Die Hausarbeit zeigt, welche Rolle die Vlasov-Bewegung und ihre Förderer innerhalb der deutschen Ost- und Russlandpolitik einnehmen und inwiefern dies bestimmte politische Konzepte oder Konzeptionslosigkeiten im NS-System aufzeigt. Dabei wird die "Vlasov-Bewegung" (beziehungsweise "Aktion-Wlassow" oder "Wlassow-Aktion") anlehnend an Matthias Schröder und Alexander Dallin als "Instrument politischer Kriegsführung" betrachtet, welche als Waffe innerhalb der psychologischen Kriegsführung und Militärpolitik den Krieg zu Gunsten des Deutschen Reichs beeinflussen sollte. Dazu werden die beteiligten deutschen Akteursgruppen und ihre politischen Motivationen anhand der verschiedenen chronologischen Abschnitte der Vlasov-Bewegung untersucht. Neben der bereits aufgeführten Literatur dienen als Quellengrundlage die zahlreichen überlieferten Dokumente der beteiligten Personen und Institutionen. Des Weiteren werden die Memoiren beteiligter Offiziere der Wehrmacht und Waffen-SS betrachtet.
„Chaost-Politik“ – Mit diesen Worten soll Joseph Goebbels gegen Kriegsende die widerstreitenden Aspekte innerhalb der deutschen Ostpolitik kommentiert haben. Worauf dieses Urteil beruht, wird vor allem bei Betrachtung der sog. "Vlasov-Bewegung" deutlich. Unter der Prämisse "Rußland kann nur von Russen besiegt werden" setzten sich der gefangene sowjetische Generalleutnant Andrej Vlasov und seine deutschen Förderer kein geringeres Ziel als eine antikommunistische, "Russische Befreiungsarmee" (Russkaja oswoboditel'naja armija, kurz: ROA) aufzustellen, welche auf deutscher Seite für den Sturz des Stalin-Regimes kämpfen sollte.
Der eklatante Widerspruch zwischen dem erklärten Ziel der Vlasov-Bewegung und der "Blut-und-Boden"-Doktrin, die den ideologischen Rahmen für die NS-Ostpolitik bildete, fiel nicht erst dem modernen Betrachter auf. "Nie darf erlaubt werden, daß ein anderer Waffen trägt, als der Deutsche" proklamierte Hitler persönlich. Ihre Entwicklung besaß daher für die etablierte NS-Ostpolitik eine nicht zu unterschätzende Sprengkraft und stellte die militärische und politische Führung des Dritten Reichs vor Erklärungszwang. Eine Vielzahl diverser Akteure und Akteursgruppen aus dem gesamten NS-System versuchte, durch die Förderung oder Unterbindung der Vlasov-Bewegung eigensinnige und oft widerstreitende Interessen durchzusetzen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Die erste Phase der Vlasov-Bewegung (August 1942 – Juni 1943)
- 1. Die Anfänge der „Aktion-Vlasov“
- 2. Die Krise in der deutschen Propaganda und Ostpolitik
- 3. Die Bewährung in der Wehrmachtspropaganda
- 4. Zwischen Propaganda und Wirklichkeit – Das Dilemma der Vlasov-Bewegung
- 5. Das vorläufige Ende der Vlasov-Bewegung
- III. Die zweite Phase der Vlasov-Bewegung (September 1944 – Mai 1945)
- 1. Die Wiederaufnahme der Vlasov-Bewegung durch die SS
- 2. Deutschbaltische SS-Führer als Treibkraft der Vlasov-Bewegung
- IV. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle der Vlasov-Bewegung innerhalb der deutschen Ost- und Russlandpolitik während des Zweiten Weltkriegs. Sie analysiert die widersprüchlichen Interessen und Motivationen der beteiligten deutschen Akteure und deren Einfluss auf die Konzeption und Umsetzung der NS-Ostpolitik. Die Arbeit beleuchtet die Vlasov-Bewegung als Instrument politischer Kriegsführung und untersucht, wie sie die psychologische Kriegsführung und Militärpolitik beeinflussen sollte.
- Die widersprüchliche Rolle der Vlasov-Bewegung im Kontext der NS-Ostpolitik
- Die verschiedenen deutschen Akteursgruppen und ihre Motivationen
- Die Entwicklung und die verschiedenen Phasen der Vlasov-Bewegung
- Die Propagandastrategien und ihre Wirkung
- Das Spannungsverhältnis zwischen Propaganda und Realität
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Vlasov-Bewegung ein und beschreibt den Widerspruch zwischen dem Ziel der Bewegung – Russland durch Russen zu besiegen – und der NS-Ideologie. Sie skizziert den Forschungsstand und die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit, die die Vlasov-Bewegung als Instrument politischer Kriegsführung analysiert und die beteiligten deutschen Akteursgruppen und ihre Motivationen untersucht.
