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Hausarbeit, 2022
11 Seiten, Note: 1,3
InhaltsverzeichnisII
AbkürzungsverzeichnisII
1 Einleitung
1.1 Hintergrund
1.2 Forschungsfragen
2 Benachteiligung von Schüler_innen mit Migrationshintergrund
2.1 Definition Bildungsungleichheit
2.2 Schulabschlüsse von ausländischen und deutschen Schüler_innen
3 Benachteiligung von Schüler_innen aus niedrigen sozialen Schichten
3.1 Einfluss der Sozioökonomischen Stellung der Schüler_innen
3.2 Soziale Benachteiligung von Schüler_innenn aus Migrantenfamilien
4 Fazit
Literaturverzeichnis
ALG2 Arbeitslosengeld
Integration von Migrant_innen wird oft als die Teilhabe am Arbeitsmarkt, Bildungssystem und der sozialen Kontakte außerhalb ihrer Herkunftsgesellschaft festgemacht. Die Migration hingegen beschreibt die Wanderbewegung der Leute(Hoesch, 2018, S. 13).
Migrant_innen werden im Bildungssystem offensichtlich benachteiligt. Die ethnische Herkunft der Schüler_innen hat Einfluss auf deren Bildungserfolg(Solga & Dombrowski, 2009, S. S.16), laut der Pisa-Studie 2000 gibt es große Bildungsungleichheiten zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund. Diese zeigen sich sowohl bei der Lesekompetenz als auch den besuchten Schulformen(Dollmann & Kristen, 2021), Schüler_innen mit Migrationshintergrund erhalten nach der Grundschulzeit häufiger eine Empfehlung für die Hauptschule als Schüler_innen ohne Migrationshintergrund(Solga & Dombrowski, 2009, S. S.17).
Gleichzeitig bestand schon immer ein Zusammenhang zwischen dem sozialen Status der Familie und dem Bildungsabschluss der Kinder. Diese Unterschiede spielen nicht nur in der Bildung, sondern auch in anderen Lebensbereichen eine Rolle, in der Regel folgen daraus auch andere Berufsaussichten(Deutsches Jugendinstitut, 2022).
Wird dies betrachtet, stellt sich die Frage, ob die Benachteiligung von Schüler_innen mit Migrationshintergrund tatsächlich mit dem Migrationshintergrund oder eher mit dem sozialen Status der Herkunftsfamilie der Schüler_in zu tun hat.
Basierend auf der Aufgabenstellung soll an dieser Stelle eine Fragestellung zu dem Thema entwickelt werden. Das übergeordnete Thema ist der Zusammenhang zwischen Migration und systematischer Benachteiligung.
In diesem Fall sollen die Ungleichheiten im Bildungssystem untersucht werden. Es soll überprüft werden, ob Benachteiligungen von Schüler_innen mit Migrationshintergrund auf deren Migrationshintergrund oder deren sozialen Status zurückzuführen sind. Darauf basierend sollen die Forschungsfragen aufgestellt werden.
Zunächst sollen die Benachteiligungen ermittelt werden, welche Schüler_innen mit Migrationshintergrund im Bildungssystem erfahren. Dazu ergibt sich die Forschungsfrage:
FF1: Welche Benachteiligungen erfahren Schüler_innen mit Migrationshintergrund?
Diese Frage soll in Kapitel2beantwortet werden.
Die in Erfahrung gebrachten Benachteiligungen der Schüler_innen mit Migrationshintergrund sollen im zweiten Schritt untersucht werden, ob sie eher auf den Migrationshintergrund oder er auf die soziale Herkunft der Schüler_innen zurückzuführen sind. Dazu ergibt sich die Forschungsfrage:
FF2: Welche dieser Benachteiligungen sind nicht auf den Status des Migrationshintergrundes der Schüler_innen, sondern den sozialen Status zurückzuführen?
Diese Frage soll in Kapitel3beantwortet werden.
Die Untersuchung soll sich auf die Grundschule und Unterstufe der weiterführenden Schulen beschränken. Eine Untersuchung der höheren Jahrgänge der weiterführenden Schulen, des tertiären Bildungssektors oder den Eintritt in das Arbeitsleben wird in dieser Arbeit nicht stattfinden. Auch wird keine fächerbezogene Untersuchung angestellt werden, es wird der schulische Erfolg allgemein betrachtet.
