Ovid deutete an, dass es für die Verbannung an das Schwarze Meer zwei mögliche Gründe gäbe, nur einen davon aber benennt er direkt: die Ars amatoria , die an einigen Stellen die augusteische Ehegesetzgebung verspottet. Doch auch wenn gewisse Faktoren dagegen sprechen, dass dieses Werk der Grund für seine Verbannung sein könnte - zwischen der Veröffentlichung und der Verbannung lagen etwa acht Jahre - scheint Ovid dennoch genug Macht in seiner Liebeskunst zu sehen, um für solch eine Reaktion sorgen zu können.
Der zu interpretierende Abschnitt nun, die Verse 641 bis 668, liegt im zweiten Buch der Liebeskunst, befassen sich also auch mit dem Festigen und Erhalten der Liebe. Genauer befasst er sich damit, wie durch das geschickte Umformulieren von weiblichen Fehlern ein Gewöhnungseffekt an eben diese Makel erreicht werden kann. Auf diese Weise soll die junge Liebe weniger schnell zu erschüttern sein.
Die von Ovid vorgeschlagenen Wortumdeutungen sollen in dieser Arbeit unter verschiedenen Punkten Beachtung finden. Zum einen soll die lateinische Sprache in Bezug auf unvorteilhafte und vorteilhafte Personenbezeichnungen hin überprüft werden. Welche Worte sind für die Beschreibung einer römischen Frau passend?
Welche wären passend, haben aber einen Unterton, der beleidigend oder auch schmeichelnd sein kann? Die sprachliche Analyse soll auch unter anderen Punkten stattfinden, etwa, wo die Ars amatoria deutlich die Form eines Lehrgedichtes annimmt.
Weiterhin soll eine kulturelle Analyse der ausgewählten Verse in Bezug auf die Schönheitsideale der Antike stattfinden. Indem Ovid beschreibt, wie eine Frau zu bezeichnen ist, damit entweder sie sich geschmeichelt fühlt oder der Betrachter einen Makel als etwas Schönes wahrnimmt, kann herausgelesen werden, was für den antiken Römer zum alltäglichen Schönheitsbild gehört haben mag.
Anschließend soll auf den Effekt eingegangen werden, der aus einem direkten Missachten der ovidischen Anweisungen entstehend würde. Zu diesem Zweck soll auf einen Abschnitt in der Remedia amoris verwiesen werden, der von der Wortwahl her deutliche Parallelen zeigt, damit Ovids Gedankengänge von beiden Seiten beleuchtet werden können. Funktioniert Ovids Umdeutung auch in die entgegengesetzte Richtung? Ist das Thema des Schlechtredens nur eine Umkehrung seiner positiven Umdeutung, oder unterscheidet sich seine Argumentation auf eine gewisse Weise vom vorangegangenen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Übersetzung von Ovids Ars amatoria, Buch 2, Vers 641-668
- Ovids Lehre - Inhalt der ausgewählten Verse
- Wahl der Worte - Sprache, Stil, Form und Metrik
- Vergils Georgica - Vorbild für die Liebeskunst
- Die Schönheit der Römerinnen - Zeitgeschichtlicher Kontext
- Die Liebe erschüttern – Die Folgen für die Missachtung ovidischer Ratschläge
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Ovids Ars amatoria, Buch 2, Verse 641-668, und analysiert Ovids Strategien zur Festigung der Liebe durch geschickte Umdeutung weiblicher Makel. Die Arbeit zielt darauf ab, Ovids sprachliche und rhetorische Mittel zu beleuchten und deren kulturellen Kontext im antiken Rom zu ergründen.
- Ovids rhetorische Techniken zur Umdeutung weiblicher Makel
- Sprachliche und stilistische Analyse der ausgewählten Verse
- Der Einfluss Vergils und der Georgica auf Ovids Liebeskunst
- Schönheitsideale im antiken Rom und deren Reflexion in Ovids Werk
- Die Folgen der Missachtung ovidischer Ratschläge
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt Ovids Leben und Werk vor, insbesondere seine Ars amatoria und Remedia amoris. Sie erläutert den Kontext der ausgewählten Verse (Ars amatoria, Buch 2, Verse 641-668), die sich mit der Festigung der Liebe durch die Umdeutung weiblicher Makel befassen. Die Arbeit skizziert den methodischen Ansatz, der die sprachliche, stilistische und kulturelle Analyse umfasst, und kündigt die Untersuchung des Einflusses Vergils sowie die Gegenüberstellung mit der Remedia amoris an.
Übersetzung von Ovids Ars amatoria, Buch 2, Vers 641-668: Dieses Kapitel präsentiert eine Übersetzung der ausgewählten Verse aus Ovids Ars amatoria. Die Übersetzung dient als Grundlage für die nachfolgende sprachliche und inhaltliche Analyse. Die Genauigkeit und die stilistische Wiedergabe der Übersetzung sind essentiell für ein korrektes Verständnis des Textes und seiner Interpretation.
Ovids Lehre - Inhalt der ausgewählten Verse: Dieser Abschnitt analysiert den Inhalt der übersetzten Verse. Er untersucht, wie Ovid Frauen mit vermeintlichen Makeln beschreibt und wie er diese Makel durch geschickte Wortwahl in positive Eigenschaften umdeutet. Die Analyse konzentriert sich auf die Strategien, die Ovid verwendet, um die Liebe zu festigen und die Beziehung widerstandsfähiger gegen negative Einflüsse zu machen. Die Interpretation der einzelnen Verse und deren Zusammenspiel wird hier im Detail beleuchtet.
