Schon zu Lebzeiten schaffte es der Bühnendichter Frank Wedekind, mit seinem dramatischen Werk das Publikum zu begeistern, obwohl die immer wieder in seinen Werken auftauchenden Themen wie die Bloßstellung der bürgerlichen Scheinmoral, die Entlarvung trieb- und lebensfeindlicher Moral als Heuchelei und die Emanzipation und Befreiung des Sexuellen sich offen gegen die bürgerliche Gesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts richteten. Das Werk, welches den Grundstein für seinen Erfolg als Bühnenautor und Dramatiker legte, gehört zum dramatischen Frühwerk Wedekinds. „Frühlings Erwachen – eine Kindertragödie“ stellt einen neuen Typus in der Dramengattung dar. Nahmen bisher nur Erwachsene die Hauptrollen in Dramen und Tragödien ein, so stehen hier erstmals Kinder im Mittelpunkt des Geschehens. In dem Stück geht es um das erste Erwachen der Sexualität Jugendlicher und darum, wie Eltern, Lehrer und Kirche damit umgehen. Es ist eine Anklage an die Gesellschaft, die durch Unterdrückung natürlicher Triebe und Veranlagungen die Kinder ins Verderben stürzt.
Um zu einer umfassenden Analyse des Werkes „Frühlings Erwachen“ zu gelangen, halte ich es für wichtig, die Einflüsse zur Entstehung in die Untersuchung zu integrieren. In der vorliegenden Arbeit stelle ich deshalb in Kapitel 2, welches einen ersten Schwerpunkt bildet, die an der Entstehung von „Frühlings Erwachen“ maßgeblich beteiligten Einflüsse vor. Dabei werde ich zunächst auf autobiografische Einflüsse eingehen, da diese eine besonderer Rolle spielen (2.1). Im Anschluss daran werde ich literarische Einflüsse erörtern und strukturelle sowie inhaltliche Ähnlichkeiten exemplarisch herausarbeiten (2.2). Anschließend wird eine Einordnung in den philosophischen Kontext vorgenommen (2.3). In Kapitel 3 schließlich wird Hintergrundwissen zu der Gesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts bereitgestellt, was die Grundlage für die Untersuchung der Brüche bestehender Tabus und der daraus entstehenden Gesellschaftskritik bildet (Kapitel 4). Zensur und Rezeption werden in Kapitel 4.2 behandelt. Im Anschluss wird ein Ausblick auf weitere Rezeption gegeben (Kapitel 5), was auch den Schlussteil bildet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Frühlings Erwachen - Einflüsse
- Autobiographische Bezüge
- Literarische Einflüsse und Anspielungen
- Goethe:,,Faust" I.
- Shakespeare: Othello
- Georg Büchner: Woyzeck
- Heinrich Heine: Die Harzreise
- Philosophische Einflüsse
- Arthur Schopenhauer - „Die Welt als Wille"
- Friedrich Nietzsche - das Dionysische und das Apollinische
- Exkurs: Sigmund Freud - Vorwegnahme Freudscher Erkenntnisse?
- Die Gesellschaft im ausgehenden 19. Jahrhundert
- Gesellschaft und Literatur
- Lebens- und Erziehungsorientierung im Wilhelminischen Staat
- Erziehungsnormen und schulische Erziehung
- Häusliche Erziehung
- Religiöse Erziehung
- Sexuelle Erziehung
- Frühlings Erwachen - Tabu, Gesellschaftskritik und Zensur
- Tabu und Tabubruch
- Bestehende gesellschaftliche und moralische Tabus
- Tabubruch und Gesellschaftskritik
- Zensur
- Kurzer Abriss der Zensurgeschichte in Deutschland um 1900
- Zensur von „Frühlings Erwachen“
- Weitere Rezeption
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit einer umfassenden Analyse des Dramas „Frühlings Erwachen“ von Frank Wedekind. Ziel ist es, die Entstehung des Werkes im Kontext seiner Zeit zu beleuchten und die Einflüsse auf Wedekinds Werk aufzuzeigen. Dabei werden sowohl autobiographische Bezüge, literarische Anspielungen als auch philosophische Strömungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts berücksichtigt.
- Die Bedeutung autobiographischer Einflüsse auf die Entstehung des Dramas
- Die literarischen Vorbilder und Anspielungen in „Frühlings Erwachen“
- Die Rolle der philosophischen Strömungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts
- Die Gesellschaftskritik und der Tabubruch in „Frühlings Erwachen“
- Die Zensur und Rezeption des Dramas
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit widmet sich den Einflüssen, die zur Entstehung von „Frühlings Erwachen“ führten. Es werden autobiographische Bezüge, literarische Anspielungen und philosophische Strömungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts beleuchtet. Wedekind verarbeitet in seinem Werk zahlreiche persönliche Erlebnisse aus seiner eigenen Gymnasialzeit, die er in der Gestalt der Figuren des Dramas widerspiegelt. Darüber hinaus werden literarische Einflüsse von Autoren wie Goethe, Shakespeare, Büchner und Heine untersucht, die Wedekinds Werk prägten. Auch philosophische Strömungen, insbesondere die Ideen von Schopenhauer und Nietzsche, werden in Bezug auf die Entstehung des Dramas analysiert.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Gesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts und ihren Auswirkungen auf die Entstehung von „Frühlings Erwachen“. Es wird die gesellschaftliche und literarische Situation dieser Zeit beleuchtet, wobei ein besonderer Fokus auf die Lebens- und Erziehungsorientierung im Wilhelminischen Staat liegt. Die Analyse der Erziehungsnormen, der häuslichen, religiösen und sexuellen Erziehung zeigt die gesellschaftlichen Zwänge und die Unterdrückung natürlicher Triebe auf, die Wedekind in seinem Drama thematisiert.
Das dritte Kapitel behandelt die Tabus und die Gesellschaftskritik in „Frühlings Erwachen“. Wedekind bricht mit den bestehenden moralischen und gesellschaftlichen Normen und stellt die Heuchelei der bürgerlichen Gesellschaft offen dar. Die Analyse der Tabubrüche und der Gesellschaftskritik zeigt, wie Wedekind die Unterdrückung der Jugend und die Verdrängung der Sexualität kritisiert. Das Kapitel beleuchtet auch die Zensur des Dramas und die Reaktionen von Kritikern und Publikum auf die Uraufführung.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen „Frühlings Erwachen“, Frank Wedekind, Gesellschaftskritik, Tabubruch, Zensur, Sexualität, Jugend, Bildung, Erziehung, Wilhelminische Zeit, Literatur, Philosophie, Schopenhauer, Nietzsche, Autobiographie, Dramenanalyse.
- Quote paper
- Marina Hetheier (Author), 2008, Über Frank Wedekinds "Frühlings Erwachen", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/131517