An erster Stelle muss der Migrationshintergrund definiert werden. Gemäß der Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2020, S. VIII) hat eine Person offiziell einen Migrationshintergrund, falls entweder sie selber oder eines der beiden Elternteile zugewandert ist bzw. die deutsche Staatsangehörigkeit nicht ab Geburt besessen hat oder gegebenenfalls noch nicht besitzt. Unter diese Gruppe fallen sowohl zugewanderte Ausländer_innen (eingebürgert oder noch nicht) und auch die, gegebenenfalls bereits mit deutscher Staatsbürgerschaft geborenen, Nachkommen dieser Gruppen(Autorengruppe Bildungsberichterstattung, 2020, S. VIII).
Mit Bildungsungleichheiten sind Unterschiede im Bildungsverhalten und bei den erzielten Bildungsabschlüssen von Schüler_innen mit unterschiedlichen Hintergründen gemeint. Es wird im Allgemeinen zwischen der Ungleichheit dem Zugang zu der Bildung, im eigentlichen Bildungsprozess und auch im Bildungsergebnis unterschieden(Schlicht, 2011, S. 35-36). Ungleichheit beim Bildungszugang wäre beispielsweise, wenn Schüler_innen aus einer Personengruppe einen erschwerten Zugang zum Gymnasium haben und eher die Hauptschule besuchen. Die Ungleichheit im Bildungsprozess beschreibt die Auswirkungen des entsprechenden Hintergrundes auf die eigentlichen Leistungen der Schüler_innen und die Ungleichheit bei Bildungsergebnis beschreibt die daraus resultierenden unterschiedlichen Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt.
Die ethnische Herkunft scheint einen Einfluss auf den Bildungserfolg eines Schüler_innens zu haben. Die Pisa Studie aus dem Jahr 2000 hat gezeigt, dass es große Bildungsungleichheiten zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund gibt. Es gab sowohl Unterschiede bei der Lesekompetenz als auch bei den besuchten Schulformen(Dollmann & Kristen, 2021). Beispielsweise erhalten Schüler_innen mit Migrationshintergrund zum Ende der Grundschulzeit häufiger eine Empfehlung für die Hauptschule als Schüler_innen ohne Migrationshintergrund.(Solga & Dombrowski, 2009, S. S.17). Werden die sogenannten nicht studienberechtigten Schulabgänger betrachtet, beenden die Schulabgänger mit Migrationshintergrund ihre Schullaufbahn wesentlich öfter mit einem Hauptschulabschluss und seltener sogenannten einem mittleren Schulabschluss als die Schulabgänger ohne Migrationshintergrund(Beicht & Walden, 2019, S. 23). Durch mögliche Sprachdefizite kommt es zu einer erkennbaren Benachteiligung. Ein großes Defizit bei Schüler_innen mit Migrationshintergrund ist in vielen Fällen die mangelnde Beherrschung der deutschen Sprache(Meyer-Hamme, 2014, S. 28). Es ist nachvollziehbar, dass die mangelnde Sprachbeherrschung nicht nur beim Lesen und Schreiben selber, sondern auch beim übrigen Kompetenzerwerb ein großes Hindernis darstellt.
Jedoch ist die Gruppe der Schüler mit Migrationshintergrund sehr heterogen, je nach Herkunftsregion und auch Alter bei der Migration nach Deutschland gibt es Unterschiede beim Bildungserfolg. Beispielsweise sind die Bildungsnachteile von Schüler_innen, deren Eltern aus Mittelosteuropa stammen, weniger ausgeprägt als die von Schüler_innen mit Eltern aus anderen Regionen. Ebenso haben ca. 25 % der Personen, die erst im Erwachsenenalter nach Deutschland zugewandert sind und noch Schulen in ihrem Herkunftsland besuchen konnten, einen Hochschulabschluss, wenn auch ca. 40 % dieser Personen gar keinen beruflichen Abschluss haben(Autorengruppe Bildungsberichterstattung, 2020, S. 6-7). Jugendliche mit ursprünglicher Herkunft aus Osteuropa erreichen fast so oft einen mittleren Schulabschluss wie Schüler_innen ohne Migrationshintergrund. Hingegen erreichen Jugendliche mit Herkunft aus Südeuropa, aus der Türkei, dem Nahen Osten oder Nordafrika vergleichsweise selten einen mittleren Schulabschluss (Beicht & Walden, 2019, S. 23).
