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Forschungsarbeit, 2022
21 Seiten, Note: 1,3
1. Einleitung
2. Problemlage
3. Multiperspektivisches Fallverstehen
3.1 Fall von (Auftragsklärung)
3.2 Fall für (Jetz-Bild / Ziel-Bild)
3.3 Fall mit (MODELL S.E.L.B.S.T.)
4. Methodisches Handeln
4.1 Genogramm
4.2 Inneres Team
5. Fragetechniken
5.1 Zirkuläres Fragen
5.2 Skalierungsfragen
5.3 Hypothetische Fragen
6. Umgang mit Krisen
6.1 Einordnung in das Stufenmodell nach Erikson
7. Evaluation
8. Selbstreflexion
9. Fazit
10. Literaturverzeichnis
Diese Ausarbeitung soll eine Bearbeitung einer Problemdarstellung und einer krisenorientierten Auswertung im Bereich der systemischen Beratungspraxis von Einzelnen mit dem Fallbeispiel ,,Max‘‘ veranschaulichen.
Der Fall des Klienten soll unter dem multiperspektivischen Fallverstehen nach Müller zunächst gegliedert werden. Unter ,,Fall von‘‘, ,,Fall für‘‘ und ,,Fall mit‘‘ ordnen sich die folgenden Techniken und Methoden ein.
Um die Methodenvielfalt zu verdeutlichen, wurden neben der bekannten Ressourcenkarte, auch die Netzwerkkarte, sowie das Genogramm Fallbezogen visualisiert. Als neue Methode wird das ,,innere Team‘‘, wie auch die ,,Selbstregulation‘‘ im Anschluss thematisiert.
Während eines Beratungsgespräches kommen unteranderem Fragetechniken zum Einsatz. Darunter zählen zirkuläre, Skalierungs-, wie auch hypothetische Fragen, die den Beratungsprozess unterstützen.
Ein Kernthema meines Klienten ist die aktuelle Krise, in der er sich befindet, weshalb der Umgang mit genau dieser, in dieser Ausarbeitung ebenso einen Platz findet und durch das Stufenmodell nach Erikson eine mögliche Erklärung parallel versucht zu finden.
Eine Selbstreflexion der Beratung, sowie die Anwendung der Techniken und das Innenleben der Beraterin beenden die Ausarbeitung.
Um die Anonymität des Klienten zu wahren, sind sämtliche persönliche Daten verändert.
Der hier thematisierte Klient ist seit dem Februar 2021 an die Beratungsstelle in Stormarn angebunden. Bei der Aufnahme war er 15 Jahre alt. Zu der Zeit lebte er in einem Dorf im Kreis Stormarn. Seine Mutter vereinbarte einen Termin und begleitete ihn zum Erstgespräch. Dort eröffnete sie all die Sorgen der Familie, die Max betreffen. Sie habe das Gefühl ihr Kind zu verlieren und ,,keinen Draht‘‘ mehr zu ihm zu haben. Nach anfänglicher Skepsis konnte auch Max seine Sicht schildern. Er gestand, dass er bereits seit zwei Jahren Cannabis konsumieren würde und seit einigen Monaten auch täglich. Der Konsum machte ihm selbst etwas Sorgen, da er das Gefühl hatte, die Kontrolle darüber verloren zu haben. Auch würden ihn die familiären angespannten Situationen sehr belasten. Er fühle sich wie ,,das schwarze Schaf‘‘ der Familie. Auf der anderen Seite sei er zu seiner aktuellen Ausbildung gezwungen worden und erfühlt sich seit langem dabei nicht wohl.
Nach einigen Einzel- und gemeinschaftlichen Gesprächen mit beiden Elternteilen schien der Konsum sich anfänglich zu verringern und das Familienleben zu entspannen. Nach ungefähr sieben Gesprächen rief der Vater besorgt an und es wurde ein Krisengespräch noch am gleichen Tag geführt. Max war in einer schwierigen Situation involviert, wobei ihm und seinen Freunden die Drogen abgenommen und er zusammengeschlagen wurde. Seine Eltern waren von dem Vorfall derart schockiert, dass sie ihn sofort aus der Umgebung nehmen wollten und er bis zum Antritt in die Entgiftung und der stationären Rehabilitation zu anderen Bezugspersonen ziehen sollte. Der Kontakt verlief danach wöchentlich telefonisch.
