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Hausarbeit, 2014
38 Seiten, Note: 1,7
1 Einleitung
2 Veränderungen und Problematiken der zukünftigen Krankenhauslandschaft
2.1 Demografischer Wandel
2.2 Gesundheitsausgaben und wirtschaftliche Lage im Krankenhaussektor
2.3 Fachkräftemangel und Patientenansprüche
3 Bedeutung des Krankenhausinformationssystems
3.1 Dokumentenmanagement-System “Pegasos Medical Information Broker”
3.2 Das Krankenhausinformationssystem der Zukunft
4 Infrastruktur der Informationstechnologien im Krankenhaus
4.1 Die elektronische Patientenakte als Grundlage für das papierlose Krankenhaus
4.2 WLAN als Teil der Infrastruktur im Krankenhaus
5 Weitere eHealth-Anwendungen im Krankenhaus der Zukunft
5.1 Spracherkennung im Krankenhaus
5.2 Mobile Geräte
5.2.1 Tablets im Krankenhaus
5.2.2 Bring your own Device
5.2.3 Hygienische Aspekte der Tablets
5.3 Smart Glasses
5.4 Smartwatch
6 Klinikalltag am Beispiel einer Frühschicht im Jahr 2025
7 Diskussion und Ausblick
8 Fazit
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
Die vorliegende Ausarbeitung thematisiert Arbeitsprozesse in einem Krankenhaus im Jahr 2025. Es werden dabei konkret denkbare eHealth-Anwendungen in diesen Prozessen abgebildet. Damit sollen zukunftsorientierte Abläufe, vor allem durch Zuhilfenahme von technischen Geräten und auch softwarebasierten Anwendungen, dargestellt werden. Als Hauptfrage, die es zu beantworten gilt, wird folgende Formulierung aufgestellt: „Welche eHealth-Anwendungen sind aufgrund der sich verändernden Bedingungen im Gesundheitswesen speziell im Krankenhaus im Jahr 2025 flächendeckend denkbar?“ Bezüglich der Fragestellung sind zunächst viele Bereiche im Krankenhaus möglich. Zudem gibt es ebenfalls viele eHealth-Anwendungen, die dort zum Einsatz kommen könnten. Die drei Autoren haben keinen Fokus auf bestimmte Teilprozesse, z.B. Aufnahme, Diagnostik oder Entlassung, im Krankenhaus gelegt. Vielmehr geht es um alltägliche Anliegen, die sich aus verschiedenen Prozessen im Krankenhaus ergeben. Außerdem sollen durch die herangezogenen Anwendungen, die in der Arbeit eingangs beschriebenen zukünftigen Probleme, bezüglich der Krankenhaussituation, entgegengewirkt werden und dadurch jeweils die Potentiale der Anwendungen aufzeigen. Der Bereich Pflege wird, wie in der Beschreibung der Kapitel zu sehen, mehr zum Tragen kommen. Hinsichtlich der eHealth-Anwendungen werden mobile Geräte (vor allem Tablets), Spracherkennung, Smartwatch, Smart Glasses, elektronische Patientenakte, Digitalarchiv für patientenrelevante und klinikübergreifende Informationen (Pegasos Medical Information Broker) ausgeführt. Die Autoren hatten zudem zum Ziel, ein möglichst breites Spektrum in Bezug auf die Fragestellung abzudecken. Daher, und aufgrund der Kapazität der Seitenzahl, können die aufgeführten eHealth-Anwendungen nicht in der ausführlichsten Form dargestellt werden. Mögliche Probleme, z.B. Alltagstauglichkeit, technische Hürden, Wiederstände der Nutzer usw., werden nicht ausführlich betrachtet. Lediglich die hygienischen Aspekte von Tablets, aufgrund des großen Potenzials im zukünftigen Klinikalltag, werden präziser formuliert.
Die Arbeit unterteilt sich zu Beginn in zukünftige Bedingungen und Veränderungen der Krankenhauslandschaft und die daraus abzuleitenden Potenziale für eHealth-Anwendungen. Konkret werden darin die Kostensteigerung, die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser, der demographische Wandel, die technische Entwicklung und der Fachkräftemangel beschrieben. Anschließend werden das Krankenhausinformationssystem und die Infrastrukturen, vor allem in Hinblick auf WLAN und elektronische Patientenakte, erläutert. Danach folgen weitere denkbaren eHealth-Anwendungen speziell im Krankenhaus im Jahr 2025, welche eben bereits aufgezählt wurden. Abschließend wird ein Ablauf einer Frühschicht im Klinikalltag 2025 aufgezeigt, worin heutige und zukünftige Unterschiede verdeutlicht werden sollen. Der Begriff Patient oder Arzt, welcher häufig in der Ausarbeitung vorzufinden ist, steht in diesem Falle für beide Geschlechter.