In(Hamade, 2020)wird der Klassismus als generelles Problem und Ursache von Diskriminierung genannt. Unter Klassismus wird die Einteilung von Personen aufgrund ihrer sozialen Herkunft verstanden. Das Problem hierbei ist, dass den Leuten aufgrund ihrer sozialen Herkunft bestimmte Eigenschaften zugesprochen werden, sowohl positiv als auch negativ. Bspw. hatte Thilo Sarrazin den Empfängern von Arbeitslosengeld 2 (ALG2) Faulheit und Antriebslosigkeit unterstellt und bereits 1438 wurde von einem spanischen Priester die Klasse der Ritter beschreiben, denen positive Eigenschaften zugeschreiben werden(Hamade, 2020).
Es gibt mehrere mögliche Definitionen für den sozialen Status. Häufig wird er über den ausgeübten Beruf einer Person erfasst, jedoch sollte er um Indikatoren wie das soziale und kulturelle Kapital der Familie erweitert werden. Darunter werden jegliche Ressourcen verstanden, die den Personen in der Gesellschaft Vorteile verschaffen. Darunter fallen bspw. auch soziale Netzwerke, auf die die Mitglieder der Familie privilegierten Zugriff haben. Bildungszertifikate, Titel oder einen privilegierte Bildungsgeschichte gehören ebenfalls dazu(Deutsches Jugendinstitut, 2022).
Wird die Empfehlung für den weiteren Schulbesuch am Ende der Grundschule betrachtet, zeigt sich, dass Kinder aus sogenannten höheren Schichten eine höhere Chance haben, eine gymnasiale Empfehlung zu erhalten, als die Kinder von Facharbeitern. Auch bei ansonsten gleichen Leistungen besuchten Schüler_innen aus höheren Schichten öfter ein Gymnasium als beispielsweise Kinder von Facharbeitern. (Hopf & Edelstein, 2019). Kindern aus Familien mit höherem sozialem Status wird von den Lehrkräften allgemein mehr zugetraut. Daher wird im Zweifel eine Empfehlung für die höhere, weiterführende Schule ausgestellt(Maaz, 2020).
Auch das Entscheidungsverhalten der Eltern wirkt sich auf die Bildungsteilhabe aus, in Familien aus höheren Schichten wird in der Regel der höhere bzw. angesehenere Bildungsweg gewählt. Dies geschieht auch dann, wenn die Leistungen dies gar nicht rechtfertigen würden. In Familien mit niedrigeren sozialen Status sieht die Lage anders aus: auch bei ausreichenden Leistungen wird hier tendenziell gegen einen höheren Bildungsweg entschieden(Maaz, 2020). Das liegt zum einen daran, dass Eltern mit höherem Einkommen und damit verbundenen höherem sozialen Status eher in die Bildung ihres Nachwuchses investieren wollen, um den möglichen sozialen Abstieg zu verhindern(Schneider, 2004, S. 1). Neben der Motivation des Statuserhaltes spielt hier auch die Möglichkeit eine Rolle, zusätzliche außerschulische Hilfeleistungen wie Nachhilfe zu bezahlen (Schlicht, 2011, S. 41). Auch gibt es bei Familien mit verschiedenen sozialen Hintergründen auch eine unterschiedliche Akzeptanz von unterschiedlich langen Bildungswegen. Auch wenn der Schulbesuch in Deutschland grundsätzlich gebührenfrei ist, treten dennoch Zusatzkosten auf. Daher wählen Familien mit geringen Einkommen bzw. niedrigerem sozialen Status kürzere Bildungswege(Schneider, 2004, S. 2).
