Der Glaube und die Überlieferung der Heiligen Schrift müssen, unabhängig von allen neueren Ausgaben, unangetastet bleiben. Ein Beispiel für diesen häufig ungewollten Missbrauch mag genügen. In den ungefähr 40 Jahren nach der Kreuzigung Christi, galt Judas offenbar nicht als Verräter. Wenn der Apostel Paulus um 50 n. Chr. schreibt, Jesus wurde am Ostermorgen nach seiner Auferstehung "von den Zwölfen herzlich begrüßt", so ist Judas dort natürlich mit eingeschlossen. Die Herausgeber einer neueren Bibel aber verändern den Text und schreiben er sei "von den Jüngern herzlich begrüßt" worden. Sie waren der fälschlichen Meinung, Judas könne nicht mehr dabei gewesen sein. Die Reihe derartiger Beispiele ließe sich fortsetzen.
Vom "Verräter" Judas wird ausschließlich in den Evangelien um und nach 100 n. Chr. berichtet. 22 Mal wird er in den vier Evangelien genannt, in den Briefen und Büchern der Apostel und Propheten, die nach Hunderten zählen, wird er aber kein einziges Mal namentlich erwähnt. Dass die Evangelisten das Ende des Judas in allen vier Fällen unterschiedlich benennen, muss zumindest verwundern. Einmal erhängt er sich, einmal platzt er oder stürzt vom Felsen, ein anderes Mal holt ihn der Teufel. Wussten die Evangelisten nach 100 Jahren nicht genau Bescheid?
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Die Evangelien - Geschichte und Übermittlung
- Die Evangelisten
- Markus
- Matthäus
- Lukas
- Der Evangelist und Theologe Johannes
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Autor setzt sich in diesem Essay kritisch mit der Bibelauslegung und der Geschichte der Evangelien auseinander. Dabei beleuchtet er die Bedeutung des historischen Kontextes, die unterschiedlichen Perspektiven der Evangelisten und die problematische Praxis von späteren Bearbeitungen der Bibel.
- Die Entstehung und Entwicklung der Evangelien
- Die Rolle der Evangelisten und ihre unterschiedlichen Schwerpunkte
- Die Bedeutung des historischen Kontextes für die Interpretation der Bibel
- Kritik an willkürlichen Eingriffen und Änderungen in der Bibel
- Das Verhältnis von Christentum und Judentum
Zusammenfassung der Kapitel
Der Essay beginnt mit einer persönlichen Einleitung, die die Entstehung des Textes aus dem Kontext der Krankheit und des Klinikaufenthalts des Autors erklärt. Anschließend werden die zentralen Themen des Essays, nämlich die Geschichte und Übermittlung der Evangelien, vorgestellt. Hierbei werden die vier Evangelisten Markus, Matthäus, Lukas und Johannes detailliert vorgestellt, wobei jeweils deren Entstehungskontext, ihre Herangehensweise an die Darstellung Jesu und ihre Bedeutung für das Christentum beleuchtet werden.
Schlüsselwörter
Bibelauslegung, Evangelien, Evangelisten, Geschichte, Übermittlung, Markus, Matthäus, Lukas, Johannes, Synoptiker, historischer Kontext, Kritik, Judentum, Christentum
- Arbeit zitieren
- Prof. Rolf Bothe (Autor:in), 2023, Neues von der Bibelkunde. Gründe für die Abwendung von der Kirche, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1378083