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Hausarbeit, 2022
25 Seiten, Note: 2,0
1. Einleitung
1.1. Problemstellung
1.2. Zielsetzung
1.3. Vorgehen
2. Gesundheitspsychologie
2.1. Präventionsmöglichkeiten: Herz-Kreislauferkrankungen
2.2. Berufliche Modelle
2.4. Zusammenfassung
3 . Anwendung
3.1. Maßnahmen
3.1.1. Verhaltensprimärprävention: Stressmanagementtraining
3.1.2. Verhaltens-/Verhältnisprimärprävention körperliches Wohlbefinden
3.1.3. Gratifikationskrise vermeiden
3.1.4. Work-life-Balance
3.1.5. Gesundheitszirkel
4 . Diskussion
4.1. Kritische Stellungnahme
5. Fazit und Ausblick
5.1. Fazit
5.2. Ausblick
Eine größere Organisation (250 Mitarbeiter) bittet um Hilfe, geeignete Präventionsmaßnahmen für Krankheiten des Kreislaufsystems auszuarbeiten. Zwar sind die Fehlzeiten im durchschnittlichen Bereich, doch möchte sich die Organisation von anderen Unternehmen abheben, um gute Fachkräfte zu bekommen.
Ziel der Arbeit sind Vorschläge zur Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen. Dazu ist die Auseinandersetzung mit der Prävention, mit den Risikofaktoren von Herz-Kreislauferkrankungen, Modelle des Gesundheitsverhaltens sowie Modellen, die auch die Arbeitsverhältnisse berücksichtigen, wichtig. Bei den Präventionsmaßnahmen sollen sowohl verhaltens- als auch verhältnispräventive Ansatzpunkte berücksichtigt werden. Folgende Forschungsfragen sollen beantwortet werden:
1) Welche Risiken für Krankheiten des Kreislaufsystems existieren?
2) Welche psychologischen Modelle bzw. arbeitsbezogene Modelle gibt es?
3) Welche Präventionsmaßnahmen eignen sich für die Organisation?
Nach diesem Kapitel der Einführung folgt der theoretische Teil (Kapitel 2). In diesem werden die Gebiete Gesundheitspsychologie, Prävention und Herz-Kreislauferkrankungen genauer erklärt und verschiedene psychologische Modelle sowie beruflich abgestimmte Modelle vorgestellt. In Kapitel 3, der Anwendung, werden mehrere verhältnis- und verhaltenspräventive Präventionsmaßnahmen vorgestellt. Zum Ende hin wird in Kapitel 4, der Diskussion, kritisch zur Theorie und Anwendung Stellung genommen. Abschließend wird ein Fazit gezogen und ein Ausblick gewährt (5tes Kapitel).
Die Gesundheitspsychologie ist eine Unterkategorie der Psychologie, die sich mit Gesundheitsrisiken bzw. Präventionsmöglichkeiten auseinandersetzt. Risikofaktoren für die Gesundheit stellen etwa Alkohol, Tabak oder Substanzmittel dar. Ein/e Gesundheitspsychologe/-in ist für die Beratung, Betreuung, Begleitung und Erstellung einer Diagnose zuständig.1 Die bereits genannte Prävention umfasst Mittel, die eingesetzt werden, um eine Erkrankung zu verhindern oder eine Verbesserung zu ermöglichen. Die Ziele umfassen somit das Vorbeugen einer Erkrankung, die Ermöglichung einer Verbesserung oder zumindest keiner Verschlechterung einer Krankheit bzw. die Verhinderung eines Rückfalls.2 Die Prävention kann in Primäre Prävention, Sekundäre Prävention und Tertiäre Prävention eingeteilt werden. Die primäre Prävention ist dazu da, um vor einer Erkrankung zu schützen. Bei der sekundären Prävention geht es darum, dass der Weiterverlauf einer Erkrankung verhindert werden soll. Die Aufgaben der tertiären Prävention umfasst die Verringerung negativer Auswirkungen von bereits existierenden Erkrankungen bzw. die Vermeidung eines Rückfalls.3 Weiters kann die Prävention auch in Verhaltensprävention und Verhältnisprävention eingeteilt werden. Geht es um eine explizite Verhaltensänderung, dass einen einzelnen Menschen betrifft, handelt es sich um die Verhaltensprävention. Soll die Umgebung (z.B. physische oder soziale) eines Menschen verändert werden, liegt eine Verhältnisprävention vor.4 Ein Beispiel für eine Verhaltensprävention wären Entspannungstechniken, die jemanden gezeigt werden, um einen besseren Umgang mit Stress zu finden. Eine Verhältnisprävention kann z.B. das Einstellen einer Putzkraft sein, damit das Arbeitspensum und somit der Stresspegel reduziert werden kann.
