Paulus von Tarsus, der Völkerapostel, war zweifellos eine der prägendsten Persönlichkeiten des Urchristentums. Ohne sein Wirken hätte sich das Christentum wahrscheinlich nicht zu einer der großen Weltreligionen entwickelt. Das Interesse an seiner Theologie, aber auch an der historischen Persönlichkeit war stets sehr hoch. Während seine Missionstätigkeit, besonders in Kleinasien und Griechenland, vergleichsweise gut belegt ist, weiß man über die letzten Lebensjahre und seinen Tod nur sehr wenig.
Die Tradition sieht Paulus zusammen mit Petrus in Rom unter Kaiser Nero in den sechziger Jahren des ersten Jahrhunderts. Sie verbreiten dort die christliche Lehre und erleiden den Märtyrertod. Wie hat sich diese Tradition entwickelt und welche Textzeugnisse sind dazu überliefert? Dieser Fragestellung geht die vorliegende Arbeit nach und fokussiert dabei auf die dafür relevanten Quellen aus den ersten beiden Jahrhunderten christlicher Zeitrechnung.
Beginnend mit einigen Vorüberlegungen zum historischen Quellenwert und literarisch-theologischer Überformung der reinen Fakten werden Inhalte und Wirkungsgeschichte der relevanten Texte im Hinblick auf die genannte Fragestellung untersucht. Dabei erscheint eine Einteilung in zwei Gruppen sinnvoll:
1. Schriften, die etwa bis zur ersten Jahrhundertwende entstanden sind. Dies sind im Wesentlichen die neutestamentlichen Zeugnisse (Apostelgeschichte, Philipperbrief, zweiter Timotheusbrief) sowie der erste Clemensbrief. Sie sind zeitnah zu den historischen Ereignissen entstanden, so dass man ihren Autoren originäres Wissen unterstellen kann. Besondere Aufmerksamkeit gilt hier der Apostelgeschichte und dem ersten Clemensbrief
2. Schriften des zweiten Jahrhunderts: Briefe des Ignatius von Antiochien, Apokryphe Apostelakten, sowie die indirekt von Eusebius überlieferten Bruchstücke aus Briefen des Dionysius von Korinth und Gaius von Rom. Bei diesen Texten ist aufgrund des größeren zeitlichen Abstands mit mehr legendarischen Anteilen zu rechnen.
Als Ergebnis der Untersuchungen wird schließlich der letzte Abschnitt im Leben des Paulus im Spannungsfeld zwischen historischer Rückfrage und legendarischer Tradition zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
- Hinführung
- Vorüberlegungen: Historizität und Legende
- Analyse der Quellen
- Quellen bis zur ersten Jahrhundertwende
- Apostelgeschichte (Apg)
- Erster Clemensbrief (1 Clem)
- Philipperbrief (Phil)
- Zweiter Timotheusbrief (2 Tim)
- Quellen des zweiten Jahrhunderts
- Briefe des Ignatius von Antiochien
- Brief des Dionysius von Korinth an die Römer
- Acta Pauli: Martyrium Pauli
- Gaius von Rom
- Quellen bis zur ersten Jahrhundertwende
- Historische Rückfrage und Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Entstehung und Entwicklung der literarisch bezeugten Paulustradition in Rom. Sie untersucht die relevanten Quellen aus den ersten beiden Jahrhunderten christlicher Zeitrechnung und analysiert ihre Inhalte und Wirkungsgeschichte. Das Ziel ist es, die historische Entwicklung der Paulustradition in Rom zu rekonstruieren und die Rolle von Legenden und Überlieferungen in diesem Prozess zu beleuchten.
- Die Historizität der Quellen und die Unterscheidung zwischen Fakten und Legenden
- Die Rolle der Apostelgeschichte und des ersten Clemensbriefs in der frühchristlichen Überlieferung
- Der Einfluss von Legendenbildung auf die Entwicklung der Paulustradition
- Die verschiedenen literarischen und theologischen Strömungen, die sich im Umgang mit der Paulustradition widerspiegeln
- Die historische und theologische Bedeutung der Paulustradition für das frühe Christentum
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema ein und beleuchtet die Bedeutung des Völkerapostels Paulus für die Entwicklung des frühen Christentums. Es skizziert die historische Situation und den Forschungsstand zur Paulustradition in Rom.
Kapitel zwei analysiert die Herausforderungen, die sich aus der Unterscheidung zwischen Historizität und Legende in der Analyse antiker Quellen ergeben. Es diskutiert die Methoden der Quellenkritik und die verschiedenen Ansätze zur Interpretation der Paulustradition.
Kapitel drei befasst sich mit der Analyse der relevanten Quellen, die sich auf die Anfänge der Paulustradition in Rom beziehen. Es analysiert verschiedene Schriften, die vor und nach der ersten Jahrhundertwende entstanden sind, darunter die Apostelgeschichte, den ersten Clemensbrief, die Briefe des Ignatius von Antiochien und die Acta Pauli.
Schlüsselwörter
Paulustradition, Rom, Historizität, Legende, Quellenkritik, Apostelgeschichte, Erster Clemensbrief, Ignatius von Antiochien, Acta Pauli, Martyrium Pauli, frühchristliche Literatur, Theologie, Geschichte, Religion
- Arbeit zitieren
- Klaus Altenbach (Autor:in), 2020, Die Paulustradition in Rom. Ihre Anfänge, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1371107