Für neue Kunden:
Für bereits registrierte Kunden:
Hausarbeit (Hauptseminar), 2022
26 Seiten, Note: 1,3
1. Einleitung
2. Die politische und gesellschaftliche Ordnung Spartas
3. Nikiasfriede
4. Spartas Hegemonialpolitik bis 400
5. Konflikt mit Persien - innere Gefahren - neue Entwicklungen in Griechenland
6. Der Königsfrieden
7. Der Einfluss von Bestechlichkeit auf die spartanische Außen- und Innenpolitik
8. Gesellschaftliche Entwicklung
9. Fazit
10. Literaturverzeichnis
10.1. Quellen
10.2. Sekundärliteratur
Diese Arbeit stellt den aktuellen Forschungsstand zu signifikanten gesellschaftlichen und politischen Einflussfaktoren auf der Peloponnes dar. Bei den Ausführungen steht Sparta im Zentrum der Darstellung. Diverse Autoren nutzen in aktuellen Werken über die heutige politische Lage Vergleiche mit Sparta oder dem Peloponnesischen Krieg. Dies zeigt die bis heute anhaltende Begeisterung und Aktualität des Themas. Als Beispiel kann hier das kürzlich erschiene Werk von Timothy Sneyder angeführt werden. Auch er bezieht sich auf die Kämpfe zwischen den Spartanern und Athener, welche über 2000 Jahre in der Vergangenheit liegen.1
Das politische Kräftefeld auf der Peloponnes ist das Ergebnis eines langen Prozesses. Im Verlauf hatten außenpolitische Aktionen und kriegerische Auseinandersetzungen der Spartaner erhebliche Folgen auf die innerpolitische Entwicklung der Polis. Die dadurch entstandenen innerpolitischen Veränderungen beeinflussten wiederrum außenpolitische Entscheidungen. Die entstandene Wechselwirkung ist von großer Bedeutung für den Aufstieg Spartas.
Die Entwicklung Spartas war durch Kontinuität und Wandel geprägt.
Neue Herausforderungen verlangten verschiedene Veränderungen und Anpassungen auf die jeweiligen Situationen.
Im Folgendem sollen signifikante wirtschaftliche und gesellschaftliche Einschnitte der Polis Sparta untersucht werden. Die Untersuchungen wurden zeitlich durch den Nikiasfrieden und den Königsfrieden beschränkt. In der folgenden Hausarbeit werden deshalb, signifikante innerpolitische und außenpolitische Veränderungen auf der Peloponnes dargestellt. Hierbei werden als Einschnitte die beiden Friedensverträge 404 und 396 und die spartanische Machtpolitik bis 400 in den Zeitraum der Untersuchungen einbezogen. Aufgrund der Komplexität des Themas, werden zeitweise auch Athen und Persien in die Untersuchungen mit einbezogen, da diese in enger Verknüpfung mit Sparta und damit der gesamten Peloponnes stehen und somit ebenfalls Einfluss nehmen. Zusätzlich zu den signifikanten Veränderungen der außen- und innenpolitischen Lage wird der Einfluss von Bestechlichkeit auf die spartanische Politik in Kapitel 8 zusammengefasst. Als weiterer wichtiger Faktor wird in Kapitel 9 die gesellschaftliche Entwicklung Spartas dargestellt. Ein abschließendes Fazit fasst die herausgearbeiteten Punkte der Arbeit zusammen.
