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Seminararbeit, 2023
22 Seiten, Note: 1,7
1 Der Deutsche Jugendliteraturpreis
2 Einführung in das Buch „Ein Museumstag“
3 Darstellung der für den Praxisteil ausgewählten Gegenstände
3.1 Das Bilderbuch
3.2 Eine Doppelseite
4 Praxisbezogener Teil: Zwei innovative Vorschläge für die Produktive Bearbeitung im Unterricht
4.1 Betrachten und Vorlesen
4.2 Handlungs- und produktionsorientierte Aufgaben
4.2.1 Szenische Interpretation
4.2.2 Malen und Museumsrundgang
5 Fazit
6 Literaturverzeichnis
Der Deutsche Jugendliteraturpreis wurde in Deutschland zum ersten Mal 1955 ausgeschrieben und ein Jahr später verliehen1. Er ist der einzige Staatspreis für Literatur in Deutschland, der seit 1956 jährlich verliehen wird.2
Zu jener Zeit wurde er vom Bundesminister des Innern gestiftet und als Alternative für die in der Nachkriegszeit verbreitete Schmutz- und Schundliteratur konzipiert.3 Die Organisation von Preisfindung und Bekanntgabe liegt beim Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V.4 Die Mitgliederversammlung dieses Dachverbandes wählt alle zwei Jahre die Kritikerjury und die Jugendjury, die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend berufen werden. Die Kritikerjury besteht aus dem Vorsitzenden und den acht Juro*innen, von denen je zwei Fachleute der Sparten Bilder, Kinder-, Jugend- und Sachbuch sind. Die Jugendjury besteht aus sechs Leseclubs aus verschiedenen Städten.5
In einem ersten Schritt erstellt die Jury im Frühjahr eine Nominierungsliste und kürt im Herbst die Gewinner in den oben genannten Kategorien. Die nominierten Werke werden auf einem speziellen Plakat ausführlich dargestellt und der Öffentlichkeit bekannt gemacht.
Ziel des Deutschen Jugendliteraturpreises ist es die Entwicklung der Kinder- und Jugendliteratur zu fördern, das öffentliche Interesse daran aufrechtzuerhalten und Diskussionen anzuregen. Des Weiteren sollen Kinder und Jugendliche zur Begegnung und Auseinandersetzung mit Literatur angeregt werden. Gleichzeitig soll die Öffentlichkeit, insbesondere Eltern und alle Mediatoren, auf wichtige Neuerscheinungen in der Kinder- und Jugendliteratur aufmerksam gemacht werden.6
Im Folgenden soll eine mehrdimensionale Analyse anhand des Bilderbuchs «Ein Museumstag», geschrieben von Susanna Mattiangeli und illustriert von Vessela Nikolova, anhand des fünfdimensionalen Modells der Bilderbuchanalyse von Michael Staiger und in Anlehnung an die drei grundlegenden Kriterien von Bettina Hurrelmann (Ästhetik – Leser*innenbezug -Wirkung) durchgeführt werden. Das Bilderbuch wurde 2021 vom Bohem Verlag in Münster veröffentlicht7 und für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2022 von der Kritikerjury in der Sparte Bilderbuch nominiert.8
Die fünf analytischen Dimensionen nach Staiger wurden in die Kategorien Narrativ, Verbal, Bildlich, Intermodal und Paratextuell und Materiell eingeteilt.9 Bei der Analyse der narrativen Dimension wird auf das Thema, die Darstellung der Figuren und Orte, die Handlung und die Zeitdarstellung in Bild und Text eingegangen.10 Die Verbale Dimension beschäftigt sich mit der Wortauswahl, dem Satzbau, der Textgestaltung und dem Tempus.11 Die bildliche Dimension setzt sich mit der Typografie und den Elementen im Bildraum auseinander.12 Die intermodale Dimension orientiert sich an dem Zusammenspiel von Bild und Text.13 Zuletzt befasst sich die paratextuelle und materielle Dimension mit dem Buchformat und der Buchgröße, der Titelseite und dem Vorsatzpapier und der Bindung des Bilderbuches.14
«Ein Museumstag» besitzt ein Hardcover, 36 Seiten, ist hochkant und etwas größer als DINA4. Auf der Titelseite ist die Protagonistin mit einer tätowierten Frau und einer Frau in einem gemusterten blauen Kleid in einem der Museumsräume zu sehen. Im Hintergrund hängen unterschiedliche Porträts. Die Geschichte «Ein Museumstag», ist durch die Augen eines Kindes von einem normalen Tag im Museum erzählt. Sie erzählt von fiktiver Gegenwart, von einem jungen Mädchen in einer gelben Jacke, das mit seiner Klasse ein Museum besucht. Sie verbindet die Erfahrung eines Kindes während des Museumsbesuchs mit anspruchsvollen Erzählbildern. Die Erzählung der Geschichte beginnt schon nach dem Cover durch die erzählbildlichen Raumansichten und wird nach ein paar Seiten von Text begleitet. Die Leser*innen begleiten das kleine Mädchen durch die Betriebsamkeit des Eingangsbereichs und dann hinein in die Museumsräume. Sie werden mitgenommen auf eine Reise durch die Kunstgeschichte, die ihre Wahrnehmungsfähigkeit und ästhetische Genussfähigkeit durch die anspruchsvollen Illustrationen erweitert und ihnen ermöglicht, sich emotional an den Erlebnissen der Protagonistin zu beteiligen.15
Aus der Perspektive der Protagonistin wird mit wenigen Worten, aber mit ziemlich vielen Zeichnungen über die Erfahrungen und die Eindrücke vom Museumsbesuch erzählt. Es wird in den ersten Bildern gezeigt, was man im Eingangsbereich macht. Im Text werden einige Tipps erläutert, die man beachten muss, bevor man in die Museumsräume geht. Später wird aus der Perspektive des Mädchens von der Wirkung der Kunstwerke, von Skulpturen der griechischen Antike sowie Renaissance-Malerei bis hin zu moderner und post-moderner Kunst berichtet. Dabei sind bekannte Gemälde wie Dame mit dem Hermelin von Leonardo da Vinci, Arnolfini-Hochzeit von Jan van Eyck sowie die bekannten Skulpturen von Alperto Giacometti zu sehen.
