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Hausarbeit, 2020
24 Seiten, Note: 1,7
Geowissenschaften / Geographie - Bevölkerungsgeographie, Stadt- u. Raumplanung
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Moschee
2.1. Definition
2.2. Geschichte
2.3. Architektur und Ausstattung
2.4. Funktion
3. Moscheen in Deutschland
3.1. Historischer Abriss
3.2. Sachstand heute
3.3. Räumliche Verteilung
3.4. Moscheen als Konfliktherd
4. Moscheebaukonflikte
4.1. Akteure
4.2. Perspektive Mensch
4.3. Kommunikation
4.4. Lösungsansätze
4.5. Folgen
4.6. Konfliktebenen (vgl. Schmitt 2003)
5. Empirische Beispiele
5.1. Bobingen (vgl. Schmitt 2003)
5.2. Mörfelden-Walldorf (vgl. Beinhauer-Köhler & Leggewie 2009)
6. Zusammenfassung und Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildung 1: Zentralmoschee in Köln
Abbildung 2: Gebetsnische (mihrab) links und Kanzel (minbar) rechts
Abbildung 3: Räumliche Verteilung repräsentative Moscheen in Deutschland (Stand 2018)
Tabelle 1: beteiligte Akteure in einem Moscheebaukonflikt
„Alle Religionen sind gleich und gut, wenn nur die Leute, so sie professieren, ehrliche Leute sind. Und wenn Türken und Heiden kämen und wollten das Land peuplieren, so würden wir ihnen Moscheen und Kirchen bauen.“(Friedrich II. König von Preußen 1740; zitiert nach Abdullah 1987)
Friedrich II., König von Preußen, hieß alle Religionen in seinem Königreich willkommen, egal wie fremd und anders sie waren. Die Hauptsache für ihn war nur die Ehrlichkeit der Leute, die diese Religionen ausübten. Heute, fast 300 Jahre nach seiner Regierungszeit, scheint diese Offenheit und Toleranz noch immer nicht in der europäischen Welt angekommen zu sein. Durch die Geschehnisse am 11. September 2001, haben sich weltweit die Beziehungen zwischen der islamischen und der westlichen Kultur verändert. Nach dem „Ende der Geschichte“ (Fukuyma 1992) und dem „Kampf der Kulturen“ (Huntington 1996) lässt sich in Europa und insbesondere auch in Deutschland seither ein Stimmungswandel erkennen. Da sich unsere heutige Gesellschaft stets im Wandel befindet, gibt es unaufhaltsam auch eine Veränderung in der globalen städtischen Landschaft im Raum, die das soziale Zusammenleben massiv verändert. Aufgrund dieser Veränderungen treffen die unterschiedlichsten Kulturen und Menschen aufeinander, die plötzlich auf engstem Raum zusammenleben. Die zunehmende Sichtbarkeit und beginnende gesellschaftliche Integration islamischen Lebens in Deutschland verlaufen weder problemlos noch konfliktfrei. Eines dieser Konfliktfelder stellt die Errichtung und Nutzung von Moscheen dar. Dementsprechend hat sich über Jahre hinweg ein Diskurs entwickelt, der sich zwischen demokratischer Beteiligung auf der einen und sozialer Ausgrenzung auf der anderen Seite bewegt. Moscheen werden dabei mit Bedeutungen überladen und werden so zum Objekt einer Debatte über Integration, Islamisierung, Parallelwelten und Terrorismus.
