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Seminararbeit, 2022
27 Seiten, Note: 2,0
1. Einleitung
2. Wichtigkeit von Spielzeug
3. Dokumentarische Methode
3.1. Definition
3.2. Formulierende Interpretation
3.2.1. vorikonografische Beschreibung
3.2.2. ikonografische Analyse
3.3. reflektierende Interpretation
3.3.1. Planimetrie
3.3.2. szenische Choreografie
3.4. ikonologisch - ikonische Interpretation
3.5. komparative Analyse
4. Forschung : Was macht „gutes" Spielzeug aus Sicht der Kinder aus ?
4.1. Vorgehensweise/ Durchführung
4.2. Auswertung der Zeichnungen mit Hilfe der Dokumentarischen Methode
4.3. Zusammenfassende Betrachtung
5. Fazit und Ausblick
6. Literaturverzeichnis
7. Anhang
Egal ob zu Weihnachten, zu Geburtstagen oder zu anderen Anlässen - Kinder werden häufig mit Spielsachen überschüttet. Eltern und Großeltern meinen es meist „zu gut" und kaufen ihren Kindern oder Enkeln neues Spielzeug, mit dem Ziel diese zu fördern, ihre Fantasie anzuregen oder um ihnen eine kleine Freude zu bereiten.
Auch in Kindergärten kann es Vorkommen, dass sich die Kinder auf Grund der Masse an Spielzeugen überfordert fühlen. Ihnen kann es schwerfallen, sich ausgiebig mit einer Sache zu beschäftigen, da die übervollen Spielkisten und Regal ablenkend wirken können.
Doch wie handhabt man die Vielzahl an Spielmaterialen für die Kinder am sinnvollsten und mit was spielen die Kinder eigentlich am liebsten? Die folgende Forschungsfrage „Was macht „gutes" Spielzeug für Kinder aus?" wird in dieser Arbeit genauer untersucht.
Um die Interessen, Wünsche und Bedürfnisse der Kinder im Bezug zu Spielmaterialen zu ergründen, wurden sie gebeten, ihre Lieblingsspielsachen zu zeichnen. Die fertiggestellten Zeichnungen wurden im Anschluss mit Hilfe der „Dokumentarischen Methode" interpretiert, analysiert und ausgewertet.
Das Spielen nimmt in der Kindheit einen zentralen Platz ein und begleitet jedes Kind und jeden Menschen beim Aufwachsen, aber auch in seinem restlichen Leben. Das Spiel an sich dient nicht nur der Unterhaltung, sondern bietet nebenbei auch zahlreiche Möglichkeiten, um zu lernen und sich zu entwickeln.
Spielen ist deshalb nicht nur heute von großer Bedeutung bei den Heranwachsenden, sondern war seit jeher ein bedeutsames Thema in der Menschheit. Platon und Aristoteles sahen in dem Spiel einen positiven Charakter und betrachteten dies als einen Ausgleich zu der Arbeit. Später, als die Zeit der Römer anbrach, galten sogenannte Kampfspiele als Ablenkung zum Alltag. Im Mittelalter hingegen wurde dies in der Öffentlichkeit verboten, da das Spiel von der eigentlichen Arbeit ablenkt (vgl. Neumann, S. 2016, S. 8). Bis hin zur heutigen Zeit, wo das Spiel und das Spielen einen großen Stellenwert in der Gesellschaft einnehmen.
Für Kinder ist aber genau das Spiel die eigentliche Hauptbeschäftigung. Hier haben sie die Möglichkeit ihre Anlagen zu entfalten, ihre Umwelt zu erkunden, sich eigenes Wissen anzueignen und eine Vielzahl an Kompetenzen zu entwickeln. Berthold Otto (1859-1933) sagt dazu, dass „alles, was das Kind von sich aus tut, [...] seine natürliche Vorbereitung für das Leben [ist]. Das Kind entwickelt im Spiel ganz von selbst all seine Anlagen, die es mitbekommen hat und die es im Leben gebrauchen soll"(Textor, M. - R. und Bostelmann, A.). Deutlich wird auch, dass das Spiel einerseits einen großen Einfluss auf die kindliche Entwicklung haben kann, andererseits ist zu betonen, dass das Spiel wichtig für den Aufbau von sozialen Bindungen ist. Auch das Entstehen und Aufrechterhalten von sozialen Beziehungen und Freundschaften wird durch das Spiel hervorgerufen und gefördert. Durch das Erwerben von Fähigkeiten, wie der kommunikativen oder kulturellen Fähigkeit, werden die Kinder aktiv auf das spätere Leben und vor allem das Schulleben vorbereitet. Ob Kinder spielen und sich damit Fähigkeiten und Kenntnisse aneignen hängt sehr stark von ihrer Umgebung und ihren Gefühlen ab. So spielen Kinder öfter und besser, wenn sie sich geborgen fühlen, wenn die Lern- und Spielumgebung anregungsreich gestaltet wurde, aber auch wenn sie häufige Gelegenheiten zum Spielen angeboten bekommen, was mit einer vielfältigen Auswahl an Spielmaterialien einhergeht. Wenn der Bewegungsraum allerdings auf eine kleine Fläche beschränkt ist (z.B. das Kinderzimmer als alleiniger Spielort) oder die Eltern ängstlich und überbehütet reagieren und erziehen, kann sich dies negativ auf das Spielverhalten und somit auf das Lernen und Entwickeln des Kindes auswirken.
