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Akademische Arbeit, 2022
10 Seiten, Note: 2,7
1 Einleitung
2 Definition
3 Messung
4 Effekte von Flow
4.1 Positive Effekte
4.2 Negative Effekte
5 Flow im Arbeitsleben
6 Fazit
Literaturverzeichnis
Wie kann ein Mensch Herausforderungen besser bewältigen? Warum handelt eine Person motiviert in ihrem Tun, obwohl sie keine nennenswerte Belohnung zu erwarten hat? Ein konkrete Antwort auf genannte Fragen kann der ungarisch-amerikanische Psychologe Mihâly Csikszentmihalyi geben: Flow (Ufer, 2020, S. 1-2). Die intrinsische Motivationsform Flow soll Gegenstand dieser wissenschaftlichen Ausarbeitung sein. Wie kann der Zustand Flow gemessen werden und welche positiven und negativen Effekte hat er auf den Menschen? Ein weiterer Schwerpunkt dieser Arbeit liegt in der Frage, ob Flow auch im beruflichen Alltag auffindbar ist.
Dafür wird zunächst in Kapitel zwei der Begriff Flow definiert. Kapitel drei beinhaltet einen Überblick, wie der Flow-Zustand gemessen werden kann. In Kapitel vier werden positive wie negative Effekte von Flow dargestellt. Der Zusammenhang zwischen Flow und dem beruflichen Kontext wird in Kapitel fünf ausgearbeitet. Die wissenschaftliche Arbeit schließt mit einem Fazit.
Die Motivationsforschung unterscheidet zwischen intrinsischer (von innen heraus) und extrinsischer (von außen her) Motivation. Die Motivation, zur Arbeit zu gehen, kann aus Freude an der Tätigkeit selbst resultieren (intrinsisch) oder sie ergibt sich durch die Bezahlung der Tätigkeit (extrinsisch). Der Zustand einer optimalen Motivation wird Flow-Erleben genannt. In diesem Zustand gehen Mitarbeiter in ihrer Arbeit, die sie um ihrer selbst willen vollbringen, völlig auf, ohne eine extrinsische Belohnung zu erwarten (Csikszentmihalyi, 1975, S. 36). Der Anreiz liegt in der Erbringung der Tätigkeit und nicht im Ergebnis. Das ständige Beschäftigen mit dem Endziel kann sich sogar als Störung der aktuellen Tätigkeit auswirken (Csikszentmihalyi, 2014, S. 63).
Obwohl die Person selbst vollständig in ihrer Tätigkeit ausgelastet ist, hat sie das Gefühl, dass sie volle Kontrolle über die ihr gestellten Aufgaben hat. Hierbei handelt es sich um das selbstreflexionsfreie, gänzliche Aufgehen in einer Tätigkeit (Rheinberg, 2006, S. 345).
Der qualitative Ansatz
Um das Flow-Empfinden zu messen, wählte Csikszentmihalyi in der ersten Forschungsphase einen qualitativen Ansatz. Mithilfe von Interviews gewann er Erlebnis- und Bedingungskomponenten. Folgende Faktoren wurden als Komponenten verwendet:
1. Trotz hoher Anforderungen besteht das Gefühl, die Kontrolle zu haben.
2. Anforderungen an die Tätigkeit und Rückmeldungen sind klar.
3. Handlungsabläufe gleiten ineinander über (Bezeichnung Flow).
4. Ausblendung aller Kognitionen, die nicht mit der derzeitigen Handlung zu tun haben.
5. Verändertes Zeiterleben, die Zeit vergeht gefühlt schneller.
6. Fehlen ablenkender Gedanken.
(Heckhausen & Heckhausen, 2018, S. 439)
Der quantitative Ansatz
Eine wesentliche Herausforderung für die Forschung ist, dass der Verlust der Selbstreflexion ein wesentliches Merkmal des Flow-Erlebens darstellt. Der Flow ist somit schwer in der Tätigkeitsphase direkt zu messen. Die Datenerfassung soll daher so zeitnah wie möglich an die Flow-Aktivität anschließen. Csikszentmihalyi nutzte hierfür die Erlebens-Stichproben-Methode (EMS) (Csikszentmihalyi & Larson, 2014, S. 35-37). Die Studienteilnehmer mussten mithilfe eines Pagers, der sie zu gewissen Zeitpunkten über den Tag verteilt aufforderte, ihr aktuelles Befinden und ihre Tätigkeit auf einem Skalenblock skalieren. Diese Messmethode ist verrichtungsnah und ökologisch valide, jedoch auch sehr aufwendig (Rheinberg, 2006, S. 348).
In neueren Forschungen konnten jedoch auch einige Nachteile dieser Methode dargelegt werden.
