Public Relations bezeichnen Kommunikationsmaßnahmen im Interesse von Organisationen. Das können Unternehmen, Verbände, staatliche Einrichtungen etc. sein. Das Ziel der PR-Arbeit ist die kommunikative Durchsetzung von Partialinteressen. Der Begriff Public Relations ist international, in der deutschen Sprache wird er mit Öffentlichkeitsarbeit übersetzt. Public Relations wird oft als PR abgekürzt. Aber seit wann gibt es PR und wie entstand PR? Sich mit dieser Fragestellung auseinander zu setzen, ist die Zielsetzung dieser Arbeit. Die PR-Geschichtsschreibung ist keine einfache Geschichts-schreibung. Elisabeth Binder stellte schon 1983 dar:
„Die Geschichte der Public Relations ist eine Geschichte ohne Anfang. Über Ort, Zeit und Gründe für die Entwicklung bzw. Professionalisierung bestehen erhebliche Differenzen. Moderne Public Relations werden als Ergebnis einer logischen Entwicklung betrachtet, doch bleibt insgesamt unklar, wo diese Entwicklung einsetzte.“
Knapp 25 Jahre später besteht immer noch keine Einigkeit über die Entstehung und Entwicklung von Public Relations. Umfassende Darstellungen der PR-Geschichte gibt es kaum, häufig stehen Einzelkapitel über die PR-Geschichte in Gesamtdarstellungen oder es werden besondere Aspekte, beispielsweise die Entstehung von Nachrichtenbüros hervorgehoben. Welche genauen Probleme sich in der PR-Geschichtsschreibung ergeben und welche Fragen man in diesem Zusammenhang stellen kann, wird Kapitel zwei verdeutlicht.
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Gliederung
1. Einleitung
2. Entwicklung der PR-Geschichtsschreibung
2.1 Die PR-Geschichtsschreibung durch Albert Oeckl
2.2 Kritik an Albert Oeckls Geschichtsschreibung
3. Verschiedene Zugangstypen für eine historische Beschäftigung mit PR
3.1 Der fakten- bzw. ereignisorientierte/ modell- und theorieorientierte Ansatz
3.2 Funktional-integrative Schichtung
4. Grenzen und Vorteile der verschiedenen Ansätze
5. Schlussbetrachtung
1. Einleitung
Public Relations bezeichnen Kommunikationsmaßnahmen im Interesse von Organisa-tionen. Das können Unternehmen, Verbände, staatliche Einrichtungen etc. sein. Das Ziel der PR-Arbeit ist die kommunikative Durchsetzung von Partialinteressen. Der Be-griff Public Relations ist international, in der deutschen Sprache wird er mit Öffentlich-keitsarbeit übersetzt. Public Relations wird oft als PR abgekürzt.1 Aber seit wann gibt es PR und wie entstand PR? Sich mit dieser Fragestellung auseinander zu setzen, ist die Zielsetzung dieser Arbeit. Die PR-Geschichtsschreibung ist keine einfache Geschichts-schreibung. Elisabeth Binder stellte schon 1983 dar:
„Die Geschichte der Public Relations ist eine Geschichte ohne Anfang. Über Ort, Zeit und Gründe für die Entwicklung bzw. Professionalisierung bestehen erhebliche Differenzen. Moderne Public Relations werden als Ergebnis einer logischen Entwicklung betrachtet, doch bleibt insgesamt unklar, wo diese Entwicklung einsetzte.“2
Knapp 25 Jahre später besteht immer noch keine Einigkeit über die Entstehung und Entwicklung von Public Relations. Umfassende Darstellungen der PR-Geschichte gibt es kaum, häufig stehen Einzelkapitel über die PR-Geschichte in Gesamtdarstellungen oder es werden besondere Aspekte, beispielsweise die Entstehung von Nachrichtenbü-ros hervorgehoben. Welche genauen Probleme sich in der PR-Geschichtsschreibung er-geben und welche Fragen man in diesem Zusammenhang stellen kann, wird Kapitel zwei verdeutlicht.
Albert Oeckl zählt zu den Begründern der deutschen PR-Geschichtsschreibung und PR-Lehre. Aus diesem Grund wird in Kapitel 2.1 seine persönliche PR-Geschichtsschreibung kurz skizziert und anschließend folgen unter 2.2 Kritikpunkte an dieser Vorgehensweise. Welche anderen Herangehensweisen es für die PR-Geschichtsschreibung gibt, vermittelt Kapitel drei. Hier werden der Begriffs- und Tä-tigkeitsansatz, der fakten- bzw. ereignisorientierte Ansatz, der modell- bzw. theorie-orientierte Ansatz und die funktional-integrative Schichtung vorgestellt. Die unter-schiedlichen Ansätze sind mit mehr oder weniger Theorie behaftet, sie haben differie-rende Erklärungsmustern und setzen verschiedene Schwerpunkte. Es sind weiterhin nur Beispiele für eine Herangehensweise an die PR-Historiographie und decken nicht insge-samt die Ansätze zur PR-Geschichtsschreibung ab, diese sind natürlich viel zahlreicher. Welche Vorteile und Grenzen die jeweiligen Ansätze bieten, wird in Kapitel vier Thema sein. Dabei wird deutlich, dass es nicht den einen Ansatz geben kann, der „am Besten“ ist, sondern dass es lediglich unterschiedliche Überlegungen sind.
