In der Hausarbeit wird die sozialkonstruktivistische Sicht auf politische Identitätsbildung beleuchtet. Dabei wird die Europäische Union (EU) in ihrer Vielfältigkeit analysiert und untersucht, wie auf der Mikro- wie Makroebene europäische Identitäten gebildet werden - auch im Vergleich zu nationalen Identitäten.
Schon im 19. Jahrhundert verglich der französische Schriftsteller Paul Lacroix die Einigung Europas mit dem "Versuch ein Omelett zu backen, ohne Eier zu zerschlagen." Diese Metapher scheint auch heute noch passend, wenn man sich mit der vielbeschworenen "europäischen Identität" beschäftigt. Das europäische Integrationsprojekt war schon immer mit der Frage verbunden, wie sich europäischen Identität ausbildet bzw. wie sie konstruiert wird und werden kann. In Zeiten von weltweiten Polykrisen ist die Europäische Union (EU) gefordert, doch muss selbst mit Renationalisierungstendenzen und Desintegrationsentwicklungen kämpfen.
Auch lassen sich immer wieder Streitigkeiten zwischen der EU-Kommission und einzelnen oder mehreren Mitgliedsstaaten beobachten, die an unterschiedlichen Standpunkten zu gewissen Fragestellungen entlanglaufen und Schwierigkeiten der Konsensbildung – auf das ein solches politisches System wie die EU aufgebaut ist – hervorrufen. Auch dieses Problem kann mit Hilfe der Frage nach europäischer Identität diskutiert werden. Deswegen scheint es umso interessanter, sich die Frage zu stellen, inwieweit nationale und europäische Identität zusammenpasst bzw. sich ausschließt. Oder gibt es vielleicht doch gar keinen Zusammenhang zwischen diesen beiden Formen der kollektiven Identität?
Besteht eine Identitätsproblematik, weil die EU nach wie vor ein Zusammenschluss "von unabhängigen Nationalstaaten mit ihren je nationalen Identitäten" ist? Oder können sich einzelne Identitäten gegenseitig positiv beeinflussen, um am Ende eine Mehrebenenidentität aufgebaut aus lokaler, regionaler, nationaler und schließlich europäischer Identität zu bilden? Wie sich herausstellen wird hat die europäische Identitätsausbildung mit mannigfaltigen Schwierigkeiten umzugehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Die EU im Spannungsfeld der Identitäten
- 2. Terminologische und theoretische Darlegungen
- 3. Die Konstruktion der europäischen Identität
- 3.1. Mikroebene: Wie stellt sich europäische Identität individuell dar?
- 3.2. Makroebene: Wie stellt sich europäische Identität kollektiv dar?
- 4. Weitere Aspekte der Schwierigkeit einer europäischen Identitätsausbildung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Konstruktion europäischer Identität. Sie untersucht die theoretischen und empirischen Herausforderungen, die mit der Bildung einer gemeinsamen europäischen Identität im Kontext der Europäischen Union (EU) verbunden sind. Insbesondere analysiert sie die Frage, wie nationale und europäische Identität zusammenspielen und ob eine positive wechselseitige Beeinflussung möglich ist.
- Die Vielfältigkeit der Verständnisse und Ansätze zur Erforschung europäischer Identität
- Die Rolle der europäischen Identität im Rahmen des politischen Projekts EU
- Die Schwierigkeiten der europäischen Identitätsausbildung auf individueller und kollektiver Ebene
- Das Verhältnis von nationaler und europäischer Identität
- Die Bedeutung der europäischen Identitätsausbildung für die Stabilität und Legitimität der EU
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Einleitung und stellt die Problematik der europäischen Identität im Spannungsfeld der Identitäten dar. Es wird die Frage aufgeworfen, wie sich europäische Identität ausbildet und inwiefern sie sich mit nationalen Identitäten vereinen lässt. Im zweiten Kapitel werden wichtige Begriffe und theoretische Ansätze zur Identität erläutert, um eine solide Grundlage für die Analyse zu schaffen. Hierbei werden insbesondere kollektive, politische und demokratische Identitäten betrachtet. Benedict Anderson's „Imagined Communities" wird als theoretisches Konzept zur Analyse der europäischen Identität vorgestellt.
Das dritte Kapitel widmet sich der Konstruktion der europäischen Identität. Dabei werden die Schwierigkeiten der Identitätsausbildung auf individueller und kollektiver Ebene beleuchtet. In einem weiteren Abschnitt wird die Frage gestellt, ob die EU als eine „imaginierte Gemeinschaft“ verstanden werden kann und wie sich die europäische Identität individuell und kollektiv darstellt.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind: Europäische Identität, Nationale Identität, Kollektive Identität, Politische Identität, Imaginierte Gemeinschaft, EU, Integrationsprojekt, Europäische Union, Mikroebene, Makroebene, Identitätsausbildung, Identitätskonstruktionen, Europäische Integration, Nationalismus, Renationalisierung, Desintegration, Konsensbildung, Politische Systeme.
- Arbeit zitieren
- David Honold (Autor:in), 2021, Konstruktion einer europäischen Identität. Perspektiven und Aussichten, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1344036