Aristoteles postuliert die sogenannte „akzidentelle Verursachung“ und behauptet, dass die Zukunft noch nicht geschrieben steht. Wie er die akzidentelle Verursachung begründet und wie sie einerseits mit seiner Konzeption der Wirkursache und andererseits mit dem modernen Verständnis von Kausalität zusammenpasst, ist das Thema dieser Arbeit. Ferner wird das neunte Kapitel der Peri hermeneias (De interpretatione) aufgrund seiner hohen Relevanz für die Determinismus-Debatte in den Fokus der Untersuchung gerückt. Nicht zuletzt wird der aktuelle Forschungsstand verschiedener Aristoteles-Auslegungen skizziert, sodass sich schließlich ein Urteil über die Konsistenz der aristotelischen Gedankengänge fällen lässt.
Aristoteles’ Schrift Metaphysik kann getrost als eines der wichtigsten Bücher der antiken griechischen Philosophie bezeichnet werden. Sein Hauptwerk nimmt sich dabei sehr vielfältig aus: Es behandelt die Ontologie als Wissenschaft vom Seienden als Seienden, entwickelt eine Theorie der Substanz und entfaltet eine philosophische Theologie mit einem unbewegten Beweger, der als göttliches Prinzip das Weltganze verursacht. Ferner liefert Aristoteles eine entscheidende Auseinandersetzung mit Platon, in der er dessen Ideenlehre kritisiert. Zudem beinhaltet die Metaphysik wichtige Zeugnisse für die Überlieferung vorsokratischer Positionen.
Aristoteles stellt im ersten Buch der Metaphysik seine „Vier-Ursachen-Lehre“ vor, welche die anfänglichen Ursachen für jedes Seiende beschreibt. Dabei unterscheidet er zwischen „Stoffursache“ (causa materialis), „Formursache“ (causa formalis), „Wirkursache“ (causa efficiens) und „Zweckursache“ (causa finalis). Alle vier Ursachen-Typen lassen sich bei jedem beliebigen Seienden angeben und kennzeichnen dasselbe als ebenjenes.
Besonders die Bedeutung der Wirkursache ist heute kaum zu überschätzen. Sie wird nicht nur in der Philosophie, sondern auch in der Physik und in der Psychologie breit diskutiert. Dabei kommt es immer wieder zu Kontroversen über die Hinlänglichkeit des Ursache-Wirkung-Prinzips, welches unter dem Begriff der „Kausalität“ Einzug in verschiedene Wissenschaftsdisziplinen gehalten hat. Gehen Wirkungen notwendig aus den zugrundeliegenden Ursachen hervor? Ist die Zukunft somit theoretisch voraussagbar oder ist sie doch offen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition
- Determinismus und Indeterminismus
- Inkompatibilismus und Kompatibilismus
- Metaphysik - Die Erste Philosophie
- Die Vier-Ursachen-Lehre
- Argumente für den Indeterminismus
- Akzidentelle Verursachung
- Peri hermeneias 9
- Argument für den Determinismus
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob Aristoteles ein Determinist oder ein Indeterminist war. Sie untersucht die Kompatibilität von Wirkursache und akzidenteller Verursachung in Aristoteles' Metaphysik. Die Arbeit analysiert die verschiedenen Argumente für und gegen den Determinismus und stellt den aktuellen Forschungsstand zur Interpretation Aristoteles' Position dar.
- Aristoteles' Metaphysik und seine Vier-Ursachen-Lehre
- Die Rolle der Wirkursache in der Philosophie und anderen Wissenschaften
- Die Bedeutung der akzidentellen Verursachung für die Frage nach dem Determinismus
- Die Interpretation des 9. Kapitels der Peri hermeneias
- Der aktuelle Forschungsstand zur Interpretation von Aristoteles' Positionen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt die Bedeutung der Metaphysik für die antike griechische Philosophie dar. Sie skizziert die zentralen Themen der Arbeit, wie die Frage nach dem Determinismus und die Rolle der akzidentellen Verursachung.
- Definition: In diesem Kapitel werden die grundlegenden Begriffe Determinismus, Indeterminismus, Kompatibilismus und Inkompatibilismus definiert. Es werden die verschiedenen Positionen zum Determinismus und die Bedeutung des Kausalitätsprinzips erläutert.
- Metaphysik - Die Erste Philosophie: Dieses Kapitel gibt eine kurze Einführung in Aristoteles' Metaphysik und beleuchtet die verschiedenen Themen, die Aristoteles in seinem Hauptwerk behandelt.
- Die Vier-Ursachen-Lehre: Hier wird Aristoteles' Theorie der Vier-Ursachen vorgestellt und die Bedeutung der Wirkursache im Kontext der Arbeit hervorgehoben.
- Argumente für den Indeterminismus: Dieses Kapitel analysiert die Argumente für den Indeterminismus, die Aristoteles in seiner Metaphysik verwendet. Dabei wird insbesondere auf die akzidentelle Verursachung und das 9. Kapitel der Peri hermeneias eingegangen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf folgende Schlüsselwörter: Aristoteles, Metaphysik, Determinismus, Indeterminismus, Wirkursache, akzidentelle Verursachung, Peri hermeneias, Kausalität, freie Willensfreiheit, Kopenhagener Deutung, Quantenphysik.
- Quote paper
- Davy Mühlenbein (Author), 2021, War Aristoteles Indeterminist? Über die Kompatibilität von Wirkursache und akzidenteller Verursachung in der Metaphysik, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1292470