Für das Verständnis der spartanischen Geschichte ist die politische und gesellschaftliche Ordnung unerlässlich. Es kommt nicht von ungefähr, dass es der spartanischen Polis gelang die Vorherrschaft zu erlangen. Sparta verfügte über einen einzigartigen Staatsaufbau, welcher gänzlich auf den Krieg zugeschnitten war. Es existierte kaum privater Reichtum, keine Aristokratie und das Wohl der Bürger wurde gänzlich dem Staat untergeordnet. Zudem schottete sich Sparta fremden Polis gegenüber ab und stützte sich auf Götter, Orakel und Heroen. Die Wichtigkeit dieser Traditionen gilt es besonders hervorzuheben, da sie stärker als bei den meisten hellenischen Städten ausgeprägt waren. Sparta stellte die erste streng totalitäre militärische Verfassung der Weltgeschichte dar, was teils zu Bewunderung, als auch Furcht, bei anderen Staaten im antiken Griechenland führte. Bis heute inspiriert der Stadtstaat Sparta unterschiedlichste Bevölkerungsgruppen.2
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Verfassung der Spartaner konservativ und religiös war. Die Verfassung ließ sich auch nicht belieb ändern, da sie stehts abhängig von dem Schutz und der Hilfe der Götter war. Deshalb galt die spartanische Verfassung nicht unbedingt als flexibel. Eine Vorstellung der einzelnen Organe der spartanischen Verfassung würde den Umfang dieser Hausarbeit überschreiten. Der Vollständigkeit halber wird jedoch eine Literaturempfehlung gegeben.3
Zudem muss die Frage gestellt werden, ab welchem Zeitpunkt das von Wandel geprägte Sparta den bekannten Zuschnitt der militärischen Lebensweise und Überlegenheit erhielt. Alte Forschungen datierten dies auf Mitte des 6. Jahrhunderts, was Herodot bestätigte.4 In neuere Publikationen wird dieses Spartabild hinterfragt. Die volle Ausbildung des politischen Systems und die in den Quellen zugeschriebene Mentalität wurde erst im 5.Jahrhundert deutlich erkennbar.5
Der Friedensschluss, welcher nach dem Hauptverhandlungsführer Nikias benannt war, sollte für einen Zeitraum von 50 Jahren gelten.6 Auf Seiten Spartas führte König Pleistonax die Verhandlungen. Seine Person stieß bei einigen Spartiaten jedoch auf Ablehnung.7
Seit dem Friedenschluss im Frühjahr 421 entstand eine allgemeine Unzufriedenheit und ein Klima des gegenseitigen Misstrauens. Sowohl auf Seiten Athens, sowie in Sparta. Besonderes die Bundesgenossen der Lakedaimonier haderten mit dem Friedensschluss. Korinth und andere freie Städte torpedierten das Abkommen, was zu Spannungen zwischen Sparta und seinen Verbündeten führte.8
Korinth und Theben hegten große Unzufriedenheit bezüglich des Nikiasfriedens, da ihre eigenen Machtpolitischen Ziele verfehlt wurden.9 Der Vertrag besagte, dass die Spartaner das Amphipolis, sowie das Kastell Panakton10 zurückgeben. Die Athener sollten im Gegenzug Pylos, die Insel Kythera und die Gefangen von Sphakteria zurückgeben. Letzteres war laut Thukydides die „größte Schmach der Spartaner“. Die Erfüllung des Vertrages konnte Sparta aus verschiedenen Umständen nicht nachkommen. So besaßen die Spartaner das Kastell beispielsweise nicht, da es die Boiotier durch Verrat im Krieg eroberten.11
Dies führte zu einem Misstrauen der Athener, da teile des Vertrages nicht eingehalten wurden.12 Der Frieden hielt insgesamt 6 Jahre und die beiden Mächte versuchten sich auf externen Plätzen einen größtmöglichen Schaden zuzufügen. Der Krieg wurde von der Peloponnes ausgelagert.13 Sparta berief daraufhin eine Versammlung der Bundesgenossen ein, um auch die Unwilligen zu einer Unterschrift zu bewegen. Die Bündnispartner sahen sich jedoch benachteiligt und verweigerten die Unterzeichnung. Laut Thukydides erfuhr Sparta allseits Verachtung wegen seiner Misserfolge. Der Friedensvertrag wird als Dokument der Niederlage bezeichnet. Das Ansehen Spartas litt weiter, da sie im folgenden Jahr von den olympischen Spielen ausgeschlossen wurden. Der Grund waren unbezahlte Rechnungen.