Um eine Einschätzung über die Entwicklungen im Krankenhaus bis zum Jahre 2025 geben zu können, bedarf es einer Betrachtung des deutschen Gesundheitswesens und seiner Veränderungen sowie den treibenden Kräften der technischen Entwicklung. Daraus sollen Potenziale für den eHealth-Bereich verdeutlicht werden, um den jeweiligen Problemen, welche sich aus diesen Veränderungen ergeben, entgegen treten zu können.
Das Gesundheitswesen ist einem stetigen Wandel ausgesetzt. Dabei ist die Gesundheitspolitik von kostendämpfenden Maßnahmen geprägt und der Wettbewerb zwischen Krankenhäusern wurde unter anderem mit der Einführung von Fallpauschalen (DRG) verschärft (vgl. Lüthy/ Buchmann 2009, S. 18f).
In Anbetracht des demografischen Wandels lässt sich vermuten, dass sich der Trend zu Kosteneinsparungen fortsetzen wird, da sich durch eine wandelnde Altersstruktur auch das Verhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben verändern wird und mit steigenden Kosten zu rechnen ist. Nach Angaben der Statistischen Ämter wird der Anteil älterer Menschen in Deutschland bis zum Jahre 2030 erheblich zunehmen, während die Zahl der Gesamtbevölkerung abnehmen wird. Auch werden die Geburtenraten und die Zahl junger Menschen stark zurückgehen. Der Anteil der Menschen im Alter von 65 Jahren und älter wird im Zeitraum von 2008 bis zum Jahr 2030 deutlich ansteigen. Im Jahr 2008 gehörten noch 16,7 Mio. Menschen in diese Altersgruppe, bis zum Jahr 2030 wird die Zahl jedoch auf 22,3 Mio. Menschen ansteigen. Dies entspricht einer Steigerung von ca. einem Drittel (33%). Gleichzeitig wird die Bevölkerung von 82,0 Mio. im Jahr 2008 auf 77,4 Mio. Einwohner im Jahr 2030 zurückgehen (vgl. Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2011, S. 8). Die Bevölkerung im Erwerbsalter zwischen 20 und 65 Jahren wird nach Meinung der statistischen Ämter schrumpfen. So wird der Anteil an der Gesamtbevölkerung von 61% (49,7 Mio.) auf 54% im Jahr 2030 sinken (vgl. ebenda, S. 23f). Dieses Szenario stellt das Gesundheitswesen vor eine Herausforderung, da zum einen der Anteil der erwerbstätigen Beitragszahler sinkt und zum anderen die Zahl der Rentner steigt (siehe Abbildung 1). Was zur Folge hat, dass einerseits mit sinkenden Einnahmen gerechnet werden muss, da Erwerbstätige in der Regel ein höheres beitragspflichtiges Einkommen haben, und andererseits von höheren Ausgaben, auf Grund einer höheren Leistungsinanspruchnahme im Alter, auszugehen ist (vgl. Böhm et al. 2009, S. 134ff).
Der demografische Wandel zieht nicht nur Veränderungen in der Kostenstruktur der Bevölkerung mit sich, sondern wird auch das Angebot der Leistungserbringer verändern (vgl. Henke/Ehrard 2011, S. 14).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland (vgl. Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2011, S. 24)
Krankenhäuser machen den größten Kostenfaktor der Gesundheitsausgaben aus.
Im Jahr 2011 verursachten Krankenhäuser mit ca. 77 Mrd. Euro mehr als ein Viertel der gesamten Ausgaben im Gesundheitswesen (ca. 294 Mrd. Euro) (vgl. Statistisches Bundesamt o.J. Gesundheitsausgaben). Dieser Tatsache entsprechend wird die Politik auch in Zukunft versuchen, an dieser Stelle Einsparungen zu erzielen. So wird es den Krankenhäusern in Zukunft ermöglicht werden weiter im ambulanten Bereich tätig zu sein. Die integrierte Versorgung wird weiter gefördert und Anreize für eine erhöhte Vernetzung der Sektoren und der Anbieter untereinander geschaffen werden. So soll die Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen gesteigert werden (Hilbert/Evans 2009, S. 15f).
