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Hausarbeit, 2018
15 Seiten, Note: 1,7
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Problemhintergrund
1.1 Der demografische Wandel
1.1 Abwanderung der akademisierten Pflegeexperten aus der Pflege
2. Gründe für die Akademisierung von in der Pflege tätigen Fachkräften
2.1 Sicherstellung und Verbesserung einer hohen Versorgungsqualität
2.2 Anpassung an ein verändertes pflegerisches Leistungsprofils durch Gesetzesänderungen und Gesundheitsreformen
2.3 Steigerung der Attraktivität des Berufssfeldes
3. Fazit
Literaturverzeichnis
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Notwendigkeit von akademisierten Pflegekräften am Krankenbett. Sie geht der Fragestellung „Warum ist die Akademisierung von Fachkräften im pflegerischen Alltag wichtig?“ nach. Der demografische Wandel und Gesundheitsreformen führen dazu, dass die Pflege alter und multimorbider Menschen immer komplexer und herausfordernder wird. Immer mehr Pflegekräfte, die sich akademisch ausoder weiterbilden, wechseln nach dem Abschluss aber in Berufsfelder, die vom Krankenbett wegführen. Partiell sind Studiengänge auch genau darauf ausgelegt. Dabei sind akademisierte pflegerische Fachkräfte, welche im stationären und ambulanten Alltag - also am Krankenbett selber - professionell handeln, unabdingbar, um die Versorgungsqualität in hochkomplexen Pflegesituationen sicherzustellen.
Abbildung 1: Pflegebedürftige nach Altersgruppen
Abbildung 2: Anteil der Personen nach Anzahl der Erkrankungen
WR Wissenschaftsrat
DRG Diagnosis Related Groups
Der bevorstehende demografische Wandel ist einige Jahre schon bekannt, wurde aber lange nicht ernst genommen. Zunehmend sind die Auswirkungen deutlich spürbar, sodass die Thematik gesundheitspolitisch und versorgungstechnisch in den Fokus rückt (Becker, 2016, S. 18).
Die Menschen werden immer älter, somit nimmt die Anzahl von hochaltrigen Menschen rasch zu. Die Alterspyramide dreht sich um - was bedeutet, dass immer mehr ältere Menschen in Deutschland leben, und die Anzahl der jüngeren Menschen, welche für die hochaltrigen sorgen können, abnimmt. Menschen im höheren Lebensalter sind häufiger gesundheitlich betagt und pflegebedürftig, somit steigt in Zukunft die Anzahl der Pflegebedürftigen. Bereits in den Jahren 1999 bis 2015 stieg die Anzahl der pflege- und hilfsbedürftigen Personen von 2 Millionen auf 2,9 Millionen Menschen. Sollten statistische Prognosen zutreffen, könnte die Anzahl der Pflegebedürftigen bis 2060 auf 4,8 Millionen Menschen ansteigen. Das entspricht einer Verdopplung des prozentualen Anteils der Bevölkerung (Demografie-Portal, 2017, o.S.). Folgende prognostische Abbildung zeigt deutlich den Anstieg der Pflegebedürftigkeit in Zukunft:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Pflegebedürftige nach Altersgruppen, 1999 - 2060
(Entnommen aus: Demografie-Portal, 2017, o.S.)
Mit dem demografischen Wandel ändert sich nicht nur das Klientel der Pflege (höheres Alter, Multimorbidität, chronische Erkrankungen), sondern auch gleichermaßen die Anforderungen an den pflegerischen Beruf (Becker, 2017, S. 18). Steigende Fälle von Multimorbidität und chronischen Krankheiten bedeuten erhöhten Pflegebedarf und eine vermehrte Nachfrage nach professionellen Pflegekräften, die die Versorgungsqualität der Klienten und Klientinnen evidenzbasiert sicherstellen können (ebd., S. 19).
Die Problematik des Fachkräftemangels gefährdet diese professionelle, patientennahe und fachübergreifend vernetzte Versorgung der Klienten. Die Akademisierung hat hier zur Aufgabe, die Pflege als Beruf für Einsteiger attraktiver zu machen (Lehmann & Behrens, 2016, S. 51), um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und die Versorgung der zukünftigen Pflegebedürftigen sicherzustellen.
