Die Säkularisierungstheorie nimmt an, dass Moderne und Religion nicht zusammenpassen. Modernisierung führe dazu, dass in einer Gesellschaft die Bedeutung von Religion abnimmt. Der Säkularisierungsbegriff ist das zentrale Verständnis von Politik und Religion. Er ist eine Richtlinie, aber auch keine Vorschrift. Max Weber und Emile Durkheim fassten einen ersten Grundgedanken. Sie glaubten, dass der Bestand und die Fortentwicklung der Moderne, zu einem Niedergang der Bedeutung der Religion führen würden.
Dieser Gedanke ist in neuen Studien zum Mittelpunkt geworden. Befand sich die Kirche in Deutschland, Mitte des 20. Jahrhunderts noch auf einem aufstrebenden Ast, da sie Hilfe in der Not bot und den politischen Weg wies, wich die Not in den darauffolgenden Jahren dem Wohlstand. Die Kirche galt als geldgierig und machtbesessen. Die Zahl der Gläubigen sank jährlich und somit auch die Bedeutung der Kirche. Kritiker der Säkularisierungstheorie verweisen hingegen auch auf andere Entwicklungen z.B. in Südkorea. Trotz der Modernisierung des Landes, dem Wohlstandswachstum und dem Anstieg des Bildungsniveaus fand die Religion Zuwachs. Was ist nun die Wahrheit?
Mögliche Forschungsinteressen der rezenten Religionssoziologie
Die Säkularisierungstheorie nimmt an, dass Moderne und Religion nicht zusammen passen. Modernisierung führe dazu, dass in einer Gesellschaft die Bedeutung von Religion abnimmt. Der Säkularisierungsbegriff ist das zentrale Verständnis von Politik und Religion.1 Er ist eine Richtlinie, aber auch, keine Vorschrift. Max Weber und Emile Durkheim fassten einen ersten Grundgedanken. Sie glaubten, dass der Bestand und die Fortentwicklung der Moderne, zu einem Niedergang der Bedeutung der Religion führen würden.2 Dieser Gedanke ist in neuen Studien zum Mittelpunkt geworden. Befand sich die Kirche in Deutschland, Mitte des 20. Jahrhunderts noch auf einem aufstrebenden Ast, da sie Hilfe in der Not bot und den politischen Weg wies, wich die Not in den darauffolgenden Jahren dem Wohlstand. Die Kirche galt als geldgierig und machtbesessen. Die Zahl der Gläubigen sank jährlich und somit auch die Bedeutung der Kirche.3 Kritiker der Säkularisierungstheorie verweisen hingegen auch auf andere Entwicklungen z.B. in Südkorea. Trotz der Modernisierung des Landes, dem Wohlstandswachstum und dem Anstieg des Bildungsniveaus fand die Religion Zuwachs. Was ist nun die Wahrheit? "Die Säkularisierungstheorie gibt Hinweise auf Erklärungen religiöser Wandlungsprozesse, aber sie allein reicht nicht aus", erklärt Detlef Pollack. Pollack, Sprecher des Exzellenzclusters für Religion und Politik an der Universität Münster legte mit seinem Mitarbeiter Gergely Rosta eine empirische Studie vor. Sie vergleicht religiöse Entwicklungen in modernen oder sich modernisierenden Gesellschaften verschiedener Kontinente. Die beiden Soziologen kommen zu dem Ergebnis: Die Theorie, dass sich moderne Gesellschaften zwangsläufig säkularisieren, muss differenziert werden. Wo sich Religionen mit anderen Interessen verbinden, stärkt das die Religionen. Andererseits gebe es auch Faktoren, die