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Hausarbeit, 2019
12 Seiten, Note: 1,3
Einleitung
1. Krankheitsbild Demenz
2. Was ist Biografie - / Erinnerungsarbeit
3. Bedeutung und Eignung von Biografie- und Erinnerungsarbeit für die Betreuung von Menschen mit Demen
Fazit
Literaturverzeichnis
Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit behandelt das Thema Biografie und Erinnerungsarbeit als Angebot für Menschen mit Demenz. Die Fragestellung beschäftigt sich damit, weshalb Angebote aus dem Bereich der Biografie- und Erinnerungsarbeit für die Arbeit mit demenziell erkrankten Menschen sinnvoll sind.
Nach Angaben der deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. sind fast 1,7 Millionen Menschen in Deutschland von Demenz betroffen (vgl. Bickel 2018: 1). Die Zahl von 300.000 Neuerkrankungen pro Jahr übersteigt die Sterberate, sodass die Zahl der Erkrankten jährlich um weitere 40.000 Menschen ansteigt (vgl. Bickel 2018: 1). Demenz ist eine große Beeinträchtigung für die Betroffenen sowie deren Familien und des sozialen Umfeldes. Die durch den demografischen Wandel ansteigenden Zahlen der Erkrankten zeigen die Wichtigkeit der Forschung auf, um die Prävention und die Therapie weiterzuentwickeln. Außerdem wird dadurch deutlich, dass die Gesellschaft in Zukunft für das Krankheitsbild sensibilisiert werden muss und die Pflegekräfte in Hinblick auf den Umgang mit demenziell Erkrankten besser und ausgiebiger geschult werden müssen.
Der erste Abschnitt thematisiert das Krankheitsbild der Demenz, indem der Begriff Demenz definiert und gemäß dem ICD10 vorgestellt wird. Des Weiteren werden die Formen der Demenz, die Ursachen und die Häufigkeit dargestellt. Außerdem werden Möglichkeiten der Diagnose, sowie die Auswirkungen der Demenz auf die Betroffenen skizziert. Der zweite Abschnitt beinhaltet eine Auseinandersetzung mit dem Thema Biografie-/ Erinnerungsarbeit. Dafür findet eine Differenzierung zwischen den Begriffen Lebenslauf und Biografie statt. Zusätzlich werden die Kernelemente sowie die Rahmenbedingungen, Formen und Methoden erläutert. Im dritten Abschnitt werden die Themen Demenz und Biografie-/ Erinnerungsarbeit in einen Kontext gesetzt, damit die Bedeutung von Biografie- und Erinnerungsarbeit für die Betreuung von Menschen mit Demenz dargestellt und deutlich wird. Das Fazit ergibt sich aus einer zusammenfassenden Betrachtung der wichtigsten Ergebnisse dieser Hausarbeit sowie einem Ausblick und einer Einschätzung des Potenzials der Biografie-/ Erinnerungsarbeit.
Demenz leitet sich aus den lateinischen Wörtern „de“ abnehmend und „Mens“ Verstand ab (vgl. Grond 2005: 16). Dies bedeutet sinngemäß abnehmender Verstand oder einer erworbenen Beeinträchtigung der geistigen Leistungsbereitschaft (vgl. Grond 2005: 16; Philipp-Metzen 2015: 13). Dabei ist mindestens eine kognitive Funktion wie das Gedächtnis, die Orientierung, das Sprachvermögen oder die Urteilsfähigkeit so eingeschränkt, dass das Alltagsleben nachhaltig beeinträchtigt ist (vgl. Grond 2005: 16; Philipp-Metzen 2015: 13). Neben dieser Beeinträchtigung kognitiver Funktionen treten Veränderungen der sozialen Verhaltensweisen, der Wahrnehmung, Motivation, Affektivität oder Persönlichkeitsmerkmale auf (vgl. Philipp-Metzen 2015: 18). Die Symptome können sehr unterschiedlich ausfallen und damit auch den Grad der Veränderung beeinflussen. Dieser reicht von leichter Veränderung bis hin zum Verlust der Unabhängigkeit.