Es existieren unzählige Krankheiten, wobei sich diese Hausarbeit explizit auf die Prävention von Krankheiten des Kreislaufsystems fokussiert. Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen handelt es sich um Erkrankungen, die das Herz oder die Blutgefäße betreffen. Zu diesen zählen etwa Bluthochdruck, Arteriosklerose (Arterien verengen oder verhärten sich), koronare Herzerkrankung (Herzmuskelsauerstoffversorgung zu gering) oder chronisches Herzversagen (Herzinsuffizienz). Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems können zu Herzinfarkten (=Verschluss eines Herzkranzgefäßes), Schlaganfälle oder Herzrhythmusstörungen führen. Es gibt bereits viele bekannte Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese können in körperliche Faktoren, verhaltensbezogene Faktoren, psychische Faktoren sowie soziale Faktoren eingeteilt werden. Körperliche Faktoren sind etwa Alter, Geschlecht, Gene, Übergewicht (Body-Mass-Index über 25 kg/m2), schneller Blutdruck, eine Störung des Fettstoffwechsels, erhöhter Cholesterinwert oder Diabetes (Zuckerkrankheit). Verhaltensbezogene Risikofaktoren sind etwa Rauchen, falsche Ernährung, zu wenig Bewegung und Alkohol. Auch psychische Faktoren wie chronischer Stress, eine negative Lebenseinstellung oder Persönlichkeitseigenschaften können Auslöser sein, sowie soziale Risiken wie niedriges Einkommen, Belastungen am Arbeitsplatz, soziale Netzwerke sowie Bildung. Primärpräventionsmöglichkeiten umfassen etwa den Verzicht auf Zigaretten, ausreichende Bewegung, ein optimaler Blutdruck, Blutzuckerspiegel, Gesamtcholesterinspiegel bzw. ein gesundes Gewicht und die richtige Ernährung. Die optimale Ernährung enthält Mineralstoffe (z.B. Calcium), Pflanzenstoffe, Folsäure als auch Vitamine wie etwa A, B oder C. Am Tag sollten insgesamt fünf Portionen aus Gemüse, Hülsenfrüchte und Obst zu sich genommen werden sowie vier aus Getreideprodukten, Kartoffeln, Nudeln oder Reis und pflanzliche Öle, die in Hülsenfrüchten wie etwa Nüssen enthalten sind. Bei der Aufnahme von Fetten muss darauf geachtet werden, das Transfettsäuren (=Gehärtetes Fett), als auch gesättigte Fettsäuren nicht in zu hohen Maßen konsumiert werden. Alternativ dazu, empfehlen sich ungesättigte Fettsäuren (z.B. in Fischöl, Leinöl) oder pflanzliche Fette (z.B. in Oliven). Auch Salz sollte nicht in zu großen Mengen konsumiert werden, da zu viel davon negative Auswirkungen auf den Blutdruck nehmen kann. Der zugenommene Bedarf sollte 5 Gramm pro Tag nicht überschreiten. Die Vitamine B6, B12 und Folsäure sind deshalb wichtig, weil sie den Homocysteinspiegel (Aminosäure im Körper) senken. Dies ist deshalb wichtig, weil dieser Aminosäure schädigende Wirkung auf die Gefäße nachgesagt wird. Auch Alkohol zählt zu einem Risikofaktor, besonders bei Menschen mit hohem Blutdruck, chronischen Erkrankungen sowie Lebererkrankungen. Für Männer wird empfohlen, nicht mehr als 24 Gramm Alkohol am Tag zu trinken. Das entspricht etwas weniger als ein großes Bier oder ¼ Wein. Für Frauen empfiehlt sich, nicht mehr als ein kleines Bier oder 1/8 l Wein zu trinken. Auch sollte an mindestens 2 Tagen pro Woche kein Alkohol konsumiert werden. Bewegung als Risikominimierungsfaktor ist deshalb so essenziell, weil es den Fettstoffwechsel fördert, das Übergewicht und den Blutdruck reduziert, Entzündungen abbaut, das Risiko für Diabetes senkt sowie den Blutglukosespiegel normalisiert. Empfohlen wird, mind. 150 Minuten pro Woche leicht oder 75 Minuten pro Woche hart zu trainieren. Ein weiterer Risikofaktor umfasst z.B. das Rauchen, weil es dadurch etwa zu Arteriosklerose, Herzinfarkte oder koronare Herzerkrankungen kommen kann. Bei den psychosozialen Faktoren spielt Stress eine wesentliche Rolle. Stress ist unter anderem so gefährlich, weil es auch andere negative Angewohnheiten wie Drogen, Rauchen oder schlechte Ernährung begünstigen kann.5