Ein weiteres Potenzial für den eHealth-Einsatz ergibt sich aus der angespannten wirtschaftlichen Situation der deutschen Krankenhäuser. Laut dem Krankenhaus Barometer 2012, in dem 245 Krankenhäuser befragt wurden, hatten fast ein Drittel der deutschen Krankenhäuser im Jahre 2011 ein negatives Jahresergebnis. Das sind in etwa ein Drittel mehr als noch 2010. Dabei spielt die Größe der Krankenhäuser keine nennenswerte Rolle für die wirtschaftliche Lage. Ein Drittel der Krankenhäuser gab 2012 an, die wirtschaftliche Lage sei eher unbefriedigend. Im Vorjahr sagten dies nur 18% der Einrichtungen. Die Erwartungen für das Jahr 2013 waren eher pessimistisch: Ca. 40% der Krankenhäuser erwarteten eine Verschlechterung und nur 22% eine Verbesserung (vgl. Blum et al. 2012, S. 92ff). Nach dem Krankenhaus Barometer 2013, bei dem 290 Krankenhäuser befragt wurden, hat sich die Lage verschärft. Demnach hat die Hälfte der Krankenhäuser (50,7%) im Jahr 2012 einen Fehlbetrag erwirtschaftet und nur 42,5% einen Jahresüberschuss. Dabei stehen mittelgroße Krankenhäuser am besten dar. Kleinere Krankenhäuser mit einer Größe bis zu 300 Betten weisen im Durchschnitt öfter einen Jahresfehlbetrag auf, während größere Krankenhäuser, ab 600 Betten, in etwa dem Bundesdurchschnitt entsprechen.
Den Veränderungen des Betriebsergebnisses entsprechend hat sich auch die Beurteilung der wirtschaftlichen Lage der Einrichtungen entwickelt. 52,9% gaben an, die wirtschaftliche Lage sei eher unbefriedigend, 34,4% bewerteten die Lage mit „teils, teils“ und 12,6% gaben an, die wirtschaftliche Lage sei eher gut. Die Erwartungen für das Jahr 2014 fallen unterschiedlich aus. 38,6% der Krankenhäuser vermuten, dass sich die wirtschaftliche Lage verschlechtert, 39,4% erwarten eine gleichbleibende Lage und 22,1% der Einrichtungen gehen davon aus, dass die wirtschaftliche Lage sich eher verbessert (vgl. Blum et al. 2013, S. 100-106). Für Krankenhäuser haben diese Veränderungen erhebliche Auswirkungen. Laut dem Krankenhaus Rating Report 2012 sind 15% der deutschen Krankenhäuser von der Insolvenz bedroht. Dabei gibt es große Unterschiede in der Trägerschaft. Vor allem öffentlich-rechtliche Krankenhäuser sind mit 18% von der Insolvenz bedroht, während nur 9% der freigemeinnützigen Häuser bedroht sind. Bei privat geführten Häusern sind es nur 3% (vgl. RWI 2012). So ist es nicht verwunderlich, dass die Anzahl der Krankenhäuser in den letzten Jahren zurückgegangen ist. Wie in Tabelle 1 ersichtlich, gab es im Jahr 2002 noch 2221 Krankenhäuser in Deutschland, 2012 waren es nur noch 2017.
Auch die Anzahl der aufgestellten Betten in deutschen Krankenhäusern hat sich verringert. Im Jahr 2002 waren es 547.284 und 2012 nur noch 501.489. Gleichzeitig ist die Fallzahl von 17.432.272 im Jahr 2002 auf 18.620.595 im Jahr 2012 gestiegen. Trotz der gestiegenen Fallzahlen und der gesunkenen Anzahl von Krankenhausbetten ist die durchschnittliche Bettenauslastung von 80,1% auf 77,4% gefallen. Ein Grund dafür könnte der Rückgang der durchschnittlichen Verweildauer von 9,2 auf 7,6 Tage gewesen sein (vgl. Tabelle 1).
