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Unterrichtsentwurf, 2022
37 Seiten, Note: 1,0
1. Thema und Inhalt der Unterrichtsreihe/ der ausführlichen Unterrichtssequenz
1.1 Lemvoraussetzungen mit Hinblick auf die Unterrichtsreihe/ Unterrichtssequenz
1.1.1 Rahmenbedingungen
1.1.2 Lernausgangslage
1.2 Fachlich-inhaltliche Schwerpunkte
1.2.1 Exegetische Hinführung
1.2.2 Ausführliche Didaktische Analyse
2. Lern- und Kompetenzzuwächse
2.1 Angestrebte Kompetenzerweiterung
2.1.1 Kompetenzerweiterung der Unterrichtsreihe
2.1.3 EvaluationdesGelemten
3. Didaktische Entscheidungen der Unterrichtssequenz
3.1 Curriculare Anbindung
3.2 Methodische Schwerpunkte
4. Beschreibung der Unterrichtsreihe und der ausführlichen Unterrichtssequenz
4.1 Skizze des Lernprozesses der Unterrichtsreihe
4.2 Beschreibung der ausführlichen Unterrichtssequenz
4.3 Skizze der Unterrichtssequenzen - Einheit 2 bis
4.4 Synoptische Darstellung der ausführlichen Doppelstunde
5. Anhang der Materialien
5.1 Bild zum Stundeneinstieg der ausführlichen Doppelstunde
5.2 Arbeitsauftrag Transformationsaufgabe
5.3 Die Seligpreisungen aus der Grundschul-Bibel
5.4 Arbeitsblatt „Placement“
5.6 Einblick in den Moodle-Kurs
5.5 Arbeitsblatt „Feedback“
6. Literaturverzeichnis
6.1 Quellen
6.2 Sekundärliteratur
Bei der vorliegenden schriftlichen Ausarbeitung handelt es sich um einen Unterrichtsentwurf des Fachbereiches Evangelische Religion. Der Unterrichtsentwurf enthält die Konzeption einer vollständigen Unterrichtreihe zum Thema „Die Bergpredigt“ mit der Darstellung einer ausführlich dargestellten Unterrichtssequenz zu den Seligpreisungen mit dem Thema „Die Seligpreisungen - heute“.
Einführend werden die Rahmenbedingungen des geplanten Unterrichts definiert. Anschließend werden die Vorkenntnisse der Schülerinnen und Schüler (SuS) dargelegt.
Die Lernvoraussetzungen sowie die beschriebenen SuS sind in diesem Unterrichtsentwurf fiktiv. Gleichwohl fließen subjektive Erfahrungswerte aus dem bereits erlebten Berufsalltag in einer ähnlich situierten Schulklasse mit ein, um eine möglichst realistische Unterrichtseinheit zu entwerfen.
Der geplante Unterricht ist für eine Grundschulklasse konzipiert. Die Albert- Schweitzer-Grundschule befindet sich im Bundesland Nordrhein-Westfalen in der Stadt Köln, im Stadtteil Rodenkirchen. Die Grundschule ist eine Gemeinschaftsgrundschule und wird von etwa 300 SuS besucht, wovon ca. 26% einen Migrationshintergrund aufweisen. Alle Schulstufen werden vierzügig geführt undjede Klasse ist mit einem Smartboard und mindestens zwei Computern ausgestattet.1
Zum Schulteam gehören der Schulleiter, die stellvertretende Schulleiterin, 16 Lehrerinnen, eine Sonderpädagogin und drei Lehramtsanwärterinnen. Außerdem zählen die Mitarbeiter der Ganztagsbetreuung, der Hausmeister, die Sekretärin sowie der Schulhund Elsa zum Team.2
Die Konfessionen der SuS sind auf der Grundschule höchst heterogen. Es überwiegen Kinder mit evangelischen, katholischen oder muslimischen Konfessionen sowie Kinder ohne Konfession. Über das Jahr verteilt finden ökumenische Gottesdienste im Anschluss an kleine Projekte des Religionsunterrichtes statt. Die Projekte orientieren sich an den Themen des Kirchen- und Schuljahres der SuS.