Burkhard Müller formuliert diese Vorgehensweise indem er sie aufspaltet in Anamnese, Diagnose, Intervention und Evaluation. Bei der Anamnese wird die Auftragsklärung (Kapitel 3.1.) geklärt, damit die Berater_in weiß in welche Richtung unterstützt werden soll und die Klient_innen sich verstanden fühlt. In der Diagnose wird differenziert, inwiefern die inkludierte Einrichtung den Bedarf der Klient_innen decken kann und ob und falls ja, wer additional zum Fall dazu gezogen oder wohin vermittelt werden muss (Kapitel 3.2). Intervention meint das gemeinsame Handeln, bezogen auf was gemeinsam und auch einzeln zum Annähern einer Lösung gemacht werden kann (Kapitel 3.3 (vgl. Müller, 2017:55ff.). Abschließend folgt die Evaluation, die sich charakterisiert durch die selbstkontrollierte und bewusst wahrnehmende Praxis und ihre speziell dafür entwickelten Instrumente. Des Weiteren werden Kriterien genannt, unter denen die besagte praktische Arbeit untersucht wird (vgl. ebd.:126).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Eigene Darstellung angelehnt an Müller, 2017 / Folie 5 auf der PowerPoint
Grundsätzlich sollte der Slogan von psychosozialer Beratung lauten, dass es ohne einen Auftrag keinen Beratungsbedarf gibt. Jedoch zeigt die praktische Tätigkeit immer wieder, dass keiner Klient_in die Beratung verweigert werden kann und dass die Aufträge nicht immer von Anfang an deutlich oder auch fremdgesteuert sind. Nicht selten erscheinen Personen in der Suchtberatungsstelle aus einem Zwangskontext heraus, weil ansonsten beispielsweise der Jobverlust oder die Scheidung droht. Daher ist es elementar zunächst die verschiedenen Erwartungshaltungen aller einbezogenen Parteien zu nennen und daraus einen Auftrag zu formulieren, anhand eines Auftragskarussells, welches folgende Schritte beinhaltet:
- Anlass und Anliegen der Beratung klären,
- Aufträge darstellen,
- weitere Akteur_innen benennen und
- Klarheit für die Berater_innen beim Einsatz dieser Methode für die anschließende Selbstreflexion (siehe Abbildung 2, linke Seite) (vgl. von Schlippe, Schweitzer, 2016: 230ff.).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten Abbildung 2: Eigene Darstellung angelehnt an von Schlippe & Schweitzer, 2016 /Folie 6 auf der PowerPoint
Die Methode des Jetzt- und Ziel-Bildes dient dazu den Klient_innen eine Möglichkeit zu geben aus ihren Gedanken heraus zwei Darstellungen gemeinsam mit der Berater_in zu erstellen, um mögliche Denkblockaden zu lösen. In einer Krise befindende Personen haben meist das Gefühl, dass sie keinen Ausweg aus ihrer misslichen Lage sehen oder finden können. Daher kreisen die Gedanken bevorzugt um dieselben Dinge. Das Jetzt-Bild zeigt zum einem der Berater_in, das Empfinden und Anschauung der aktuellen Lage und gibt einen Einblick in das Denken der Klient_in. Durch das Jetzt- und Ziel-Bild kann die Auftragsklärung deutlich werden, da die Lösung des Problems stehts in der Klient_in selbst zu finden ist. Durch den direkten Vergleich beider Bilder entsteht in den Klient_innen oft bereits Ideen in welche Richtung etwas oder sie selbst verändert werden muss. Einigen Menschen fällt es schwer sich ihre Zukunft vorzustellen oder Ziele zu benennen. Dabei kann motivierende Gesprächsführung Klient_innen anregen Träume und Wünsche zu erforschen (vgl. Schlippe, Schweitzer, 2016).
Bei Max selbst könnte das Jetzt-Bild (Abbildung 3, linke Seite) so ungefähr aussehen. Er weiß, dass sein damaliger und aktueller Konsum durchaus riskant für die Erfüllung seiner Ziele und Träume war/ ist. Auf der anderen Seite ist er, laut eigener Aussagen, zurzeit nicht in der Lage seinen Gefühlen den nötigen Raum zu lassen, da er sie nicht ertragen kann. Er betäubt sich bewusst, um sich nicht mit der Trauer über den Verlust eines geliebten Menschens zu beschäftigen. Des Weiteren ist sein Freundeskreis seit seinem Abbruch aus der stationären Suchtrehabilitation nur noch aus Konsumierenden bestehend und er möchte nicht ganz ohne Freunde dastehen, da er diese als seine einzigen Bezugspersonen benennt, mit denen er über den Tod sprechen kann. Seine Familie, besonders seine Mutter, macht sich große Sorgen um ihn. Sie weiß jedoch nicht, dass es nicht mehr Cannabis, sondern nun Heroin ist. Sie beschrieb, dass er wieder aggressiver und monotoner ist. Max möchte dieses Jahr nichts an seinem Konsum ändern, sondern sich erst nächstes Jahr mit der Abstinenz wieder beschäftigen. Selbst hat er vorgeschlagen, dann eine weiterentfernte Einrichtung zu besuchen, um nicht erneut konsumierende Freunde zu gewinnen, welche zu nah an seinem Wohnort wohnen. Eine Adaption in Form eines selbstständigen betreuten Wohnens gefällt ihm sehr. Um eine Ausbildung zur zu machen, müsste er zunächst seinen Realschulabschluss nachholen. Dafür könnte eventuell die stationäre Einrichtung ,,alte Flugschule‘‘ in Großrückerswalde infrage kommen, da diese die Option bietet während der stationären Suchtrehabilitation eine schulische oder berufliche Ausbildung parallel zu beginnen.
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