Im folgenden Essay werde ich das Thema „was ist Bedeutungswandel“ sowie den Zusammenhang von Bedeutungswandel mit Polysemie und Homonymie aufgreifen. Zunächst ist der Begriff Bedeutungswandel zu definieren. Bedeutungswandel gilt als „ein unbeabsichtigter Nebeneffekt unseres alltäglichen Kommunizierens“.
Universität Mannheim Romanisches Seminar-Abteilung Sprach- und Medienwissenschaft HWS 2018 EPS Einführung in die französische Sprach- und Medienwissenschaft
Essay zum Thema Bedeutungswandel: Polysemie und Homonymie Abgabe am 11.01.2019
Im folgenden Essay werde ich das Thema „was ist Bedeutungswandel“ sowie den Zusammenhang von Bedeutungswandel mit Polysemie und Homonymie aufgreifen. Zunächst ist der Begriff Bedeutungswandel zu definieren. Bedeutungswandel gilt als „ein unbeabsichtigter Nebeneffekt unseres alltäglichen Kommunizierens“ (Keller/Kirschbaum 2003: 13). Menschen verfolgen stets das Bestreben der optimalen Verwirklichung ihrer alltäglichen kommunikativen Ziele (vgl. Keller/Kirschbaum 2003: 13). Wenn hierbei gleich gerichtete, sprachliche Mittel gewählt werden, ist die daraus resultierende Folge ein Bedeutungswandel (vgl. ebd.). Somit führen nicht Fehler zum Bedeutungswandel, sondern „regelkonforme Verwendungsweisen“ (Bechmann 2016: 172). Des Weiteren kommt es beim Bedeutungswandel nicht zu einer konkreten
Veränderung der Bedeutung eines Wortes, vielmehr wird eine Bedeutung hinzugefügt und lexikalisiert (innovativer Bedeutungswandel). Es besteht auch die Möglichkeit des Wegfalls einer lexikalisierten Bedeutung, die ungebräuchlich wurde (reduktiver Bedeutungswandel) (vgl. Blank 2001: 70). Somit kommt es zur Entstehung neuer bzw. zum Abbau vorhandener lexikalischer Einheiten. In manchen Fällen könnte hierbei eine ganze Lexie verschwinden, sofern diese eine alleinige Bedeutung trägt (vgl. ebd.). Ein Beispiel für einen innovativen Bedeutungswandel liefert das englische Wort mouse, das ursprünglich für ein kleines Nagetier stand, heute aber ebenso als „graphisches Zeigegerät für Computer“ (Blank 2001: 70) verwendet wird (vgl. ebd.).
Die Folgen des Bedeutungswandels auf Wortebene sind einerseits Bedeutungsverbesserung (Melioration) und andererseits Bedeutungsverschlechterung (Pejoration). Ein Beispiel für eine Pejoration wäre das Adjektiv billig, welches heute häufig im Kontext von minderwertig verwendet wird (vgl. Bechmann 2016: 237). Betrachtet man die Folgen des Bedeutungswandels nicht mehr auf Wortebene, sondern nun sprachlich, dann fällt auf, dass es zu Veränderungen im lexikalischen System kommt. Hierbei geht es um die Nachweisbarkeit der semantischen Relationen „zwischen den Elementen des Systems“ (Bechmann 2016: 253). Als Spezialfall des Sprachwandels befolgt der Bedeutungswandel klare Richtlinien (vgl. Bechmann 2016: 254). Zunächst existieren die alten und neuen Wortbedeutungen nebeneinander. Folglich kommt es entweder zur „friedlich[en]“ (Bechmann 2016: 254) Koexistenz beider Bedeutungen, oder zur Verdrängung der alten Bedeutungsvariante durch eine neue (vgl. ebd.). Es kommt zur Ausdifferenzierung der beim Bedeutungswandel existierenden „Eins-zu-Eins Zuordnung zwischen Körper und Bedeutung“ (Bechmann 2016: 254). Bei der sogenannten Monosemie hat das sprachlich Bezeichnete also genau eine spezifische Bedeutung (vgl. Gabriel/Meisenburg 32017: 180). Diese „monosemische Grundbedeutung“ (Bechmann 2013: 91) erhält eine weitere Nebenbedeutung aufgrund des abweichenden Wortgebrauchs (vgl. ebd.). Dadurch entsteht eine Mehrdeutigkeit (Ambiguität) eines Begriffs, welche man Polysemie nennt (vgl. Gabriel/Meisenburg 32017: 180). „Einem signifiant entsprechen mehrere signifiés, d.h. ein Wort weist unterschiedliche Bedeutungsnuancen auf, zwischen denen ein erkennbarer Zusammenhang besteht“ (Gabriel/Meisenburg 32017: 180). In Folge dessen werden viele Wörter, deren semantische Merkmale man übertragen kann, zur Bezeichnung verschiedener Sachverhalte verwendet und es entsteht eine lexikalische Mehrsinnigkeit (vgl. Pospiech 2000: 162). Deutlich wird dies am Beispiel des Wortes Schlange, das eine Menschenkette oder ein Reptil bezeichnen kann. Zusätzlich wird Schlange als abwertender Begriff meist weiblicher Personen verwendet, und erhält somit eine dritte Bedeutung (vgl. ebd.). Ein französisches Beispiel hierzu wäre das Wort clé (Schlüssel) in clé de la voiture (Autoschlüssel) und la clé USB (USB-Stick) (vgl. Gabriel/Meisenburg 32007: 180). Polysemie ist die „synchronische Konsequenz von Bedeutungswandel [...] und kann verschiedene Ausprägungen haben, je nach dem zugrunde liegenden Typ des Bedeutungswandels“ (Blank 2001: 104). Somit ist sie eine Folge des Bedeutungswandels und von der sogenannten Homonymie zu differenzieren (vgl. Bechmann 