Der konzipierte Unterricht findet in einer vier Klasse statt. Die SuS der Klasse 4b sind durchschnittlich neun bis zehn Jahre alt und der Religionsunterricht wird in dieser Schulklasse gemäß der Landesverfassung von NRW nach Konfessionen getrennt unterrichtet, da mindestens zwölf SuS eine evangelische Konfession besitzen.3 Die fiktive Lemgruppe besteht aus insgesamt 24 SuS, wovon 13 dem weiblichen und elf dem männlichen Geschlecht angehören. In der beschriebenen Schulklasse sind zwölf SuS evangelisch, sechs katholisch, zwei muslimisch und zwei russisch-orthodox. Zwei weitere SuS weisen keine Konfession auf.
Bis zum Ende der zweiten Klasse wurde aufgrund fehlender Lehrkräfte statt Religionsunterricht Ethikunterricht im Klassenverbund unterrichtet. Seit der dritten Klassenstufe nehmen die SuS getrennt nach Konfessionen am evangelischen Religionsunterricht teil, sodass in der Schulklasse bereits ein biblisches Vorwissen aus dem letzten Schuljahr vorhanden ist. Der Religionsunterricht umfasst eine Doppelstunde pro Woche. Die SuS sind dem Unterricht gegenüber aufgeschlossen und arbeiten größtenteils ruhig und konzentriert mit. Dem Lehrplan entsprechend wurden zuletzt Fragen zu dem Leben und Wirken von Jesus Chrsitus behandelt. Jesus wurde als geschichtliche Person erschlossen und „anhand biblischer Geschichten zentrale Elemente im Leben Jesu“4 sowie dessen gute Taten bearbeitet.5 Die SuS konnten daher schon viele Informationen über die Reden und das Handeln Jesu erhalten und in Beziehung zu ihrem eigenen Leben setzen. Die Bearbeitung der Bergpredigt knüpft an das Wissen der SuS an.
Das folgende Kapitel beinhaltet eine systematische, historische und exegetische Hinführung zum Thema der Unterrichtsreihe.
Grundlage der Unterrichtsreihe bildet die Bergpredigt. Sie befindet sich im Neuen Testament (NT), im Matthäusevangelium (Mt 5-7). Sie beginnt mit einem Eingangsteil, in welchem beschrieben wird, wie Jesus auf einen Berg steigt, um seine Lehre zu verkünden. Daher rührt auch der Name der Bergpredigt. Der Berg erinnertan das alttestamentliche Zionsmotiv [...] - [welches] im Evangelium auch ansonsten als Gebets-, Heilungs- und Offenbarungsschauplatz“6 eine elementare Bedeutung trägt. Die Jünger werden von Jesus mit einer „grundlegenden Heilszusage (= Seligpreisungen 5,3-12)“7 angesprochen und einem ebenso maßgebenden Resümee „ihres Auftrags in der Welt (=Jüngersprüche 5,13-16)“8. Die neun Seligpreisungen sind als Beweis für die Liebe Gottes zum Menschen zu verstehen.9 Der Hauptteil (5,177,12)10 hat als übergeordnetes Thema die „bessere Gerechtigkeit. Er zerfällt in drei Unterteile: (a) die Gesetzesauslegung Jesu (5,17-48); (b) das Verhalten gegenüber Gott (=Regeln hinsichtlich Almosen, Beten undFasten; 6,1-18); (c) Lebenspraxis im Zeichen der Gerechtigkeit (6,19-7,12). Der Schlußteil [sic!] (7,13-27) handelt von den Folgen des Gehorsams bzw. Ungehorsams gegenüber Jesu Weisungen.“11
Wie kaum eine andere Predigt aus dem neuen Testament wurde die Bergpredigt immer wieder neu ausgelegt und zitiert.12 Sie wird ferner als „Grundgesetz“13 des Christentums verstanden und regte aufgrund unterschiedlicher Anschauungen immer wieder Diskussionen an. Kontroverse Meinungen bestanden und bestehen heute noch bei der Suche nach dem Kern der Bergpredigt, ihrer Auslegung und der Ermittlung ihres Adressaten. Weder, ein Theologe im Fachgebiet des Neuen Testaments, führte bereits 1985 auf, dass es für das Verständnis der „Rede der Reden"14 unerlässlich ist, die Wirkungsgeschichte sowie Auslegungsmodelle miteinzubeziehen. Dabei ist jedes Modell in seiner Auslegungsart individuell und den historischen Umständen entsprechend ein Teil der Bergpredigt. Die Auslegungen sind dabei so vielfältig wie die Geschichte selbst und sie enthalten im Ganzen eine Fülle von Kriterien, welche nur in ihrer Gesamtheit die Bedeutung der Bergpredigt abzeichnen.15
Bei der Ermittlung des Adressaten wird deutlich, dass die Bergpredigt sich direkt an die Jünger Jesu richtet, das Volk aber ebenso anwesend ist. Doch für wen wurde die Rede primär gehalten? Nicht selten wird auf Mt 7,28 „Und es begab sich, als Jesus diese Rede vollendet hatte, dass sich das Volk entsetzte über seine Lehre [,..]“16 verwiesen. Es wird deutlich, dass der Anspruch der Bergpredigt sich an alle richtet. Zudem kann der Begriff „Jünger“ erweitert interpretiert werden, indemjeder Mensch als ein „Jünger [...] [verstanden wird], der sich von Jesus zu Gott rufen läßt [sic!]“17. Damit wäre die Bergpredigt an die ganze Bevölkerung gerichtet.