Diese Indizien lassen vermuten, dass der Wettbewerb zwischen den Krankenhäusern in den letzten Jahren stark gestiegen ist und in den kommenden Jahren noch steigen wird. Das ist jedoch nicht alles, was den Krankenhäusern zu schaffen macht. Die Ansprüche von Patienten gegenüber dem Krankenhaus haben sich verändert. Sie erwarten neben einer qualitativ hochwertigen Behandlung auch eine gute Unterbringung und eine persönliche Betreuung (vgl. Lüthy/Buchmann 2009, S. 28ff).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Krankenhäuser, Betten und Patientenbewegung (Statistisches Bundesamt o.J.)
Hier könnte der eHealth-Einsatz Abhilfe schaffen. Durch Effizienzsteigerungen und die Reduzierung des Verwaltungsaufwands, zum Beispiel durch das papierlose Krankenhaus und den Einsatz von Tablet-PCs wie in Kapitel 5.2 beschrieben, ergeben sich erhebliche Einsparpotenziale, wodurch sich ein Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz ergeben könnte. Auch die Freundlichkeit des Personals gegenüber dem Patienten könnte sich durch die oben genannten Maßnahmen verbessern, da sie durch den reduzierten Verwaltungsaufwand weniger Stress und mehr Zeit für die Arbeit am Patienten haben. Des Weiteren ist es möglich, dass durch die Steigerung der Effizienz und der damit verbundenen Kosteneinsparung, Krankenhäuser ihre Ausgaben kontrolliert zurückfahren und somit weiter bestehen können.
Zusätzlich wächst der Fachkräftemangel im Gesundheitssystem. In einer Studie der Bundesärztekammer aus dem Jahr 2007 macht Kopetsch darauf aufmerksam, dass 28% der Krankenhäuser offene Stellen im ärztlichen Dienst nicht besetzen konnten. Die betroffenen Krankenhäuser konnten im Schnitt 2,5 Stellen nicht besetzen (vgl. Kopetsch 2007, S. 19f). Eine Studie von PricewaterhouseCoopers (PwC) sagt für 2030 einen möglichen Personalmangel von mehr als 630.000 Vollzeitstellen im Gesundheitswesen voraus, darunter 106.000 Arztstellen (vgl. PwC 2012). Doch wie können Krankenhäuser diesen Herausforderungen entgegentreten und wie ergeben sich in diesem Kontext die Potentiale eines eHealth-Einsatzes? Auf diese Fragen wird im Folgenden eingegangen. Die klassischen Marketingstrategien Qualitätsführerschaft und Kostenführerschaft, um sich gegenüber der Konkurrenz abzugrenzen, lassen sich bedingt auf das Krankenhaus übertragen. Die Kosten der Krankenhausbehandlung werden in der Regel von den Krankenkassen übernommen, sodass das Krankenhaus sich hiermit nicht von der Konkurrenz abgrenzen kann (vgl. Lüthy/Buchmann 2009, S. 50). Jedoch könnten die mit dem eHealth-Einsatz einhergehenden Effizienzsteigerungen zu Kosteneinsparungen im Krankenhaus führen, wie weiter unten erläutert wird, sodass sich hier ein Vorteil gegenüber der Konkurrenz ergibt. Des Weiteren lässt sich durch Effizienzverbesserungen auch die Qualität der Krankenhausbehandlung verbessern. Da Patienten in der Regel medizinische Laien sind und die medizinische Qualität nur subjektiv beurteilen können, wirken sich Verbesserungen der Effizienz hier auch positiv aus (vgl. Langwieser 2013, S. 168). So lassen sich eventuell Wartezeiten durch Prozessoptimierung verhindern oder das Auftreten des medizinischen und pflegerischen Personals gegenüber dem Patienten verbessert sich, durch eine Verringerung des Verwaltungsaufwandes. Des Weiteren hängt die Qualität von Dienstleistungen, wie sie im Krankenhaus erbracht werden, stark von den zur Verfügung stehenden Informationen ab. Auch hier könnte der Einsatz von eHealth Abhilfe schaffen, indem Anwendungen, wie im Kapitel 3.1 ersichtlich, z.B. “Pegasos Medical Information Broker” Informationen aus externen Quellen zur Verfügung stellt.
Doch nicht nur um den Patienten als externen Kunden gerecht zu werden sondern auch um dem wachsenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken könnte eHealth behilflich sein. Zum einen ist es denkbar, den Personalbedarf durch Effizienzsteigerungen zu vermindern, zum anderen könnte ein Krankenhaus mit dem eHealth-Einsatz zu einem attraktiveren Arbeitgeber werden, zum Beispiel durch eine Reduzierung des administratorischen Aufwands für das medizinische und pflegerische Personal. Sodass sich das Krankenhaus als Arbeitgebermarke am Markt präsentiert, um sich von der Konkurrenz abzugrenzen und den Ansprüchen des Personals, als internen Kunden, gerecht zu werden.