Es existieren viele verschiedene Modelle, die erklären warum ein Gesundheitsverhalten gezeigt wird oder nicht. Die theoretischen Modelle können in „Kontinuierliche Prädiktionsmodelle“, „Dynamische Stadienmodelle“ und „Integrative Modelle“ differenziert werden. Beim kontinuierlichen Prädikationsmodell werden Faktoren aufgezählt, die ein gewisses Potenzial für eine Handlung fördern können. Stadionmodelle handeln davon, dass vermutet wird, das Menschen sich in unterschiedlichen Abschnitten befinden und Unterschiede in Bezug auf ihre Hindernisse und Bedürfnisse haben, je nachdem in welchem Abschnitt sie sich befinden. Das integrative Modell verbindet die beiden Modelle.6 Es existieren mehrere Gesundheitsmodelle wie etwa das „Modell gesundheitlicher Überzeugungen“, die „Theorie des geplanten Verhaltens“, die „sozial kognitive Theorie“, das „transtheoretische Modell“, das „Prozessmodell präventiven Handelns“, das „sozial kognitive Prozessmodell gesundheitlichen Handelns“, die „alternative Theorien des Gesundheitsverhaltens: Das Rückfallmodell von Marlatt“ und viele andere.
Das Modell der gesundheitlichen Überzeugung (Entwicklung vor etwa 70 Jahren) ist einer der ersten Modelle zur Erklärung des Gesundheitsverhaltens. Es handelt davon, dass der Anwender eine Kosten-Nutzen-Analyse macht, bevor er ein Verhalten setzt.7 Ein Beispiel: Eine Person hat schlechte Leberwerte und sein Arzt rät ihm, gänzlich auf Alkohol zu verzichten. Dieser Mensch sieht aber den Nutzen durch Alkohol, daher eine berauschende Wirkung, die ihm seiner Ansicht nach unterstützt, Probleme zu verdrängen, höher an, als die Kosten (z.B. höhere Schäden seiner Gesundheit zu riskieren). Wie eine Bedrohung wahrgenommen wird, hängt von 2 Dingen ab, nämlich wie die Verwundbarkeit eingeschätzt und wie schwer die Erkrankung vom Menschen gesehen wird.8 Diese Theorie wird von vielen Seiten aber als nicht mehr zeitgemäß betrachtet, weil es etwa theoretische als auch empirische Mängel aufweist. Aufgrund dessen wird dieses Modell nicht näher ausgeführt.9
Bei der Theorie der Handlungsveranlassung wurde zuerst die Verbindung zwischen Einstellung und Verhalten untersucht. Das Resultat: Die Einstellung stimmt nicht immer mit dem Verhalten überein. Nur weil jemand etwa eine positive Meinung zum Thema Rauchen hat, muss das nicht bedeuten, dass er es gleichzeitig fabriziert oder vor hat es zukünftig zu fabrizieren.10 Nach dieser Theorie haben Intention, Einstellung, subjektive Normen, persönliche Überzeugung, normative Überzeugungen und Wichtigkeit einen Einfluss auf das Verhalten. Die Einstellungen und subjektiven Normen tragen direkt zur Intention bei, so wie die persönlichen Überzeugungen die Einstellung beeinflussen und die normativen Überzeugungen auf die subjektiven Normen einwirken. Die Wichtigkeit von Einstellung und subjektive Normen ist von Bedeutung, weil sie entscheidet, ob es zu einer Beeinflussung der Intention kommt.11 Die Intention ist ein Vorhaben, an ein Ziel zu kommen oder eine bestimmte Handlung durchzuführen.12 Bei der Einstellung wird eine Sache oder Person bewertet und eine eigene Meinung gebildet.13 Die Einstellung allein ist aber nicht