In dem Klassifikationssystem ICD 10 wird Demenz als ein „Syndrom als Folge einer meist chronischen oder fortschreitenden Krankheit des Gehirns“ beschrieben, bei der das Bewusstsein nicht getrübt ist (WHO, DIMDI 2019). Weiterhin wird angeführt, dass dieses Syndrom bei Alzheimer Krankheit, bei zerebrovaskulären oder anderen Zustandsbildern des Gehirns auftritt, begleitet von Veränderungen des Sozialverhaltens oder der Emotionen (vgl. Philipp-Metzen 2015: 19f.).
Aktuell sind in Deutschland 1,7 Millionen Menschen von einer Demenz betroffen und jährlich steigt die Zahl um weitere 40.000 (vgl. Kurz et al. 2018: 8). Das liegt daran, dass die Lebenserwartung ansteigt und die geburtenstarken Jahrgänge ein höheres Alter erreichen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass eine Demenz auftritt steigt mit einem höheren Alter. Von der Altersgruppe der 60-Jährigen ist nur jeder Hundertste betroffen, bei den 80-Jährigen ist es jeder sechste (vgl. Kurz et al. 2018: 8).
Die Demenzen werden in primäre Demenzen, die das Gehirn betreffen und sekundäre Demenzen, die durch körperliche Erkrankungen ausgelöst werden können, unterschieden (vgl. Dick et al. 2017: 2).
Die Primäre Demenz wird in neurodegenerative und vaskuläre Erkrankungen unterteilt (vgl. Dick et al. 2017: 2). Durch eine Schädigung von Bereichen der Hirnrinde, die für kognitive Funktionen oder Verhalten verantwortlich ist, entsteht eine Demenz. Dies geschieht ebenfalls, wenn die Verbindungsbahnen zwischen diesen Bereichen unterbrochen sind (vgl. Kurz et al. 2018: 10).
Neurodegenerative Demenzen entstehen durch den Verlust von Nervenzellen, dabei werden Eiweißbestandteile nicht korrekt verarbeitet (vgl. Kurz et al. 2018: 10). Es kommt zu einer Ablagerung der Eiweißbestandteile und einer Schädigung der Nervenzellen. Zu den degenerativen Demenzen werden Alzheimer, die Lewy-Körper-Demenz und frontotemporale Demenz gezählt (vgl. Grond 2005: 18).
Bei vaskulären Erkrankungen werden die tiefliegenden Regionen im Gehirn schlecht mit Blut versorgt, so dass Nervenzellen absterben und sogar Nervenfasern geschädigt werden. Als vaskuläre, durch gefäßbedingte Demenzen werden z.B. die Multi-Infarkt-Demenz und subkortikale Demenz Binswanger angeführt (vgl. Grond 2005: 18).
Die häufigsten Formen von Demenz sind Alzheimer-, sowie die vaskuläre Demenz und ihre Mischformen (vgl. Dick et al. 2017: 2).
Bei sekundären Demenzen kommt es nicht zu einer direkten Erkrankung des Gehirns. Durch eine außerhalb des Gehirns auftretende Erkrankung oder einen Erreger wird eine demenzielle Entwicklung ausgelöst (vgl. Dick et al. 2017: 9). Hervorgerufen werden die sekundären Demenzen z.B. durch Medikamente und Toxine, Depressionen oder metabolische Ursachen (vgl. Dick et al. 2017: 10 f.) Die meisten Ursachen sind behandelbar und es kann durch eine gelingende Behandlung der Grunderkrankung zu einem Rückgang der demenziellen Symptome oder auch zur vollständigen Regeneration des Körpers kommen (vgl. Dick et al. 2017: 9). Deswegen werden sekundäre Demenzen auch reversible Demenzen genannt. Deshalb ist die Diagnose ist von größter Bedeutung (vgl. Dick et al. 2017: 9).
