Schwerpunkt dieser schriftlichen Ausarbeitung ist das Riemann-Thomann-Kreuz und dessen Funktion als Gruppenkompass. Zu Beginn erfolgt eine grobe Einordnung des Themas in den Kontext nach H. Lindemann (2008), welcher die Grundstrebungen des Gruppenkompasses als Teil des Faktorenpools Gruppen & Interaktionen sieht. Im Anschluss daran werden diverse Problemstellungen definiert, welche auf einen Einstieg in das Riemann-Thomann-Kreuz abzielen und einen Ausblick auf die kritische Würdigung gegeben. Die zentrale Frage, welche sich im Hinblick auf die Funktion des Gruppenkompasses formulieren lässt lautet: Wie kann Gruppenarbeit in bestehenden oder sich ändernden Gruppen effizient gestaltet werden?
Die darauf folgenden Folien erklären zunächst die Grundlagen des Riemann-Thomann-Kreuzes sowie die Abgrenzung der konträren Grundströmungen Dauer vs. Wechsel und Nähe vs. Distanz. Im Detail wird die Zuordnung der Prinzipien und Werte zu den jeweiligen Grundströmungen aufgezeigt, ergänzt um die vier idealtypische Gruppen-feldtypen, die Truppe, die Gemeinschaft, der Haufen und das Team.
Im Anschluss an die Visualisierung des Persönlichkeitsprofils dieser vier Gruppen-feldtypen erfolgt die Erläuterung der Entstehung eines Gruppenfeldes in der Praxis. Zunächst werden hier die individuellen Prinzipien und Phantasien der Mitglieder über ein mögliches Gruppenfeld als Punkte in dem Koordinatenkreuz dargestellt, aus deren kleinsten gemeinsamen Nenner sich letzten endes das Gruppenfeld bildet.
Anhand des Fallbeispiels Dt. Telekom wird die erläuterte Theorie in die Praxis transferiert, insbesondere unter Beachtung des sich wechselnden Anforderungsprofils der Gruppe / des Unternehmens (vom Sachbearbeiter / IT-ler zum Servicedienstleister) und einer möglichen Verschiebung des Gruppenfeldes. Die angedeuteten Reaktionen der Gruppe sowie der [...]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Gruppenmuster
1.2 Problemstellung
2. Grundströmungen
2.1 Die vier Pole / Grundstrebungen
2.2 Dauer vs. Wechsel
2.3 Distanz vs. Nähe
3. Gruppenfeldtypen
3.1 Arten
3.2 Entstehung
4. Fallbeispiel (Deutsche Telekom)
4.1 Veränderung des Gruppenfeldes
4.2 Erfolgsfaktoren und Lösungsansätze im Fallbeispiel
4.2.1 Verleugnung
4.2.2 Assimilation
4.2.3 Akkomodation
5. Kritische Würdigung
5.1 Chancen und Nutzen des Gruppenkompasses
5.2 Risiken und Nachteile des Gruppenkompasses
6. Zusammenfassung und Ausblick
6.1 Fazit
6.2 Ausblick - vom Kompass zur Landkarte
Referenzen
1. Einleitung
1.1 Gruppenmuster
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Thema dieser schriftlichen Ausarbeitung ist das Riemann-Thomann-Kreuz und dessen Funktion als Gruppenkompass. Um dieses Thema in das komplexe Konstrukt von Gruppen und Interaktionen (Folie 4) einzuordnen, dient das Schaubild nach Holger Lingemann (2008). Dieses visualisiert die Vernetzung von gruppenbeeinflussenden Determinanten in einem Faktorenpool. In diesem enthalten sind unter anderem die Gruppenstruktur, besonders beeinflusst durch Geschlechtermischung und Herkunft der Mitglieder, sowie die Regeln, welche in einer Gruppe vorherrschen, d.h. Ideologien, Rituale und Verfahrensvorgaben. Des Weiteren haben Faktoren wie Rollen und Rollenverteilung, Art der Gruppe, Konkurrenz und viele weitere eine wichtige Bedeutung in dieser Vernetzung.1 Der Faktor Grundstrebungen und Leitdifferenzen wird Schwerpunkt dieser Ausarbeitung sein, da die Grundströmungen Nähe - Distanz und Dauer - Wandel die vier Pole des Thomann-Riemann-Kreuzes widerspiegeln.2
1.2 Problemstellung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bedingt durch den schnellen wirtschaftlichen Wandel, der besonders in den heutigen Zeiten vorzufinden ist, wird von Organisationen ebenso wie von ihren Mitgliedern ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit gefordert. Daher nimmt die Bedeutung von Teamfähigkeit und effizienter Teamarbeit in Organisationen deutlich zu. Die Problemstellung die sich hieraus ergibt ist, dass Individuen, d.h. die Gruppenmitglieder, nach ihren eigenen, unterschiedlichen „Heimatgebieten“ leben3. Dies bedeutet, dass jedes Individuum nach seinen persönlichen Bedürfnissen, Werten und Prinzipien handelt. Da diese nicht immer gruppenkonform und häufig konträr zu den Heimatgebieten anderer Gruppenmitglieder oder den Anforderungsprofilen der Organisation sind, kann dies Konfliktpotential erzeugen und die Effizienz der Teamarbeit schmälern. Die zentrale Frage sich gestellt werden muss und im Verlauf der Ausarbeitung beantwortet werden soll, lautet folglich:
Wie kann Teamarbeit in bestehenden oder sich ändernden Gruppen effizient gestaltet werden?
