Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit jener Madonna, die sich im Frauenchor, dem Marienchor, zu St. Stephan in Wien befindet und nach ihrem Standort Frauenchormadonna genannt wird. Dem Namen zufolge fügt sie sich nicht in die Reihe prominenter Plastiken ein, wie die Dienstbotenmuttergottes, der Fenstergucker oder der Zahnweh-Herrgott, die in beinahe jedem Kirchenführer über den Wiener Stephansdom Erwähnung finden. In der einschlägigen Literatur wird sie gemeinhin als Maria mit Kind bezeichnet.
Bei der Frauenchormadonna handelt sich um eine Chorstatue des Nordchores, die sich auf einer hoch angebrachten Konsole als Baldachinfigur an einem Wandpfeiler befindet, der an der Übergangszone vom Chorschiff zum Chorpolygon positioniert ist. Der Zeitpunkt ihrer Entstehung ist im frühen 14. Jahrhundert anzusetzen. Die aus Sandstein gefertigte Figur ist etwa überlebensgroß und als Typus der thronenden Madonna mit stehendem Kind dargestellt. Der ausführende Künstler ist namentlich nicht bekannt. Da die Madonna von einem Baldachin "bekrönt" wird, darf sie der Wiener Bauhütte zugeschrieben werden, denn reichverzierte Figurenbaldachine waren ein besonderes Merkmal derselbigen. Heute steinansichtig, darf man sie sich ursprünglich farblich gefasst vorstellen.
Da sie als Bestandteil eines Figurenensembles im nördlichen Chor zu St. Stephan fungiert, soll in dieser Arbeit die Frage behandelt werden, inwiefern ihr eine Funktion innerhalb dieses Zyklus zukommt. Welche Position erfüllt sie innerhalb dieses Ensembles? Was ist ihre Aufgabe in diesem Programm? Hat sie Vorreiterfunktion?
Nach anfänglicher Beschreibung der monumentalen Baldachinfigur, wird sie in Beziehung gesetzt mit den anderen, im Frauenchor sich befindenden, Pfeilerfiguren. Denn nur im Figurenverband wird ihre "Sprache" dem "Hörer" verständlich. Diese Untersuchung soll auch Einblick bieten, wie der Altarraum zur Zeit der Errichtung ausgesehen haben könnte. Schlussendlich wird die Frauenchormadonna mit anderen Werken jener Zeit verglichen, unter besonderer Berücksichtigung Wiens und des deutschsprachigen Gebietes.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsstand
- Die Madonna des Frauenchores
- Die Madonna als Teil eines Ensembles
- Mögliche Aufstellungen
- Zwei Sitzfiguren
- Die Madonna und der König
- Die Madonna und der Engel
- Der Altar
- Datierung
- Originaler Aspekt
- Verwandtschaft innerhalb der Plastik
- Verwandtschaft innerhalb der Gattungen
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frauenchormadonna zu St. Stephan in Wien und untersucht ihre Funktion innerhalb eines Figurenensembles. Das Ziel ist es, die Bedeutung der Madonna im Kontext des nördlichen Chores zu erforschen, ihre Position im Ensemble zu bestimmen und Einblicke in die ursprüngliche Gestaltung des Altarraums zu gewinnen.
- Die Frauenchormadonna als Chorstatue im Wiener Stephansdom
- Die Funktion der Madonna innerhalb eines Figurenensembles
- Die Darstellung und Bedeutung der Madonna in der Wiener Kunst des 14. Jahrhunderts
- Die Einordnung der Madonna im Kontext anderer Kunstwerke der Zeit
- Die Rekonstruktion der ursprünglichen Gestaltung des Altarraums
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein, stellt die Frauenchormadonna vor und skizziert den Forschungsstand. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Beschreibung der Madonna als Einzelfigur, beleuchtet ihre ikonografischen Merkmale und stellt sie in den Kontext der Wiener Dombauhütte. Kapitel drei beleuchtet die Madonna als Teil eines Ensembles im Frauenchor und analysiert ihre Funktion und Position im Kontext der anderen Figuren. Die Kapitel vier und fünf behandeln mögliche Aufstellungen der Madonna innerhalb des Ensembles sowie die Gestaltung des Altars. Kapitel sechs geht auf die Datierung der Madonna ein, während Kapitel sieben den ursprünglichen Aspekt der Figur beleuchtet. Kapitel acht und neun widmen sich der Verwandtschaft der Madonna mit anderen Werken innerhalb der Plastik und Gattungen. Das Resümee fasst die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Frauenchormadonna zu St. Stephan in Wien, die Wiener Dombauhütte, die gotische Plastik des 14. Jahrhunderts, Figurenensembles, ikonografische Merkmale, stilistische Analysen und die Rekonstruktion der ursprünglichen Altarraumgestaltung.
- Arbeit zitieren
- Petra Pirklhuber (Autor:in), 2018, Die Frauenchormadonna zu St. Stephan in Wien. Teil eines Ensembles, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1363586