Die Sichtbarkeit der Frauen am Bauhaus ist erst in der gegenwärtigen Forschungsliteratur überhaupt in ihrer Fülle herausgestellt worden. Natürlich gab es auch zuvor schon einzelne, herausragende Frauengestalten, denen man ihre historische Bedeutung für das 20. Jahrhundert und darüber hinaus zugestand, wie bspw. Marianne Brandt, Gunta Stölzl oder Alma Siedhoff-Buscher. Jedoch sind die vielfältigen, kreativen und außerordentlich facettenreichen Frauengestalten des Bauhauses erst in den letzten Jahren auch in der Literatur populär geworden und man hat sich ihnen in besonderer Weise gewidmet und ihnen somit ihre gleichwertige Stellung zurückgegeben, wie sie einst Gropius in seinem Bauhaus-Manifest auch forderte. Die Konzentration auf die vor allen Dingen männlichen Absolventen und Meister des Bauhauses, die internationales Renommee erlangten und in der Literatur reichlich rezipiert worden sind, ließ ihre weiblichen Kommilitoninnen und Meisterinnen in den Hintergrund treten.
Im Januar 1930 titelte die Illustrierte Zeitung "Die Woche" in einem Artikel vor einer großformatigen Fotografie eines jungen, blonden Mädchens mit moderner Kurzhaarfrisur und selbstbewusstem, durchaus herausforderndem Blick, wie er passender für die »neue Frau« der 20er/30er Jahre nicht hätte sein können: »Mädchen wollen etwas lernen«.
Dieses Foto zeigt Karla Grosch in einer interessanten Perspektive und überzeichnet schon optisch den Artikel, indem es um die neue Frauengeneration, den Typus des »Bauhausmädels«, der interessierten und selbstbewussten jungen Frauen geht, die zielstrebig ihren Weg verfolgt. Es bedarf bei diesem Bild kaum der Bildunterschrift, jedoch ist diese sehr aufschlussreich für das, was sich die Zeitschrift unter dem »Bauhausmädel« vorstellt:
»Der Typ des Bauhausmädels. Der Star unter den Schauspielerinnen. Sie weiß, was sie will und wird es auch zu etwas bringen«
Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Worte
- Zur Forschungslage
- Der Typus des »Bauhausmädels«
- Karla Groschs familiäres und kulturelles Umfeld in Weimar
- »Mit den Beinen denken«. Der Tanz als Kunstform im Leben von Karla Grosch
- Karla Groschs tänzerische Ausbildung bei Gret Palucca (1925-28)
- Der Kunst ihre Form- Karla Groschs Kunstverständnis
- Karla Groschs Berufung als Lehrende am Bauhaus Dessau
- Ein Bild mit großer Wirkung
- Der Sportunterricht am Bauhaus und Karla Groschs pädagogisches Konzept
- Der »>Tänzermensch«< auf der Bauhausbühne. Karla Groschs Mitgestaltung der Bühneninszenierungen von Oskar Schlemmer
- Die Bauhausbühne unter Oskar Schlemmer
- Karla Grosch als Inbegriff des »Tänzermenschen«
- Karla Grosch in den Inszenierungen der »Materialtänze«
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Leben und Wirken von Karla Grosch, einer jungen Tänzerin, Choreographin und Sport- und Gymnastiklehrerin am Bauhaus. Sie untersucht, wie Grosch als Inbegriff des »Bauhausmädels« angesehen werden kann, welches nach Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung strebte und in seinen Talenten breit gefächert war. Die Arbeit beleuchtet Groschs künstlerisches Schaffen und ihre Rolle als Lehrende am Bauhaus, insbesondere in Bezug auf ihre Zusammenarbeit mit Oskar Schlemmer und ihre Beiträge zur Gestaltung der Bauhausbühne.
- Die Bedeutung von Karla Grosch als »Bauhausmädel« und ihre Rolle als Vertreterin der neuen Frauengeneration
- Die vielfältigen Talente von Karla Grosch, einschließlich ihrer tänzerischen Ausbildung, ihrer pädagogischen Fähigkeiten und ihrer Beiträge zur Bauhausbühne
- Die Untersuchung der Forschungslage und der Lücken im Wissen über Karla Grosch
- Die Rolle von Karla Grosch in der Geschichte des Bauhauses und ihre Bedeutung für das Verständnis der weiblichen Künstlerinnen dieser Zeit
- Die Analyse von Karla Groschs künstlerischem Schaffen und ihren Ansätzen zur Verkörperung des »Tänzermenschen«
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitende Worte: Dieses Kapitel führt in die Forschungslage zu Frauen am Bauhaus ein und stellt fest, dass viele weibliche Künstlerinnen und Meisterinnen des Bauhauses lange Zeit in den Hintergrund getreten sind. Es hebt Karla Grosch als eine der weniger bekannten Bauhaus-Frauen hervor und erläutert die Schwierigkeiten, die mit der Forschung zu ihrer Person verbunden sind.
- Karla Groschs familiäres und kulturelles Umfeld in Weimar: Dieses Kapitel untersucht das familiäre und kulturelle Umfeld, in dem Karla Grosch aufgewachsen ist und das ihre Entwicklung als Tänzerin beeinflusst haben könnte.
- »Mit den Beinen denken«. Der Tanz als Kunstform im Leben von Karla Grosch: Dieses Kapitel befasst sich mit Karla Groschs tänzerischer Ausbildung bei Gret Palucca und ihrem Kunstverständnis. Es beleuchtet ihre Auseinandersetzung mit dem Tanz als Ausdruck und Form.
- Karla Groschs Berufung als Lehrende am Bauhaus Dessau: Dieses Kapitel beleuchtet Karla Groschs Rolle als Lehrende am Bauhaus und ihren Einfluss auf den Sportunterricht sowie ihre pädagogischen Konzepte.
- Der »>Tänzermensch«< auf der Bauhausbühne. Karla Groschs Mitgestaltung der Bühneninszenierungen von Oskar Schlemmer: Dieses Kapitel untersucht Karla Groschs Rolle bei der Gestaltung der Bühneninszenierungen von Oskar Schlemmer und ihre Beiträge zur Entwicklung des »Tänzermenschen« als Konzept.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themen dieser Arbeit sind: Bauhaus, Frauen am Bauhaus, »Bauhausmädel«, Karla Grosch, Tanz, Sport, Pädagogik, Oskar Schlemmer, Bühneninszenierung, »Tänzermensch«, Kunstverständnis, Forschungslage, Avantgarde, Selbstverwirklichung.
- Arbeit zitieren
- Julia C. Eydt (Autor:in), 2021, Der (unterschätzte) Inbegriff des Bauhausmädels am Beispiel von Karla Grosch, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1338610