Die Arbeit spürt den Mechanismen kolonialer Bildpraktiken anhand der Darstellung Schwarzer Frauenkörper nach. Zwar gibt es nicht den kolonialisierenden weißen männlichen Blick, ebenso wenig den Westen oder den Rest der Welt – dieser Dualismus reproduziert künstliche Konstrukte, verallgemeinert komplexe Prozesse, Lebensrealitäten und Zusammenhänge.
Dennoch muss zur Kenntnis genommen werden, dass es institutionalisierte, inszenierte Projektionen zugunsten männlicher westlicher Identitätsbildung gab (und gibt), die ein Zerrbild Afrikas schufen. Wie es zu dieser Institutionalisierung von rassistischen Wissenspraktiken kam und wie sich diese Praktiken im Bildmedium einschrieben, soll erörtert werden. Um die diskursive Entstehung von Bildnarrativen nachvollziehen zu können, werden Bilder in dieser Arbeit als Bedeutungsträger mit Repräsentationsfunktion verstanden.
Zur Herausarbeitung der Mechanismen hinter den Bildern soll im ersten Teil ein theoretisches Framework erarbeitet werden, das eine postkoloniale und feministische Perspektive bei der späteren Analyse der Fotografien einnimmt. Grundlegende Konzepte der postkolonialen Theorie liefern dabei einen Zugang zum Verständnis der Hintergründe westlichen Herrschaftsdenkens sowie von Identitäts- und Alteritätsprozessen.
Insbesondere Bhabhas Verständnis der Kultur als signifying process, Saids Konzept der imagined geographies und Spivaks Postulat der Mehrfachausbeutung des sexed subaltern subject sollen hierbei zentrale Pfeiler sein. Das transdisziplinäre Forschungsfeld Visual History soll im zweiten Teil das nötige framework zur Einordnung von Kolonialfotografie und deren Bildpraktiken liefern, um anschließend beide theoretische Teile – den postkolonialen und den visuell-historischen – in einer Ausformulierung und Beschreibung der kolonialen Narrative fruchtbar zusammenzuführen.
Der Bildkorpus setzt sich aus Fotografien der ehemaligen Kolonien des Deutschen Kaiserreichs zusammen, die (höchstwahrscheinlich) zwischen 1883 und 1918 entstanden sind. Um das Besondere, die Frauenkörper beschreiben zu können, soll zunächst jedoch das Allgemeine, nämlich alle Körper betrachtet werden. Daher soll über die Darlegung allgemeiner Narrative kolonialer Fotografie zu speziellen Bildpraktiken hingeführt werden, die nur Frauenkörper betrafen. Ziel ist es, anhand von Beispielbildern herauszuarbeiten, inwiefern sich der koloniale Blick über die Othering- Mechanismen strukturierte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Postkoloniale Theorie
- Grundlagen und Konzepte
- Kolonialfotografie
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert koloniale Bildpraktiken, indem sie die Darstellung Schwarzer Frauenkörper untersucht. Dabei wird der Fokus auf die Mechanismen gelenkt, die zur Konstruktion eines verzerrten Bildes Afrikas führten, und wie diese Praktiken im Medium der Fotografie zum Ausdruck kamen. Die Arbeit betrachtet Bilder als Bedeutungsträger mit Repräsentationsfunktion und beleuchtet die Entstehung von Bildnarrativen.
- Die Herausarbeitung des Zusammenhangs zwischen kolonialem Blick und der Konstruktion von 'Othering' im Bild
- Die Analyse von kolonialen Bildpraktiken anhand der Darstellung Schwarzer Frauenkörper
- Die Erörterung der Rolle von postkolonialer Theorie und Visual History bei der Dekonstruktion kolonialer Narrative
- Die Untersuchung des Einflusses von männlicher Dominanz und westlicher Identitätsbildung auf die koloniale Bildproduktion
- Die Einordnung kolonialer Fotografien in ein historisches und soziales Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Kapitel legt die Forschungsfrage und das Ziel der Arbeit dar. Es beleuchtet die Bedeutung der kolonialen Bildproduktion im Kontext der Konstruktion von Rassismen und setzt den Fokus auf die Darstellung von Schwarzen Frauenkörpern in kolonialen Fotografien.
- Postkoloniale Theorie: Dieses Kapitel erarbeitet ein theoretisches Framework, das eine postkoloniale und feministische Perspektive bei der Analyse der Fotografien einnimmt. Es werden zentrale Konzepte der postkolonialen Theorie vorgestellt und in ihren historischen Kontext eingebettet. Die Arbeit von Edward Said, Homi Bhabha und Gayatri Spivak spielt dabei eine zentrale Rolle.
- Kolonialfotografie: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Forschungsfeld der Visual History und analysiert koloniale Fotografien im Kontext ihrer Entstehungszeit. Es werden allgemeine Narrative kolonialer Fotografie beleuchtet und die besonderen Bildpraktiken, die die Darstellung von Schwarzen Frauenkörpern betrafen, herausgearbeitet.
Schlüsselwörter
Kolonialfotografie, Postkoloniale Theorie, Visual History, Schwarze Frauenkörper, Kolonialer Blick, Othering, Repräsentation, Identität, Alterität, Dekolonisierung, Männlicher Blick, Deutsche Kolonialgeschichte, Afrika.
- Quote paper
- Felix Naundorf (Author), 2022, Visueller Kolonialismus am Beispiel Schwarzer Frauenkörper. Fantasien des weißen Mannes, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1284654