Bei dem Versuch die Bergpredigt zu deuten, erregen zudem die strengen Anforderungen und dessen Erfüllbarkeit große Aufmerksamkeit. Denn auch wenn Konsens über ihre Bedeutsamkeit besteht, können nur wenige Menschen ihre Forderungen im Ganzen erfüllen. Die ,Gebote der Feindesliebe, der unbedingten Wahrhaftigkeit und nicht zu scheidenden Ehe‘ machen deutlich, dass die Forderungen der Bergpredigt nicht die Grundlage unseres gesellschaftlichen Lebens darstellen.18 Diese Problematik wurde bereits im Frühchristentum ergründet. Es entstand daher die Vorstellung, die Bergpredigt sei an besonders gläubige und fähige Christen gerichtet.
Dieser These entsprechend wurde zwischen den „Vollkommenen“19 und den ganz normalen Christen unterschieden. Für Erstere waren alle Forderungen der Bergpredigt verbindend und für letztere lediglich eine Moral, welche sich an der Bergpredigt orientierte. Weder führte auf, dass diese Art der Auslegung tief greifende Schwächen aufzeigt, da es Gotteslästerung gleiche, die christliche Vollkommenheit eines Menschen an dessen ethische Taten zu binden. Diese Ansichtsweise würde gewissermaßen implizieren, dass Gott besonders strenge Christen den Glaubenden vorordnet und somit eine „christliche Zweistufenethik“20 entsteht.21 Auch Luther lehnte Differenzierungen innerhalb der christlichen Gemeinschaft ab. Luthers Verständnis zufolge ist die „Gemeinschaft der Heiligen unteilbar, denn alle, die dem Christus eingeleibt sind“22, sind als Ganzes zu verstehen. Lediglich die Liebe soll als Leitgedanke für die christliche Gemeinschaft grundlegend sein.23
Im Laufe der Zeit entstanden diverse weitere Bergpredigt-Interpretationen, welche versuchten die Frage nach der Erfüllbarkeit der „radikal-ethischen“ Forderungen zu beantworten.24 Eine bis heute häufig vertretene Lesart der Bergpredigt versteht die Gesetze „im Licht der paulinischen Lehre vom Gesetz: Jesus fordert Unmögliches, um den Menschen von seiner Unfähigkeit zum Guten zu überführen und ihn zur Buße zu treiben“25.
Lapide und von Weizsäcker betrachteten die Erfüllbarkeit der Bergpredigt aus einer anderen Perspektive heraus. In einem Glaubensgespräch widmeten sie sich geradeso der Frage, ob es sich bei den Seligpreisungen um eine Utopie oderum ein Lebensprogramm handelt.26 Beide sind einig, dass es sich bei den Seligpreisungen und der Bergpredigt um etwas „völlig realistisches“27 handelt. Weizäcker zufolge ist die „innere Wandlung, von der [...] [in der Bergpredigt] die Rede ist, etwas menschheitlich Mögliches [.. ,]28.Verglichen mit anderen Veränderungen unserer Weltgeschichte - ob politisch oder technisch - gab es vieles, was vorerst unvorstellbar war und dann doch geschafft wurde. In diesem Fall ist die Bergpredigt als Weisung dafür zu lesen, was noch kommen wird.