Doch was ist nun das passende Spielzeug, um die Fantasie und Neugierde anzuregen und um die Kinder gleichzeitig zu beschäftigen und zu fördern. Im Alltag finden sich überall Gegenstände, Objekte und Dinge, welche als Spielzeug fungieren und wo die Fantasie der Kinder keine Grenzen kennt. Hier finden Kinder kleine Dinge, wie Kieselsteine, Blätter, aber auch Alltagsgegenstände, wie Teller, Löffel bis hin zu Eierkartons und anderen Sachen interessant und anregend zugleich. Auf der pädagogischen und vor allem der wirtschaftlichen Ebene spricht man eher von Spielwaren die der Kinderunterhaltung und -förderung dienen. Bei den Spielwaren spricht man von elementarem Spielzeug, wie zum Beispiel Kreisel, Bausteine oder Malstifte. Aber auch Puppen und Kuscheltiere gehören in diese Kategorie. Des Weiteren zählt man hierzu die Brett- und Gesellschaftsspiele, sowie Sportgeräte, wie zum Beispiele Bälle oder Springseile, aber auch Musikinstrumente, elektronische Spielgeräte und vieles mehr. Ein Überangebot an Spielsachen sollte man trotz allem vermeiden. Hier zählt die Qualität anstatt die Quantität, damit das Kind sich optimal für ein Spielzeug entscheiden kann und die Chance hat sich nur auf dieses beim Spielen zu konzentrieren. So wird eine optimale Förderung gewährleistet (vgl. ÖkoFair, Bedeutung für Kinder). In einem Interview sagte der Erziehungswissenschaftler André Frank Zimpel, auf die Frage, ob es sinnvoll sei, viel Spielzeug anzubieten, um die Fantasie des Kindes möglichst vielseitig anzuregen, folgendes:Wir haben festgestellt, dass Kinderzimmer, die vollgestopft sind mit Teeküchen und Puppen, [...], Mädchen und Jungen in Stress versetzen können. Der Grund: Hat ein Spielzeug für ein Kind eine Bedeutung, ist es immer auch mit einer Aufforderung verbunden. Es ruft gleichsam: Tu etwas mit mir! Die Folge: Beginnt ein Kind, sich einem der Spielzeuge zu widmen, erregt schon nach kurzer Zeit ein anderes seine Aufmerksamkeit. Man stelle sich einen Raum mit lauter Stimmen vor, die ständig nach einem rufen! Das Kind wird dadurch immer wieder unterbrochen und abgelenkt, wird sich nie in ein Spiel für längere Zeit vertiefen können"(GEOkompakt). Des Weiteren erwähnt er, dass es wichtig sei, dass Kindern eine Kiste mit Bausteinen und mindestens ein Ball zur Verfügung gestellt wird. So kann gewährleistet werden, dass die Fantasie der Kinder angeregt wird, da man mit diesen Spielmaterialien viele Anwendungsmöglichkeiten finden kann. Außerdem sind Wände und Tafeln eine gute Alternative um sich kreativ auszutoben. Ebenfalls betont er die Notwendigkeit von Gegenständen, welche Geräusche erzeugen. Hier spricht er von Musikinstrumenten, welche möglichst robust sind. Um die sozialen Kontakte und soziale Interaktionen zu fördern helfen „lebendige" Gegenstände, wie Tierfiguren oder Kuscheltiere (vgl. GEOkompakt).
