In den ersten vier Jahrzehnten des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelte sich in den USA
das Radio von einem maritimen Kommunikationsmittel zu einem Massenmedium. Die
Evolution des Mediums war in den ersten Jahren keineswegs absehbar und die Schaffung
der technischen, wirtschaftlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen dauerte bis weit in
die dreißiger Jahre. Diese sind bis heute gültig und bestimmen weiterhin das amerikanische
Rundfunksystem.
Die USA haben ein kommerzielles, privat organisiertes und staatlich beaufsichtigtes
Rundfunksystem. Was heute als medienpolitische Konsequenz des amerikanischen
Wirtschaftssystem angesehen wird, ist das Ergebnis der wirtschaftlichen und politischen
Umstände, ohne eine öffentliche Diskussion um Alternativen. Ab den späten zwanziger
Jahren dominierten kommerziell orientierte Radio-Netzwerke das Spektrum und verdrängten
kleinere Stationen. Die staatlichen Institutionen spielten eine untergeordnete Rolle und überließen
das Radio den Interessen der freien Wirtschaft.
Die 1927 und 1934 vom Kongress erlassenen Radio Acts untermauerten den kommerziellen
Ansatz. Die Gesetze stellten eine Absage gegenüber Vertretern einer anderen Rundfunkordnung
dar. Sie forderten ein staatlich gefördertes, stärkeres Engagement von öffentlichen
und bildenden Institutionen an dem neuen Medium. Radio stellte in den Augen der Reformer
ein Medium mit starkem bildungspolitischen und Demokratie fördernden Potenzial dar. Die
anfängliche Untätigkeit der Regierung und später der mangelnde Wille zur Reform verhinderten
die Chancen auf ein Rundfunksystem, das nicht ausschließlich von den Kräften
des Marktes geregelt wird.
Um den Weg des Radios nachzuvollziehen, werden in Teil I der Hausarbeit die technischen
Voraussetzungen, die bedeutendesten Erfinder mit ihren Errungenschaften und die
Interessenten aus der Wirtschaft vorgestellt. Radio ist zu diesem Zeitpunkt noch ein drahtloses
Medium, dessen Nutzungsmöglichkeit primär in der maritimen Kommunikation liegt.
Die Beteiligten sind sich der Chancen des Mediums bewusst, aber nur Wenige erkennen
wirtschaftlich erfolgversprechende Alternativen zur Schifffahrt, der Armee und einem Kreis
von interessierten Amateuren. Zudem behindern Patentstreitigkeiten technische Innovationen
und die Produktion. [...]
1 Sobel, Robert: RCA, New York 1986 (zitiert als Sobel 1986), S. 35
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Technik
- 1.2 Unternehmerische Erfinder
- 1.2.1. Guglielmo Marconi
- 1.2.2. Lee De Forest
- 1.2.3. Reginald Aubrey Fessenden
- 1.3. Unternehmen
- 1.3.1. American Telephone and Telegraph Company
- 1.3.3. General Electric / Westinghouse
- 1.4. Patentstreitigkeiten und Kriegsausbruch
- II Wirtschaft
- II.1. Die Entstehung der Radio Corporation of America
- II.1.1. RCA - Beteiligungen und Ausblick
- II.1.2. KDKA als Wendepunkt
- II.1.2.1. David Sarnoff
- II.2. Finanzierung
- II.2.1. WEAF und „Toll Broadcasting”
- II.2.2. Netzwerke
- II.3. National Broadcasting Company
- II.4. Columbia Broadcasting System
- II.4.1. Bill Paley
- II.5. Werbung
- II.6. Zeitungen
- II.7. ,,Ausblick”
- III. Politik und Gesetz
- III.1. Erste Handlung: 1912
- III.1.2. Radio Conferences
- III.2. Radio Act 1927
- III.2.1. Die Federal Radio Comission
- III.2.2. Kritik an FRC
- III.3. Vertreter einer anderen Rundfunkordnung
- III.3.1. Kritik und Vorschläge
- III.3.2. ,,Partnersuche“ der Reformer
- III.3.3. Commercial Radio Advertising – eine Studie
- III.4. Die Roosevelt Administration
- III.4.1. Der Radio Act von 1934
- III.4.2. Die Arbeit Federal Communications Commission
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Anfänge des US-Rundfunks, beginnend mit den technischen Entwicklungen und der frühen Nutzung als maritimes Kommunikationsmittel, und verfolgt die Entstehung des kommerziellen Rundfunksystems in den USA. Dabei werden insbesondere die wirtschaftlichen und politischen Faktoren beleuchtet, die zur Entwicklung des US-amerikanischen Rundfunksystems beigetragen haben.
- Entwicklung des Radios von einem maritimen Kommunikationsmittel zu einem Massenmedium
- Bedeutung von Technik, Wirtschaft und Politik für die Entstehung des US-Rundfunksystems
- Die Rolle von Erfindern, Unternehmen und Politikern
- Die Entstehung von Radio-Netzwerken wie NBC und CBS
- Die Bedeutung der Radio Acts von 1927 und 1934 für die Regulierung des Rundfunks
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Bedeutung des US-Rundfunksystems im Kontext der amerikanischen Medienlandschaft dar. Anschließend beleuchtet Teil I die technischen Voraussetzungen des Radios. Dabei werden die wichtigsten Erfinder und Unternehmen sowie die Bedeutung von Patentstreitigkeiten und des ersten Weltkriegs für die Entwicklung des Radios beleuchtet. Teil II konzentriert sich auf die wirtschaftlichen Voraussetzungen für den Aufstieg des Rundfunks und die Entstehung der Radio-Netzwerke NBC und CBS. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung der kommerziellen Nutzung des Radios und der Herausforderungen, die sich im Zuge der Verbreitung des Mediums ergaben. Teil III analysiert die politische Regulierung des US-Rundfunks, beginnend mit den ersten staatlichen Maßnahmen und der Verabschiedung des Radio Act von 1927. Es werden die Debatten um verschiedene Rundfunkordnungen und die Arbeit der Federal Radio Commission und der Federal Communications Commission beleuchtet.
Schlüsselwörter
US-Rundfunk, Medienentwicklung, Radio, Technik, Wirtschaft, Politik, Erfinder, Unternehmen, Netzwerke, NBC, CBS, Radio Act, Regulierung, Federal Radio Commission, Federal Communications Commission, Kommerzialisierung, Medienlandschaft
- Quote paper
- Bettina Reuhl (Author), 2001, Die Anfänge des US-Rundfunks, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/13731