In der vorliegenden Arbeit werden Moscheen als umstrittene Orte näher betrachtet. Vorerst müssen diesbezüglich einige Begrifflichkeiten geklärt werden. Hierzu wird die Moschee zunächst definiert und ihre Bedeutung für Muslime aufgezeigt. Um ein besseres Verständnis für die Thematik zu erzeugen, ist es zu Beginn der Arbeit ebenfalls notwendig das Konzept einer Moschee zu erläutern von ihrer Geschichte, über die Architektur bis hin zur Funktion. Nach diesen allgemeinen Erläuterungen wird die Lage von Moscheen in Deutschland näher betrachtet. Dabei ist es wichtig die Entwicklungen der Moscheen in Deutschland von ihren Anfängen bis zum heutigen Sachstand darzulegen. Dabei wird auch gezeigt, wie die Moscheen innerhalb Deutschlands räumlich verteilt sind und weshalb Moscheen ein so großes Konfliktpotenzial besitzen. Anschließend werden Moscheebaukonflikte im Allgemeinen betrachtet. Dabei werden die beteiligten Akteure dargestellt, die Probleme in der Kommunikation aufzeigt, Lösungsansätze vorgestellt und zuletzt die Folgen geschildert, die solche Konflikte nach sich ziehen können. Dies wird dann an zwei empirischen Beispielen konkretisiert, um die unterschiedlichen Verläufe solcher Konflikte aufzuzeigen. Zum einen wird Bobingen als positives Beispiel für den Bau einer Moschee vorgestellt und zum anderen MörfeldenWalldorf als Negativbeispiel eines solchen Konflikts. Abschließend werden im letzten Kapitel alle zentralen Aussagen der Arbeit nochmals zusammengefasst und ein Fazit daraus formuliert.
In den folgenden Unterkapiteln soll nun die Moschee als Sakralbau und zentrales Objekt der Moscheebaukonflikte näher betrachtet werden. Durch die historische, architektonische und funktionale Betrachtung soll der Stellenwert der Moschee in der islamischen Tradition herausgestellt werden.
Zunächst gilt es, den Begriff „Moschee“ genauer zu definieren. Die deutsche Bezeichnung für islamische Gotteshäuser lässt sich über das französische mosquée und das spanische mezquita auf das arabische Wort masdjid zurückführen (Schmitt 2003, S. 38), was so viel bedeutet wie „der Ort, an dem man sich [zum Gebet] niederwirft“ (Kraft 2002, S. 21).
Obwohl viele Menschen bei dem Wort „Moschee“ an ein Gebäude mit Minarett(en) und Kup- pel(n) denken, sind diese sogenannten repräsentativen Moscheen nur ein kleiner Teil jener Gebetshäuser, die im Islam als Moschee bezeichnet werden. Nach islamischer Tradition ist ursprünglich jeder Ort als Moschee zu sehen, an dem zur Gebetszeit gebetet wird. Islamrechtlich werden dabei zwei Typen von Moscheen unterschieden: das Gebetshaus masdjid und die Freitagsmoschee dschami, der „Ort, an dem man sich versammelt“ (vgl. Hamdan 2011, S. 56). Demnach treffen Gläubige in der Freitagsmoschee zusammen, um die Freitagspredigt gemeinsam zu hören. Der Besuch des gemeinschaftlichen Freitagsgebets ist nach traditionellem islamischen Verständnis für den erwachsenen männlichen Muslim eine Pflicht (Schmitt 2003, S. 41). Ursprünglich gab es diese repräsentativen Freitagsmoscheen nur in großen Städten, mittlerweile jedoch gibt es in den meisten Städten mit hoher muslimischer Bevölkerung solche Gebetsstätten.
Die Anfänge der Moschee als Ort des Gebets und als islamischer Sakralbau gehen auf die Zeit Mohammeds in Medina im Jahr 622 zurück (Schmitt 2003, S. 39). In der frühesten Geschichte des Islams gab es für die Gläubigen weder vorgeschriebene Pflichtgebete noch einen speziellen Gebetsort (Watt & Welch 1980, S. 291). Aufgrund dessen verrichtete Mohammed seine Gebete hauptsächlich in seinem Haus in Medina, welches sowohl als Wohn- und Speiseraum als auch als Gebetsraum für die Gemeinde diente (Leggewie et al. 2002, S. 20). Mit der Zeit kamen immer mehr Muslime zum Beten in der Gemeinschaft hinzu und so kam es schließlich zu einer Institutionalisierung des Gebetslebens und der Moschee als dem Ort des Gebets. Anstelle des Haushofes wurde nach und nach ein Steinbau errichtet, in dem eine Gebetsnische eingelassen war. Später wurden vier Türme (Minarette) an allen Seiten des Gebäudes angebracht, welche die Gebetstätte von weitem sichtbar machten (ebd.).
