Im 12. Jahrhundert gab es eine Eucharistiekontroverse. Die Theologen wollten rational wissen, ob Christus in den Gestalten von Brot und Wein wahrhaft anwesend sein könnte. Thomas von Aquin greift die Transsubstantiationslehre auf und versucht sie zu strukturieren und zu erklären. Der Schwerpunkt dieser Arbeit bezieht sich auf Thomas von Aquin. Nach Thomas bewirkt der Priester durch die Worte Jesu eine Verwandlung: Das Brot wird zum Leib und der Wein zum Blut Christi, aber die Akzidentien bleiben: Gestalt, Größe, Gewicht, Farbe und Geschmack. Substanz und Akzidentien sind Kategorien, die von Aristoteles stammen. Die Substanz von Brot und Wein verwandelt sich nach dieser Lehre aufgrund der Wiederholung jener Worte, mit denen Jesus das letzte Abendmahl eingesetzt hat. Hiermit ist die sogenannte Transsubstantiationslehre gemeint.
In der heutigen Zeit wissen wir, dass es viele wissenschaftliche Fortschritte in der Physik und Chemie gibt. Und es kann bewiesen werden, dass der Körper, das Blut, das Brot und der Wein viele und verschiedene Substanzen und Bakterien enthalten. Ein Wissen, dass Thomas von Aquin damals noch nicht hatte.
Heute taucht folgende Frage auf: Gibt es neben der Lehre von der Transsubstantiation (Wesensverwandlung) keine andere Möglichkeit, den Leib und das Blut Christi in der Eucharistiefeier vernunftmäßig zu erklären? Das ist auch ein Teil der Problematik, der in dieser Arbeit nachgegangen werden soll. Dazu erscheint die Transsignifikationslehre als Alternativ-Begriff, die von Edward Schillebeeckx entwickelt worden ist. Schillebeeckx zeigt, dass es notwendig ist, neue Interpretationen zu suchen. Sonst „werden wir entweder mit einen doppelten Wahrheit leben müssen, wodurch eine Kluft entsteht zwischen meinem Leben in der Welt und meinem Leben in der Kirche“. Aber wie reagiert das kirchliche Lehramt auf diese Interpretation? Ziel der Arbeit ist es also, die Vorstellung der Transsubstantiationslehre nach Thomas von Aquin und seine Problemstellungen in der Neuzeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Kontext der Eucharistiekontroverse des 12. Jahrhunderts
- Synode von Rom: Das Glaubensbekenntnis Berengars von Tours (1079)
- Die Transsubstantiationslehre des 4. Konzils im Lateran (1215)
- Thomas von Aquin und der Substanzbegriff
- Der wahre Leib und das wahre Blut
- Bleibt die Substanz von Brot und Wein nach der Verwandlung?
- Was geschieht mit der Substanz von Brot und Wein?
- Einige Problemstellungen zur Transsubstantiationslehre: Transsignifikation als Alternativ-Begriff
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Ziel dieser Arbeit ist die Erörterung der Transsubstantiationslehre, die im 12. Jahrhundert im Kontext der Eucharistiekontroverse entstand und von Thomas von Aquin aufgegriffen und strukturiert wurde.
- Die Eucharistiekontroverse des 12. Jahrhunderts und die Herausforderung an die Vernunft
- Die Transsubstantiationslehre als Antwort auf die Kontroverse
- Thomas von Aquin und seine philosophische Grundlage: der Substanzbegriff
- Die Problematik der Transsubstantiationslehre in der heutigen Zeit
- Die Transsignifikationslehre als alternative Interpretation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Transsubstantiationslehre im Kontext des bekannten Liedes „Tantum ergo“ von Thomas von Aquin vor und beschreibt den Ursprung der Eucharistiekontroverse im 12. Jahrhundert. Kapitel 2 beleuchtet den historischen Kontext der Kontroverse, insbesondere die Rolle von Berengar von Tours und dessen Kritik an der Transsubstantiationslehre. Die Synode von Rom (1079) und die Definition der Transsubstantiationslehre durch das 4. Konzil im Lateran (1215) werden ebenfalls behandelt. In Kapitel 3 wird die Position von Thomas von Aquin im Kontext der aristotelischen Metaphysik und dem Substanzbegriff erläutert. Kapitel 4 widmet sich der Problematik der Transsubstantiationslehre in der heutigen Zeit und stellt die Transsignifikationslehre als einen alternativen Begriff vor. Die Arbeit endet mit einer Schlussbemerkung, die die behandelten Themen zusammenfasst.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Transsubstantiationslehre, Eucharistiekontroverse, Thomas von Aquin, Substanzbegriff, aristotelische Metaphysik, Transsignifikationslehre, Realpräsenz, und die Frage nach der Vernunftgemässheit der Lehre von der Gegenwart Christi in der Eucharistie.
- Arbeit zitieren
- Maximiliano Delfino Candido (Autor:in), 2015, Der Leib und das Blut Christi in der Eucharistiefeier. Wie kann die Transsubstantiationslehre vernunftgemäß erklärt werden?, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1267992