2. Grundströmungen
2.1 Die vier Pole / Grundstrebungen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Wie auf Folie 6 ersichtlich wird das Riemann-Thomann-Kreuz in vier Grundströmungen untergliedert. Diesen Polen sind gruppenspezifische Werte und Prinzipien zugeordnet, sodass das Kreuz als Gruppenkompass genutzt werden kann. Individualverhalten ist prägend für das Miteinander der Mitglieder von Gruppen. Das Riemann-Thomann-Kreuz beschreibt ermöglicht die Visualisierung dieses grundlegenden zwischenmenschlichen Klimas.4 Nach Thomann/Schulz von Thun (1988) stellt das Koordinatenkreuz der Grundstrebungen ein Beobachtungsmodell dar, anhand welches Gruppen und Interaktionen betrachtet werden können5. „Bildet man aus diesen Gegensätzen, [d.h. Nähe - Distanz, Dauer - Wechsel], entstehen vier Quadranten, in denen einzelne Personen verortet werden können, um zu klären, wie sich die Grundstrebungen der einzelnen Personen in der konkreten Beziehung zeigen: Wer sucht eher Nähe, wer Distanz? Wer steht für Veränderung, wer ist ein Bewahrer?“6
2.2 Dauer vs. Wechsel
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Da jeder Person ein individuelle Bedürfnisse, Werte und Prinzipien hat, enthält das eigene Persönlichkeitsprofil dementsprechend unterschiedliche Ausprägungen der Grundstrebungen Dauer und Wechsel7.
Dauer steht für die Beständigkeit einer Gruppe, in welcher die Methoden zur Problemlösung „festgefahren“ und altbewährt sind. Dieser Pol steht für Konservatives Verhalten, geregelte Umgangsformen und strukturierte Hierarchien. Auf die Einhaltung von Ritualen wird akribisch geachtet, sodass Prinzipienverletzungen als „Angriffe“ gegen die Gruppe und deren Mitglieder aufgefasst werden.
Wechsel bildet den Kontrast zu der Grundstrebung Dauer und steht mit Innovationen und Kreativität für den Wandel. Regelverstöße werden hier positiv gesehen und als Bereicherung für die gesamte Gruppe aufgefasst. Tendenziell besteht die Bereitwilligkeit Konflikte frühzeitig zu lösen und Spannungen zeitnah abzubauen.8 Je nach Ausprägung dieser Inputvariablen können sich heterogene oder homogene Gruppen bilden9.
[...]
1 Vgl. Lindemann, H. (2008), S. 151
2 Vgl. Stahl, E. (2002), S. 248
3 Vgl. Stahl, E. (2002) , S. 247
4 Vgl. Stahl, E. (2002), S. 248
5 Vgl. Thomann, C., Schulz von Thun, F. (1988), S. 149ff
6 Lindemann, H. (2008), S.147
7 Vgl. Lindemann, H. (2008), S. 146
8 Vgl. Stahl, E. (2002), S. 249
9 Vgl. Steinmann, H., Schreyögg, G. (1997), S. 522
- Arbeit zitieren
- Silvio Wilde (Autor:in), 2009, Das Riemann-Thomann-Kreuz als Gruppenkompass, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/133694