Der "Stürmer" setzt Bilder bewusst ein, um seine rassistische Weltanschauung zu kondensieren und zu verbildlichen und ihr so weitere Verbreitung zu verschaffen. Unter der Prämisse, dass Bilder, mehr noch als Texte, in kurzer Zeit Eindrücke vermitteln und Breitenwirksamkeit entfalten können, setzt diese Arbeit einen besonderen Fokus auf die Karikaturanalyse. Die "jüdische Frau" ist kein zeitloses und unveränderlicher 'natürlicher Gegenstand', kein 'prädiskursiver Referent'. Vielmehr werden Menschen, auf Grundlager mehr oder weniger willkürlicher Kriterien, als "jüdische Frauen" durch Diskurse und Praktiken objektiviert. Erst retrospektiv erscheinen dann bestimmte 'prädiskursive Referenten' als Gegenstände, aus denen heraus die "jüdische Frau" konstruiert wird.
An Gerhard Paul angelehnt liegt dieser Arbeit kein enges Verständnis von Visual History zugrunde, welches sich nur auf die Gattung der Fotografie bezieht, sondern eines, welches das stehende Bild in Form von Karikaturen als Inszenierung der nationalsozialistischen Ideologie wahrnimmt. Für die Analyse wurde sich der Panofskyschen Methode der dreischrittigen Bildanalyse bedient. Der inhaltliche Einfluss des Herausgebers des "Stürmers", Julius Streicher, auf die Hetzschrift, legt sogar einen biografischen Zugang nahe, von dem jedoch abgesehen wurde, da dies den Rahmen der Arbeit sprengen würde. Die biografischen Stichpunkte, die für wichtig betrachtet wurden, werden, sich auf schon durchgeführte Recherchen stützend, in Ansätzen jedoch miteinbezogen. Damit beginnt das erste Kapitel des Hauptteils der Arbeit. Vor der direkten Auseinandersetzung mit der Quelle des "Stürmers" sollte zunächst die vom Nationalsozialismus propagierte (Rollen-)Bild der Frau erläutert werden. Dieses Ideal der "Arierin" bildete, ebenso wie das des "Ariers", das Gegenstück zur Figur der "Jüdin" respektive des "Juden". Die letzten zwei Kapitel sollen deshalb die Charakteristika der bildlichen Widerspiegelung der imaginierten nationalsozialistischen "Juden- und Jüdinnenbilder" betrachten. Gezeigt soll werden, in welchem Zusammenhang nicht nur die Darstellung von Jüdinnen, sondern auch von Juden mit nationalsozialistischer Misogynie und Sexismus zu tun hat.
Inhaltsverzeichnis
- Prolegomena
- Forschungsstand
- Quellen
- Julius Streicher
- Untersuchung: Antisemitischer Sexismus oder sexistischer Antisemitismus?
- Frauen im Nationalsozialismus
- Der "Stürmer-Jude"
- Die "Stürmer-Jüdin"
- Ergebnisse
- Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Korrelation zwischen dem Antisemitismus und der nationalsozialistischen, misogynen Ideologie in der Hetzschrift "der Stürmer". Dabei wird der Frage nachgegangen, inwiefern sich dabei diskriminierende Bilder kummulieren. Der Fokus liegt auf der Konstruktion von Jüdinnenbildern im "Stürmer" und dem Einfluss von Geschlechterrollen auf die zeitgenössische Gedankenwelt. Die Arbeit zeigt auf, welchen Beitrag der "Stürmer" zur nationalsozialistischen Misogynie leistet und wie sich Stereotype in Bildern manifestieren.
- Analyse der Konstruktion von Jüdinnenbildern im "Stürmer"
- Der Einfluss von Geschlechterrollen auf die Darstellung von Jüdinnen
- Die Rolle des "Stürmers" in der nationalsozialistischen Misogynie
- Die Verwendung von Bildern als Mittel der Propaganda
- Die Bedeutung von Stereotypen in der NS-Ideologie
Zusammenfassung der Kapitel
- Prolegomena: Diese Einleitung stellt den Forschungsstand und die Quellen dar, die für die Arbeit relevant sind. Sie behandelt das Thema der binären Strukturen und der daraus resultierenden Gefahren, wobei das nationalsozialistische Denken als Paradebeispiel herangezogen wird.
- Julius Streicher: Dieser Abschnitt bietet einen kurzen Einblick in die Biografie des Herausgebers des "Stürmers", Julius Streicher. Dieser Abschnitt wurde aufgrund des Umfangs der Arbeit nicht näher beleuchtet, ist aber dennoch wichtig, um den Einfluss Streichers auf die Hetzschrift zu verstehen.
- Untersuchung: Antisemitischer Sexismus oder sexistischer Antisemitismus?: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Verbindung von Antisemitismus und Sexismus in der "Stürmer"-Propaganda. Es werden die diskriminierenden Bilder analysiert, die in der Hetzschrift verwendet werden, und die Frage gestellt, ob es sich um antisemitischen Sexismus oder sexistischen Antisemitismus handelt.
- Frauen im Nationalsozialismus: Dieser Abschnitt beleuchtet das Idealbild der "Arierin" im Nationalsozialismus. Dieses Idealbild wurde als Gegenstück zur Figur der "Jüdin" konstruiert. Es wird erläutert, wie die Nationalsozialisten ein bestimmtes Weiblichkeitsideal definierten und alles, was von dieser Norm abwich, als andersartig und schlecht empfanden.
- Der "Stürmer-Jude": Dieser Abschnitt befasst sich mit den Bildern von Juden, die in der Hetzschrift "der Stürmer" verwendet wurden. Es wird gezeigt, wie die Darstellung von Juden mit nationalsozialistischer Misogynie und Sexismus zusammenhängt.
- Die "Stürmer-Jüdin": Dieser Abschnitt steht im Mittelpunkt der Arbeit und analysiert die Konstruktion von Jüdinnenbildern im "Stürmer". Es wird untersucht, welchen Einfluss Geschlechterrollen auf die Darstellung von Jüdinnen hatten und wie diese Bilder zur Verbreitung von Stereotypen beitrugen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Thematik des Antisemitismus und der Konstruktion von Bildern von Jüdinnen im "Stürmer". Die zentralen Begriffe sind "Antisemitismus", "Sexismus", "Misogynie", "Geschlecht", "Stereotype", "Visual History", "Bildanalyse", "Nationalsozialismus" und "Stürmer".
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2023, Die "Stürmer-Jüdin". Die Konstruktion von Jüdinnenbildern, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1369586