Liegt ein Verdacht einer Demenz vor wird der Betroffene und Angehörige von einem Arzt befragt, ob und welche Veränderungen eingetreten sind (vgl. Haupt 2018: 1). Um Symptome und Verhaltensänderung zu überprüfen, können verschiedene Tests durchgeführt werden, wie z.B.: der Mini Mental Status Examination oder der DemTect (vgl. Haupt 2018:1; Philipp-Metzen 2015: 25ff.) Des Weiteren werden körperliche und neurologische Tests durchgeführt um andere Krankheitsbilder, psychische Störungen oder normales Altern auszuschließen. Sobald eine Demenz festgestellt wurde, wird die Ursache der Demenz erforscht. Nach der Feststellung einer Alzheimer-, vaskulären-, Lewy Körperchen-, frontotemporalen Demenz oder Mischform werden im letzten Schritt die Ressourcen und individuellen Probleme erfasst (vgl. Haupt 2018: 3).
Demenz gilt als eine Schwellenerkrankung, weil oftmals Phasen durchlaufen werden, die noch keine bis wenig Auswirkungen auf den Alltag haben, bevor diese klinisch relevant werden (vgl. Philipp-Metzen 2015: 23). Für die Schwere und den Verlauf der Demenz gibt es in der Fachliteratur unterschiedliche Einteilungen (vgl. Philipp-Metzen 2015: 23). Es gibt z.B. die Reisberg-skala oder das CDR – Clinical Dementia Rating - das in fünf Schweregrade von keine bis schwere Demenz unterscheidet (vgl. Philipp-Metzen 2015: 23).
Zur Einteilung werden unter anderem das Gedächtnis, kognitive Fähigkeiten, Orientierung oder Körperhygiene als Indikator genutzt (vgl. Philipp-Metzen 2015: 23). Durch die Demenz wird das Denken, die Sprache, das Handeln und das Erleben verändert. Im Bereich der Kognition kommt es zu einer nachlassenden Konzentrationsfähigkeit, einer Orientierungslosigkeit bis hin zum Verlust des Wissens über sich selbst (vgl. Grond 2005: 22f.). Sprachliche Defizite zeigen sich am Anfang durch Wortfindungsstörungen aus und reichen bei einem schweren demenziellen Grad bis hin, dass Gesprochenes nicht mehr korrekt wiedergegeben und erfasst werden kann (vgl. Grond 2005: 23f.) Die Handlungen werden für Demente immer schwieriger, sodass schwere Anforderungen vermieden werden. Bei fortgeschrittener Krankheit kann es zu einem enormen körperlichen Abbau kommen, der sich im Extremfall durch Inkontinenz und Bettlägerigkeit auszeichnet (vgl. Grond 2005 24f.). Als Symptome des Erlebnisses werden Unsicherheit und Angst, Depressionen bis hin zum Verlust der eigenen Identität angeführt (vgl. Grond 2005: 44).
Die Biografie eines Menschen wird häufig mit seinem Lebenslauf gleichgesetzt (vgl. Miethe 2017: 11). Um zu verstehen, was Biografiearbeit bedeutet, muss als erstes der Begriff Biografie erklärt und von einem Lebenslauf unterschieden werden. Ein Lebenslauf ist z.B. wichtig bei einer Bewerbung, dort werden Fakten angegeben, wie Name, Geburtstag, Schullaufbahn oder Berufsausbildung. Diese Daten werden anders als in einer Biografie aber nicht gedeutet und erklärt, sondern nur objektiv dargestellt (vgl. Miethe 2017: 12). Im Gegensatz dazu steht die Biografie, die nicht nur die Fakten und Chronologie erfasst, sondern diesen auch subjektive Bedeutungen gibt (vgl. Miethe 2017:12). Um die Bedeutung z.B. bei der Schule/ Schulzeit zu klären sind mehr Informationen als der Name der Schule notwendig. Z.B. „Wie gefiel es an der Schule?“, „Warum wurde diese besucht?“ „Wen habe ich dort kennengelernt?“, „welche Fächer haben mir gefallen?“
Als Biografiearbeit wird das Auseinandersetzen mit individuellen, gesellschaftlichen und kulturell beeinflussten Erfahrungen und Erlebnissen eines Menschen verstanden (vgl. Specht-Tomann 2009: 7). Ein ganzheitliches Menschenbild dient dazu als Grundlage. Körper, Seele, Geist, Denken, Handeln und Fühlen sind in der Rückschau auf Ereignisse miteinzubeziehen (vgl. Miethe 2017: 22). Dabei wird alles berücksichtigt, was mit der Lebensgeschichte des Menschen zusammenhängt und erfasst oder eingesetzt wird (vgl. Specht-Tomann 2009: 7). Biografiearbeit ist nicht nur Reflexion der Vergangenheit, sie dient auch der Gestaltung der Zukunft (vgl. Miethe 2017: 23). Außerdem wird dabei geklärt, welche Rolle der Mensch im gesellschaftlichen und historischen Zusammenhang eingenommen hat (vgl. Miethe 2017: 22). Das Kernelement der Arbeit ist das Erinnern, Erzählen, Zusammenfügen von Geschichten bzw. Erlebtem, die das Leben eines Menschen wiederspiegeln (vgl. Specht-Tomann 2009: 7). Dies geschieht allerding in einem professionellen Setting. Dafür müssen Formen der Biografiearbeit, die Rahmenbedingungen und die Methoden geklärt und vorbereitet werden (vgl. Miethe 2017: 23f.).
