Ich werde im Kapitel über den „geheimnisvollen“ Aggressionstrieb darstellen, wie kurzlebig Thesen und Behauptungen über das Böse sein können und sind. Während meiner Suche durch Berge und Material nach geeigneter Literatur fiel mir immer deutlicher ein fast schon als „böse“ zu bezeichnender Krieg der Wörter und Ansichten auf, der von mehr oder weniger bekannten Ethologen, Psychologen und wie sich sonst noch nennen mögen, erbittert ausgefochten wird. Oft schien es mir, als ob es den Wissenschaftlern gar nicht so sehr um die Richtigkeit ihrer Thesen geht, sondern vielmehr um die Anerkennung ihrer persönlichen Leistungen. Ich habe dem dadurch Rechnung getragen, dass ich eben vom „geheimnisvollen Aggressionstrieb“ und vom sogenannten „sogenannten Bösen“ – wenn auch nur in Form einer „Schlagzeile“ – spreche.
Nichtsdestotrotz werde ich in den anschließenden Kapiteln verschiede Formen der Aggression schildern. Mit Bedacht habe ich Modelle ausgewählt, die mir ausreichend begründet schienen und denen ich aus meinen bisherigen Erfahrungen zustimmen kann. Auffallend wird hier sein, dass man zwischen den natürlichen und daher gesunden Formen der Gewalttätigkeit unterscheiden muss, auch wenn die Grenze nicht so ohne weiteres definitiv bestimmt werden kann. Deswegen schien es mir als wenig sinnvoll, das „Böse“ in seiner „Reinform“ zu behandeln. Vielmehr muss man es wie eine bösartige Wucherung auf einem gesunden Feld der Selbstbehauptung sehen.
„Frieden ist ein so durch und durch „gutes“ Wort, dass man sich vor ihm in Acht nehmen soll. Für die verschiedensten Menschen hat es seit jeher die allerverschiedensten Dinge bedeutet. Sonst könnten sich nicht alle so bereitwillig und allgemein auf Frieden einigen…“
C. Wright Mills
Wie kann ein Zitat über den Frieden zu einer Arbeit über das Böse passen? Vielleicht nur ein journalistischer Gag, vielleicht aber auch ein Hinweis auf die Strapazierbarkeit von Worten- oder gar von Meinungen?
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Der „geheimnisvolle\" Aggressionstrieb - oder: Das sogenannte „Sogenannte\" Böse
- Formen der Aggression und deren Exzesse
- Aggression und Ablösung
- Aggression und Besitz und deren Konsequenzen für den Weltfrieden
- Gefährliche Aggression
- Vom Spiel zum Blutdurst
- Spielerische Gewalttätigkeit
- Reaktive Gewalttätigkeit
- Rachsüchtige Gewalttätigkeit
- Kompensatorische Gewalttätigkeit
- Archaische Blutdurst
- Nekrophilie, Narzissmus, symbiotische Fixierung an Mutter
- Formen der Aggression und deren Exzesse
- Das Böse aus Sicht der Christlichen Lehre
- Interview: Pfarre Peter Thorn
- Begriff: Sünde
- Sünde als individuelle bewusste Tat
- Urkeim der Sünde
- Folgen der Sünde
- Dialektik des Bösen in der Welt
- Nachwort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Facharbeit analysiert das Phänomen des „Bösen“ aus zwei Perspektiven: der ethologischen und der christlichen. Ziel ist es, die komplexen und vielschichtigen Aspekte der Aggression und deren Auswirkungen auf das menschliche Zusammenleben zu beleuchten. Dabei werden sowohl natürliche Formen der Gewalttätigkeit als auch die destruktiven Exzesse des menschlichen Verhaltens untersucht.
- Die Rolle des Aggressionstriebs in der menschlichen Natur
- Unterschiedliche Formen der Aggression und ihre Konsequenzen
- Das Konzept der Sünde in der christlichen Lehre
- Der Einfluss des Bösen auf die menschliche Existenz
- Die Dialektik von Gut und Böse in der Welt
Zusammenfassung der Kapitel
Das Vorwort führt in die Thematik ein und beleuchtet die Vielschichtigkeit des Begriffs „Frieden“. Es stellt den Konflikt der verschiedenen Ansichten über das Böse in der Wissenschaft dar und erläutert die Herangehensweise der Facharbeit. Das erste Kapitel beschäftigt sich mit dem Aggressionstrieb und dessen unterschiedlichen Ausprägungen. Es werden verschiedene Formen der Aggression wie Ablösung, Besitz und gefährliche Aggression analysiert. Das zweite Kapitel beleuchtet das „Spiel zum Blutdurst“ und unterscheidet zwischen verschiedenen Arten der Gewalttätigkeit, darunter spielerische, reaktive, rachsüchtige und archaische Gewalt. Das dritte Kapitel untersucht das Böse aus Sicht der christlichen Lehre und beleuchtet den Begriff der Sünde und deren Folgen für den Menschen. Es werden verschiedene Aspekte der Sünde, wie die individuelle Tat, der Urkeim und die Dialektik des Bösen in der Welt, ausführlich behandelt.
Schlüsselwörter
Die Facharbeit beleuchtet das „Böse“ aus der Perspektive der Ethologie und der christlichen Lehre. Wichtige Schlüsselbegriffe sind Aggression, Gewalt, Blutdurst, Sünde, Dialektik, Selbstbehauptung und Weltfrieden. Es werden verschiedene Formen der Aggression, wie Ablösung, Besitz und gefährliche Aggression, analysiert. Die Facharbeit fokussiert außerdem auf die verschiedenen Arten der Gewalttätigkeit und den Einfluss des Bösen auf die menschliche Existenz.
- Arbeit zitieren
- Herbert Hofmann (Autor:in), 1985, Das Böse aus Sicht der Ethologie und der christlichen Lehre, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1302508