Die in der ausführlichen Unterrichtssequenz thematisierten Seligpreisungen gehen den Antithesen der Bergpredigt voraus und bilden den Anfang der Bergpredigt. Ebenso geht den zehn Geboten die Erinnerung an die Befreiung Gottes aus der Sklaverei voraus (Ex 20,2).29 Die Seligpreisungen gelten als „Teil der Botschaft vom angebrochenem Reich Gottes und dessen noch ausstehender Vollendung.“30 Sie definieren „das Ende des Zürnens und Verfluchens, des Ehebrechens, der Scheidung, der Vergeltung und aller Animositäten und Feindseligkeit“31 32 und eine Zuwendung Gottes zu den Menschen. In den Seligpreisungen werden vor allem die Armen und Leidenden angesprochen. Jesus spricht diesen Menschen Mut und Hoffnung zu. Der in Jesus „uns Menschen nahegekommene Gott stellt sich [...] auf die Seite der Unterlegenen, der zum Scheitern Verurteilten, derer, die ihn an Leib und Seele nötig haben, weil niemand sonst ihnen unter die Arme greift.“
Oft werden die Seligpreisungen auch mit der Übergabe der zehn Gebote an Mose, ebenfalls auf einem Berg, verglichen.
Wie die Bergpredigt für die heutige Schulpraxis und diese Unterrichtsreihe förderlich eingesetzt werden kann, wird durch bibeldidaktische Konzepte deutlich.
Die Bergpredigt gilt als einer der bedeutendsten und bekanntesten Texte des Neuen Testamentes. Es ist nicht nur wegen ihrer Bekanntheit wesentlich, die Bergpredigt im Unterricht zu thematisieren, sondern auch weil sie bedeutsame und wichtige Bestimmungen für ein sinnvolleres Leben enthält und damit an den Kompetenzbereich „Hoffnung auf Frieden und eine bessere Welt“33 aus dem Lehrplan für evangelische Religion anknüpft.
Zunächst muss aus didaktischer Perspektive heraus überlegt werden, ob die Bergpredigt in ihrer Gesamtheit oder als Einzelverse im Unterricht Verwendung findet. Einige Texte der Bergpredigt sind für die SuS lebensfern sowie sprachlich schwer zu verstehen. Ebenso wird der biblische Kontext der Bergpredigt aufgrund ihrer Komplexität in der Grundschule weitestgehend nicht berücksichtigt und auch nicht in den Lehrplänen gefordert.34 Damit bleibt die Behandlung der ganzen Rede und ihres Kontextes Aufgabenbereich der Sekundarstufe.
Für diese Unterrichtsreihe wird für diesen Unterrichtsentwurf aufgrund der Komplexität und schwierigen Sprache einer Vollbibel, eine Schulbibel genutzt. Die Texte der Grundschul-Bibel35 sind nah am Grundtext orientiert, dennoch sind sie an komplizierten Stellen in leichterer Sprache verfasst. Die liebevollen Illustrationen der Schulbibel machen die Geschichte lebendig und für Kinder damit interessanter. Zudem haben Bilder auf Kinder eine stärkere „memorierfördemde Wirkung“36 als ausschließlich Geschriebenes. Die Gestaltung der Bibel zeigt sich mit der großen Schrift und einer übersichtlichen Setzung der Texte als besonders leserfreundlich. Die Grundschulbibel wurde ferner ausgewählt, weil sie sich entsprechend der Schulklasse auf grundlegende, maßgebende Inhalte konzentriert.
Die Bergpredigt wird in der Grundschulbibel durch die Kapitel Mt 5-25 abgebildet und umfasst ausgewählte Texte aus Mt 5-7. Das Kapitel beginnt mit „Den Seligpreisungen“37 und beinhaltet außerdem die nachfolgenden Kapitel „Ihr seid Salz und Licht“, „Versöhne dich und liebe deine Feinde“, „So sollt ihr beten“, „Sorgt euch nicht“ und „Tut, was ihr von anderen erwartet“.38 Das diesem Unterrichtsentwurf zugrunde liegende didaktische Modell ist die Elementarisierung. Der religionsdidaktische Ansatz steht für einen Religionsunterricht, bei dem das Elementare eines Lehrinhalts in seiner vollen Komplexität und Struktur wahrgenommen wird. Elementar ist, dass die Zugänge auf den grundlegenden Kern der Sache konzentriert werden und diese zusätzlich auf die individuellen SuS hin operationalisiert werden.39
Hierbei steht eine Beziehung im Fokus, welche zwischen dem Lehrinhalt bzw. dem Thema und den Lernenden besteht. Ob etwas leicht, überzeugend oder begreiflich ist, ist von den jeweiligen SuS abhängig, sodass es sich bei der Elementarisierung weniger um eine Unterrichtsanleitung als um ein „offenes didaktisches Modell“40 handelt.
