Diese Seminararbeit soll einen Einblick in den aktuellen Stand der Forschungen zum Thema geben und dabei der Frage nachgehen, inwiefern ein Zusammenhang zwischen Ungleichheit und Wachstum angenommen werden kann. Dabei sollen vor allem die beiden Konzepte im Einzelnen, die Wirkungskanäle zwischen Ungleichheit und Wirtschaftswachstum aufgezeigt werden und eine kritische Einordnung des Leitartikels "Why the IMF and OECD are Wrong about Inequality and Growth" (Fuest 2018) erfolgen.
Schon in den 1950er und -60er Jahren legte der amerikanische Ökonom Simon Smith Kuznets den Grundstein für eine Diskussion, die in der wirtschaftswissenschaftlichen Fachwelt bis heute anhält und auch in den letzten Jahren große mediale Aufmerksamkeit erhielt. Kuznets untersuchte damals die Beziehung zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes und seiner Einkommensverteilung. Auf Grundlage empirischer Untersuchungen für Daten zwischen 1913 und 1948 stellte er fest, dass die Ungleichheit der Einkommensverteilung mit steigendem Pro-Kopf-Einkommen zunächst zu- und ab einem Wendepunkt wieder abnimmt. Die nach dem Entdecker des empirischen Zusammenhangs benannte Kuznets-Kurve verläuft demnach in Form eines umgekehrten U’s. Dieser rein empirisch festgestellte Zusammenhang ergebe sich aus dem Strukturwandel eines Staates von der Landwirtschafts- zur Industrienation.
Erst als die Ungleichheit in den Staaten der Organisation for Economic Cooperation and Development (OECD) in den 1980er und -90er Jahren wieder anstieg, begann man, Kuznets‘ Beobachtung infrage zu stellen. Einer der bekanntesten Kritiker wurde der französische Ökonom Thomas Piketty mit seinem Buch "Das Kapital im 21. Jahrhundert" aus dem Jahr 2013, das international viel Aufmerksamkeit erlangte. Durch eine empirische Untersuchung der Einkommens- und Vermögenskonzentration von 20 Ländern fand er heraus, dass sich der Anteil des reichsten Prozents am Brutto-Nationaleinkommen für viele Staaten zwischen 1910 und 2010 mit einer u-förmigen Kurve darstellen lässt.
Am Beispiel der Publikation Pikettys und der folgenden weltweiten Aufmerksamkeit wird deutlich, wie aktuell die Diskussionen zum Zusammenhang zwischen Ungleichheit und Wirtschaftswachstum sind. Auch International Monetary Fund (IMF) und OECD widmeten sich in den vergangenen Jahren diesem Thema.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Messbarkeit der Größen
- Ungleichheit
- Quantilverhältnisse
- Gini-Koeffizient
- Theil-Index
- Atkinson-Maß
- Wirtschaftswachstum
- Ungleichheit
- Wirkungen zwischen Ungleichheit und Wirtschaftswachstum
- Produktivität
- Sozio-Politische Instabilität
- Sparquote
- Umverteilung
- Einordnung aktueller Forschungsergebnisse und Leitartikel
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der komplexen Beziehung zwischen Ungleichheit und Wirtschaftswachstum. Sie untersucht, inwiefern ein Zusammenhang zwischen diesen beiden Größen angenommen werden kann. Dabei werden die Konzepte der Ungleichheit und des Wirtschaftswachstums im Detail betrachtet, die Wirkungskanäle zwischen beiden analysiert und die aktuelle Forschung kritisch eingeordnet.
- Messbarkeit von Ungleichheit und Wirtschaftswachstum
- Erläuterung der Wirkungskanäle zwischen Ungleichheit und Wachstum
- Kritik und Einordnung aktueller Forschungsarbeiten
- Analyse des Leitartikels "Why the IMF and OECD are Wrong about Inequality and Growth" (Fuest 2018)
- Bewertung der Schlussfolgerungen und Diskussion des aktuellen Forschungsstands
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik der Beziehung zwischen Ungleichheit und Wirtschaftswachstum ein. Es beleuchtet die historische Entwicklung der Diskussion, beginnend mit den Arbeiten von Simon Kuznets, und stellt wichtige aktuelle Forschungsarbeiten und Debatten vor. Insbesondere wird auf die Werke von Thomas Piketty und das ifo-Forscherteam um Clemens Fuest eingegangen.
- Messbarkeit der Größen: Dieses Kapitel erläutert die verschiedenen Methoden und Indikatoren, die zur Messung von Ungleichheit und Wirtschaftswachstum verwendet werden. Es werden die wichtigsten Maße der Einkommens- und Vermögensungleichheit, wie das Gini-Koeffizient, der Theil-Index und das Atkinson-Maß, sowie die gängigen Indikatoren für Wirtschaftswachstum, wie das reale Bruttoinlandsprodukt, vorgestellt und analysiert.
- Wirkungen zwischen Ungleichheit und Wirtschaftswachstum: Dieses Kapitel behandelt die verschiedenen Wirkungskanäle, die den Zusammenhang zwischen Ungleichheit und Wirtschaftswachstum beeinflussen. Es wird untersucht, wie Ungleichheit die Produktivität, die sozio-politische Stabilität, die Sparquote und die Umverteilung beeinflusst und welche Folgen diese auf das Wirtschaftswachstum haben.
- Einordnung aktueller Forschungsergebnisse und Leitartikel: Dieses Kapitel ordnet die aktuellsten Forschungsergebnisse zum Thema Ungleichheit und Wirtschaftswachstum ein. Dabei wird insbesondere der Leitartikel "Why the IMF and OECD are Wrong about Inequality and Growth" (Fuest 2018) analysiert und kritisch bewertet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die zentralen Themen Ungleichheit und Wirtschaftswachstum. Dabei werden wichtige Konzepte wie das Gini-Koeffizient, der Theil-Index, die Sparquote und die Umverteilung beleuchtet. Insbesondere wird der Einfluss von Ungleichheit auf die Produktivität, die sozio-politische Stabilität und die Nachhaltigkeit des Wirtschaftswachstums erörtert. Die Arbeit analysiert kritisch die aktuelle Forschungslandschaft und bezieht sich dabei auf wichtige Publikationen von Simon Kuznets, Thomas Piketty und Clemens Fuest.
- Arbeit zitieren
- Franz Lennart Wunderlich (Autor:in), 2019, Ungleichheit und Wirtschaftswachstum, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1274832