die Bedeutung von Religion schwinden lassen, wenn sie zum Beispiel mit Freizeitangeboten oder Bildungsmöglichkeiten konkurriert. Dies ist ein möglicher Grund weshalb die Kirchen in Westeuropa an Bedeutung verlieren. An einem lässt Pollack keinen Zweifel: "Man muss sagen, dass der übergreifende Trend schon der ist, dass die Bedeutung von Religion auf den verschiedensten Ebenen in modernen Gesellschaften oder auch sich modernisierenden Gesellschaften zurückgeht."4 Eine rege intellektuelle Debatte wurde über die so genannte „Rückkehr der Religion“ geführt. Renommierte Wissenschaftler wie Jürgen Habermas und Hans Joas begannen, begleitet von einem breiten öffentlichen Interesse, sich mit dem Verhältnis von Religion und Staat, der Bedeutung von religiösem Pluralismus und dem Funktionieren säkularer Gesellschaftsordnungen auseinanderzusetzen.5
Die Vorstellung dessen, was „one nation under God“ ist, war in den 1950er-Jahren eine ganz andere als 2009. Unsere Vorstellung von Mann, Frau und Familie werden selbstverständlich auch von religiösen Konzepten beeinflusst. Ich habe mir die ALLBUS- Befragung zum Thema: Religiosität als demographischer Faktor - Ein unterschätzter Zusammenhang? angelesen. In getrennten Diskursen werden derzeit in Wissenschaft und Gesellschaft zwei Themen immer wieder diskutiert: der demographische Wandel und die „Wiederkehr der Religionen“. Als Datenmaterial wählten Sie die ALLBUS-Befragung des Jahres 2002, die in ganz Deutschland erhoben wurde. Sie umfasste Fragen zur Familie, zur Religion, Bildungs- und Einkommenssituation. Der Bedeutungsverlust von Religion sei hierbei eine Hauptursache des Geburtenrückgangs. Wir konzentrierten uns dabei auf eine Gruppe von 35-45jährigen, die befragt wurden. Sie stellte eine Altersgruppe dar, die die wesentlichen Entscheidungen zur Familiengründung umgesetzt hat. Bei nichtreligiös Befragten, lag die Zahl der Kinder bei 1,44, bei religiösen bei 1,9 Kindern. Bei täglich betend Befragten - werden Zusammenhang und auch Auffälligkeiten noch deutlicher. Die durchschnittliche Kinderzahl der nie betenden Befragten liegt demnach nur noch bei 1,39, diejenigen der täglich Betenden dagegen bei 2,06.
Das von Norris und Inglehart global beschriebene „Paradox der Gleichzeitigkeit“ wird hier auf nationaler Ebene im Generationenvergleich sichtbar. Nach einer gesamtgesellschaftlich erfolgten Säkularisierung steigt der Anteil der Menschen aus religiösen Elternhäusern bzw. selbst religiös praktizierenden wieder an. Sie haben deutlich mehr Kinder als nichtreligiöse Familien im Gegensatz zum nichtreligiösen Elternhaus.6
Der Einfluss des Einkommens auf die Kinderhäufigkeit
Der Annahme also, dass aus „Armut“, eine durchschnittlich hohe Kinderzahl wie auch Religiosität abzuleiten sei, wird widersprochen. Entscheidungen, generell für Kinder in Deutschland, insbesondere in den höheren Einkommenssegmenten, werden stark durch die Religiosität beeinflusst. Der Faktor „Religiosität“ wird durch den Faktor „Wohlstand“ in der Auswirkung des demographischen Wachstums nicht etwa erklärt, sondern vielmehr tendenziell verstärkt.