Die vorgegebenen Skalen in der Ergebnisbeurteilung von Csikszentmihalyi beziehen sich nur gering auf die Komponenten, die zuvor in der qualitativen Analyse als Charakteristika des Flow-Zustandes genannt wurden. Des Weiteren wurden auch individuelle Unterschiede im Erleben des jeweiligen Studienteilnehmers bei dieser Methode nicht berücksichtigt. Es sind größere Unterschiede in der Erlebnisempfindung zwischen misserfolgsängstlichen Teilnehmern und erfolgszuversichtlichen Teilnehmern zu erwarten. Diese werden in dieser Messmethode jedoch nicht berücksichtigt, auch wenn es sich um einen bedeutenden Aspekt handelt, da das Flow-Erleben umso ausgeprägter auftritt, je erfolgszuversichtlicher ein Teilnehmer in der Anforderungssituation ist. Ungenauigkeiten in den Ergebnissen sind hieraus die Folge (Rheinberg et al., 2003, S. 261-263).
Das Flow-Konzept geht mit vielen positiven Effekten einher. Jeder dieser Effekte hat jedoch auch seine Schattenseiten. Die folgenden Kapitel zeigen sowohl die positiven als auch die negativen Effekte von Flow auf.
Positive Effekte von Flow umfassen eine gesteigerte Aufmerksamkeit sowie ein erhöhtes Leistungsvermögen. Dazu kommen ein Gefühl von Stärke, Optimismus, Selbstbewusstsein, Motivation, Kontrolle, Fröhlichkeit sowie eine gesteigerte Lernbereitschaft (Moenta & Csikszentmihalyi, 1996, S. 277-279).
Die Cortisolwerte im Blut steigen ebenso moderat an. Cortisol ist ein Hormon, das in den Nebennieren vor allem bei Stress ausgeschüttet wird. Jedoch fühlen sich Flow-Momente im Gegensatz zu Stressmomenten gut an. Sollen und Können befinden sich im Einklang. Die Person fühlt sich der Situation gänzlich gewachsen (Peifer et al., 2017, S. 13)
Durch die Zunahme an Flow-Erlebnissen steigt die generelle Lebenszufriedenheit an. Das Schaffen individueller Belohnungen führt zu mehr Autonomie sowie zu weniger Abhängigkeit von äußeren Lebensumständen, anderen Menschen, dem eigenen Status oder monetären Aspekten. Disziplin und Ausdauer sind hierfür notwendig. Es geht um das Tun, was manchmal durchaus anstrengend ist. Alleine das Wissen um das Erreichen von Flow-Aktivitäten reicht nicht aus. Es ist von Bedeutung, sich ins Bewusstsein zu rufen, was für das eigene Leben grundlegend ist und was nicht. Hier gilt es, eine richtige Balance zu finden. Das Leben wird sinnhafter und auch erfüllter, wenn Aktivität statt Bequemlichkeit gewählt wird. Dies führt zu einer besseren Lebensqualität (Csikszentmihalyi, 1990, S. 16-17). Fähigkeiten und Kenntnisse werden durch Flow-Erlebnisse weiterentwickelt. Nicht jede Tätigkeit ist im Augenblick der Ausübung erfreulich, wie z. B. das Lernen. Die Vorteile, die durch eine Wissenszunahme entstehen, überwiegen jedoch im Nachhinein. Daraus entwickelt sich eine komplexe Persönlichkeit mit mehr Selbstvertrauen, das aus verschiedenen Aspekten gezogen werden kann. Rückschläge können somit souveräner angenommen werden, da eine Bewusstwerdung der eigenen Fähigkeiten erreicht wurde (Csikszentmihalyi, 1990, S. 46-47).
Aufgrund der positiven Empfindungen kann Flow zu einem Suchtverhalten führen (z. B. bei Computerspielen). Häufig tritt es bei Tätigkeiten auf, die unsozial, riskant oder gefährdend sind (z. B. schnelles Motorradfahren). Der Flow-Zustand resultiert in einer Art Tunnelblick, der die Gefährdung ausblendet und diese somit noch verstärkt. Laut Befunden sind Menschen unter Flow-Bedingungen in einen erhöhten Stresszustand versetzt. Des Weiteren zeigen die Befunde eine geringere Herzratenvariabilität auf - das Herz stellt sich nicht optimal auf die Bedürfnisse des Organismus ein (Keller & Landhäußer, 2011, S. 216-219).
Flow-Erleben wurde erstmals bei Freizeitaktivitäten erkannt. Inzwischen gibt es eine Reihe von Studien, die belegen, dass dieser Bewusstseinszustand auch im Berufsleben vorkommt. Csikszentmihalyi und LeFevre beobachteten 1989, dass Flow-Erleben bei US-amerikanischen Arbeitnehmern häufiger während der Arbeit auftritt als in der Freizeit. Das Glücksempfinden war bei Freizeitaktivitäten deutlich stärker ausgeprägt. Kulturelle Vorurteile gegenüber der Arbeit an sich wurden als Erklärung gefunden (Csikszentmihalyi & LeFevre, 1989, S. 815-822). Viele Menschen betrachten die Arbeitszeit als verschwendete Lebenszeit, daher möchten sie sie möglichst vermeiden, selbst wenn sie Flow-Erlebnisse mit sich bringt (Csikszentmihalyi, 1990, S. 68).
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