Laut Schweitzer ist die Elementarisierung neben weiteren Faktoren „tatsächlich eine notwendige Voraussetzung [...] [für] ,guten Religionsunterricht“41, insbesondere im Hinblick auf die Handhabung mit Lernstoff, ein verstehendes Lernen und einer Orientierung an den SuS. Damit kann die Elementarisierung Aspekte wie „Motivation und Methodenvielfalt“42 anregen. Darüber hinaus bietet der Ansatz der Elementarisierung Funktionen, die „eine kritische Überprüfung der Auswahl von Unterrichtsinhalten, etwa im Blick auf ihre Zugänglichkeit oder ihre Lebensbedeutung für Kinder und Jugendliche, möglich [macht]“43.
Friedrich Schweitzer, deutscher Theologe und Religionspädagoge, entwickelte innerhalb dieses Modells fünf Fragerichtungen bzw. Dimensionen, welche nun erklärt und auf den Unterrichtsinhalt bezogen werden. Die Dimensionen lassen sich nicht strikt voneinander trennen und ihre Reihenfolge im Grunde wählbar.44
Im Einzelnen geht es um die Dimensionen der
- „elementare Strukturen
- elementare Erfahrungen
- elementare Zugänge
- elementare Lemformen
- elementareWahrheiten“45.
Die Dimension der elementaren Strukturen setzt sich mit „didaktischen Aufgaben der Auswahl, Konzentration, Reduktion und Vereinfachung“46 auseinander. Die Menge eines Themas wird reduziert, damit das Wesentliche hervorgehoben werden kann. Komplexe Bereiche werden im Rahmen der Möglichkeiten simplifiziert. Die Intention ist es, wesentliche Aspekte eines Themas für die SuS erfassbar und ergründbar zu machen.47 Übertragen auf die Unterrichtsreihe bezieht sich das Elementare auf die bewusste Auswahl einzelner Seligpreisungen und Antithesen der Bergpredigt. Auch bei der für diesen Unterrichtsentwurf getroffenen Bibelauswahl handelt es sich um eine Reduktion bzw. Auswahl auf das Wesentliche. Bei besagter Reduktion wird von „Anfang an didaktisch oder pädagogisch und deshalb konstitutiv von der Beziehung zwischen der Sache und den Kindern [...] her“48 gedacht.
Bei der Suche nach dem »Kem der Sache« ist die Didaktik von der Wissenschaft abhängig49. Anhand verschiedener wissenschaftlicher Theorien wird deutlich, was bei einem bestimmten Themenbereich wichtig ist und worauf es ankommt.50 Aus theologischer Perspektive geht es bei der Bergpredigt um die Schaffung christlich-ethischer Weisungen für das Leben. Die theologischen Deutungen sind für den Religionsunterricht von besonderer Bedeutung, es kommt aber auch um die Verknüpfung mit der SuS-Perspektiven an.51 Bei den elementaren Erfahrungen geht es um die Fusionierung des Lemge- genstandes mit der heutigen Lebenswirklichkeit der Lerngruppe. Das Thema der Unterrichtsreihe richtet sich an die Bergpredigtauslegung, in der Jesus als Tora-Lehrer und ethisches Vorbild agiert.52
Der Alltag der SuS ist in der Schule von vielen sozialen Herausforderungen und damit auch von sozialethischen Entscheidungen einesjeden Individuums geprägt. Der Unterricht schafft eine Verknüpfung, indem sie die Thematik „Die Seligpreisungen - heute“ schafft.
Durch eine gezielte Kommunikation kann im Unterricht bezüglich verschiedener Seligpreisungen nach Analogien, Anknüpfungsmöglichkeiten und lebensweltlichen Zugängen der SuS gesucht werden.53 Hier knüpfen sich die elementaren Zugänge an; die SuS bringen ihre eigenen Perspektiven und Weltzugänge mit ein. Dabei können zahlreiche Bezüge zum heutigen Leben von Kindern entstehen, die nicht immer den Vorstellungen der Lehrkraft entsprechen. Auf Seiten der Lehrkräfte setzt dies die Fähigkeit voraus, Aussagen von Kindern „auf dem Hintergrund ihrer religiösen Entwicklung und lebensgeschichtlichen Bezüge genauso kundig lesen und interpretieren zu können wie theologische Texte.“54 Kognitivstrukturelle Entwicklungstheorien können dabei als Unterstützung herangezogen werden.55
Es gibt diverse Entwicklungsmodelle, welchejeweils Thesen zur stufenweisen Ausbildung eines Glaubens bei Heranwachsenden aufstellt. Fowler zufolge ist es erst im Grundschulalter möglich, auf der Ebene von (biblischen) Texten „eigene Konstruktionen vornehmen zu können“56, „Metapositionen“57 fallen in dieser Lebensphasejedoch noch äußerst schwer. Nehmen Lehrkräfte diese Entwicklungsmerkmale bei Kindern wahr, können Wahmehmungspo- sitionen bewusst eingeübt und gefördert werden.