Das Haus von Mohammed in Medina gilt seit jeher als Vorlage für den Bau einer Moschee und war Ausgangspunkt für alle weiteren Entwicklung nachfolgender Moscheen. Zu den wesentlichen Elementen des Hauses gehörten der annähernd quadratische Hof, die ihm umgebende Mauer und die Angabe der Gebetsrichtung nach Mekka, die damals mittels eines Steins angezeigt wurde (vgl. Schmitt 2003, S. 39). Trotz dieser wenigen Gestaltungsmerkmale ist das Aussehen einer Moschee sehr variabel und anpassungsfähig (Leggewie et al. 2002, S. 20). Daraus ergibt sich eine große Varianz der äußeren Form von Moscheen. Dennoch weisen Moscheen in den unter schiedlichsten Regionen der Welt die oben genannten Grundelemente auf, die bereits in der Frühzeit islamischer Geschichte zu Zeiten Mohammeds entwickelt wurden.
Architektur
Grundsätzlich kann gesagt werden, dass sich die Architektur eines muslimischen Sakralbaues nicht von der einer christlichen Kirche unterscheiden muss. Interessanterweise hat sich der Moscheebau vorerst sogar am christlichen Sakralbau orientiert (Schmitt & Klein 2019, S. 1). Später war dann das Wohnhaus Mohammeds in Medina der Prototyp für alle weiteren Moscheen. Diese sogenannten Hofmoscheen wurden mit der Zeit zu Gebetshallen weiterentwickelt, wobei die Grundelemente von Mohammeds Wohnhaus erhalten blieben. Allerdings haben sich die Architekturstile regional in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Die klassische Moschee mit Kuppel und Minarett, mit der wir den Begriff „Moschee“ heute definieren, bildete sich im 15. Jahrhundert in der Türkei heraus (vgl. Schmitt 2003, S. 42-43).
Heute ist aber auch im islamischen Sakralbau die Moderne angekommen und so gibt es mittlerweile etliche Versuche von Neuinterpretationen, die sich an westlichen Bauformen, Baukonzepten und Baumaterialien orientieren. Ein Beispiel in Deutschland stellt hierfür die Zentralmoschee in Köln (siehe Abbildung 1) dar, die traditionelle Formen mit moderner Architektur verbindet und durch ihren imposanten Kuppelbau mit zwei 55 Meter hohen Minaretten auffällt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Zentralmoschee in Köln
Quelle: https://www.zentralmoschee-koeln.de/wp-content/uploads/2015/12/200.jpg
Ausstattung
Blickt man nun in das Innere einer Moschee zeigt sich schnell, dass dort große Unterschiede zwischen einzelnen Moscheen auftreten können. Wie bereits genannt kristallisierten sich schon in den ersten Jahrhunderten mehrere Elemente heraus, die auch in den heutigen Moscheen überall in der muslimischen Welt noch immer obligatorisch sind. Dazu zählt die halbrund ausgemauerte Gebetsnische mihrab (siehe Abbildung 2), welche in die Qiblawand eingelassen ist (vgl. Leggewie et al. 2002, S. 20). Diese Wand ist wohl das wichtigste Element in der Moschee, denn sie gibt die Gebetsrichtung nach Mekka an. Das ist deshalb so bedeutend, weil die gemeinsame Gebetsrichtung in der muslimischen Welt das Band der spirituellen und sozialen Gemeinschaft der verstreut lebenden Muslime darstellt und sie somit über die ganze Welt miteinander verbindet. Nicht zwingend, aber vor allem in Freitagsmoscheen üblich ist eine rechts neben der Gebetsnische stehende Kanzel (minbar) (siehe Abbildung 2), welche auf eine Leiter zurückgeht, die Prophet Mohammed anfangs nutze, um zu seiner Gemeinde zu sprechen. Heute wird sie vom Vorbeter (Imam) genutzt, der von ihr aus das Freitagsgebet spricht und dabei religiöse, aber auch weltliche und politische Inhalte vermittelt (Hamdan 2011, S. 56).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Gebetsnische (mihrab) links und Kanzel (minbar) rechts
Quelle: https://de. m. wikipedia. org/wiki/Datei:Mihrab-minbar_an-nasir_mohammed.jpg
Bis auf diese wenigen obligatorischen Ausstattungsmerkmale, die in fast jeder Moschee zu finden sind, ist die restliche Einrichtung sehr fakultativ. Ein weiteres wichtiges Element, das in jeder Moschee vorhanden sein sollte, ist ein Bereich, in dem sich Waschgelegenheiten zur Einhaltung des Reinheitsgebots befinden. Denn nur mit ritueller Reinheit kann die Gültigkeit des Gebets gewährleistet werden. In großen Moscheen gibt es darüber hinaus separate Räumlichkeiten für Frauen und Männer, da sie das Gebet getrennt voneinander ablegen müssen. Des Weiteren finden sich in Moscheen teilweise auch Teestuben, Räumlichkeiten für Jugendliche oder Zimmer für den Sprach- und Koranunterricht (Hamdan 2011, S. 56), die der sozialen Kommunikation dienen.