Infolgedessen entstanden viele Probleme auf der Peloponnes. Argos sucht das Gespräch mit Korinth, da es der Meinung waren die Peloponnes retten zu müssen. Der entstanden Hass auf die Lakedaimonier lässt sich mit folgendem Zitat treffend beschreiben: „Da Sparta nicht zum Wohle sondern zur Versklavung der Peloponnes einen Friedens- und Bündnisvertrag geschlossen habe, müsse Argos jetzt zusehen, wie man die Peloponnes retten konnte.“14
Zudem lief der auf 30 Jahre geschlossene Friedensvertrag der Spartaner mit Argos aus. Dies passierte zur Unzeit. Dieser Umstand bewegte die Spartaner über den Frieden hinauszugehen und eine Symmachia mit Athen zu schließen. Argos wurde so eingeschätzt, dass es ohne die Unterstützung Athens keine Gefahr darstellte.15 Athen willigte ein, da sie hofften, dass sich die Spannungen im spartanischen Lager somit vertiefen. Wie erwartet, verbesserte die Symmachia das Ansehen Spartas nicht. Für Spatas Verbündete war dies ein Widerspruch des Krieges. In der Folge löste die neue Allianz Hektik und widersprüchliche Aktivitäten aus. Die griechischen Städte führten daraufhin mit- und gegeneinander Verhandlungen. Zusammenfassend wurde das Ziel ausgegeben einen Vorteil zu erlangen. Dies verfolgten sowohl die einzelnen Städte, als auch innerpolitisch die einzelnen Interessengruppen der jeweiligen Polis.
In Sparta kam es durch die aktuelle Lage zu innerpolitischen Spannungen. Die Lage lässt sich treffend mit dem Wort instabil beschreiben.16 421 versuchten zwei gewählte Ephoren, laut Thukydides könnten es mehr gewesen sein, die offizielle Friedenspolitik zu untergraben. Argos versuchte daraufhin sich positiv dazustellen. Zum einen trugen sie keine Last des Krieges, zum anderen konnten sie durch vertragliche Bindungen mit beiden Mächten vom Konflikt sogar profitieren, weshalb sie der eben genannten Symmachia einwilligten. Die Matineer hatten einen Teil Arkadiens unterworfen, was Sparta aufgrund der Handlungsfreiheit sicherlich nicht geduldet hat Aus Furcht vor Sparta schlossen sie sich daraufhin Argos an. Da sie es für eine bedeutende Stadt hielten, welche ebenfalls eine demokratische Regierung besaß. Dieses Bündnis stellte Sparta bei seinen Bündern in Frage, da man erstens wegen des Vertrages mit Athen erbost war und zweitens dachte, dass die Martineer mehr wüssten. Außerdem fühlten sich Spartas Bündnispartner benachteiligt, da nur Athen und Sparta Änderungen des Vertrages vornehmen konnten und ihnen dies untersagt war. Daraufhin entstand eine Tendenz ein Bündnis mit Argos einzugehen.17 Elis befand sich zu diesem Zeitpunkt auch in einem Konflikt mit Sparta und schloss ebenfalls ein Bündnis mit Korinth. Daraufhin schlossen sich auch die Chalkidier an der trakischen Küste und Korinth mit dem Bündnispartner Argos zusammen.18 Die Boiotier und Megarer hingegen hielten Sparta die Treue, weil ihnen die Staatsordnung der Lakedaimonier mehr zuträglich war als die Demokratie von Argos.19 Die Korinther und Argiver waren der Überzeugung die gesamte Peloponnes zu beherrschen und verhandelten mit Tegea, um diese aus dem Bund mit Sparta zu lösen. Eben jene hielten Sparta jedoch die Treue und die Korinther begangen langsam zu fürchten, dass sie keine weiteren Bündner mehr fanden.20 Sparta selbst würde lieber ein Bündnis mir Argos schließen und die Feindschaft mit Athen in Kauf nehmen, da sie einen Krieg außerhalb der Peloponnes einfacher zu führen hielten.21
Wolfgang Will fasste die politische Lage treffend zusammen:
„Das diplomatische Verwirrspiel zwischen Sparta, Argos und schließlich Athen verrät, warum es in Griechenland nicht zu einem dauerhaften Frieden kommen konnte. Wenn denn jemand für einen Friedensschluss war, dann nur aus dem Grund, den nächsten Krieg erfolgreicher führen zu können. Wer Argiver, Spartaner und Athener auf einen Nenner bringen will, darf sie Betrüger oder betrogene Betrüger nennen. Thukydides sagt letzteres ausdrücklich von den Lakedaimoniern, ersteres gilt den übrigen.“22
Die Argiver versuchten die Differenzen zwischen Sparta und Athen zu nutzen und schickten eine Delegation nach Athen um über ein Kriegsbündnis gegen Sparta zu schließen. Dass sie gleichzeitig mit Sparta über den Frieden verhandelten, unterstreicht die Aussagen Wills.
