[...] Viele unterschiedliche Ansichten werden hierzu
von der Forschung vertreten. Oft genug erscheint Autoren die viele hundert Jahre
andauernde Zeit der arabischen Vorherrschaft über Ostafrika nur einige Seiten wert
zu sein. Dabei wird häufig übersehen, welch großen Einfluss die Araber auf die
Bevölkerung Ostafrikas hatten. Zwar nicht unbedingt in direkter Art und Weise, wie
ihn die späteren Kolonialherren hatten, doch teilweise in viel größerem Umfang als
vermutet – durch den Sklavenhandel, der letztlich zu einer Entvölkerung Ostafrikas in
schrecklichem Ausmaß führte, und bis weit ins 20. Jahrhundert hinein Auswirkungen
auf die Bevölkerungsstruktur Ostafrikas hatte. Zum Forschungsstand lässt sich sagen, dass zwar eine Reihe von Werken über die
Kolonialherrschaft in Ostafrika verfasst wurden, diese aber größtenteils älteren
Datums sind, und somit oft noch vor der Unabhängigkeit Tansanias, und der sich
damit veränderten Betrachtungsweise auf den Kolonialismus, geschrieben wurden.
Dadurch fehlen in vielen Werken kritische Töne zu den (britischen) Kolonialherren.
Desweiteren beschränkt sich die Forschung allzu oft auf die europäischen Herrscher,
und lässt die arabische Herrschaft außen vor. Diese Lücke wurde allerdings von
afrikanischen und anderen Autoren in den letzten Jahrzehnten verkleinert, wenn
auch noch viele Themen unerforscht bleiben. Die vorliegende Arbeit gliedert sich in zwei Teile. Der erste Teil beginnt mit einer
kurzen Darstellung der arabischen Geschichte in Ostafrika, und untersucht dann die
Auswirkungen des arabischen Wirtschaftstreibens auf die Bevölkerung. Im zweiten
Teil wird versucht, zu beantworten, was Herrschaft eigentlich bedeutet. Hierbei wird
bewußt Abstand genommen von den theoretischen Herrschaftsgebilden, welche
britische und französische Kolonialherrschaft unterscheiden.
Im Schlußteil wird schließlich versucht, die Frage zu beantworten, inwieweit die
arabischen Händler einen Einfluss auf die indigene Bevölkerung Ostafrikas hatten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Arabische Kolonialherrschaft?
- 1. Die Araber in Ostafrika
- 1.1 Geschichte bis ins 19. Jahrhundert
- 1.2 Der Aufstieg Seyyid Saids
- 1.3 Karawanenhandel
- 1.3.1 Ausweitung des Inlandhandels
- 1.3.2 Auswirkungen des Inlandhandels
- 1.3.3 Tippu Tip
- 2. Was ist Herrschaft?
- 2.1 Kolonialismus
- 2.2 Informelle Herrschaft
- Schlußbetrachtung: großer wirtschaftlicher Einfluss – aber kein Kolonialsystem
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss arabischer Akteure in Ostafrika im 19. Jahrhundert. Sie hinterfragt das gängige Bild einer rein wirtschaftlich motivierten Präsenz und beleuchtet die Frage nach dem Ausmaß arabischer Herrschaft. Die Arbeit analysiert historische Entwicklungen und diskutiert verschiedene Herrschaftsformen.
- Arabischer Handel und seine Auswirkungen auf die ostafrikanische Bevölkerung
- Der Aufstieg Seyyid Saids und seine Rolle im ostafrikanischen Kontext
- Definition und Ausprägung von Herrschaft im 19. Jahrhundert Ostafrika
- Der Sklavenhandel und seine langfristigen Folgen
- Vergleich der arabischen mit europäischen Kolonialpraktiken
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Arabische Kolonialherrschaft?: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach dem Ausmaß arabischer Herrschaft in Ostafrika im 19. Jahrhundert. Sie problematisiert die gängige, oft oberflächliche Darstellung des Themas in der Forschung und hebt die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung hervor, die den langfristigen Einfluss des arabischen Handels und des Sklavenhandels auf die Bevölkerung Ostafrikas berücksichtigt. Die Einleitung betont die Bedeutung des Seyyid Said und seine ambivalenten Ziele. Sie weist auf die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit bestehenden Forschungslücken hin und kündigt die Struktur der Arbeit an.
1. Die Araber in Ostafrika: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die Geschichte arabischer Präsenz in Ostafrika. Es beschreibt den Beginn des Handels im 7. Jahrhundert und die Gründung wichtiger Handelsstädte wie Mogadischu, Sansibar und Kilwa. Der Fokus liegt auf der Entwicklung einer arabisch-afrikanischen Mischkultur (Swahili-Kultur) und dem wirtschaftlichen Gefüge, das durch indische Händler und Geldverleiher bereichert wurde. Das Kapitel hebt die fehlende politische Einheit der arabischen Siedlungen hervor, die durch wechselnde Bündnisse und Rivalitäten gekennzeichnet waren. Es wird angedeutet, dass die frühen Kontakte größtenteils friedlich waren, da die Araber primär auf Handel aus waren und nur zur Sicherung der Handelswege zu militärischen Mitteln griffen.