Hinter der Doppelbedeutung im Namen (masdjid = Ort des Gebets; dschami = Ort der Versammlung) liegt auch eine Doppelfunktion: Moscheeeinrichtungen sind neben ihrer religiösen Wichtigkeit, auch Zentren der sozialen Begegnung (Bundestag 2020, S. 5). Eine Moschee ist also zum einen der bevorzugte Ort, um religiösen Pflichten nachzukommen und das Gebet zu verrichten. Das Gebet stellt, neben dem Bekenntnis, dem Fasten, dem Almo- sen und dem Pilgern, eine der fünf Säulen des Islam dar (Schmitt 2003, S. 38) und ist somit von großer Bedeutung für gläubige Muslime. Dennoch hat die Moschee über diese religiöse Bedeutung hinaus zum anderen auch eine soziale Funktion als Versammlungsort und als Lehreinrichtung für Zwecke des Unterrichts. Aufgrund dessen finden sich in Moscheen auch des Öfteren Teestuben, Räumlichkeiten für Jugendliche oder Zimmer für den Sprach- und Koranunterricht (Hamdan 2011, S. 56).
Im Hinblick auf die Funktion zeigt sich also, dass die Moschee neben einem Ort des Gebets, des Studiums und des Glaubens, auch ein Ort des Zusammenlebens und der Begegnung ist.
In diesem Kapitel sollen die vergangenen, sowie gegenwärtigen Entwicklungen des Moscheebaus in Deutschland aufgezeigt werden. Zunächst werden hierzu die wichtigsten historischen Meilensteine des Moscheebaus innerhalb Deutschlands aufgearbeitet. Anschließend wird die aktuelle Situation geschildert und anhand der räumlichen Verteilung in Deutschland veranschaulicht. In diesem Zusammenhang wird auch über das Konfliktpotenzial von Moscheen in Deutschland gesprochen, um dann im nächsten Kapitel näher auf das Thema Moscheebaukonflikte eingehen zu können.
Im Rahmen dieser Hausarbeit werden in dem folgenden historischen Abriss nur die Moscheen behandelt, die für die Entwicklung der Moscheen in Deutschland bedeutend waren.