II. Die erste Phase der Vlasov-Bewegung (August 1942 – Juni 1943): Diese Phase beschreibt die Anfänge der „Aktion Vlasov“, initiiert von General Vlasov und Oberst Bojarskij. Das Kapitel analysiert die anfängliche Denkschrift Vlasovs an das OKW, die vorteilhafte Aspekte für die Wehrmacht hervorhebt, und den darauffolgenden Prozess der Akzeptanz und Unterstützung innerhalb bestimmter Kreise der Wehrmacht und des Auswärtigen Amtes. Das Kapitel untersucht auch die Krise in der deutschen Propaganda und Ostpolitik, die durch die widersprüchlichen Ziele der Vlasov-Bewegung ausgelöst wurde. Die Entwicklung der Vlasov-Bewegung ist durch das Spannungsfeld zwischen militärischem und ideologischem Pragmatismus gekennzeichnet. Vlasovs politische Visionen für ein nach-stalinistisches Russland wurden dabei oft zugunsten militärischer Vorteile zugunsten des Dritten Reiches instrumentalisiert. Die anfängliche Euphorie über die möglichen Vorteile der Vlasov-Bewegung wird durch die anhaltende ideologischen Konflikte innerhalb des NS-Systems zunehmend untergraben.
Schlüsselwörter
Vlasov-Bewegung, NS-Ostpolitik, Psychologische Kriegsführung, Propaganda, Deutschbaltische SS-Führer, Andrej Vlasov, ROA (Russische Befreiungsarmee), Widerstand, Kollaboration, Ideologie, Pragmatismus, Fraktionalismus im NS-System.
Häufig gestellte Fragen zur Vlasov-Bewegung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Rolle der Vlasov-Bewegung innerhalb der deutschen Ost- und Russlandpolitik während des Zweiten Weltkriegs. Sie untersucht die widersprüchlichen Interessen und Motivationen der beteiligten deutschen Akteure und deren Einfluss auf die Konzeption und Umsetzung der NS-Ostpolitik. Ein Schwerpunkt liegt auf der Vlasov-Bewegung als Instrument politischer Kriegsführung und deren Einfluss auf psychologische Kriegsführung und Militärpolitik.
Welche Phasen der Vlasov-Bewegung werden behandelt?
Die Arbeit unterscheidet zwei Hauptphasen: Die erste Phase von August 1942 bis Juni 1943, die die Anfänge der „Aktion Vlasov“, die anfängliche Unterstützung durch Teile der Wehrmacht und des Auswärtigen Amtes, die Krise in der deutschen Propaganda und Ostpolitik sowie das vorläufige Ende der Bewegung umfasst. Die zweite Phase von September 1944 bis Mai 1945 beschreibt die Wiederaufnahme der Bewegung durch die SS, unter anderem durch deutsch-baltische SS-Führer.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die widersprüchliche Rolle der Vlasov-Bewegung im Kontext der NS-Ostpolitik, die verschiedenen deutschen Akteursgruppen und ihre Motivationen, die Entwicklung und die verschiedenen Phasen der Vlasov-Bewegung, die Propagandastrategien und ihre Wirkung sowie das Spannungsverhältnis zwischen Propaganda und Realität.
Welche zentralen Akteure werden genannt?
Zentrale Akteure sind General Vlasov und Oberst Bojarskij. Die Arbeit erwähnt auch die Rolle deutsch-baltischer SS-Führer in der zweiten Phase der Bewegung.
Wie wird die Vlasov-Bewegung im Kontext der NS-Ideologie dargestellt?
Die Arbeit hebt den Widerspruch zwischen dem Ziel der Bewegung – Russland durch Russen zu besiegen – und der NS-Ideologie hervor. Die politischen Visionen Vlasovs für ein nach-stalinistisches Russland wurden oft zugunsten militärischer Vorteile für das Dritte Reich instrumentalisiert.
Welche Rolle spielte die Propaganda?
Die Arbeit analysiert die Propagandastrategien und ihre Wirkung, sowie das Spannungsfeld zwischen der Propaganda und der Realität der Vlasov-Bewegung und den anhaltenden ideologischen Konflikten innerhalb des NS-Systems.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt?
Schlüsselwörter sind Vlasov-Bewegung, NS-Ostpolitik, Psychologische Kriegsführung, Propaganda, Deutschbaltische SS-Führer, Andrej Vlasov, ROA (Russische Befreiungsarmee), Widerstand, Kollaboration, Ideologie, Pragmatismus und Fraktionalismus im NS-System.
Welche Kapitel enthält die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über die erste Phase der Vlasov-Bewegung (August 1942 – Juni 1943), ein Kapitel über die zweite Phase (September 1944 – Mai 1945) und ein Fazit.
Was ist das Fazit der Arbeit?
(Der HTML-Auszug enthält kein explizites Fazit. Das Fazit würde die Ergebnisse der Analyse der Vlasov-Bewegung im Kontext der deutschen Ostpolitik zusammenfassen.)
- Arbeit zitieren
- Niklas Pulte (Autor:in), 2022, Die Vlasov-Bewegung in den Konzeptionen der NS-Ostpolitik, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1331019