Nach eigenen Beobachtungen entstand bei der Verfasserin dieser Arbeit der Eindruck, dass viele Pflegekräfte ein pflegewissenschaftliches Studium dazu nutzen, um in Leitungs- und Lehrpositionen zu gelangen und damit die eigentliche Pflegetätigkeit am Krankenbett zu verlassen. Tatsächlich sind viele Studienangebote, welche pflegewissenschaftliche Kenntnisse vermitteln, nicht an diejenigen gerichtet, die professionell in der pflegerischen Tätigkeit bleiben möchten. Sie sind oft auf Menschen spezialisiert, die lehrende oder leitende Stellen übernehmen möchten (Bögemann-Großheim, 2004, S. 104).
Eine aktuelle Hochschulabsolventenbefragung von den Autoren Zieher und Ayan aus dem Jahre 2016 bestätigt diesen Eindruck. In der Befragung fanden sie heraus, dass nur noch jeder zehnte akademisierte Pflegeexperte in der pflegerischen Tätigkeit arbeitet, und die meisten Pflegeakademiker in andere Tätigkeitsbereiche abgewandert sind: „Trotz eines prognostizierten steigenden Bedarfs an Pflegeakademikern in patientennahen Diensten, verließen die meisten Absolventen die Pflegepraxis... Dadurch ist die mit der Akademisierung verbundene Professionalisierung nicht unmittelbar den Patienten zugute gekommen.“ (Zieher & Ayan, 2016, S. 63).
Es entsteht der Eindruck, dass Hochschulabsolventen die Akademisierung in vielen Fällen nutzen, um sich pflegefern weiterzuentwickeln. Dabei wird, besonders in Zeiten von Fachkräftemangel und demografischem Wandel, akademisiertes und professionelles Fachpersonal am Krankenbett benötigt (Zieher & Ayan, 2016, S. 63; Becker, 2017, S. 19). Der demografische Wandel führt zukünftig zu weiterem Fachkräftemangel und bringt neue Anforderungen an Pflegekräfte mit. Zur Sicherstellung und Verbesserung einer hohen Versorgungsqualität für Klienten und Klientinnen sind in Zukunft professionelle Fachkräfte am Pflegebett vonnöten, und diese Professionalität wird durch Akademisierung gefördert und sichergestellt.
Im vorherigen Kapitel wurden die Veränderungen im Klientel der Pflege durch den demografischen Wandel dargelegt. Die Klienten und Klientinnen werden zunehmend älter und pflegebedürftiger. Mit steigendem Lebensalter erkranken mehr Menschen an chronischen Erkrankungen, die einer professionellen Behandlung und Pflege bedürfen (Hartmann-Online, 2016, o.S.). Das Auftreten von Multimorbidität nimmt ebenfalls mit steigendem Alter zu, wie folgende Abbildung zeigt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Anteil der Personen nach Anzahl der Erkrankungen
(entnommen aus: Hartmann Online, 2016, o.S.)
Dadurch besteht eine höhere Anforderung an die pflegerischen Betreuer dieser Menschen.
Die Versorgungsqualität in der Pflege dieses Klientels muss sichergestellt sein.
Das zentrale Ziel der Akademisierung des Pflegeberufes ist die Verbesserung der Pflege der Patienten, die Sicherstellung einer hohen Versorgungsqualität (Krautz, 2017, S. 141; Lehrmann & Behrens, 2016, S. 51). Zur Sicherstellung einer guten Pflegequalität ist eine situationsgerechte, fachübergreifende und kritisch reflektierte Versorgung durch professionelles Pflegepersonal nötig (Wirtschaftsrat, 2012, S. 7ff.). Der Wirtschaftsrat beschreibt in den „Empfehlungen zu hochschuli sehen Qualifikationen für das Gesundheitswesen“ (Wirtschaftsrat, 2012, S. 1) die Erforderlichkeit einer fachübergreifenden und stärker kooperativen Zusammenarbeit der einzelnen Disziplinen. Das bedeutet für die Pflege auch, dass sie zunehmend ärztliche Tätigkeiten übernehmen, um den Versorgungsprozess des Klientels reibungsloser zu gestalten (ebd., S. 8). Dies setzt eine akademische Ausbildung auf wissenschaftlicher Basis voraus, da die Komplexität der Versorgung der zukünftigen Patienten und Patientinnen weiter zunehmen wird (ebd., S. 8f):
Angesichts dieser Entwicklung hält es der Wirtschaftsrat für zunehmend wichtig, dass die mit besonders komplexen Aufgaben betrauten Angehörigen der Gesundheitsfachberufe ihr eigenes pflegerisches, therapeutisches oder geburtshelferisches Handeln auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse reflektieren, die zur Verfügung stehenden Versorgungsmöglichkeiten hinsichtlich ihrer Evidenzbasierung kritisch prüfen und das eigene Handeln entsprechend anpassen kann (Wirtschaftsrat, 2012, S. 8)
Der Wissenschaftsrat spricht sich an dieser Stelle für eine akademische Ausbildung an den Hochschulen für Gesundheitsberufe mit komplexen Aufgabenbereichen aus, da die „Ausbildung an berufsbildenden Schulen nicht ausreicht“ (Wirtschaftsrat, 2012, S. 8), um die Versorgungsqualität in hochkomplexen Pflegesituationen sicherzustellen.