immer ausschlaggebend, weil auch subjektive Normen Einfluss auf die eigene Intuition und somit auf das Tun haben können. Subjektive Normen, entstehen aufgrund des wahrgenommenen sozialen Drucks von außen. Es handelt sich um die Interpretation, was andere Menschen von einem erwarten. Welche Handlung der Mensch schlussendlich setzt, hängt davon ab, wie stark er die Erwartungen anderer erfüllen möchte.14 Normative Überzeugungen sind ähnlich den subjektiven Normen, aber mit dem Unterschied, dass ein Bezug zu bestimmten Menschen oder Gruppen von Menschen existiert. Ein Beispiel: Der Chef erwartet vom Mitarbeiter, dass er zur nächsten Weihnachtsfeier kommt und duldet keine Absage. Der Mitarbeiter überlegt, ob er kommt, weil er sich gesundheitlich nicht fit fühlt. Wie auch im oberen Beispiel, ist die Abwägung entscheidend, ob ihm seine Gesundheit oder die Erwartungshaltung des Chefs wichtiger ist.15 Schwarzer kritisiert die Theorie der Handlungsveranlassung, weil nur auf das Verhalten Rücksicht genommen wird, dass unter einer willentlichen Kontrolle steht. Die Theorie beachtet Situationen nicht, bei denen sich Menschen als nicht kompetent genug erachten oder sie die Situation als nicht kontrollierbar erachten. Aufgrund dieses Kritikpunktes kam es zu einer Erweiterung, nämlich der Theorie des geplanten Verhaltens.16 17
Ein vergleichbares Modell von Bandura nennt sich sozial-kognitive Theorie. Auch dieses Modell sieht Auswirkungen von den Intentionen (=Ziele) auf das Verhalten.18 19 Essenzieller Bestandteil dieser Theorie umfasst die Selbstwirksamkeitserwartung, die einen Einfluss auf das Ziel hat. Die Selbstwirksamkeitserwartung beschreibt das Vertrauen, das die Menschen in ihre eigenen Fähigkeiten haben und den Glauben daran, eine Aufgabe schaffen zu können. Die Informationen für die Selbstwirksamkeitserwartung werden laut Bandura aus „direkten Erfahrungen“ (Selbsterfahrungen), „indirekten/stellvertretenden Erfahrungen“ (Lernen von anderen), „verbale Verstärkungen“ (Bestärkung durch andere Person) bzw. „physiologischen und affektiven Zuständen“ (Körper zeigt an, ob es gefährlich ist oder nicht) gewonnen.20 Laut Bandura ist es für den Menschen essenziell, dass er das Wissen hat, ob etwas für die Gesundheit gefährlich ist oder nicht. Liegt diese Voraussetzung vor (er weiß von der Gefährlichkeit), muss er die nötige Selbstwirksamkeitserwartung (er glaubt daran, dass er sich überwinden kann) haben und eine positive Ergebniserwartung, die sich aus den zu erwarteten Resultaten auseinandergesetzt. Die Ergebniserwartung umfassen physische Komponente (z.B., wenn ich keinen Alkohol mehr trinke, habe ich weniger depressive Verstimmungen), soziale Komponente (z.B., wenn ich keinen Alkohol mehr trinke, habe ich weniger peinliche Momente mit Mitmenschen) und die selbstevaluative Komponente (z.B., wenn ich keinen Alkohol trinke, kann ich meinen Selbstwert steigern). Es existieren viele empirische Untersuchungen zu der sozialkognitiven Theorie, allerdings keine Metaanalysen.21 Anwendung findet sie in vielen Bereichen etwa in der Intervention.22