Um das bestmögliche Spielerlebnis für das Kind herauszuholen sollte man folgende Fragen bei der Wahl bedenken und beachten. Zum einen sollte man sich fragen, welche Interessen das Kind mitbringt. Dabei können Neigungen und Vorlieben mit der Wahl des Spielzeuges unterstützt und gefördert werden. Des Weiteren stellt sich die Frage, womit das Kind besonders gerne spielt. Hier ist es unter anderem wichtig, dass man bereits vorhandene Systeme ergänzt und erweitert. Hat das Kind zum Beispiel eine Vorliebe für bestimmte Bausteinsysteme oder einen Kaufladen, kann man mit kleinen Dingen, welche diesen Themenbereich abdecken, den Kindern eine Freude bereiten. Und zum Schluss ist es interessant zu wissen, mit welchen Themen sich das Kind beschäftigt. Hierbei kann man das gewählte Spielzeug oder ausgewählte Bücher auf gerade stattfindende Alltagssituationen abstimmen. Erwartet man als Elternteil zum Beispiel ein zweites Kind, so können geeignete Bücher für die Bewältigung der neuen Situationen hilfreich sein. Grundlegend ist es wichtig, dass man die Kinder bei der Kaufentscheidung miteinbezieht. Generell sollten Spielzeuge allgemeine Kriterien erfüllen, um nicht schnell in Vergessenheit zu geraten. Hierzu zählt man unter anderem, dass die Spielzeuge langlebig und vielseitig sind. Außerdem ist es wünschenswert, wenn das Spielzeug durch Erweiterungen ausbaufähig gemacht wird. Auch ist es wichtig, dass es die Fantasie der Kinder anregt, indem es vielseitig einsetzbar ist und sich nicht auf eine einzige Spielsituation oder in einer bestimmten Rolle festlegt (vgl. Öko-Fair, Die Erkennungsmerkmale für „gutes" Spielzeug).
Wie die Kinder zu dem Ganzen stehen und was sie als ihr Lieblingsspielzeug oder ihren Lieblingsspielort bezeichnen wird in der folgenden Forschungsarbeit genauer beleuchtet. Denn auch wir haben uns gefragt, wie Kinder das Ganze wahrnehmen und beurteilen.
Die dokumentarische Methode ist eine Methode der „Weltanschauungsinterpretation", welche zwischen 1930 bis 1955 entwickelt wurde (vgl. Wiesner, M. und Flicke, C.). Dabei geht es um die methodologische Begründung der Beobachterhaltung in den Sozialwissenschaften, welche von Karl Mannheim in den 1920er Jahren vorgelegt wurde. Die Beobachterhaltung umfasst hierbei einen spezifischen Wechsel zwischen den Analyseeinstellungen Was und Wie. Das Was steht hier im Bezug zu den kulturellen Phänomenen und Tatsachen und bleibt als „Realität" unbeobachtet. Das Wie hingegen steht für den Herstellungsprozess, welche gleichzeitig als Dokumentensinn bezeichnet wird, und bleibt somit beobachtbar (vgl. Bohnsack, R. 2013, S. 75 f.).
Die Gründe für den häufigen Einsatz dieser Methode in der kindheitspädagogischen Forschung sind zum einen die Variabilität in Bezug auf das dokumentarische Material, welches es auszuwerten gilt, zum anderen bietet diese einen Zugang zu den Erfahrungsräumen, um die aktuelle pädagogische Praxis und die erlebte, sowie erfahrene Praxis untersuchen zu können (vgl. Bakels, E. und Nentwig- Gesemann, I. 2019, S. 3 f.).
Um die dokumentarische Methode an Hand von einem Beispiel zu erklären, muss man sich zu aller erst einen Schuhknoten vorstellen, welcher gebunden werden soll. Die Intention und gleichzeitig die einzige Möglichkeit, um dieses Ziel zu erreichen, besteht darin, dass man zu aller erst einen Knoten knüpft. Das Gebilde, welches bei diesem Vorgehen entsteht, bezeichnet man als Komponente des immanenten Sinngehaltes oder als objektiven Sinnzusammenhang, da dieser klar identifizierbar ist: nämlich als Schuhknoten. Den Knoten als Gebilde kann man allgemein auch unter der Analyseeinstellung des Was einordnen. Der Dokumentensinn, also das Wie, ist unmittelbar an die Handlungspraxis geknüpft. Hierbei kann man den Herstellungsprozess, also das Knoten binden beobachten.
Dieses Beispiel zeigt auf, dass es uns im Alltag viel leichter fällt, etwas zu erklären, indem wir auf die Praktische Ebene, also den Dokumentensinn, zurückgreifen. Doch in der Wissenschaft ist man darauf angewiesen, Methoden zu finden, um den Herstellungsrahmen von Texten, Handlungen oder Vorgehensweisen verbal und näher zu erläutern (vgl. Nohl, A.-M. 2017, S. 5).