2. Entwicklung der PR-Geschichtsschreibung
Welche Probleme der PR-Geschichtsschreibung könnten sich ergeben?
Im nachfolgenden werden einige Fragen dazu Auskunft geben. Seit wann gibt es PR? Welche Kriterien könnten den Beginn von PR bezeichnen? Gibt es Vorläufer von PR und damit dann auch Entwicklungsperioden? Wenn ja, wie sind sie abzugrenzen und gelten sie dann für einzelne Länder oder die ganze Welt? Wie verhält es sich mit Son-dersituationen während des Ersten und Zweiten Weltkrieges, gab es zu dieser Zeit auch PR? Gab es in der DDR Öffentlichkeitsarbeit?3
Bei diesen Fragen wird deutlich, dass die PR-Geschichtsschreibung durchaus nicht ein-fach mit ein paar Erklärungen abgefertigt werden kann, sondern tiefer gehender For-schung bedarf. Allerdings ist diese tiefer gehende Forschung bislang noch nicht erfolgt. „Eine – wissenschaftlich fundierte – PR-Geschichtsschreibung steht bislang zumindest in Deutschland noch völlig am Anfang.“4
2.1 Die PR-Geschichtsschreibung durch Albert Oeckl
Albert Oeckl (1909-2001) gilt als einer der Begründer der Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland. Die 1958 gegründete Deutsche Gesellschaft für Public Relations (DPRG)5 wurde unter anderem von Albert Oeckl mitbegründet und diese leitete er auch von 1961 bis 1967 als Präsident. Von 1967 bis 1979 führte Oeckl den Weltverband International Public Relations Association (IPRA).6 Albert Oeckl verfasste zwei bedeutende Handbü-cher zur Öffentlichkeitsarbeit. Das erste erschien 1964 mit dem Titel: „Handbuch der Public Relations. Theorie und Praxis der Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland und der Welt“7. Das zweite wurde 1976 veröffentlicht: „PR-Praxis, der Schlüssel zur Öffent-lichkeitsarbeit.“8 Oeckl beschreibt die Entstehung von Public Relations 1976 mit drei Perioden. Die erste ist eine Periode gedanklicher Vorläufer, die sich von der Antike bis ins 19. Jahrhundert erstreckt und mehrere prominente Namen aufweist, die an der Ent-stehung der Öffentlichkeitsarbeit mitgewirkt haben, darunter der athenische Staatsmann Perikles (5. Jh. v. Chr.), der Apostel Paulus (1. Jh. n. Chr.), der italienische Staatsmann Machiavelli (16. Jh.) und im gleichen Jahrhundert Martin Luther. Die zweite Periode bildet die Phase der Herausbildung und Professionalisierung der Public Relations in den USA, ca. 1890 bis 1945. Dabei entstehen erste industrielle Pressebüros. Das Berufsfeld Public Relations wird begründet und es findet ein Wandel von der gelegentlichen PR-Arbeit zur kontinuierlichen statt. Die dritte Periode ist die der weltweiten Entwicklung der PR. Nach dem Zweiten Weltkrieg etabliert sich der Public Relations in Deutschland und allgemein weitet sich PR in andere europäische Länder aus mit der entsprechenden sprachlichen Abgrenzung, z.B. „Relations Publique“ in Frankreich und „Relazioni Pubbliche“ in Italien.9 Weitere Phasengliederungen erarbeitete Oeckl in späteren Wer-ken, z.B. 1987, die eher publikumsorientierte und handlungsgeprägte Entwicklungsli-nien aufweisen.10
2.2 Kritik an Albert Oeckls PR-Geschichtsschreibung
Insgesamt ist an der PR-Geschichtsschreibung zu bemängeln, dass sie zu sehr auf den Blickwinkel seiner eigenen PR-Berufsgeschichte reduziert wurde. Es besteht eine man-gelnde Abgrenzung. „Wer seinen Berufsweg [Albert Oeckls] näher betrachtet, entdeckt in seiner Person schnell neben seiner standesgeschichtlichen auch eine berufsgeschich-tliche Kontinuität, die er in seinen Arbeiten teilweise dokumentierte, ohne sie allerdings in einen allgemeinen Entwicklungsprozess der Öffentlichkeitsarbeit einzuordnen.“11 Es besteht des Weiteren eine sehr starke Orientierung an dem amerikanischen PR-Nestor Edward L. Bernays. Damit ignorierte Oeckl möglicherweise andere eigene Entwicklun-gen der Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland. Auch seine Phasen zu der Entwicklung der Public Relations sind beachtlich an denen von Bernays angelehnt.12