Die Bergpredigt kann nicht nur Weisungen für den Umgang mit anderen Menschen liefern, sondern es können Aussagen zu aktuellen Ereignissen in der Welt erkannt werden. Diese Herangehensweise an die Bergpredigt fordert die SuS auf eine eigene Haltung zu entwickeln und ihre eigenen ethischen Handlungen zu hinterfragen.
Bei der vierten Dimension, den elementaren Lernformen, geht es um einen aktiven Umgang mit dem Lerninhalt.58 Dies fordert per se kein körperliches Aktivwerden, sondern kann auch durch eine geistige Auseinandersetzung gelingen. Es sollte dabei immer um mehr gehen als nur um die Aufnahme von Informationen.59 Das Thema sollte den SuS durch eine didaktische Aufarbeitung mithilfe methodische Vielfalt näher gebracht werden.60 Dabei ist „an Formen des sozialen Helfens [...], an ästhetisches Gestalten, an geschichtliches Erkunden, an die Begegnung mit Symbolen, [,..]“61 sowie durch die „Begegnung mit Menschen, deren Erfahrungsbericht selber wieder Erfahrungen aufschließen, usw.“62 zu denken.
Die letzte Dimension sind die elementaren Wahrheiten. Es gilt gemeinsam mit den SuS die Wahrhaftigkeit des Lehrgegenstandes zu ergründen. Insbesondere der religiöse Bezugsrahmen ermöglicht diverse Sichtweisen und Gefühle, wobei der Religionsunterricht den nötigen Diskussionsraum bietet.63 Die SuS werden sich im Rahmen der Unterrichtsreihe mit den Herausforderungen und Grenzen, wie auch mit dem individuell explorierten Mehrwert des erarbeiteten Gehalts der Bergpredigt auseinandersetzen. Von besonderer Bedeutung ist hierbei, dass die Bergpredigt keine Ethik bildet, welche den SuS beigebracht werden soll, sondern einen ethischen Ansatz, der den Nährboden zur kritischen Auseinandersetzung mit dem eigenen alltäglichen Handeln bietet. Dies wird im Zuge der Unterrichtsreihe an den unterschiedlichen Handlungsmöglichkeiten und Betrachtungsweisen auf die Bergpredigt deutlich.
[...]
1 Vgl. Albert-Schweitzer-Grundschule: Unsere Schule.
2 Vgl. ebd.
3 Vgl. Ministerium für Schule, Jugend und Kinder, S. 1.
4 Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen: Primarstufe, 143.
5 Ebd.
6 Thomas Heller: „Bergpredigt (Mt 5-7), bibeldidaktisch, Sekundarstufe“, S. 2.
7 Jürgen Roloff, Markus Müller: Neues Testament. vollständig überarbeitete Auflage, Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag 1999 (= NeukirchenerArbeitsbücher), S. 153.
8 Ebd.
9 Vgl. Pinchas Lapide, Carl Friedrich von Weizsäcker: Die Seligpreisungen: Ein Glaubensgespräch. 13. Aufl, Stuttgart: CalwerVerlag [u.a.] 1985, S. lOOf.
10 Die Bibel: nach Martin Luthers Übersetzung: Lutherbibel. Übers, von Martin Luther. Revidiert 2017, Jubiläumsausgabe „500 Jahre Reformation“, Stuttgart: Deutsche Bibelgesell- schaft2017, S. Mt5-7.
11 Roloff/Müller: Neues Testament, S. 153.
12 Vgl. Hans Weder: Die „Rede derReden “: eine Auslegung der Bergpredigt heute. Zürich: TheologischerVerl 1985, S. 18.
13 Günther Ginzel (Hg.): Die Bergpredigt: jüdisches und christliches Glaubensdokument: eine Synopse. Orig.-Ausg, Heidelberg: Schneider 1985 (= Tachless: Zur Sache 3), S. 11.