Ein weiterer Grund für den Einsatz von eHealth und anderen Technologien im Krankenhaus der Zukunft ist der technische Fortschritt. Durch den medizinisch-technischen Fortschritt ergeben sich neue Möglichkeiten (vgl. Schmidt-Retting/Eichhorn 2008, S. 15). Moores Gesetz besagt, dass sich die Leistungsfähigkeit von Prozessoren, bei gleichbleibenden Kosten, alle 18 Monate verdoppelt. Dabei kommt es auch zu einer Miniaturisierung der Komponenten. Diese Faustregel aus den 1960er Jahren ist kein Naturgesetz, sondern ein Ziel, das sich die Hersteller gesetzt haben (Dolata/Werle 2007, S. 87f). Beispiele dafür sind Tablet-PCs und Smartphones. Diese kleinen Geräte sind heute so leistungsstark wie Computersysteme vor wenigen Jahren. Welche eHealth-Anwendungen im Jahr 2025 denkbar sind und wie sie auf die angesprochenen Probleme einwirken können, wird nachfolgend erläutert.
Dem Krankenhausinformationssystem (KIS) kommt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle zu, da über diesen Weg der Austausch von Informationen im Krankenhaus gesteuert wird und das KIS ein zentraler Bestandteil und die Voraussetzung für einen effektiven und effizienten Einsatz der eHealth-Anwendungen ist.
Ein Krankenhausinformationssystem umfasst die Gesamtheit aller Informationssysteme eines Krankenhauses. Es setzt sich aus sämtlichen Anwendungssystemen zusammen, darunter fallen sowohl die zentralen Systeme, als auch die Subsysteme, wie das Radiologieinformationssystem (RIS) oder das Pflegeinformationssystem (PIS). Auch Organisationsmittel und Mitarbeiter können zum KIS hinzugezählt werden. Grundsätzlich lässt sich das KIS in ein medizinisches und in ein administratives Einsatzgebiet unterteilen. Wichtig ist hierbei die Integration der einzelnen Systeme. Historisch gewachsen besteht das KIS heute oft aus einzelnen Modulen, wodurch die Eingabe und der Abruf von Daten unnötig kompliziert und aufwändig sind. Oft werden dadurch Doppelteingaben nötig. Eine einfache Übersicht von patienten- und fallbezogenen Daten ist häufig nicht möglich.
Da die Vernetzung der Einrichtungen untereinander und die Vernetzung zwischen den Sektoren in Zukunft einen hohen Stellenwert einnehmen wird (s.o.), wird das KIS im Jahr 2025 mit externen Systemen, wie sie in den Praxen der niedergelassenen Ärzten und von den Krankenkassen verwendet werden, kommunizieren können (Haas 2014, S. 14).
Um die Behandlungsqualität für den Patienten zu steigern, ist der Zugriff auf Daten zur Person, zum Fall und zur Behandlung hilfreich. Im heutigen Gesundheitsmarkt gibt es eine Vielzahl von Alternativen, diese Daten zu führen. Doch ein zentraler Zugriff auf diese Informationen erweist sich als schwierig, zeitaufwändig und unkomfortabel. Eine Lösung könnten in Zukunft Dokumentenmanagement-Systeme (DMS), wie der “Pegasos Medical Information Broker” der Firma Marabu, sein. Mit Hilfe des DMS lassen sich interne und externe Behandlungsinformationen zentral aufrufen. Dabei kann das DMS neben den einrichtungsinternen Dokumenten auch externe Dokumente wie elektronische Fallakten (eFA) und „Integrating the Healthcare Enterprise“ (IHE) Dokumente abrufen und archivieren. Es werden auch digitale Signaturen und Zeitstempel gesichert. “Pegasos” unterstützt alle gängigen Video-, Bild- und Textdokumentformate. Des Weiteren kann “Pegasos” die im Krankenhaus gängigen Datenstandards, wie HL7 und DICOM, verarbeiten. Ein wichtiger Aspekt ist die Integrierbarkeit, die für “Pegasos” bei den gängigen KIS gegeben ist, sodass die Mitarbeiter in ihrem gewohnten Arbeitsumfeld auf die DMS-Daten zugreifen können. Wie in Abbildung 2 ersichtlich, fungiert das DMS als Bindeglied zwischen dem KIS, seinen einzelnen Modulen, wie dem Radiologieinformationssystem, und externen Applikationen, wie der eFA (vgl. Marabu GmbH 2012, S. 30).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Pegasos Integrationslösung (Marabu GmbH o.J.)