Spartas Macht und Ansehen wuchs im Verlauf des 5. Jahrhundert immer weiter an und erreichte mit dem Sieg über Athen 404 ihren Höhepunkt. Am 16. Tag den Monats Munychion23 fand der siebenundzwanzigjährige Krieg ein Ende.24 Bezeichnenderweise beginnt das Kapitel zu Spartas Niedergang bei Baltrusch mit dem Jahr 404 v.Chr.25 Athens Niederlage war vollständig, Sparta führte den Peloponnesischen Bund und riesige Summen an Vermögenswerten gelangten nach Sparta. Gleichzeitig mit diesem Höhepunkt deutete sich aber an, dass die Kraft Spartas und seine gesellschaftlichen Strukturen nicht dafür ausreichen sollten, um die Führungsrolle innerhalb Griechenlands dauerhaft ausfüllen zu können.26 Nach dem Ende der Kampfhandlungen waren Widerspruch und Resistenz der Bundesgenossen nicht die einigen Problem der Spartaner. In Athen waren die demokratietreibenden Kräfte nach wie vor vertreten. Auch die Ablehnung Spartas waren nach der militärischen Niederlage und der Hungernot nicht überwunden. Dies ist auch auf die großen Unterschiede der beiden Staatssysteme zurückzuführen.
Außerdem musste die elementare Frage geklärt werden, wie man die Polis Athen in ein von Sparta abhängiges System eingliedern kann. Dies konnte nur mit einem hohen Maß an Sensibilität für die athenischen Befindlichkeiten zu realisieren sein, denn das von Perikles zum Ausdruck gebrachte Hochgefühl athenischer Überlegenheit war auch nach der Niederlage nicht gänzlich verschwunden.
Die innerspartanischen Rivalitäten im Kampf um Einfluss und Macht hielten ebenso an. Auch Lysander, welcher 404 am Höhepunkt seiner politischen Macht war, konnte sich deren nicht entziehen. Zudem setzte er, wie viele Führungskräfte Spartas vor ihm, keine neuen Impulse zur Befriedung, Stabilisierung und Neugestaltung der griechischen Staatswelt.27
[...]
1 Snyder, 2019.
2 Vgl. Welwei 2007, S. 23.
3 Vgl. Baltrusch 2016, S.21-25.
4 Vgl. Hdt. I-66,2-68,6; Karl-Wilhelm Welwei 2003, S.143.
5 Vgl. Kiechle,1963, S. 242ff. Vgl. A. Powell, Sith-Century Lakonian Vase-Painting.
6 Vgl. Bengston 1977, S. 69ff.
7 Vgl. Thuk. 5,32,1.
8 Vgl. Thuk.V, 25,1.
9 Vgl. Welwei 2007, S.235.
10 Lag an der Straße zwischen Theben und Athen in beherrschender Lage auf dem Kithairon Pass.
11 Vgl. Will 2019, S. 129-130.
12 Vgl. Thuk. V, 25,2.
13 Vgl. Thuk., V,25,1.
14 Vgl. Thuk., V,27,2.
15 Vgl. Thuk., V,27.2.
16 Vgl. Welwei 2007, S.236.
17 Vgl. Thuk.,V, 29, 1.
18 Vgl. Thuk.,V,31,6.
19 Vgl. Ebd.
20 Vgl. Thuk., V.32,3-36,1.
21 Vgl. Thuk., V, 36,1.
22 Will 2019, S. 132.
23 Etwa Ende April.
24 Vgl. Will 2019, S.278.
25 Vgl. Baltrusch 2016, S.102.
26 Vgl. ebd., S.58ff.
27 Vgl. Welwei 2007, S.269ff.