Diese Seminararbeit stellt sich die Frage, ob die katholische Kirche in Kolumbien den Aufbau einer memoria passionis unterstützt und wie sie sich möglicherweise von Metz‘ Idee unterscheidet. Dazu soll in einem ersten Schritt die von Metz genutzten Begriffe der Anamnetische Kultur, der memoria passionis und der gefährlichen Erinnerung vorgestellt werden. Anschließend wird ein kurzer historischer Hintergrund zum bewaffneten Konflikt in Kolumbien gegeben und die Rolle der katholischen Kirche diesbezüglich beleuchtet.
Der Hauptteil der Seminararbeit liegt in der darauffolgenden Analyse von drei Veröffentlichungen der Comisión de Conciliación Nacional, welche unter der Schirmherrschaft der Kirche steht, hinsichtlich des Konzeptes der memoria passionis. Die daraus gewonnen Ergebnisse werden in einem vierten Schritt zusammengefasst.
In diesen Tagen ist uns das Leid der ukrainischen Bevölkerung durch den Angriffskrieg Russlands schmerzhaft bewusst. Bilder und Berichte über Angriffe auf zivile Ziele wie Kindergärten und Kranken-häuser, sowie getrennte Familien und auf Hilfe angewiesene Flüchtlinge beeinflussen auch in Alltag in Deutschland. Die Welle der Empathie und der Hilfsbereitschaft in der europäischen Bevölkerung ist groß, aber erfahrungsgemäß wird beides weniger werden, sobald sich das mediale Interesse am Konflikt und seiner Opfer erschöpft.
Wer denkt heute noch an die Leidtragenden der Jugoslawienkriege, der Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011 oder der Terroranschläge in Paris im Jahr 2015. Alle diese Ereignisse hielten die Welt in Atem, solange sie im Fernseher, in Zeitungen und sozialen Medien präsent waren. Heute jedoch wird über diese Geschehnisse und ihr (immer noch andauerndes) verursachtes Leid nicht mehr gesprochen. Die Gesellschaft scheint sie vergessen zu haben.
Ähnlich verhält es sich mit langandauernden Konflikten. Die deutsche Bevölkerung weiß um den Bürgerkrieg in Syrien und den Genozid in Myanmar, aber diese humanitären Katastrophen werden kaum (medial) diskutiert. Falls doch über Vorfälle mit hohen Opferzahlen berichtet wird, ist beim Publikum oft eine schulterzuckende Reaktion zu beobachten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 'Anamnetische Kultur und Memoria Passionis nach J. B. Metz
- Anamnetische Kultur
- Die Universalität des Leidens und die anamnetische Vernunft
- Memoria passionis und gefährliche Erinnerungen
- Metz' Memoria passionis in Kolumbien
- Der bewaffnete Konflikt in Kolumbien und die Rolle der katholischen Kirche darin
- Projekte der Comisión de Conciliación Nacional
- "Aportes para la Memoria Histórica en Colombia - Construcción Colectiva y Regional"
- "Comunicar para la Reconciliación y la Paz - Reflexiones, Claves y Herramientas"
- “Verdad, Justicia, Reparación - una Reflexión en Apoyo de las Víctimas”
- Fazit und abschließende Worte
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht, ob die katholische Kirche in Kolumbien den Aufbau einer memoria passionis unterstützt und wie sie sich möglicherweise von Metz' Idee unterscheidet. Dabei werden zunächst die von Metz genutzten Begriffe der ‚Anamnetische Kultur‘, der memoria passionis und der ‚gefährlichen Erinnerung‘ vorgestellt. Im Anschluss wird ein kurzer historischer Hintergrund zum bewaffneten Konflikt in Kolumbien gegeben und die Rolle der katholischen Kirche diesbezüglich beleuchtet.
- Die Rolle der katholischen Kirche im Kontext des bewaffneten Konflikts in Kolumbien
- Die Bedeutung der ‚Memoria Passionis‘ für die Bewältigung des Konflikts
- Die ‚gefährlichen Erinnerungen‘ als Instrument der Versöhnung und Erinnerungskultur
- Die ‚Anamnetische Kultur‘ und ihr Einfluss auf die Gesellschaft
- Die Bedeutung der ‚Memoria Passionis‘ für die christliche Theologie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die aktuelle Situation in Kolumbien und die Bedeutung des Konflikts im Kontext der ‚Memoria Passionis‘. Kapitel 2 stellt die von Metz entwickelten Konzepte der ‚Anamnetischen Kultur‘, der ‚Memoria Passionis‘ und der ‚gefährlichen Erinnerungen‘ vor und zeigt deren Relevanz für die Auseinandersetzung mit Leid und Geschichte.
Schlüsselwörter
Memoria Passionis, Anamnetische Kultur, gefährliche Erinnerungen, bewaffneter Konflikt in Kolumbien, katholische Kirche, Comisión de Conciliación Nacional, Versöhnung, Erinnerungskultur, Leid, Geschichte, Theologie, Moral, Friedensprozess
- Quote paper
- Thalita Müller (Author), 2022, Metz’ "memoria passionis" in Kolumbien. Eine Untersuchung von drei Veröffentlichungen der "Comisión de Conciliación Nacional", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1316023