Bei den vielen verschiedenen Übersetzungstheorien fällt es auf, dass man zwischen zwei Gruppen unterscheiden kann: 1) die, die sich rein theoretisch mit Übersetzen auseinandersetzen und 2) die, die praktisch anwendbar sind. Die Grenzen sind unklar. Jede Theorie beinhaltet Erfahrung des Autors mit dem Übersetzen, die direkt oder indirekt hilfreich sein kann. Nichtsdestotrotz sind es die linguistischen Aufsätze, die extra dazu geschrieben worden sind ein konkretes, fachliches Werkzeug für die Übersetzungsarbeit anzubieten.
Dazu gehört der Aufsatz von Werner Koller „Einführung in die Übersetzungswissenschaft“, indem er sich unteranderem mit der: „Differenzierung des Äquivalenzbegriffes“ auseinandersetzt. Diese werde ich kurz zusammenfassen, um dann den Versuch durchzuführen zwei von meinen auf Polnisch geschriebenen Gedichten ins Deutsch zu übersetzen. Dabei soll der Prozess des Übersetzens auch dem Versuch dienen folgende Fragen zu beantworten: Ist es vorteilhaft, dass der Autor und Übersetzer eine Person sind? Sind tatsächlich alle geschriebenen Texte übersetzbar?
Koller geht davon aus, dass alle geschriebenen Texte übersetzbar sind. Entweder existiert die Möglichkeit wortwörtlich zu übersetzen oder, wenn es nicht der Fall ist, können Umschreibungen, Kommentare und Erklärungen in unterschiedlichen formalen Art und Weisen verwendet werden. „Übersetzungen kommen in der Regel nicht ohne kommentierende, interpretierende, bearbeitende, kürzende und erweiternde Verfahren aus, wenn sie bestimmte Werte des AS-Textes dem zielsprachlichen Leser vermitteln, bzw. Wenn sie versteh- und lesbar sein sollen.“ (Koller (1992): S.267). In seiner Theorie führt er den Begriff der Äquivalenz ein, der die gleichwertige Beziehung zwischen dem Ausgangstext (dem Original) und dem Zieltext (der Übersetzung) zum Ausdruck bringen soll. Dabei unterscheidet er, anhand von F. G. Königs Terminologie, sieben Äquivalenzrahmen: 1) denotative, 2) konnotative, 3) textnormative, 4) pragmatische, 5) formale, 6) textintendierte und 7) finalistische. Er konzentriert sich dabei auf die ersten fünf, da sie zu den textuellen Äquivalenztypen gehören und „[…] auf die Übersetzungseinheiten bezogen sind.“ (ebd.: S.226).
Inhaltsverzeichnis
- Äquivalentes Übersetzen
- Kollers Theorie der Äquivalenz
- Übersetzungsrelevante Äquivalenzen
- Beispielgedicht und Übersetzungsprozess
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Theorie des äquivalenten Übersetzens anhand von Kollers Äquivalenzmodell. Ziel ist es, den Übersetzungsprozess anhand der Übersetzung zweier polnischer Gedichte ins Deutsche zu veranschaulichen und dabei die Frage nach der Übersetzbarkeit aller Texte und den Vorteilen einer Autor-Übersetzer-Identität zu beleuchten.
- Kollers sieben Äquivalenzrahmen
- Die Rolle der Textanalyse im Übersetzungsprozess
- Die Herausforderungen der Übersetzung expressiver Texte (Lyrik)
- Die Anwendung der Äquivalenztheorie in der Praxis
- Wortwahl und Bedeutung im Kontext der Übersetzung
Zusammenfassung der Kapitel
Äquivalentes Übersetzen: Der Text beginnt mit einer Einführung in die Übersetzungstheorie und der Unterscheidung zwischen theoretischen und praktisch anwendbaren Ansätzen. Er führt in Kollers Arbeit zur Differenzierung des Äquivalenzbegriffs ein und kündigt den Versuch an, zwei eigene polnische Gedichte ins Deutsche zu übersetzen, um den Übersetzungsprozess und die damit verbundenen Fragen zu untersuchen: Ist die Autor-Übersetzer-Identität vorteilhaft? Sind alle Texte übersetzbar? Die Einleitung legt die Grundlage für die praktische Anwendung der Theorie im weiteren Verlauf.
Kollers Theorie der Äquivalenz: Dieser Abschnitt fasst Kollers Theorie der Äquivalenz zusammen. Koller postuliert die Übersetzbarkeit aller Texte und unterscheidet sieben Äquivalenzrahmen (denotativ, konnotativ, textnormativ, pragmatisch, formal, textintendiert, finalistisch). Der Fokus liegt auf den ersten fünf, die sich auf die Übersetzungseinheiten beziehen. Die letzten beiden werden als irrelevant für den Übersetzungsprozess eingestuft. Kollers Betonung der Vorbereitungsphase vor dem eigentlichen Übersetzungsprozess – die Erstellung einer Hierarchie der in der Übersetzung zu erhaltenden Werte basierend auf einer Textanalyse – wird hervorgehoben.