Das Modell der gesundheitlichen Überzeugung, die Theorie des geplanten Verhaltens, die Theorie der Handlungsveranlassung und die sozial kognitive Theorie lassen sich in die Kategorie der „Kontinuierliche Prädiktionsmodelle“ einordnen. Ein Beispiel für ein Stadionmodell ist etwa das transtheoretische Modell. Im Stadionmodell wechseln Personen in eine höhere Stufe, wenn sie unter positiven Einflüssen stehen. Im transtheoretischen Modell gibt es 6 Stadien, wobei ein Mensch immer nur einer Kategorie zugeordnet werden kann. Diese Stadien umfassen Präkontemplation, Kontemplation, Präparation, Aufnahme, Aufrechterhaltung und Stabilisierung. Bei der Präkontemplation möchte die Person das Verhalten nicht ausführen. Bei der Kontemplation wird eine Verhaltensausführung nicht ausgeschlossen und eine Abwägung findet statt. Bei der Präparation kommt es zu keiner Ausführung aber zu einer Planung des Verhaltens. Bei der Aufnahme wird das Verhalten ausgeführt aber nur seit einer kurzen Zeit. Das nächste Stadium umfasst die Aufrechterhaltung, das bedeutet das Verhalten wird nun schon seit längerem ausgeführt. Bei der Stabilisierung handelt es sich um ein Verhalten, dass schon so lange aufrechterhalten wird, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass es wieder aufgegeben wird.23 Bisher wurden die einzelnen Stadien aber noch zu wenig erforscht24 bzw. ist es oft schwer einen Menschen richtig zuzuordnen bzw. sind die Grenzen der Stadien oft fließend.25
Ein etwas moderneres Stadionmodell umfasst das Prozessmodell präsentativen Handelns. Dieses Modell umfasst sieben Stadien, die sich aus „Unkenntnis“, „In Kenntnis, aber ohne Bezug“, „Entscheidung“, „Entscheidung, nicht zu handeln“, „Entscheidung zu handeln“, „Handlung“ und „Aufrechterhaltung“ auseinandersetzen. Stufe 1 besteht aus der Unkenntnis, daher, der Mensch weiß noch nichts vom Gesundheitsverhalten. Die nächste Kategorie umfasst die “Kenntnis, aber ohne Bezug”, die mit der Präkontemplation vom transtheoretischen Modell gleichgesetzt werden kann. Die Person weiß also vom Risiko, möchte aber nichts verändern. Die dritte Stufe umfasst die Entscheidung, daher die Personen entscheiden sich, ob sie eine Änderung möchten oder nicht. Im Gegensatz zum transtheoretischen Modell existiert eine Extrastufe, nämlich die „Entscheidung, nicht zu handeln“. Entscheidet sich die Person nicht zu handeln, bleibt sie in dieser Stufe. Möchte der Mensch handeln, liegt der Weg frei für die nächste Stufe, nämlich der „Handlung“. Die letzte Kategorie, nämlich die Aufrechterhaltung ist gleich wie beim Modell der gesundheitlichen Überzeugung.26 So wie das transtheoretische Modell, hat das Prozessmodell präventiven Handelns, ebenfalls Schwierigkeiten bei der korrekten Einordnung der Stadien. Es ist nicht ganz ersichtlich, ob diese willkürlich oder aufgrund qualitativer Standards erfolgt.27
Ein Modell, dass die Stadienmodelle und Prädikationsmodelle miteinander kombiniert umfasst das sozial-kognitive Prozessmodell gesundheitlichen Handelns. Die linearen Bestandteile setzten sich aus motivationalen (Zielsetzung) und volitionalen (z.B. Willensstärke) zusammen. Laut dieser Theorie muss der Mensch zuerst Entscheidungs- und Motivationsabläufe überstehen, bevor es zur Zielsetzung kommt. Die präintentionale Phase ist die erste Stufe, in der noch keine Zielsetzung stattgefunden hat. Hier gibt es die Risikowahrnehmung (wie hoch schätzt Person Risiko für eine Erkrankung der eigenen Person ein), Handlungsergebniserwartung (Abwägung von positiven und negativen Resultaten eines Verhaltens) und Selbstwirksamkeitserwartung (Person ist sich sicher, sich überwinden zu können neues Verhalten ausführen zu können). Ist einem Menschen das Ziel klar, kommt er in die zweite Phase, nämlich in die postintentionale Phase. In dieser Phase geht es darum, die Zielformulierung auch umzusetzen. Ist die Planung (erster Schritt) abgeschlossen, kommt es zur aktiven Phase, wobei hier das Verhalten beobachtet wird, um es aufrechterhalten zu können. Im anschließenden postaktionalen Abschnitt wird das Verhalten bewertet und abgewogen, ob eine Fortführung für sinnvoll gehalten wird.28
