Das Problem des Herrschertums beginnt in frühislamischer Zeit mit dem Tod des Propheten Mohammeds. Es stellt sich die zentrale Frage: Wer wird Nachfolger und wer hat am ehesten die Legitimation die muslimische Gemeinde (umma) zu führen? Genealogisch gesehen wäre ein möglicher Nachfolger innerhalb der Sippe der Quraya zu suchen, somit wäre das Prinzip des nasab (Abstammung), am ehesten gewährleistet. Nach jahrelanger Suche herrschte immer noch viel Unklarheit.
Erst mit Utman kam ein „Vertreter“ der Qurayš an die Macht. Er gehörte der Sippe der Umayya an. Der nächste „Halīfa“ ʿAlī (656-661), hatte sogar die fast perfekte genealogische Nähe zum Propheten als Vetter von Muhammed und zugleich Schwiegersohn, (Ehemann von Fāṭima).
Es wurde im Laufe der Zeit allmählich schwierig sābiqa von nasab zu unterscheiden, denn wer konnte nun noch behaupten, er hätte zurzeit Muhammeds für ihn gedient? Es wurden Stimmen laut, die für eine neue Definition von sābiqa plädierten, wie sie beispielsweise von den Ḫāriğiyya gegeben wurde: Verdienste um den Islam von der gleichen Qualität wie früher, also eine Unterstützung der muslimischen Gemeinde und des Propheten, können auch zu einem späteren Zeitpunkt, (als zu Lebtagen Muhammeds), erworben werden. Derjenige mit den meisten Verdiensten ist dann „der beste Muslim“ und soll zum Kalifen ernannt werden. Jedoch war diese neue Definition nicht einmal für die Ḫāriğiyya selbst realisierbar.
Ich werde im weiteren Verlauf, meine Ausführungen auf Watt/Marmura (1985) beziehen. Das Buch bietet meiner Meinung nach, ein grundlegendes Verständnis ohne dabei auf Einzelheiten zu verzichten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Gegenbewegung Utmans
- Anfänge der harigitischen Bewegung
- Die grundlegende Doktrin
- Die Bezeichnung „Ḥāriğiten“
- Entwicklung der Doktrin
- Die Azraqiten
- Die Nağditen
- Die Sekten der frühislamischen Zeit
- Die Bedeutung der Harigiten für das islamische Denken
- Epilog
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Herrschaftskonzept der Ḥāriğiten, einer frühen islamischen Bewegung, die sich gegen die etablierte Machtstruktur und die Legitimität der ersten Kalifen richtete. Sie analysiert die Entstehung und Entwicklung der Ḥāriğiten-Bewegung im Kontext der frühen islamischen Geschichte und untersucht ihre spezifischen Ansichten zur Herrschaft und Führung der muslimischen Gemeinde.
- Die Entstehung der Ḥāriğiten-Bewegung im Kontext der frühen islamischen Geschichte
- Die Ḥāriğiten-Doktrin und ihre Kritik an der etablierten Machtstruktur
- Die verschiedenen Strömungen innerhalb der Ḥāriğiten-Bewegung
- Der Einfluss der Ḥāriğiten auf das islamische Denken und die Entwicklung des islamischen Rechts
- Die Bedeutung der Ḥāriğiten für das Verständnis der frühen islamischen Geschichte und der Entwicklung des Islams
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen kurzen Überblick über die frühislamische Geschichte und die Entstehung des Problems des Herrschertums nach dem Tod des Propheten Mohammeds. Sie beleuchtet die verschiedenen Ansichten zur Legitimität der ersten Kalifen und die Herausforderungen, die sich aus der Frage der Nachfolge ergaben.
Das Kapitel „Die Gegenbewegung Utmans“ analysiert die Ereignisse, die zur Ermordung des Kalifen Utman führten. Es beleuchtet die sozialen und politischen Spannungen, die zu dieser Zeit in der muslimischen Gemeinde herrschten, und die verschiedenen Gründe für die Unzufriedenheit mit Utmans Herrschaft.
Das Kapitel „Anfänge der harigitischen Bewegung“ beschreibt die Entstehung der Ḥāriğiten-Bewegung und ihre grundlegende Doktrin. Es untersucht die Kritik der Ḥāriğiten an der etablierten Machtstruktur und ihre Vorstellung von einer gerechten und gottgefälligen Herrschaft.
Das Kapitel „Entwicklung der Doktrin“ beleuchtet die verschiedenen Strömungen innerhalb der Ḥāriğiten-Bewegung, wie die Azraqiten und die Nağditen. Es analysiert die unterschiedlichen Ansichten dieser Strömungen zur Herrschaft, zum Krieg und zur Interpretation des islamischen Rechts.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Ḥāriğiten, das Herrschaftskonzept, die frühislamische Geschichte, die Legitimität der Kalifen, die Kritik an der etablierten Machtstruktur, die Doktrin der Ḥāriğiten, die verschiedenen Strömungen innerhalb der Ḥāriğiten-Bewegung, der Einfluss der Ḥāriğiten auf das islamische Denken und die Entwicklung des islamischen Rechts.
- Quote paper
- Tobias Hoenger (Author), 2009, Herrschaftskonzept der Charidschiten, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/129685