In dieser wissenschaftlichen Hausarbeit soll die NS-Rassenideologie im Hinblick auf den Ausschluss der jüdischen Sportler:innen aus dem sportlichen Leben näher betrachtet werden. Dabei sollen zunächst die grundlegenden Aspekte bezüglich der verankerten Leitprinzipien in der nationalsozialistischen Ideologie erläutert werden. Folgend darauf wird die Instrumentalisierung des Sports im Sinne der NS-Ideologie untersucht. Ein weiterer, zu analysierender Aspekt ist die Frage, ob die sich im Nationalsozialismus manifestierte Ideologie bereits in vorherigen Regierungsformen zu erahnen war und ob der Rassismus und vor allem Antisemitismus schon zu früheren Zeiten im deutschsprachigen Gebiet existierte. Konkret stellt sich die Frage, ob und wie der Körperkult im Kaiserreich und das Streben nach einer Reinheit des Körpers und der ‚Rasse‘ womöglich erste Grundsteine für die weiteren Entwicklungen gelegt haben.
„Mens sana in corpore sano” – eine Aussage, die auch in der heutigen Zeit teilweise noch floskelhaft gebraucht wird und sinngemäß von einem gesunden Geist in einem gesunden Körper handelt. Dieser Umstand ist kritisch zu sehen und sollte bewusst hinterfragt werden. Zu sehr erinnert die Redewendung an die Zeiten des Nationalsozialismus, in denen sie der Ideologie adäquat interpretiert und instrumentalisiert wurde. Das Wissen über die radikalen und menschenverachtenden Maßnahmen und Verbrechen der Nationalsozialisten ist vor allem hinsichtlich des Rassismus und Antisemitismus in der Bevölkerung weit verbreitet. Nichtsdestotrotz herrscht oftmals Unklarheit über die konkreten Mechanismen, Prozesse und beteiligten Organisationen. In der Forschung hingegen ist seit langer Zeit unumstritten, dass insbesondere auch parteiungebundenen oder nicht-staatlichen Organisationen eine tragende Rolle zuteilwurde und diese daher zum radikalen gesellschaftlichen Wandlungsprozess ab 1933 beigetragen haben. Ein Beispiel dafür ist die deutsche Turn- und Sportbewegung, die durch die weithin freiwillige Übernahme der autoritären Führungsstruktur des Dritten Reiches eine starke Eigendynamik entwickelte. Im Zuge dessen ereignete sich also eine Selbstgleichschaltung der deutschen Turn- und Sportvereine, indem sowohl (sport-)politische Gegner als auch jüdische Mitglieder diskriminiert und ausgeschlossen wurden.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Die Ideologie des Nationalsozialismus
- 2.1 Definitionen: Ideologie und Rassismus
- 2.2 Die nationalsozialistische,,Rassenlehre“
- 2.3 Instrumentalisierung des Sports im Sinne der NS-Ideologie
- 3 Körpergeschichtliche Entwicklungen vom Kaiserreich bis zum Dritten Reich
- 3.1 Definition: Körper und Körperverständnis
- 3.2 Körperkult im Kaiserreich und in der Weimarer Republik
- 3.3 Die nationalsozialistische Körperästhetik
- 4 Der Sport aus Sicht jüdischer Sportler*innen
- 4.1 Jüdische Körper und Antisemitismus
- 4.2 Die „Arisierung“ der deutschen Turn- und Sportbewegung
- 4.3 Exklusion und Identitätsverlust
- 5 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die wissenschaftliche Hausarbeit setzt sich zum Ziel, die NS-Rassenideologie im Kontext des Ausschlusses jüdischer Sportler*innen aus dem sportlichen Leben zu analysieren. Dazu werden zunächst die fundamentalen Prinzipien der nationalsozialistischen Ideologie erläutert, wobei die Begriffe Ideologie und Rassismus definiert werden. Die Instrumentalisierung des Sports durch die NS-Ideologie wird im Anschluss untersucht. Des Weiteren soll geklärt werden, ob die Ideologie des Nationalsozialismus in früheren Regierungsformen bereits erkennbar war und ob Rassismus und Antisemitismus bereits in der Vergangenheit im deutschsprachigen Raum existierten. Hierfür werden körpergeschichtliche Entwicklungen vom Kaiserreich bis zum Dritten Reich herangezogen, um Veränderungen in Bezug auf Körper und Körperverständnis zu beleuchten. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, ob und inwiefern der Körperkult im Kaiserreich und das Streben nach einer Reinheit des Körpers und der „Rasse“ möglicherweise erste Grundsteine für die weiteren Entwicklungen gelegt haben. Abschließend wird der Sport aus der Perspektive jüdischer Mitglieder betrachtet, um die praktische Umsetzung der NS-Ideologie zu analysieren. Hierbei sollen insbesondere die Faktoren untersucht werden, die zur unmittelbaren Adaption und Umsetzung der Ideologie durch die Deutsche Turnerschaft geführt haben.
