Anfang 1943 beendet Veit Harlan, der Starregisseur des Dritten Reichs, einen Film mit dem Titel ''Opfergang'', der dank der Ambivalenz seiner weiblichen Hauptfiguren zu den vielschichtigsten Filmproduktionen des NS-Regimes gehört. Zeitlich zwischen dem antisemitischen Hetzfilm ''Jud Süß' und ''Kolberg'' gelegen, greift Harlan hier auf einen literarischen Stoff zurück, indem er Rudolf G. Bindings 1912 erschienene gleichnamige Novelle für die Leinwand adaptiert. Untypisch für das Kino des Nationalsozialismus finden so tradierte Werthaltungen Eingang in einen Film, der letztlich als eigentümliche Hommage an die Welt des deutschen Bildungsbürgertums gesehen werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- I. Die literarische Vorlage: Rudolf G. Bindings Novelle "Opfergang"
- II. Die Ambivalenz der weiblichen Charaktere
- 1) Opferbereitschaft aus privaten Motiven: Octavia
- Exkurs: Die Filme Helmut Käutners vor 1945
- 2) Vitalismus und Todessehnsucht: Aels
- Exkurs: "NS-Architekur als Todesglanz"
- 1) Opferbereitschaft aus privaten Motiven: Octavia
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text analysiert Veit Harlans Film "Opfergang" im Kontext seiner literarischen Vorlage, Rudolf G. Bindings Novelle "Opfergang", und untersucht die Ambivalenz der weiblichen Charaktere. Der Fokus liegt auf der Darstellung von Opferbereitschaft und Todessehnsucht in der NS-Zeit und den Widersprüchen, die sich aus dem Zusammenspiel von privater und öffentlicher Moral ergeben.
- Die Adaption von Bindings Novelle "Opfergang" durch Veit Harlan
- Die Ambivalenz der weiblichen Charaktere in Bezug auf Opferbereitschaft und Todessehnsucht
- Die Rolle von privaten Motiven in Octavia's Opferbereitschaft
- Der Gegensatz von Aels' Vitalismus und Todessehnsucht zum NS-Weiblichkeitsideal
- Der Einfluss der NS-Ideologie auf die filmische Darstellung der Figuren
Zusammenfassung der Kapitel
I. Die literarische Vorlage: Rudolf G. Bindings Novelle "Opfergang"
Dieses Kapitel untersucht die literarische Vorlage von Veit Harlans Film "Opfergang", Rudolf G. Bindings gleichnamige Novelle. Der Text beleuchtet Bindings Leben und seine ambivalenten Beziehungen zum NS-Staat sowie die zentrale Dreiecksgeschichte in der Novelle. Er beschreibt die Charaktere Albrecht, Octavia und Joie/Aels und zeigt die Gegenüberstellung von Octavias gefühlsvoller Opferbereitschaft und Joies/Aels sinnlicher Lebensfreude.
II. Die Ambivalenz der weiblichen Charaktere
1) Opferbereitschaft aus privaten Motiven: Octavia
Dieses Kapitel analysiert die Figur der Octavia im Film "Opfergang". Der Text stellt Octavias bedingungslose Liebe und Opferbereitschaft für ihren Mann Albrecht dar. Er diskutiert die Frage, ob Octavias Opferbereitschaft dem vom NS-Regime propagierten Ideal der Frau entspricht und wie sie sich von anderen Opferbildern der Zeit unterscheidet. Der Exkurs behandelt Helmut Käutners Filme vor 1945 und ihre Darstellung von individueller Autonomie in der NS-Zeit.
2) Vitalismus und Todessehnsucht: Aels
Dieses Kapitel beleuchtet die Figur der Aels im Film "Opfergang" und ihre widersprüchliche Darstellung von Vitalität und Todessehnsucht. Der Text analysiert die filmische Inszenierung von Aels als naturhaftes Wesen im Gegensatz zu der gefühlsstarken Octavia. Er zeigt auf, wie Aels' unkontrollierbares Streben nach Unabhängigkeit dem Weiblichkeitsideal des Nationalsozialismus widerspricht und wie ihre Darstellung von der NS-Ideologie beeinflusst ist. Der Exkurs beleuchtet die Thematik der "NS-Architekur als Todesglanz" im Kontext der filmischen Gestaltung.
Schlüsselwörter
Veit Harlan, "Opfergang", Rudolf G. Binding, Novelle, Adaption, Opferbereitschaft, Todessehnsucht, Weiblichkeitsideal, NS-Ideologie, private Moral, öffentliche Moral, Film, Literatur, Dreiecksgeschichte, Helmut Käutner, "NS-Architektur als Todesglanz".
- Arbeit zitieren
- Thomas Reis (Autor:in), Veit Harlans Film ''Opfergang'', München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1377269