Albert Oeckl trat 1933 der NSDAP bei und wurde wenig später Mitarbeiter des Propa-gandaministeriums.13 Hierbei besteht ein Problem bei der Abgrenzung von Propaganda und PR. Albert Oeckl selbst schreibt, dass für die Zeit des Dritten Reiches auf dem Kommunikationsgebiet ein umfassendes Blackout herrschte.14 Es gab kaum Möglich-keiten sich in der Kommunikationsbranche frei zu betätigen, da alle Veröffentlichungen kontrolliert wurden. Bei Beachtung Oeckls eigener Aktivität während des Nationalsozi-alismus, ist diese Aussage allerdings widersprüchlich, denn an anderer Stelle vermerkt er, dass man sich zwar in der NS-Zeit dem damaligen Schriftleitergesetz und Sprachre-gelungen beugen musste, man es aber vermied ein NS-Propagandablatt [Oeckl arbeitete von 1936 bis 1939 in der Presseabteilung der IG Farbenindustrie] zu werden.15 Oeckl selbst ist aber ein gutes Beispiel dafür, dass sehr wohl auf dem Kommunikationsgebiet gearbeitet wurde. Insgesamt ist festzuhalten, dass bei der Oeckl PR-Geschichtsschreibung eine geringe theoretische Komplexität besteht, geringer empiri-scher Ertrag, und ebenso mangelnde Überprüfbarkeit seiner PR-Geschichtsschreibung.16
3.Verschiedene Zugangstypen für eine historische Beschäftigung mit PR
Im folgenden Kapitel werden verschiedene Ansätze zu der PR-Geschichtsschreibung vorgestellt. Es dient dazu, einen Einblick über vorhandene Theorien zu bekommen.
Im Anschluss daran werden Stärken und Schwächen der unterschiedlichen Herange-hensweisen aufgezeigt.
Zunächst unterschied Elisabeth Binder 1983 den Begriffsansatz und den Tätigkeitsan-satz. Ein Indiz des Ansatzes ist das Aufkommen oder die grundsätzliche Existenz des Begriffs Public Relations.17 Der Begriffsansatz besagt zudem, dass es PR gibt, seit Ivy Lee18 und Edward L. Bernays sich mit persuasiver Kommunikation beschäftigten.19 Diese Techniken der persuasiven Kommunikation werden aufgegriffen, systematisiert und daraufhin sollen Lee und Bernays den Beruf des Public Relations-Beraters „erfun-den“ haben.20
Der „Tätigkeitsansatz“ sagt aus, dass PR existiert, seit sich Tätigkeitsmuster des Berufes herauskristallisiert haben.21
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1 Vgl.: Noelle-Neumann/ Schulz/ Wilke (2004), S. 517.
2 Binder (1983), S. 46.
3 Vgl.: Abschnitt: Bentele (1996), S. 45/46.
4 Bentele (1996), S. 46.
5 http://www.dprg.de/statische/itemshowone.php4?id=3
6 Szyszka (1996), S. 30.
7 http://www.kommwiss.de/dls/Theorien%20der%20PR%202004%20(Ablauf%20und%20Literatur).pdf
8 Oeckl (1993), S. 227.
9 Vgl. Perioden mit: Szyszka (1996), S. 31.
10 Vgl.: Szyszka (1996), S. 32.
11 Szyszka (1996), S. 33.
12 Vgl.: Bentele (1996), S. 46.
13 Vgl.: Heinelt (2003), S. 87.
14 Vgl.: Oeckl (1993), S. 225.
15 Vgl.: Szyszka (1996), S. 33.
16 Vgl.: http://www.tu- ilmenau.de/fakmn/uploads/media/Vorlesung7_OrganisationskommunikationII_SS06.pdf (Folie 17)
17 Vgl.: Bentele (1996), S. 47.
18 Ivy Lee (1877-1934) war ein bekannter amerikanischer Journalist und gilt als der erste PR-Berater. Siehe: http://www.wiso.boku.ac.at/uploads/media/Skriptum_PR_2006.pdf (Folie 7)
19 Vgl.: Szyszka (1997), S. 35.
20 Vgl. Binder (1983), S. 50.
21 Vgl.: Bentele (1996), S. 47.