Das Mädchen als Betrachterin spricht aber nicht über ein Bild oder eine Skulptur, sondern darüber, was ein Bild oder eine Skulptur in ihr auflöst: Woran es/sie sie erinnert, was sie daran erfreut oder irritiert, wie und ob es/sie ihr gefällt. Da Kunst nur subjektiv wahrgenommen werden kann, sind Leser*innen auch eingeladen, die Bilder und die Skulpturen zu betrachten und darüber nachzudenken, wie diese Kunstwerke auf sie wirken und was sie dabei empfinden.
Während das Mädchen sich durch die Museumsräume bewegt, verläuft es sich und findet ihre Klassenkameraden nicht mehr. Es dauert aber nicht lange bis sie sie wiederfindet. Am Ende des Museumsbesuch begibt sich die Protagonistin mit ihrer Klasse in den Museumsshop. Dort sucht sie sich ein Souvenir, das sie an ihren Museumsbesuch erinnert. Zum Schluss wird ein Gruppenfoto gemacht.
Das Bilderbuch könnte als Wimmelbuch bezeichnet werden. Die Figuren und die Räume in «Ein Museumstag» wurden durch feinfühlige Aquarellzeichnungen, die teilweise mit Buntstift konturiert werden, naturnah dargestellt. Dabei wird zwischen zwei Arten von Bildern unterschieden: zwischen ganzseitigen oder doppelseitigen Einzelbildern aus erhöhter Perspektive, die viel zum Entdecken bieten,16 und zwischen verschiedenen Nahaufnahmen von Gemälde- und Skulpturendetails aus der Perspektive der Protagonisten.17 Wird die Text-Bild-Verteilung im ganzen Bilderbuch betrachtet, kann festgestellt werden, dass die Bilder dominieren.
In diesem Bilderbuch findet sich ein einfacher Sprachgebrauch auf. Einfache Sätze liegen vor, die durch die Konjunktionen „und“ und „oder“ verbunden sind. Der Text weist aber auch Nebensätze auf. Reime und Rhythmus sind in diesem Bilderbuch nicht eingesetzt. In der Geschichte wurde das Präsens eingesetzt. Im gesamten Text wird durchgehend die gleiche Schriftart und die Schriftfarbe (schwarz) sowie auch die gleiche Schriftgröße verwendet. Was die Schriftgestaltung auf der Fläche angeht, lässt sich beobachten, dass es keine einheitliche Ordnung gibt. Die Schrift ist mal links, mal rechts, mal oben oder unten angeordnet.
Der Text «Ein Museumstag» ist durch einen Ich-Erzähler erzählt. Der Ich-Erzähler, hier das Mädchen, schildert die Geschichte aus der Ich-Perspektive. Die Leser*innen erfahren die Geschichte nur aus der Perspektive des Mädchens und wissen nicht, was die anderen Figuren denken und fühlen. Da können aber anhand der realen Darstellungsweise Vermutungen gemacht werden. Der begleitende Text spricht die Leser*innen auch oftmals in der Du-Form an.
Bei der intermodalen Dimension, die sich mit dem Zusammenspiel von Bild und Text beschäftigt,18 wird nach Steiger zwischen Formen des symmetrischen, komplementären und kontrapunktischen Verhältnisses unterschieden.19 Im Bilderbuch «Ein Museumstag» trifft sowohl das symmetrische als auch das komplementäre Verhältnis zu. Symmetrisch ist es zum kleinen Teil, wo der Fließtext sich im Bild widerspiegelt.
[...]
1 Vgl. www.akj.de 2022a.
2 Vgl. Nolte 1996, S. 7.
3 Vgl. Doderer 1996, S. 10ff.
4 Vgl. H. Becker 2018, S. 97.
5 Vgl. ebd., S. 98.
6 Vgl. www.akj.de 2022b.
7 Vgl.Ein Museumstag 2021.
8 Vgl. www.akj.de 2022c.
9 Vgl. Staiger 2014, S. 14f.
10 Vgl. ebd., S. 15ff.
11 Vgl. ebd., S. 17f.
12 Vgl. ebd., S. 18f.
13 Vgl. ebd., S. 19f.
14 Vgl. ebd., S. 20f.
15 Vgl. Hurrelmann 1990.
16 Vgl. Ein Museumstag 2021, S. 10f.
17 Vgl. ebd., S. 8f.
18 Vgl. Staiger 2014, S. 19.
19 Vgl. ebd., S. 19.