- Die NS-Rassenideologie und ihre Auswirkungen auf den Sport
- Die Rolle der deutschen Turn- und Sportbewegung im Nationalsozialismus
- Körperkult und Körperverständnis in verschiedenen historischen Epochen
- Antisemitismus und die Exklusion jüdischer Sportler*innen
- Identitätsverlust und die Folgen der NS-Ideologie für jüdische Sportler*innen
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung
Die Einleitung thematisiert die Relevanz des Themas und stellt die Frage nach der Instrumentalisierung des Prinzips „Mens sana in corpore sano“ im Nationalsozialismus. Es wird auf die verbreitete Kenntnis über die Verbrechen des Nationalsozialismus hingewiesen, gleichzeitig aber auf die Unsicherheit bezüglich der konkreten Mechanismen und beteiligten Organisationen. Die Hausarbeit soll die NS-Rassenideologie im Hinblick auf den Ausschluss jüdischer Sportler*innen näher beleuchten und dabei die Rolle der deutschen Turn- und Sportbewegung als Beispiel für die Selbstgleichschaltung unter dem Einfluss der NS-Ideologie untersuchen.
2 Die Ideologie des Nationalsozialismus
Dieses Kapitel definiert die Begriffe „Ideologie“ und „Rassismus“ und beleuchtet die nationalsozialistische „Rassenlehre“. Die ideologische Begründung des Rassismus und die Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung werden erörtert, wobei insbesondere auf Adolf Hitlers Werk „Mein Kampf“ und dessen Verknüpfung mit pseudowissenschaftlichen Theorien Bezug genommen wird.
3 Körpergeschichtliche Entwicklungen vom Kaiserreich bis zum Dritten Reich
Das Kapitel beleuchtet die Entwicklungen im Körperverständnis vom Kaiserreich bis zum Dritten Reich und untersucht den Einfluss des Körperkults auf die NS-Ideologie. Es wird auf die Frage eingegangen, ob und inwiefern das Streben nach Reinheit des Körpers und der „Rasse“ im Kaiserreich bereits Grundsteine für die späteren Entwicklungen legte.
4 Der Sport aus Sicht jüdischer Sportler*innen
In diesem Kapitel wird der Sport aus der Perspektive der jüdischen Mitglieder betrachtet und die praktische Umsetzung der NS-Ideologie in der Sportbewegung untersucht. Es werden die Faktoren analysiert, die zur Adaption und Umsetzung der Ideologie durch die Deutsche Turnerschaft führten, sowie die daraus resultierenden Folgen für die jüdischen Sportler*innen.
Schlüsselwörter
NS-Rassenideologie, Antisemitismus, Körperkult, Körperverständnis, deutsche Turn- und Sportbewegung, „Arisierung“, Exklusion, Identitätsverlust, jüdische Sportler*innen, „Mens sana in corpore sano“.
- Arbeit zitieren
- Stefanie Breitenbicher (Autor:in), 2022, Die NS-Rassenideologie als Grundlage zum Ausschluss jüdischer Sportler. "Mens sana in corpore sano", München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1325120