2. Was ist Herrschaft?: Dieses Kapitel widmet sich der komplexen Frage nach der Definition von Herrschaft. Es distanziert sich von vereinfachenden theoretischen Modellen, die oft im Kontext britischer und französischer Kolonialherrschaft verwendet werden. Das Kapitel wird sich vermutlich mit verschiedenen Formen von Herrschaft, wie z.B. formeller und informeller Herrschaft, auseinandersetzen und die spezifischen Bedingungen in Ostafrika berücksichtigen. Es wird vermutlich die subtileren Mechanismen arabischer Einflussnahme auf die lokale Bevölkerung erörtern, ohne die offensichtlichen Instrumente europäischer Kolonialherrschaft heranzuziehen. Es wird also die Frage nach der Art und Weise der Einflussnahme beleuchten.
Schlüsselwörter
Ostafrika, Araber, Swahili, Seyyid Said, Handel, Sklavenhandel, Kolonialismus, informelle Herrschaft, Wirtschaft, Kultur, Bevölkerungsstruktur, Forschung, 19. Jahrhundert.
Häufig gestellte Fragen zu: Arabische Kolonialherrschaft in Ostafrika?
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht den Einfluss arabischer Akteure in Ostafrika im 19. Jahrhundert. Sie hinterfragt die gängige Sichtweise einer rein wirtschaftlich motivierten Präsenz und analysiert das Ausmaß arabischer Herrschaft. Ein besonderer Fokus liegt auf der differenzierten Betrachtung des arabischen Handels und dessen Auswirkungen auf die Bevölkerung, sowie der Definition und Ausprägung verschiedener Herrschaftsformen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt den arabischen Handel und dessen Auswirkungen auf die ostafrikanische Bevölkerung, den Aufstieg Seyyid Saids und seine Rolle, die Definition und Ausprägung von Herrschaft im 19. Jahrhundert Ostafrika, den Sklavenhandel und seine Folgen, sowie einen Vergleich der arabischen mit europäischen Kolonialpraktiken.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, zwei Hauptkapitel und eine Schlussbetrachtung. Kapitel 1 befasst sich mit der Geschichte der Araber in Ostafrika, dem Aufstieg Seyyid Saids und dem Karawanenhandel. Kapitel 2 definiert den Begriff "Herrschaft" und untersucht verschiedene Formen, insbesondere im Kontext Ostafrikas. Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und problematisiert gängige Darstellungen. Die Schlussbetrachtung fasst die Ergebnisse zusammen.
Was ist die zentrale Forschungsfrage?
Die zentrale Forschungsfrage ist, inwieweit die Präsenz der Araber im 19. Jahrhundert Ostafrika als Kolonialherrschaft bezeichnet werden kann. Die Arbeit hinterfragt die oft vereinfachende Darstellung des Themas und strebt eine differenzierte Analyse an.
Wie wird der Begriff "Herrschaft" in der Arbeit definiert?
Die Arbeit geht kritisch mit vereinfachten Definitionen von Herrschaft um, wie sie oft im Kontext europäischer Kolonialmächte verwendet werden. Sie untersucht verschiedene Formen von Herrschaft (formell und informell) und berücksichtigt die spezifischen Bedingungen in Ostafrika, um die subtilen Mechanismen arabischer Einflussnahme zu beleuchten.
Welche Rolle spielt Seyyid Said?
Seyyid Said spielt eine wichtige Rolle in der Arbeit. Seine Person und seine ambivalenten Ziele im ostafrikanischen Kontext werden ausführlich analysiert und in Bezug zu den wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen gesetzt.
Welche Bedeutung hat der Sklavenhandel in der Arbeit?
Der Sklavenhandel wird als ein wesentlicher Aspekt der arabischen Präsenz in Ostafrika betrachtet und seine langfristigen Folgen für die Bevölkerung werden untersucht und analysiert.
Wie wird die arabische Präsenz mit der europäischen Kolonialherrschaft verglichen?
Die Arbeit vergleicht die arabischen mit europäischen Kolonialpraktiken, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Herrschaftsformen aufzuzeigen und die spezifischen Charakteristika der arabischen Einflussnahme zu beleuchten.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind Ostafrika, Araber, Swahili, Seyyid Said, Handel, Sklavenhandel, Kolonialismus, informelle Herrschaft, Wirtschaft, Kultur, Bevölkerungsstruktur, Forschung und 19. Jahrhundert.
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- Stefan Zahnweh (Author), 2002, Die Araber in Ostafrika im 19. Jahrhundert. Herrschaft oder nur wirtschaftliche Interessen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/12800