2016: 254). Homonymie ist ein zufälliger Prozess, bei welchem es zwei gleichklingende Ausdrücke gibt, die allerdings keinen semantischen Kontext aufweisen (vgl. ebd.). Ein Beispiel gibt das französische Verb louer, welches vermieten und gleichzeitig loben bedeutet (vgl. Gabriel/Meisenburg 32017: 181). Auf deutscher Seite findet man beim Wort sieben ein Exempel, das sowohl für das Zahlwort sieben als auch das Verb sieben steht (vgl. Keller/Kirschbaum 2003: 103). Die Entscheidung eines Wortes über Homonymie ist vom Umfang der wörtlichen Bedeutung, den wir ihm geben, abhängig (vgl. Fries 1980: 52). Gibt man einem Wort weniger spezifische Bedeutungsmerkmale, so wächst auch die Anzahl der zu feststellenden Vagheiten. Dasselbe gilt auch umgekehrt: Die Anzahl der erscheinenden Homonymien (Gleichnamigkeiten) steigt mit der Spezifizierung der Bedeutungsmerkmale (vgl. Fries 1980: 52f). Das Unterscheiden zwischen Homonymie und Polysemie ist allerdings nicht in jedem Fall eindeutig, wie das deutsche Wort Schloss zeigt, welches sowohl „herrschaftliches Wohngebäude“ als auch „Vorrichtung zum Verschließen“ bedeuten kann (vgl. Gabriel/Meisenburg 32017: 181). „Etymologisch gehen aber beide Verfahren auf schließen zurück“ (Bechmann 2016: 255). Nicht nur für den Schließmechanismus ist dieser Kontext von Bedeutung. Auch das Schloss als Gebäude weist einen Zusammenhang auf: Das Schloss galt oft als „Abschluss einer architektonischen Landschaftsgestaltung“ (Gabriel/Meisenburg 32017: 181) und als ein „gut verschlossenes Gebäude“, (Gabriel/Meisenburg 32017: 181) in welchem sich wichtige Wertsachen befanden (vgl. ebd.). Es besteht also eine semantische Verbindung. Allerdings würde eine semantische Analyse heutzutage weniger Gemeinsamkeiten und somit mehr Gegensätze aufweisen (vgl. Bechmann 2016: 255) Auf diese Weise sind Polysemie und Homonymie Ausdrücke, „deren eindeutige Fälle die Pole eines Kontinuums bilden, auf dem es einen Übergangsbereich mit unklaren Grenzfällen gibt“ (Bechmann 2016: 255). Auch der gleichwertige Erhalt neuer und alter Bedeutung ist, unter der Voraussetzung, dass die Unterscheidung beider Bedeutungen mühelos stattfinden kann, möglich. Das deutsche Wort Maus, bei welchem der Bedeutungswandel auf der morphologischen Ähnlichkeit zwischen der Computermaus und dem Tier basiert, bietet sich hier als ein gutes Beispiel an. Das metaphorische Verfahren hat somit die neue Bedeutung neben die alte treten lassen (vgl. ebd.). Weitere Beispiele repräsentieren die Substantive Ton (Laut) und Ton (Lehm) sowie Kiefer (Baumart) und Kiefer (Kinnbacken) (vgl. Keller/Kirschbaum 2003: 109). Somit können homonyme Begriffe „friedlich miteinander auskommen“ (Keller/Kirschbaum 2003: 109). Sofern das weite Auseinanderliegen der Verwendungsbereiche gegeben ist, wird der missverständliche Gebrauch der Begriffe verhindert und es muss nicht nach alternativen Ausdrucksmöglichkeiten gesucht werden (vgl. ebd). Ein sogenannter „Homonymenkonflikt“ entsteht dann, wenn missverständliche Redesituationen zunehmend realisierbar werden. So kann es zur Verdrängung von einem der beiden Homonyme kommen und es findet ein Ersatz durch ein nicht homonymes Wort statt (vgl. ebd.). Aber auch polyseme Begriffe haben aufgrund von semantischer Nähe ein bedeutungstechnisches Konfliktpotenzial (vgl. Blank 1997: 357). Sie werden dann „problematisch, [...] wenn die entsprechenden Konzepte im selben Frame oder in derselben Taxonomie vorkommen und daher leicht verwechselt werden können“ (Blank 1997: 357). Zusammenfassend kann man also sagen, dass Mehrdeutigkeit das „Nebeneinanderexistieren“ der neuen und alten Bedeutungsvarianten bezeichnet. Außerdem wird Mehrdeutigkeit in Homonymie und Polysemie untergliedert (vgl. Keller/Kirschbaum 2003: 120). Wörter mit verwandten, aber unterschiedlichen Bedeutungsvarianten bezeichnet man als polysem. Allerdings müssen beide Verwendungsbereiche klar voneinander abgrenzbar sein. Die Varianten beim Wort bequem beispielweise, gehen jeweils auf menschliche bzw. auf nicht-menschliche Referenten zurück (vgl. ebd.). Homonymie hingegen bezeichnet zwei Lexeme, die „zufällig denselben Sprachkörper haben“ (Bünting/Eichler 1976/1978[2]: 146 zit. n. Fries 1980: 61), allerdings keinen semantischen Kontext besitzen (vgl. Keller/Kirschbaum 2003: 121). Letztlich haben „Polysemie und Homonymie [...] miteinander gemein, dass sie zeitlich relativ überdauernde, zum sozialen Sprachbesitz zählende Gegebenheiten darstellen“ (Klein 1997: 12).
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- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2019, Bedeutungswandel im Zusammenhang mit Polysemie und Homonymie, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1344570