Ein Modell, das besonders auf den Beruf abgestimmt ist, stellt das Modell beruflicher Gratifikationskrisen von Siegrist dar. Laut dieser Theorie tun Menschen etwas gerne, wenn sie dafür auch belohnt werden. Die Anerkennung im Beruf spielt für viele Menschen eine essenzielle Rolle, da der Job nicht nur eine existenzielle, sondern auch eine soziale Wichtigkeit für Menschen besitzt. Ist ein Mitarbeiter unglücklich, weil er z.B. gemobbt wird, nicht die notwendige Anerkennung erhält oder unter hohem Leistungsdruck steht, kann dies negative Konsequenzen auf sein Stresslevel und daher auch auf das Herz-Kreislauf-System haben. Die heftigsten Stressreaktionen in Bezug auf die Arbeitswelt werden seiner Meinung nach gezeigt, wenn ein Mensch sich um seinen Job fürchten muss oder ihn verliert.29 In einem Arbeitsverhältnis wird eine Leistung erbracht und Gegenleistung erwartet. Wenn der Mitarbeiter die eingesetzte Leistung als höher einschätzt als die Gegenleistung (Arbeitslohn, Anerkennung etc.) kann dies zu einer Schieflage und daher zu einer erhöhten Stressausschüttung („gratifikationskritische Stressreaktionen“) führen. Davon sind vor allem Personen betroffen, die wenig Jobalternativen besitzen. Der Stress wird dadurch verursacht, dass eine Erwartungshaltung des Mitarbeiters existiert, die aber vom Arbeitgeber oder Vorgesetzten nicht erfüllt werden.30 Für das Vorliegen einer Gratifikationskrise müssen 3 Voraussetzungen gegeben sein. Die erste Voraussetzung umfasst ein Zusammenspiel von hohem Einsatz und im Verhältnis dazu wenig Gegenleistung. Der nächste Punkt setzt sich aus einer hohen Intensität zusammen, die nachhaltig die Gesundheit (Herz-Kreislauf) schädigen kann. Die letzte Komponente umfasst die Dauer. Mit der Dauer des erhöhten Stresslevels steigt auch das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Es existieren mehrere Risikofaktoren, die eine Gratifikationskrise begünstigen können. Diese Risikofaktoren umfassen etwa eine geringe Qualifikation, eine monotonen Arbeitstätigkeit, eine permanente Akkordtätigkeit, ein erhöhter Zeitdruck, übermäßige Überstunden, Nacht- und Schichtarbeit, keine oder nur mäßige Aufstiegs- oder Weiterbildungsmöglichkeiten, gezwungener Arbeitsplatzwechsel oder zu geringer Lohn.31
[...]
1 Vgl. Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz 2019.
2 Vgl. Schüz und Möller 2006, S. 143.
3 Vgl. Caplan 1964.
4 Vgl. Schüz und Möller 2006, S. 144.
5 Vgl. Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz 2021.
6 Vgl. Schwarzer 2004.
7 Vgl. Becker 1974.
8 Vgl. Knoll et al. 2017b.
9 Vgl. Lippke und Renneberg 2006.
10 Vgl. Knoll et al. 2017b.
11 Vgl. Schwarzer 2004.
12 Vgl. Dorsch Lexikon der Psychologie 2012.
13 Vgl. Dorsch Lexikon der Psychologie 2008.
14 Vgl. Fishbein, M. & Ajzen, I. 1975.
15 Vgl. Daniel et al. 2014, S. 36.
16 Vgl. Schwarzer 2004, S. 36.
17 Vgl. Daniel et al. 2014, S. 36.
18 Vgl. Bandura 2004.
19 Vgl. Lippke und Renneberg, S. 42.
20 Vgl. Bandura 2004.
21 Vgl. Schwarzer 2004, S. 42.
22 Vgl. Schwarzer 2004, S. 62.
23 Vgl. Schwarzer 2004, S. 47–53.
24 Vgl. Moeller et al. 2005.
25 Vgl. Nigg.
26 Vgl. Knoll et al. 2017a.
27 Vgl. Daniel et al. 2014, S. 45.
28 Vgl. Moeller et al. 2005, S. 56–58.
29 Vgl. Siegrist 1991.
30 Vgl. Fuchs und Gerber 2017.
31 Vgl. B.A.D. Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik GmbH.