Der Einfluss der Bildung auf die Kinderhäufigkeit Der Faktor „Bildung“ weist damit einen deutlich, negativen Effekt auf die durchschnittliche Kinderzahl der formal höher Gebildeten. Er erklärt die demographische Wirkung des Faktors „Religiosität“ dabei jedoch ebenfalls nicht, sondern bringt ihn - wie schon der Faktor „Wohlstand“ deutlicher zur Geltung. Familiäre versus gesellschaftliche Prägung? Ohne der Analyse vorgreifen zu wollen, kann auf Luckmanns Erklärungsmodell der „unsichtbaren Religion“ verwiesen werden. Religiöses Grundinteresse wird in der Sozialisation durchaus stark im Elternhaus geprägt, aber obliege später zunehmend der Entscheidung des Einzelnen. Viele aus religiös geprägten Elternhäusern empfinden sich als religiös, praktizieren die Religion aber eher unregelmäßig. Andererseits war eine geringe Anzahl der Befragten aus nicht religiös geprägten Familien täglich betend. Die Entscheidung über ein religiöses Leben mit Kindern, entwickelt sich also historisch. Unter modernen Bedingungen entwickelt sich eine wechselseitige Affinität. Sie wird mit steigendem Einkommen und steigender Bildung sogar verschärft. Größere Familien werden zur Domäne religiös entschiedener Eltern. Eine Beobachtung zu diesem Erklärungsansatz zeigt, dass „unsichere“ religiöse Haltungen und eine weniger systematisierte“ religiöse Praxis weniger geburtenfördernd wirken als entsprechend „klarere“ (mitunter auch nichtreligiöse) Haltungen.7
Durch die in jüngster Zeit in Deutschland angekommenen Flüchtlinge, tritt die Religion wieder stärker in den Fokus. Für viele Flüchtlinge ist die Religion eine mobile Flucht- und Identifikationsmöglichkeit. Religion bietet eine Brücke zur neuen Welt, gerade wenn Sie nicht mehr wissen wer Sie eigentlich sind. Sie steht für das Miteinander wie in einer großen Familie. Sie selbst übernimmt als Institution Koordinierungsaufgaben, um Hilfe dort angedeihen zu lassen wo sie nötig ist. Religion tritt also zurzeit wieder mehr ins öffentliche Licht. Gerade hierbei bietet sich die Möglichkeit der Entstehung neuer Forschungsinteressen. Welchen Einfluss hat die kulturelle Vielfalt bestimmter Bezirke auf die dortige Religion/ Institution Kirche? Nimmt die religiös motivierte Gewalt in Deutschland zur die Migranten zu? Das könnten eine neue Lichtblicke sein.
Literaturverzeichnis:
Monika Konigorski: Religionssoziologie- Säkularisierung muss nicht sein, Deutschlandfunk, 22.05.2015 http://www.deutschlandfunk.de/religionssoziologie-saekularisierung-muss-nicht-sein.886.de.html?dram:article_id=320582 (aufgerufen am 08.06.2016)
Uta Andrea Balbier: „Sag: Wie hast Du's mit der Religion?“ Das Verhältnis von Religion und Politik als Gretchenfrage der Zeitgeschichte, in: H-Soz-Kult, 10.11.2009, <http://www.hsozkult.de/literaturereview/id/forschungsberichte-1166> (aufgerufen am 09.06.2016)
Gert Pickel: Religionssoziologie - Eine Einführung in zentrale Themenbereiche. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, 2011
Marc Breuer: Religiöser Wandel als Säkularisierungsfolge. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, 2012
Olaf Müller: Kirchlichkeit und Religiosität in Ostmittel- und Osteuropa. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, 2013
Achim Koch, Martina Wasmer: Der ALLBUS als Instrument zur Untersuchung sozialen Wandels: Eine Zwischenbilanz nach 20 Jahren. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, 2004
Pippa Norris und Ronald Inglehart: „Sacred and Secular“. Cambridge University Press 2004, S. 231
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1 vgl. O. Müller
2 vgl. G. Pickel
3 vgl. M. Breuer
4 vgl. M. Konigorski
5 vgl. U. A. Balbier
6 vgl. P. Norris und R. Inglehart
7 vgl. A. Koch und M. Wasmer
- Quote paper
- Selina Pröhl (Author), 2016, Mögliche Forschungsinteressen der rezenten Religionssoziologie, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1263346