Wahl der Worte - Sprache, Stil, Form und Metrik: Hier wird die sprachliche Gestaltung der ausgewählten Verse untersucht. Die Analyse umfasst die Wortwahl, den Stil, die Form und die Metrik des Gedichts. Es wird untersucht, welche sprachlichen Mittel Ovid verwendet, um seine Botschaft zu vermitteln und welche Wirkung diese Mittel auf den Leser haben. Der Fokus liegt auf der rhetorischen Meisterschaft Ovids und deren Funktion im Kontext der Liebeskunst.
Vergils Georgica - Vorbild für die Liebeskunst: Dieser Abschnitt untersucht den Einfluss Vergils Georgica auf Ovids Ars amatoria. Er vergleicht die Lehrdichtung Vergils über den Landbau mit Ovids Lehrdichtung über die Liebe und zeigt Parallelen in der Struktur, dem Stil und der didaktischen Methode auf. Die Analyse beleuchtet, wie Ovid die Prinzipien der Lehrdichtung auf das Thema der Liebe anwendet.
Die Schönheit der Römerinnen - Zeitgeschichtlicher Kontext: Dieses Kapitel analysiert die ausgewählten Verse im Kontext der Schönheitsideale des antiken Roms. Es untersucht, welche Eigenschaften Ovid als schön oder weniger schön darstellt und wie diese Vorstellungen mit den gesellschaftlichen Normen und Erwartungen der Zeit zusammenhängen. Die Analyse beleuchtet die kulturellen und sozialen Hintergründe von Ovids Wortwahl.
Die Liebe erschüttern – Die Folgen für die Missachtung ovidischer Ratschläge: Dieser Abschnitt untersucht die Konsequenzen, die aus der Missachtung von Ovids Ratschlägen entstehen können. Durch den Vergleich mit Passagen aus der Remedia amoris wird verdeutlicht, wie Ovids Umdeutungsstrategien in umgekehrter Richtung wirken und zu einer Destabilisierung der Liebe führen können. Es werden Parallelen und Unterschiede zwischen den beiden Werken herausgearbeitet.
Schlüsselwörter
Ovid, Ars amatoria, Remedia amoris, Liebesdichtung, Rhetorik, Sprachstil, Schönheitsideale, Antikes Rom, Vergil, Georgica, Wortwahl, Liebesbeziehung, Makel, Umdeutung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Ovids Ars amatoria, Buch 2, Verse 641-668
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese akademische Arbeit analysiert Ovids Ars amatoria, Buch 2, Verse 641-668. Der Fokus liegt auf Ovids Strategien, wie er vermeintliche Makel bei Frauen durch geschickte Wortwahl in positive Eigenschaften umdeutet, um so die Festigung der Liebe zu beschreiben.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit untersucht Ovids rhetorische Techniken, die sprachliche und stilistische Gestaltung der Verse, den Einfluss Vergils' Georgica auf Ovids Liebeskunst, die Schönheitsideale im antiken Rom und die Konsequenzen, die aus der Missachtung von Ovids Ratschlägen entstehen können. Ein Vergleich mit Ovids Remedia amoris wird ebenfalls angestellt.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit umfasst eine Einleitung, eine Übersetzung der ausgewählten Verse, eine Inhaltsanalyse dieser Verse, eine sprachliche und stilistische Analyse (Wortwahl, Stil, Form und Metrik), eine Untersuchung des Einflusses von Vergils Georgica, eine Analyse der Schönheitsideale im antiken Rom, eine Betrachtung der Folgen der Missachtung von Ovids Ratschlägen und abschließend ein Fazit.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit verwendet eine sprachliche, stilistische und kulturelle Analyse der ausgewählten Verse aus Ovids Ars amatoria. Vergleiche mit anderen Werken, insbesondere Vergils Georgica und Ovids Remedia amoris, werden gezogen, um die Bedeutung und den Kontext der untersuchten Texte zu beleuchten.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Ovid, Ars amatoria, Remedia amoris, Liebesdichtung, Rhetorik, Sprachstil, Schönheitsideale, Antikes Rom, Vergil, Georgica, Wortwahl, Liebesbeziehung, Makel, Umdeutung.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, Ovids sprachliche und rhetorische Mittel in den ausgewählten Versen zu beleuchten und deren kulturellen Kontext im antiken Rom zu ergründen. Sie untersucht, wie Ovid die Liebe festigt, indem er vermeintliche weibliche Makel umdeutet.
Welche Kapitel gibt es und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit ist in Kapitel unterteilt, die sich jeweils mit einem Aspekt der Thematik befassen. Kapitel beinhalten die Einleitung, die Übersetzung der ausgewählten Verse, die Analyse des Inhalts und die sprachliche Analyse. Weitere Kapitel untersuchen den Einfluss Vergils, die Schönheitsideale des antiken Roms, die Folgen der Missachtung von Ovids Ratschlägen und enden mit einem Fazit. Jedes Kapitel bietet eine detaillierte Auseinandersetzung mit seinem jeweiligen Thema.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für akademische Zwecke gedacht und richtet sich an Personen, die sich für Ovids Ars amatoria, antike Literatur, Rhetorik und die Kultur des antiken Roms interessieren.
- Arbeit zitieren
- Philipp M. Jauernig-Biener (Autor:in), 2015, Wahl der Worte. Ovidischer Umgang mit den Makeln der Frauen, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1313134