Biografieareit kann in unterschiedlichen Formen durchgeführt werden. Es besteht die Möglichkeit einer formellen oder informellen Umsetzung in Einzel- oder Gruppenarbeit (vgl. Miethe 2017: 331ff.). Formelle Biografiearbeit ruft die Biografie eindeutig als Thema aus. Informell findet Biografiearbeit in Alltagssituation in einem professionellen Kontext statt. Eine Möglichkeit ist z.B. Mittagessen in einem Heim, bei dem das Gericht genutzt wird, um biografische Ereignisse mitzuteilen bzw. zu erfahren (vgl. Miethe 2017: 31f.). Die Wahl zwischen Einzel- oder Gruppenarbeit, die beide Vor- und Nachteile aufweisen, ist abhängig von der Zielgruppe sowie den Rahmenbedingungen (vgl. Miethe 2017: 34). Zu den Rahmenbedingungen gehören die Räumlichkeiten, der Zeitfaktor und eine transparente Vermittlung über den Verlauf der geplanten Veranstaltungen (vgl. Miethe 2017:36). Außerdem sollte Biografiearbeit in einem zwanglosen Kontext durchgeführt werden und die Verschwiegenheit aller Teilnehmer vorrausetzen (vgl. Miethe 2017: 38f.). Zur Umsetzung gibt es vielfältige methodische Möglichkeiten. Dazu gehören narrative Methoden, bei denen in offenen Situationen Erzählungen angeregt werden. Diese werden durch den Zuhörenden durch gezieltes Nachfragen begünstigt (vgl. Miethe 2017: 42). Außerdem werden autobiografische Schreibverfahren eingesetzt, bei denen die Erzähler Zeit haben, sich über weitere Themen Gedanken zu machen, die ihm auf Anhieb nicht einfallen. Dadurch entsteht ein dauerhaftes Erzeugnis, welches nicht unmittelbar anderen Personen vorgestellt werden muss (vgl. Miehte 2017:42). Des Weiteren werden kreative Methoden, wie z.B. Malen, Basteln, Singen eingesetzt, bei denen sprachbedingte Abwehrmechanismen umgangen werden sollen (vgl. Miehte 2017:42). Bei Körper- und Sinnesmethoden soll das Körpergedächtnis Erinnerungen z.B. durch Bewegungen oder Gerüche wiederherstellen. Weitere Methoden sind der Einbezug von Medien, mediative und assoziative Verfahren, visualisierende Methoden, Lernen am Modell sowie Rollenspiele und Aufstellungsarbeit (vgl. Miethe 2017: 43f.). Die Auswahl der Methode hängt von der Person bzw. Gruppe ab und muss an diese individuell angepasst werden. Eine besondere Aufgabe kommt dabei der Leitung zu, die abhängig von der Methode in Besitz vieler Vorkenntnisse zur Umsetzung sein muss (vgl Miethe 2017: 44f.). Die richtige Art der Kommunikation trägt maßgeblich zu einer erfolgreichen Umsetzung bei (vgl. Philipp-Metzen 2015 65f.). Dabei muss immer bedacht werden, dass auch ungewünschte biografische Prozesse in Gang gesetzt werden können (vgl. Miethe 2017:45).
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