Pflege, die eine solch wissenschaftliche und evidenzbasierte Grundlage nicht bieten kann, ist mit Risiken für die Patienten und einer hohen Fehlerquote verbunden, die für die Patienten lebensgefährlich sein kann:
Eine Pflege, die nicht externe Evidence finden und interne Evidence mit ihren einzigartigen Klienten und Klientinnen aufbauen kann, ist schlicht „gefährliche Pflege“. Wenn Akademisierung der Evidence-Basierung dient, ist Akademisierung selbst dann nötig, wenn durch sie niemand für den Beruf motiviert werden würde (Lehrmann & Behrens, 2016, S. 52).
Internationale Studien belegen, dass eine Mehrzahl von akademisierten Pflegekräften auf Stationen die Mortalitätsrate der Patienten und Patientinnen senken können: „Better hospital nurse staffing, more educated nurses, and improved nurse work environments have been shown to be associated with lower hospital mortality“ (Aiken et al., 2011, S. 1047). In einer großangelegten amerikanischen Studie fanden die Forscher heraus, dass auf Stationen, auf denen mehr akademisiertes Pflegepersonal eingesetzt war, die Sterberate geringer ausfiel. Umgekehrt zeigte das Ergebnis eine höhere Sterberate in Pflegesettings, in denen mehr Personal mit minderen Qualifikationsniveaus eingesetzt war.
Dies zeigt deutlich, wie bedeutungsvoll ein durch Akademisierung erreichtes wissenschaftliches und evidenzbasiertes Pflegeverständnis im pflegerischen Alltag ist.
In den letzten Jahren kam es vermehrt zu gesetzlichen Veränderungen der Rahmenbedingungen für den pflegerischen Beruf und damit zu einem neuen Anforderungsprofil für die in der Pflege Tätigen. Durch die Gesundheitsreformen, Kostendämpfungsgesetze und Veränderungen im Gesundheitssektor hat sich die Gesundheitsversorgung zugunsten einer vermehrten ambulanten Versorgung verändert (Meißner, 2017, S. 49). So wurden Betten in Kur- und Rehabilitationskliniken abgebaut, um eine wohnortnahe Behandlung und Betreuung der zu Versorgenden zu stärken. Das Gesundheitsmodernisierungsgesetz von 2007 und das Pflegeweiterentwicklungsgesetz seit 2008 haben deutlich eine Ambulantisierung der medizinischen und pflegerischen Versorgung der Patienten zum Ziel (ebd., S. 49).
Die Krankenhäuser sind aufgrund eingeführter Pauschalvergütungen mit dem DRG-System bemüht, die Liegezeiten der Patienten und Patientinnen zu verkürzen, um kosteneffizient arbeiten zu können (Nolting, Schmuker & Zich, 2015, S. 445). Operationen finden vermehrt im ambulanten Setting statt und die ambulante Intensivpflege wird ausgebaut mit neuen komplexen Aufgaben wie Heimbeatmung und Management von Ernährungssonden. Auch in der psychiatrischen Versorgung wird immer mehr in die ambulante Richtung ausgelagert. Einige Pflegedienste bieten mittlerweile psychiatrische Pflegeleistungen und Betreuung an, Tageskliniken gewinnen als Anschluss- und Akutbehandlung von psychiatrischen Erkrankungen immer mehr an Bedeutung (ebd., S. 445) und stellen hierbei auch mögliche Arbeitsplätze für pflegerisches Personal dar, die neue berufliche Herausforderungen bieten.
Prognostisch gesehen könnten Mitte des 21. Jahrhunderts drei von vier pflegebedürftige Menschen älter als 80 Jahre alt sein. In dieser Altersgruppe ist der Anteil der Personen, die ambulant versorgt werden, besonders hoch (Demografie-Portal, 2017, o.S.). Diese vermehrte ambulante Betreuung der Patienten stellt neue Ansprüche und Anforderungen an das Fachwissen der in der Pflege tätigen Menschen, denen sie gerecht werden müssen. Im Jahre 2015 wurden bereits 73 Prozent der pflegebedürftigen Personen im ambulanten Setting versorgt (ebd., o.S.).
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