In dieser Arbeit wird die Frage bearbeitet, wie der digitale Wandel mit den Prinzipien des Machterhalts und der Legitimation in heutigen autoritären Regimen zusammenhängt. Wie nutzen heutige autoritäre Regime digitale Technologien für ihre Legitimationsstrategien? Damit soll zudem der relativ neue Begriff „digitaler Autoritarismus“ grob umrissen werden, der sich allerdings bisher in der Autoritarismusforschung noch nicht durchgesetzt hat. Als Fallbeispiel wird Russland betrachtet, wobei der aktuelle Krieg in dieser Arbeit nur am Rande eine Rolle spielt. Kernthese dieser Arbeit ist, dass digitale Technologien die Formen der politischen Legitimation verändern und diese von heutigen autoritären Regimen erfolgreich zum Machterhalt genutzt werden. Es wird davon ausgegangen, dass autoritäre Regime Charakteristika aufweisen, die es ihnen ermöglichen digitale Technologien einfacher für ihre Legitimationstrategien zu nutzen, als dies in Demokratien möglich ist.
Der digitale Wandel verändert politische Systeme auf vielfältige Weise. Dabei gehen liberale Demokratien und repressive Autokratien unterschiedlich mit den technischen Möglichkeiten der Digitalisierung um. In einem Strategiepapier des Auswärtigen Amts werden digitale Technologien als „Doping für Diktaturen“ bezeichnet (zit. n. Koch 2019). Die Alternativlosigkeit westlicher liberaler Demokratie und damit ein „Ende der Geschichte“ – wie Fukuyama dies vor über 30 Jahren konstatierte – hat sich nicht bestätigt (Fukuyama 1989). Die Überlegenheit des demokratischen Systems steht in Frage und autoritäre Regime erweisen sich heute als äußerst resilient und stabil (Bank 2010; Köllner 2008). Dies hat verschiedene Gründe, Kernthese dieser Arbeit ist, dass der digitale Wandel eine wichtige Rolle dabei spielt. Autoritäre Regime scheinen digitale Technologien schneller und effizienter für ihre Zwecke zu integrieren als liberale Demokratien (Lamesch 2021). In staatsnahen Studien aus den USA wird gar vom „Kampf zwischen digitaler liberaler Demokratie und digitalem Autoritarismus“ gesprochen, der das 21. Jahrhundert definieren könnte (Wright 2019; Koch 2019). Die empirische Standhaftigkeit oder gar „Revitalisierung“ (Köllner 2008) autoritärer Regime im 21. Jahrhundert ging einher mit einer Renaissance der Autoritarismusforschung (Bank 2010; Kailitz/Stockemer 2017).
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Machterhalt und Legitimation autoritärer Regime
- 3 Autoritarismus und digitaler Wandel
- 4 Fallbeispiel – Machterhalt und Legitimation in Russland
- 5 Diskussion - Digitaler Autoritarismus in Russland
- 6 Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, wie der digitale Wandel die Prinzipien des Machterhalts und der Legitimation in heutigen autoritären Regimen beeinflusst. Sie analysiert, wie diese Regime digitale Technologien für ihre Legitimationsstrategien nutzen und beleuchtet dabei den neuartigen Begriff des „digitalen Autoritarismus“. Die Arbeit verwendet Russland als Fallbeispiel, um die Kernthese zu verdeutlichen, dass digitale Technologien die Formen der politischen Legitimation verändern und von heutigen autoritären Regimen erfolgreich zum Machterhalt eingesetzt werden. Es wird angenommen, dass autoritäre Regime Eigenschaften aufweisen, die es ihnen ermöglichen, digitale Technologien einfacher für ihre Legitimationstrategien zu nutzen als demokratische Systeme.
- Der Einfluss des digitalen Wandels auf Machterhalt und Legitimation autoritärer Regime
- Die Nutzung digitaler Technologien durch autoritäre Regime für Legitimationsstrategien
- Der Begriff „digitaler Autoritarismus“ und seine Relevanz für die Analyse politischer Systeme
- Das Fallbeispiel Russland und die Rolle digitaler Technologien im Machterhalt des Regimes
- Die unterschiedlichen Möglichkeiten der Nutzung digitaler Technologien in autoritären Regimen und Demokratien
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Diese Einleitung stellt die Forschungsfrage und die Kernthese der Arbeit vor. Sie beschreibt den digitalen Wandel als einen wichtigen Faktor für die Stabilität und Resilienz autoritärer Regime und beleuchtet den wachsenden Einfluss digitaler Technologien auf politische Prozesse. Die Einleitung führt in das Fallbeispiel Russland ein und verdeutlicht die Bedeutung des Themas „digitaler Autoritarismus“ in der heutigen Zeit.
- Kapitel 2: Machterhalt und Legitimation autoritärer Regime: Dieses Kapitel liefert die theoretischen Grundlagen der Arbeit. Es definiert den Begriff „autoritäres Regime“ und erläutert das Konzept der Legitimation im Kontext politischer Herrschaft. Es werden verschiedene Legitimationsstrategien diskutiert, die autoritäre Regime einsetzen, um ihre Macht zu festigen.
- Kapitel 3: Autoritarismus und digitaler Wandel: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Einfluss des digitalen Wandels auf autoritäre Regime. Es beleuchtet die Möglichkeiten und Herausforderungen, die sich durch digitale Technologien für autoritäre Systeme ergeben. Der Begriff „digitaler Autoritarismus“ wird definiert und seine Implikationen für die Machtbalance zwischen Demokratien und Autokratien werden analysiert.
- Kapitel 4: Fallbeispiel – Machterhalt und Legitimation in Russland: Dieses Kapitel analysiert die Rolle digitaler Technologien im Machterhalt des russischen Regimes. Es untersucht die Strategien, die Russland nutzt, um seine Macht durch digitale Technologien zu festigen und seine Legitimität zu stärken.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselbegriffe Machterhalt, Legitimation, autoritäre Regime, digitaler Wandel, digitale Technologien, digitaler Autoritarismus, Russland und Fallbeispiel. Sie befasst sich mit den Auswirkungen digitaler Technologien auf die politische Stabilität und die Legitimität von autoritären Regimen im digitalen Zeitalter.
- Arbeit zitieren
- Manuel Banz (Autor:in), 2022, Machterhalt und Legitimation autoritärer Regime im digitalen Zeitalter am Beispiel Russland, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1303591