Um die dokumentarische Methode nun anzuwenden, bedarf es einem Überblick über die drei Schritte, welche es ermöglichen, Texte, Bilder oder Interviews zu analysieren. In dieser Arbeit konzentrieren wir uns explizit auf Kinderzeichnungen, also Bilder. Zunächst ist es wichtig, sich vorerst Zeichnungen herauszusuchen, welche besondere Merkmale mit sich bringen. Diese können besonders detailreich oder bunt sein, aber auch irritierend oder ungewöhnlich auf einen selbst wirken.
Die Interpretation der Bilder starte mit der formulierenden Interpretation, welche sich in die vorikonografische Beschreibung und die ikonografische Analyse aufteilt. Im darauffolgenden Schritt erfolgt die reflektierende Interpretation. Hierbei geht man zum einen auf die formalen Strukturen, welche sich in die Planimetrie und die szenische Choreografie spalten, und zum anderen auf die Ikonologisch - ikonische Interpretation ein. Zum Schluss folgt die komparative Analyse der Bilder.
Was sich hinter den einzelnen Schritten verbirgt wird in den folgenden Abschnitten verdeutlicht (vgl. Bakels, E. und Nentwig-Gesemann, I., Beitrag 4, 2019, S. 11 ff.).
Wie bereits oben erwähnt startet die Analyse mit der formulierenden Interpretation, genauer, mit der Vorikonografischen Beschreibung.
Hier wird zunächst betrachtet, was wo auf der Zeichnung oder auf dem Bild zu sehen ist - man analysiert also erst einmal den immanenten Sinngehalt. Hierbei ist es wichtig möglichst alle Details in die Beschreibung miteinzubeziehen. Nicht nur Objekte werden genauer beschrieben, sondern auch Tätigkeiten, welche von Menschen, Tieren, Pflanzen oder Dingen ausgeführt werden. Auch graphische Elemente und die Schrift, sowie die Stiftwahl und die Farbgebung werden betrachtet.
Um einen genaueren Überblick zu haben und sich strukturiert durch das Bild zu arbeiten ist es wichtig, dass man sich bei der Beschreibung von dem Bildvordergrund zu dem Bildhintergrund arbeitet.
Da der Malprozess oft durch Gespräche und Unterhaltung aufgelockert wird, kann es vorkommen, dass das Kind beschreibt, was es gerade malt und warum. Auch können die Bilder eine Geschichte mit sich bringen, welche das Kind erzählt. Dieses Hintergrundwissen, welches wir über die malbegleitenden Gespräche aufnehmen, wird in diesem Schritt nicht berücksichtigt (vgl. Bakels, E. und Nentwig- Gesemann, I., Beitrag 4, 2019, S. 12).
Im nächsten Schritt folgt die Ikonografische Analyse.
Hier wird beschrieben, was auf dem Bild oder der Zeichnung dargestellt wird. Das Kontextwissen, welches im ersten Schritt, der Vorikonografischen Beschreibung, nicht beachtet wurde, fließt nun mit in die Beschreibung ein. Hierzu zählen zum Beispiel auch Hinweise auf den Lebens Kontext des Kindes: Sind Figuren aus Büchern oder Fernsehsendungen abgebildet; malt das Kind Familienmitglieder, Freunde oder sich selbst; auch bestimmte Räume, Materialien oder Personen aus dem KiTa-Alltag können hier Erwähnung finden.
Dieses Kontextwissen spielt bei der Interpretation eine große Rolle. So wissen wir bei der Analyse, dass es sich bei allen Bildern um Spielzeug oder Spielorte handelt. Ohne dieses Wissen wäre die Spannweite an möglichen Interpretationen sehr groß (vgl. Bakels, E. und Nentwig-Gesemann, I., Beitrag 4, 2019, S. 12).
Im nächsten Schritt folgt die reflektierende Interpretation, welche das Herzstück der dokumentarischen Methode darstellt und sich in die Planimetrie und die szenische Choreografie aufteilt. Hier geht es ganz allgemein um den dokumentarischen und den impliziten Sinngehalt der Kinderzeichnung. In diesem Schritt befasst man sich mit dem handlungsleitenden Orientierungsrahmen beziehungsweise dem Erfahrungswissen, welches in der Zeichnung dokumentiert wurde.
In diesem Abschnitt soll es zu aller erst um die Planimetrie gehen. Bei der Planimetrie „geht es darum, mit möglichst wenig Linien die Gesamtposition des Bildes in der Fläche zu markieren"(Bakels, E. und Nentwig-Gesemann, I., Beitrag 4, zit. nach Bohnsack 2011, S. 61). Die hierbei entstehenden Linien sollen die Struktur und den Aufbau des Bilds hervorheben.