Übersetzungsrelevante Äquivalenzen: Dieser Abschnitt erläutert die Bedeutung der Textanalyse für die Auswahl der relevanten Äquivalenzrahmen. Drei Texttypen werden unterschieden: informativ, expressiv und operativ. Der Texttyp bestimmt die Vorgehensweise und die Relevanz der verschiedenen Äquivalenzrahmen. Am Beispiel des eigenen Gedichtes wird die Relevanz bestimmter Äquivalenzrahmen für die Übersetzung lyrischer Texte herausgestellt (formal-ästhetische, denotative, konnotative Äquivalenz).
Beispielgedicht und Übersetzungsprozess: Dieser Abschnitt beschreibt den konkreten Übersetzungsprozess des Beispielgedichts. Es werden die Schwierigkeiten bei der Übersetzung des Titels ("A propos") und einzelner Wörter ("Język" – Zunge/Sprache) sowie die Herausforderungen bei der Bewahrung der formal-ästhetischen und semantischen Aspekte im Detail analysiert. Es werden verschiedene Übersetzungsoptionen vorgestellt und deren Vor- und Nachteile im Hinblick auf die verschiedenen Äquivalenzrahmen diskutiert. Der Abschnitt zeigt die praktische Anwendung der vorher beschriebenen Theorie und die Notwendigkeit von Kompromissen im Übersetzungsprozess.
Schlüsselwörter
Äquivalenz, Übersetzungstheorie, Koller, Textanalyse, Übersetzungsprozess, Lyrik, expressive Texte, denotative Äquivalenz, konnotative Äquivalenz, formale Äquivalenz, polnisch-deutsche Übersetzung, Mehrdeutigkeit, Metapher.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Äquivalentes Übersetzen - Eine Untersuchung anhand von Kollers Äquivalenzmodell
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Theorie des äquivalenten Übersetzens, insbesondere Kollers Modell der Äquivalenz. Sie veranschaulicht den Übersetzungsprozess anhand der Übersetzung zweier polnischer Gedichte ins Deutsche und beleuchtet dabei die Übersetzbarkeit von Texten und die Vorteile einer Autor-Übersetzer-Identität.
Welche Aspekte von Kollers Theorie werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf Kollers sieben Äquivalenzrahmen (denotativ, konnotativ, textnormativ, pragmatisch, formal, textintendiert, finalistisch). Schwerpunktmäßig werden die ersten fünf Rahmen behandelt, die sich auf die Übersetzungseinheiten beziehen. Die Rolle der Textanalyse im Übersetzungsprozess und die Herausforderungen bei der Übersetzung expressiver Texte (Lyrik) werden ebenfalls ausführlich diskutiert.
Welche Rolle spielt die Textanalyse?
Die Textanalyse ist zentral für die Auswahl der relevanten Äquivalenzrahmen. Die Arbeit unterscheidet drei Texttypen (informativ, expressiv, operativ), wobei der Texttyp die Vorgehensweise und die Relevanz der verschiedenen Äquivalenzrahmen bestimmt. Am Beispiel eines Gedichts wird die Relevanz bestimmter Äquivalenzrahmen für die Übersetzung lyrischer Texte (formal-ästhetische, denotative, konnotative Äquivalenz) verdeutlicht.
Wie wird der Übersetzungsprozess veranschaulicht?
Der Übersetzungsprozess wird anhand eines konkreten Beispiels (eines polnischen Gedichts) detailliert beschrieben. Schwierigkeiten bei der Übersetzung des Titels und einzelner Wörter, sowie die Herausforderungen bei der Bewahrung der formal-ästhetischen und semantischen Aspekte werden analysiert. Verschiedene Übersetzungsoptionen werden vorgestellt und deren Vor- und Nachteile im Hinblick auf die verschiedenen Äquivalenzrahmen diskutiert.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit zeigt die praktische Anwendung der Äquivalenztheorie und die Notwendigkeit von Kompromissen im Übersetzungsprozess. Sie beleuchtet die Herausforderungen bei der Übersetzung lyrischer Texte und die Bedeutung einer sorgfältigen Textanalyse für die Auswahl der relevanten Äquivalenzrahmen. Die Frage nach der Übersetzbarkeit aller Texte und den Vorteilen einer Autor-Übersetzer-Identität wird diskutiert.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Die Arbeit wird durch folgende Schlüsselwörter charakterisiert: Äquivalenz, Übersetzungstheorie, Koller, Textanalyse, Übersetzungsprozess, Lyrik, expressive Texte, denotative Äquivalenz, konnotative Äquivalenz, formale Äquivalenz, polnisch-deutsche Übersetzung, Mehrdeutigkeit, Metapher.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zu Äquivalentem Übersetzen, Kollers Theorie der Äquivalenz, Übersetzungsrelevanten Äquivalenzen und einem Beispielgedicht mit detaillierter Analyse des Übersetzungsprozesses.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, Kollers Äquivalenzmodell anhand konkreter Beispiele zu erläutern und den Übersetzungsprozess von Lyrik zu veranschaulichen. Sie untersucht die Frage nach der Übersetzbarkeit aller Texte und der optimalen Rolle des Übersetzers.
- Arbeit zitieren
- Michał Krus (Autor:in), 2009, Äquivalentes Übersetzen, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/135997