Als Brecht um 1953 die Buckower Elegien schrieb, war er bereits allseits bekannt.
Über Nationengrenzen hinweg spielte man seine Stücke und las seine Gedichte.
Überall auf der Welt hatte er sich Bewunderer, aber auch Feinde geschaffen. Denn
eines steht außer Frage: Brecht war nicht nur ein großer Schriftsteller, sondern
auch ein Politikum.1 In einer politisch hochbrisanten Zeit stand er zwischen Ost
und West, mitten im Zentrum, dem heißesten Punkt des kalten Krieges, in Berlin
und vertrat eine Meinung, die beide Supermächte das Fürchten lehrte: Er rief auf
zur Vernunft.2 Brecht schrieb Stücke von solch einer Brisanz, dass seine Person
oftmals Thema in beiden deutschen Parlamenten wurde. Darüber hinaus wurde er
zu einem politischen Sinnbild.3 Die Frage nach der politischen Gesinnung eines
Mitbürgers wurde in weiten Kreisen auf die Frage reduziert: „Wie stehst Du
eigentlich zu Brecht?“ Das Wichtigste ist aber: Brecht war Kommunist. Er lebte
aus freier Entscheidung in der DDR und arbeitete dort mit einem
außerordentlichen Eifer daran, den Sozialismus voranzutreiben. Er schrieb
Propagandagedichte und versuchte den Menschen, vor allem den Arbeitern und
den Bauern, die sozialistische Idee näher zu bringen. Die Erziehung des Menschen
und dessen Aufklärung waren die Motoren seiner unermüdlichen Arbeit. Das
alleine stand im Vordergrund für sein Tun und natürlich die Vernunft. Denn über
sie versuchte er die Menschen zu erreichen und sie zu überzeugen. Ihm war es
wichtig, dass die Menschen einsahen. Er wollte niemanden zwingen, oder gar
verblenden. Derart repressive Mittel lagen ihm fern, darüber hinaus hatte er sie auch keinesfalls nötig. Seine Dichtkunst wusste zu beeindrucken, seine Sprache
war klar und verständlich, seine Botschaften leicht zu extrahieren, außerdem
logisch und vernünftig. [...]
1 Vgl.: Müller, Kreuzzug gegen Brecht, S. 9 u.
2 Vgl.: Müller, Kreuzzug gegen Brecht, S. 7 o.
3 Vgl.: Müller, Kreuzzug gegen Brecht, S. 9
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bertolt Brecht
- Die Ereignisse am 17 Juni 1953
- Brecht und der 17. Juni
- Der Brief an Ulbricht
- Brechts Meinung zum Umgang mit den Arbeitern
- Brecht rechtfertigt sich
- Der 17. Juni in den Buckower Elegien
- Brechts Angst vor dem Faschismus
- Brechts Reue
- Brechts Festhalten am Regime
- Schlussteil
- Brechts Rückblick
- Brecht und die Buckower Elegien
- Brecht der Sozialist
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert Bertolt Brechts politische Positionierung im Kontext der Ereignisse vom 17. Juni 1953. Durch die Untersuchung seiner schriftlichen Reaktionen auf die Ereignisse und die Analyse seiner „Buckower Elegien“ wird Brechts Standpunkt zu diesem bedeutenden Tag beleuchtet.
- Brechts politische Positionierung vor dem Hintergrund des 17. Juni 1953
- Die „Buckower Elegien“ als Schlüssel zu Brechts Einstellungen
- Brechts Reaktionen auf den Arbeiteraufstand
- Die Rolle des Faschismus in Brechts Sichtweise
- Brechts Verhältnis zum sozialistischen Regime
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Bertolt Brecht als ein politisches und künstlerisches Schwergewicht seiner Zeit vor und liefert einen kurzen Überblick über die wirtschaftlichen und politischen Bedingungen in der DDR vor den Ereignissen vom 17. Juni 1953. Kapitel 2 beleuchtet Brechts Reaktionen auf den Arbeiteraufstand, darunter seinen Brief an Walter Ulbricht, seine Meinung zum Umgang mit den Arbeitern und seine Rechtfertigung für seine Position. Kapitel 3 untersucht die „Buckower Elegien“ im Kontext des 17. Juni und analysiert Brechts Angst vor dem Faschismus, seine Reue und sein Festhalten am sozialistischen Regime.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf Bertolt Brecht, den 17. Juni 1953, die „Buckower Elegien“, Arbeiteraufstand, DDR, Sozialismus, Faschismus, politische Positionierung, Kritik und Rechtfertigung.
- Arbeit zitieren
- Michael Seemann (Autor:in), 2000, Brecht und der 17. Juni 1953, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/13442