- Selin Kara (Autor:in), 2022, Das Intervenieren von westlichen Ländern in kulturelle Praktiken der "Dritten Welt" mit Blick auf Gayatri Chakravorty Spivaks postkolonialer Theorie der Subalternität, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1380254