Das Bildungsniveau der Herkunftsfamilie des Schüler_innen wirkt sich ebenfalls auf seine schulischen Leistungen aus. Beispielsweise ist in Familien mit hohem durchschnittlichem Bildungsniveau auch eine bessere Verfügbarkeit von Büchern gegeben, was die unterschiedlichen Lesekompetenzen erklären könnte(Solga & Dombrowski, 2009, S. S.13-14). Weiterhin kommt hinzu, dass sich Eltern aus höheren sozialen Schichten auch besser mit den Institutionen des Bildungssystems auskennen(Schneider, 2004, S. 1). Von den Eltern der Schüler_innen, die 2019 ein Gymnasium besuchten, hatten 67,1 % die allgemeine Hochschulreife oder das Fachabitur. Nur 21,7 % der Eltern hatten einen sogenannten mittleren Schulabschluss und 5,9 % der Eltern einen Volks- oder Hauptschulabschluss. Von den Schüler_innenn, die 2019 eine Hauptschule besuchten, hatten. 41,7 % der Eltern selbst einen Hauptschulabschluss. Bei den Realschüler_innenn Ergibt sich ein ähnliches Bild. Ebenfalls wird der Gang an die Hochschule von dem Bildungsabschluss der Eltern beeinflusst(Bundezentrale für politische Bildung, 2022).
Auch beim eigentlichen Kompetenzerwerb lassen sich Vorteile von Schüler_innen aus höheren sozialen Schichten feststellen. Theoretisch müsste die Schule die unterschiedliche Herkunft der Schüler_innen kompensieren, dies geschieht aber nicht (Solga & Dombrowski, 2009, S. S.13-14). In der Sekundarstufe nimmt diese Abhängigkeit zwischen sozialer Schicht und schulischen Erfolg noch zu, weil hier die unterschiedlichen Lernumgebungen und die unterschiedlichen Lehrpläne in den verschiedenen Schultypen relevant werden(Solga & Dombrowski, 2009, S. S.15). Der formell gesehen niedrige Bildungsstand des Elternhauses wirkt sich auch negativ auf die Bildungssituation der Schüler_innen aus, da die Eltern ihre Kinder nicht in der Schule unterstützen können(Autorengruppe Bildungsberichterstattung, 2020, S. 6).
Wie inAbbildung 1gezeigt wird, gehen ungünstige soziale Lagen oft mit einem Migrationshintergrund einher. Es ist sichtbar, dass die Personen mit Migrationshintergrund in Deutschland in den unteren Schichten überrepräsentiert sind. Unter sozialer Lage wir im normalen Sprachgebrauch in der Regel die soziale Schicht verstanden. In der hier vorliegenden Untersuchung wurden jedoch auch Parameter wie Einkommen, Vermögen, Wohnsituation und die Integration in den Arbeitsmarkt mitberücksichtigt und die Bevölkerung anhand dessen in sechs Gruppen unterteilt(Rudnicka, 2022).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung1: Verteilung der Bevölkerung in Deutschland auf die sozialen Lagen, aufgeschlüsselt nach dem Vorhandensein eines Migrationshintergrundes im Jahr 2018. Quelle: Eigenen Darstellung nach(Rudnicka, 2022).
Die Gruppe von Schüler_innenn mit Migrationshintergrund, die auffallende Schwierigkeiten im deutschen Bildungssystem hatte, waren die Nachkommen der ehemaligen Gastarbeiter. Diese waren in der Mehrzahl sehr gering qualifiziert, und die gering anerkannte Qualifikation wirkte auf die weiteren Generationen nach. Eine Integration dieser Gruppen war nicht vorgesehen, da angenommen wurde, dass diese Personen später wieder in ihrer Heimatländer zurückkehren. Die Nachkommen dieser Gastarbeiter hatten schlechtere Leistungen in der Schule, hingegen hatten die Nachkommen der Zuwanderer aus Osteuropa vergleichsweise gute Leistungen in der Schule. Der Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen war, dass die zweite Gruppe bereits einen höheren Bildungshintergrund hatte und auch oft schon deutsche Sprachkenntnisse vorweisen konnte(Dollmann & Kristen, 2021). Dies kann als Indiz gewertet werden, dass sie soziale Herkunft bzw. soziale Schicht sich stärker auf den Bildungserfolg auswirkt als der Migrationshintergrund.
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