Wie auch in den Schritten davor, gibt es auch hier Leitlinien, welche bei der Analyse helfen sollen.
So wird geschaut, wie die Fläche des Bildes genutzt oder nicht genutzt wird. Auch die Größe und Lage von Objekten du ob diese nah oder fern zueinanderstehen wird beachtet. Farben und Wiederholungen von Objekten und ob Details fein und detailliert oder eher etwas gröber herausgearbeitet wurden finden hier Berücksichtigung. Ebenfalls erwähnt werden Objekte, Dinge oder Personen, welche auf den ersten Blick direkt ins Auge springen, eventuell auch hervorgerufen durch die zuvor eingezeichneten Linien (vgl. Bakels, E. und Nentwig-Gesemann, I., Beitrag 4, 2019, S. 12).
Bei der szenischen Choreografie werden „soziale Szenarien" oder soziale Interaktionen genauer betrachtet. Hierbei wird auf das Arrangement der abgebildeten Personen oder Wesen geachtet. Dabei werden vor allem die „Zusammengehörigkeit, Nähe und Distanz sowie Hierarchien und Ordnungen sozialer Kontexte" entschlüsselt (Bakels, E. und Nentwig-Gesemann, I., Beitrag 4, 2019, S. 12).
Auch hier gibt es wichtige Leitfragen, die bei der Analyse helfen können. Unter anderem, in welchen Beziehungen die gezeichneten Personen zueinanderstehen, ob diese eher nah oder fern zueinander sind oder ob Gruppen auf dem Bild oder der Zeichnung zu erkennen sind (vgl. Bakels, E. und Nentwig- Gesemann, I., Beitrag 4, 2019, S. 12 f.).
Als nächster großer Schritt folgt die ikonologisch - ikonische Interpretation. In diesem Schritt wird allgemein der Dokumentensinn erschlossen. Man schenkt den „Themen, Perspektiven, Relevanzen und Orientierungen"(Bakels, E. und Nentwig-Gesemann, I., Beitrag 4, 2019, S. 13), welche in der Kinderzeichnung dargestellt wurden, Beachtung, indem man berücksichtigt, was und vor allem wie Personen, Wesen oder Dinge dargestellt wurden. Auch die Perspektive des Kindes fließt in diesem Bereich stärker mit ein. So schaut man, worauf das Kind seine Aufmerksamkeit fokussiert und womit es sich gerade beschäftigt. Können vielleicht auch positive und/oder negative Gegenhorizonte oder Kontraste ersichtlich werden. Ist es möglich zu erkennen, welche Sicht das Kind auf die Welt pflegt, denn sie leben nicht nur, sondern gestalten auch aktiv mit. Ebenfalls können Erlebnisse, Geschichten, Wünsche oder Visionen der Kinder näher betrachtet werden, daraus erfährt man auch mögliche Erfahrungsräume oder Milieus, in welchen das Kind aufwächst und sich in dieses sozialisiert (vgl. Bakels, E. und Nentwig-Gesemann, I., Beitrag 4, 2019, S. 13).
Zum Schluss der dokumentarischen Methode folgt die komparative Analyse.
In diesem Schritt ist es wichtig, sich von seiner eigenen Standortverbundenheit zu distanzieren und stattdessen seinen Blick auf das Ganze zu erweitern. Im Großen und Ganzen bezeichnet man diesen Arbeitsschritt als den zentralen Arbeitsschritt der dokumentarischen Methode. Den Vergleich, welchen man zwischen der Ebene von Themen, also der formulierenden Interpretation, und der Ebene von Orientierungen (reflektierende Interpretation) zieht, soll die Gemeinsamkeiten und Unterschiede verdeutlichen.
Auch ein Vergleich von mehreren Bildern - von dem selben oder von anderen Kindern - kann fallübergreifend verwendet werden. Hierbei ist es wichtig zu schauen, ob Gemeinsamkeiten oder Unterschiede zwischen den Zeichnungen festgestellt werden können. Auch das empirische Material, also all das, was während dem malbegleitenden Gesprächen oder danach erfahren wurde, sollte hier miteinbezogen werden. All die Informationen können die Interpretation ergänzen oder erweitern, aber auch verdichten und validieren. Auch Widersprüchlichkeiten und Uneindeutigkeiten können in diesem Schritt deutlich werden (vgl. Bakels, E. und Nentwig-Gesemann, I., Beitrag 4, 2019, S. 13).
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