Das Informationssystem eines großen Krankenhauses besteht aus hunderten Subsystemen und tausenden technischen Geräten. Hinzu kommen die komplexen Organisationsstrukturen, die Arbeitsteilung und die Vielzahl der Menschen, die mit diesem System arbeiten (vgl. Neumann 2011, S.3). Mitarbeiter der unterschiedlichen Abteilungen und Funktionsbereiche wie Pflegekräfte, Verwaltungsmitarbeiter, Ärzte und Techniker arbeiten mit dem KIS. Im Jahr 2025 wird dieses alle Subsysteme integrieren und zu einem einheitlichen System zusammenfassen. In Zukunft liegt der Fokus des KIS auf der Prozessorientierung. So wird eine Abbildung der Prozesse, bezogen auf den Patienten, möglich sein. Auch wird die Qualitätssicherung und die Patientensicherheit mit im KIS der Zukunft integriert sein (vgl. Haas 2014, S. 14). Es werden automatisch Qualitätsdaten gesammelt, ausgewertet und mit anderen Fällen, nicht nur krankenhausintern, sondern branchenweit, verglichen werden können. Dabei lassen sich auch Verbesserungspotenziale und andere Behandlungsansätze aufzeigen (vgl. Bürgy et al. 2012, S. 4ff). Im Zuge von ganzheitlichen Informationssystemen spielen Zugriffsberechtigungen und Datenschutz eine große Rolle. So sollte es Zugriffskonzepte geben, die regeln, welche Benutzergruppe Zugriff auf welche Daten hat, beispielsweise, dass eine Pflegekraft nur die für sie und ihre Tätigkeit relevanten Daten einsehen und bearbeiten kann. Im Krankenhaus der Zukunft werden mobile Endgeräte wie Tablet-PCs Einzug in den Alltag gehalten haben. Daher wird das KIS für die vollständige Nutzung auf diesen Geräten optimiert sein. Das KIS wird nicht nur mit den vielen internen Endgeräten und der vor- und nachgelagerten Versorgung kommunizieren können, sondern es wird auch Schnittstellen für die medizinischen Geräte und die Telematikanwendungen aufweisen. Auch Anwendungen der Arzneimittelsicherheit werden im KIS integriert sein (vgl. Haas 2014, S. 14f). So wird das KIS im Jahr 2025 selbstständig relevante Daten aus der ePA oder der elektronischen Gesundheitsakte (eGA) herausziehen und diese auswerten, die Einwilligung des Patienten vorausgesetzt. So kann das KIS auf Wechselwirkungen von Medikamenten hinweisen, zum Beispiel wenn der Patient vergessen hat zu erwähnen, dass er seit Jahren bestimmte Medikamente nimmt, diese jedoch in seiner eGA eingetragen sind und zu unerwünschten Wechselwirkungen von im Krankenhaus verschriebenen Medikamenten führen würden.
Um eine reibungslose Kommunikation und Interoperabilität zwischen dem KIS und den verschiedenen medizinischen Geräten und den externen Datenquellen zu gewährleisten, ist das Einhalten von Standards essenziell. Denkbar sind in diesem Kontext Standards, wie Health Level Seven (HL7) und Digital Imaging and Communications in Medicine (DICOM). Nachfolgend werden diese erläutert. HL7 ist ein Standard für den Austausch von medizinischen und administratorischen Daten im Gesundheitswesen und ist in verschiedenen Versionen verfügbar. Die Version 2 wird für die interne Kommunikation im Krankenhaus verwendet. Version 3 basiert auf XML und ist für den sektorenübergreifenden Austausch im gesamten Gesundheitswesen gedacht. Die für die interne Kommunikation gebräuchliche Version 2 ist textbasiert und gliedert die Nachrichten in Segmente und Felder ein. Abbildung 3 zeigt eine beispielhafte Nachricht, in der Version 2 verwendet wurde (vgl. Blobel et al. 2009, S. 7ff).
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