Die Publikationen beleuchtet umfassend die Neuregelung der Sozietätsfähigkeit und stellt ihren Gesetzeswortlaut sowie ihre Auswirkungen für die Praxis auf den Prüfstand. Die Sozietätsfähigkeit anderer Professionen in anwaltlichen Kanzleien stand früher nicht gerade im Mittelpunkt kontroverser rechtspolitischer Debatten. Der Rechtsanwalt im traditionellen Sinne war niemand, der sich mit allen möglichen anderen Berufsträgern zusammenschließen sollte. Das Bild des Rechtsanwaltes als einsamer Wolf, der losgelöst von tatsächlichen Zwängen und Abhängigkeiten seine Mandate zum Wohle eines Besseren wahrnimmt, war über lange Zeit die zugrunde liegende Vorstellung von berufsrechtlichen Regelungen.
Dieses Bild hat sich über die letzten Jahre erheblich verändert. Immer mehr Rechtsanwälte schließen sich beruflich in gemeinsamen Kanzleien zusammen. Die Dimensionen der Zusammenarbeit haben sich weiterentwickelt. Hierarchisch organisierte Großkanzleien haben heutzutage einen erheblichen Teil des Rechtsmarktes in Deutschland übernommen. Auch das Interesse an interprofessionellen Gesellschaften, also dem Zusammenschluss von Anwälten mit anderen Berufsgruppen, ist über die Zeit stetig gewachsen.
Ausgelöst durch eine Entscheidung des BVerfG hat sich der Gesetzgeber dazu anregen lassen, die Frage der Sozietätsfähigkeit, also die Eigenschaft sich in Sozietäten beruflich zusammenschließen zu dürfen, zu überdenken und die Möglichkeiten interprofessioneller Zusammenarbeit zu erweitern. Im Rahmen der Reformbestrebungen wurden diverse rechtspolitische Möglichkeiten präsentiert und diskutiert. Nun hat sich der Gesetzgeber zu einer Öffnung für bestimmte Berufsgruppen durchringen können, welche zum 01.08.2022 in Kraft treten wird.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Kontext der Neuregelung des § 59c BRAO
- 1. Regelungsgegenstand
- a) Begriff der Sozietät
- b) Die Neuregelung als Teil der großen BRAO-Reform
- 2. Entstehungsgeschichte
- a) Die alte gesetzliche Ausgangslage
- b) Die ,,Horn\"-Entscheidung des BVerfG
- c) Die Diskussion um eine Reform
- III. Inhalt der Neuregelung des § 59c BRAO
- 1. Tatbestand des § 59c I 1 Nr. 4 BRAO
- a) Freier Beruf
- aa) Konzeption der Freien Berufe
- bb) Katalogberufe
- cc) Zwischenfazit
- b) Tatsächliche freiberufliche Tätigkeit in einer Berufsausübungsgesellschaft
- c) Kein Ausschluss
- 2. Rechtsfolgen
- IIV. Bedeutung und Auswirkungen der Erweiterung sozietätsfähiger Berufe
- 1. Bedürfnisse der Rechtsanwälte und künftige Möglichkeiten des Zusammenschlusses
- 2. Internationale Attraktivität interprofessioneller Zusammenschlüsse in Deutschland
- 3. Die Neuregelung als Teil eines Liberalisierungsprozesses des anwaltlichen Berufsrechtes
- V. Eigene Bewertung der reformierten Sozietätsfähigkeit
- 1. Die Freien Berufe im 21. Jahrhundert
- 2. Öffnung der Sozietätsfähigkeit für Freiberufler
- a) Der Ausschluss von Gewerbetreibenden
- b) Die Freiberuflichkeit als geeignetes Kriterium
- 3. Verfassungsrechtliche Bedenken
- VI. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Studienarbeit befasst sich mit der Erweiterung sozietätsfähiger Berufe gemäß der Neuregelung des § 59c BRAO, die ab dem 1. August 2022 in Kraft tritt. Im Fokus der Arbeit steht die Analyse des Inhalts und der Auswirkungen der neuen Regelung auf die Berufsausübung von Rechtsanwälten und anderen Freien Berufen.
- Die Neuregelung des § 59c BRAO im Kontext der großen BRAO-Reform
- Die Auswirkungen der Neuregelung auf die Berufsausübung von Rechtsanwälten
- Die Bedeutung der Neuregelung für die internationale Attraktivität Deutschlands als Standort für interprofessionelle Zusammenschlüsse
- Die Neuregelung im Spannungsfeld zwischen Liberalisierung und traditionellen Berufsethischen Prinzipien
- Die verfassungsrechtlichen Aspekte der Neuregelung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Gegenstand der Untersuchung und die Forschungsfrage definiert. In Kapitel II wird der Kontext der Neuregelung des § 59c BRAO beleuchtet, indem die Begrifflichkeit der Sozietät und die Geschichte der bisherigen Regulierung erläutert werden. Kapitel III analysiert den Inhalt der Neuregelung, wobei insbesondere der Tatbestand des § 59c I 1 Nr. 4 BRAO und dessen Rechtsfolgen im Detail untersucht werden. In Kapitel IIV werden die Bedeutung und Auswirkungen der Erweiterung sozietätsfähiger Berufe betrachtet, indem insbesondere die Bedürfnisse der Rechtsanwälte und die internationale Attraktivität interprofessioneller Zusammenschlüsse in Deutschland beleuchtet werden. Kapitel V bietet eine eigene Bewertung der reformierten Sozietätsfähigkeit unter Berücksichtigung der Freie-Berufe-Konzeption im 21. Jahrhundert und der verfassungsrechtlichen Bedenken.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der Neuregelung des § 59c BRAO, der Erweiterung sozietätsfähiger Berufe, der Sozietätsfähigkeit, der Freien Berufe, der Berufsausübungsgesellschaft, der Rechtsanwälte, der Liberalisierung, den verfassungsrechtlichen Aspekten und der internationalen Attraktivität Deutschlands als Standort für interprofessionelle Zusammenschlüsse.
- Quote paper
- Jurek Heiss (Author), 2022, Die Erweiterung sozietätsfähiger Berufe ab 1. August 2022. Inhalt und Auswirkungen der Neuregelungen in der BRAO, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1315960