14 Weder: Die „Rede derReden“, S. 17.
15 Vgl. ebd.
16 Die Bibel, S. Mt7.
17 Eduard Schweizer: Die Bergpredigt. 2. Aufl, Göttingen: Vandenhoeck [und] Ruprecht 1984 (= Kleine Vandenhoeck-Reihe 1481), S. 9.
18 Vgl. Roloff/Müller: Neues Testament, S. 159.
19 Vgl. Weder: Die „Rede derReden“, S. 18.
20 Roloff/Müller: Neues Testament, S. 160.
21 Vgl. Weder: Die „Rede derReden“, S. 19.
22 Ebd., S. 21.
23 Vgl. ebd.
24 Vgl. Roloff/Müller: Neues Testament, S. 159.
25 Ebd., S. 161.
26 Lapide/Weizsäcker: Die Seligpreisungen, S. 95ff.
27 Ebd., S. 98.
28 Ebd.
29 Die Bibel.
30 Sohns, Ricarda: Die Bergpredigt — Der verlorene Kern des Christentums? In: Religion betrifft uns. 2/2012. Aachen Bermoser + Höller Verlag AG
31 Lapide/Weizsäcker: Die Seligpreisungen, S. 101.
32 Bernd Weber: Unterwegs mit den Seligpreisungen - Zugänge zur Bergpredigt. 2020, S. 22.
33 Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen: Primarstufe, 143.
34 Vgl. Hanna Roose: „Bergpredigt (Mt 5-7), bibeldidaktisch, Primarstufe“, S. 6.
35 Esther Richter, Axel Wiemer, Juliane Zeuch: Die Grundschul-Bibel. Hg. von Axel Wie- mer. 1. Aufl, Stuttgart Leipzig: Klett 2014.
36 Michael Fri>
37 Richter/Wiemer/Zeuch: Die Grundschul-Bibel, S. 201.
38 Ebd., S. 202ff.
39 Friedrich Schweitzer: „Elementarisierung - ein religionsdidaktischer Ansatz“. In: O. Hg.: Elementarisierung im Religionsunterricht: Erfahrungen, Perspektiven, Beispiele. 4. Aufl, Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Theologie 2013, S. 9-30, hier S. 9ff.
40 Ebd., S. 29.
41 Friedrich Schweitzer: Elementarisierung und Kompetenz: Wie Schülerinnen und Schüler von»gutem Religionsunterricht«profitieren. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht4 2018, S. 21.
42 Ebd., S. 22.
43 Ebd., S. 21.
44 Vgl. Schweitzer: „Elementarisierung - ein religionsdidaktischerAnsatz“, S. 14f.
45 Ebd., S. 14.
46 Schweitzer: Elementarisierung und Kompetenz, S. 26.
47 Vgl. ebd.
48 Schweitzer: „Elementarisierung - ein religionsdidaktischer Ansatz“, S. 16.
49 Vgl. ebd., S. 17.
50 Vgl. ebd.
51 Vgl. ebd., S. 19.
52 Vgl. Hanna Roose: „Bergpredigt (Mt 5-7), bibeldidaktisch, Primarstufe“, S. 5.
53 Vgl. Ulrike Baumann: Elementarisierung. Hg. von Mirjam Zimmermann und Heike Lindner im Wissenschaftlich-Religionspädagogisches Lexikon (WiReLex). DE: Deutsche Bibel- gesellschaft2014, S. 3f..
54 Ebd.
55 Vgl. Schweitzer: „Elementarisierung - ein religionsdidaktischerAnsatz“, S. 21.
56 Gerhard Büttner: Entwicklungspsychologie. Hg. von Mirjam Zimmermann und Heike Lindner im Wissenschaftlich-Religionspädagogisches Lexikon (WiReLex). DE: Deutsche Bibelgesellschaft2014, S. 3.
57 Ebd., S. 4.
58 Vgl. Schweitzer: „Elementarisierung - ein religionsdidaktischerAnsatz“, S. 25.
59 Vgl. ebd.
60 Vgl. Ulrike Baumann: Elementarisierung, S. 3.
61 Schweitzer: „Elementarisierung - ein religionsdidaktischer Ansatz“, S. 25.
62 Ebd.
63 Vgl. ebd., S. 27f.