Moscheen in Deutschland sind ein vergleichsweise junges Phänomen, dennoch geht die Geschichte der Moscheen bis ins 18. Jahrhundert zurück. Die erste Moschee auf deutschem Boden wurde bereits im Jahre 1732 von König Friedrich Wilhelm I. errichtet. Er ließ für die neuen muslimischen Untertanen in der Nähe der Potsdamer Ganionskirche einen Saal zu einer Moschee umbauen (Leggewie et al. 2002, S. 26). Der erste wirkliche Sakralbau jedoch wurde erste Jahrhunderte später 1915 in Wünsdorf erbaut. Die dort errichtete Holzmoschee wurde für muslimische Kriegsgefangene zur Verfügung gestellt, musste jedoch zehn Jahre später wegen Baufälligkeit abgerissen werden (ebd.). Zur etwa selben Zeit (1924) begann die aus dem heutigen Pakistan stammende Ahmadiyya-Bewegung in Berlin-Wilmersdorf mit dem Bau der heute ältesten erhaltenen Moschee Deutschlands (vgl. Bundestag 2020, S. 14). Dieser Sakralbau wurde durch das Taj Mahal inspiriert und als repräsentatives Gebäude mit Kuppel und 32 Meter hohen Minaretten errichtet (Stoop 2012, S. 40). In den späten 1950er Jahren eröffnete die Ahmadiyya-Bewegung die Fazl-e-Umar-Moschee in Hamburg (1957) als ersten Moscheebau nach dem Zweiten Weltkrieg und wenige Jahre später die Nuur- Moschee in Frankfurt (1959) (vgl. Bundestag 2020, S. 14 + 20). Im Zuge der Arbeitsmigration ab den 1960er Jahren hat sich das Phänomen rund um Laden- und Hinterhofmoscheen entwickelt. Damals dachte man die Gastarbeiter würden zeitnah das Land wieder verlassen und so hat man nur provisorische Übergangslösungen für die muslimischen Mitbürger bereitgestellt. Diese Moscheen sind demnach in Räumlichkeiten untergebracht worden, die ursprünglich für einen anderen Zweck erbaut wurden. Häufig wurden ehemalige Geschäftslokale oder Lagerräume zu Gebetsräumen umfunktioniert. Diesen Laden- und Hinterhofmoscheen gegenüber stehen die repräsentativen Moscheen. Im Gegensatz zu den unscheinbaren Hinterhofmoscheen sind dies islamische Gebetshäuser, die durch bauliche Elemente von außen direkt als Moschee erkannt werden können (typischerweise mit Kuppel und Minarett). Der Anwerbestopp der Gastarbeiter im Jahr 1973 ließ die Zahl der ausländischen Erwerbstätigen kurzfristig sinken, aber die meisten der ehemaligen Gastarbeiter blieben nun dauerhaft in Deutschland (Leggewie et al. 2002, S. 27). Infolgedessen fingen die Migranten an sich in Vereinen und Moscheegemeinden zu organisieren. Doch erst Anfang der 1990er Jahre begannen die - inzwischen zumindest teilweise institutionalisierten - muslimischen Organisationen aktiv das Recht einzufordern, bestehende Gebetsträume durch sichtbare repräsentative Moscheen zu ersetzen (vgl. Stoop 2012, S. 40-41). Die Trendwende stellt die 1992 eröffnete Fatih-Moschee in Pforzheim dar, die durch ihre explizit islamische Architektur auf eine zunehmende Bleibeorientierung der Muslime in Deutschland hindeutete (vgl. Leggewie et al. 2002, S. 30). Seither kann man im Moscheebau einen regelrechten Bauboom verzeichnen: Zwischen 2001 und 2011 wurden so 143 repräsentative Moscheen errichtet, zwischen 1980 und 2000 hingegen nur 59. Die aktuellsten Zahlen zwischen 2012 und 2018 verzeichnen bisher 94 erbaute repräsentative Moscheen, darunter die 2018 errichtete Zentralmoschee in Köln, die derzeit die größte Moschee Deutschlands darstellt (vgl. Schmitt & Klein 2019, S. 5).
Der Islam bildet mittlerweile mit circa 4,5 Millionen Mitgliedern die drittgrößte Religionsgemeinschaft in Deutschland, hinter der Römisch-Katholischen Kirche (23,31 Mio) und den Evangelischen Landeskirchen (21,54 Mio) (Statista 2020). Über die Anzahl der Moscheen und Gebetsräume in Deutschland gibt es laut Bundesregierung und Medien keine gesicherten Angaben. Schätzungen verschiedenster Quellen eröffnen einen Spielraum von 2350 bis 2750 muslimischen Gotteshäusern in der Bundesrepublik (vgl. Bundestag 2020, S. 5-7). Das Unwissen über eine solch hohe Zahl an Moscheen ist wohl dem geschuldet, dass nur circa zehn Prozent dieser Moscheen von außen hin sichtbar, also repräsentativ, sind (Schmitt & Klein 2019, S. 2). Die restlichen Moscheen befinden sich in Höfen, Gewerbegebieten oder umgewandelten Fabrikanlagen und werden daher oftmals nicht wahrgenommen.
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