Um sich der Frage nach der Materialen Religion anzunähern, muss zu Beginn die Hinwendung der Religionswissenschaft zur Kulturwissenschaft erwähnt werden, was eine Trennung von der Theologie beinhaltete. In den Mittelpunkt traten Mitte des 20. Jhd. eine Reihe von cultural turns, die neue Sichtweisen zum Vorschein brachten und tendenziell von der Textlastigkeit abließen. Diese Richtungswechsel (turns) nahmen unter anderem die Selbstauslegung und Inszenierung, Körperlichkeit und Handlungsmacht in den Blick - sogar darüber hinaus Bildwahrnehmungen und schließlich gar die Materialität von Erfahrungen.
Ansätze der Materialen Religion
Um sich der Frage nach der Materialen Religion anzunähern muss zu Beginn die Hinwendung der Religionswissenschaft zur Kulturwissenschaft erwähnt werden, was eine Trennung von der Theologie beinhaltete.1 In den Mittelpunkt traten Mitte des 20. Jhd. eine Reihe von cultural turns, die neue Sichtweisen zum Vorschein brachten und tendenziell von der Textlastigkeit abließen. Diese Richtungswechsel (turns) nahmen unter anderem die Selbstauslegung und Inszenierung, Körperlichkeit und Handlungsmacht in den Blick. Sogar darüber hinaus, Bildwahrnehmungen und schließlich gar die Materialität von Erfahrungen.
Die aktuelle Religionswissenschaft setzt sich nunmehr mit Arbeiten über die Materiale Religion, auch bekannt als Religionsästhetik oder aus dem englischsprachigen Raum Material Religion auseinander.2 Die Zeitschrift Material Religion bietet Anregungen und Informationen zu diesem Themengebiet.
Thematisch setzt sich die Materiale Religion mit umfangreichen Annäherungen an Religionen auseinander. Es geht darum, dass „(a)ll religion is material religion. All religion has to be understood in relation to the media of its materiality“.3 Religionen sind nicht einfach Ansammlungen von Gedanken, Theorien, sondern leben von Zeugnissen, wie zum Beispiel der „Heiligen Lanze“ die mit einem vermeintlichen Nagel vom Kreuze Jesu Christi ausgestattet ist, sowie deren Inszenierungen als Teil eines Reliquienschatzes u.a. bei den Nürnberger Heiltumsweisungen4 in Ritual und Kult. Daher lassen sich vielfältige Sichtweisen zum universellen Gebiet der Religion in Vergangenheit und Zukunft erschließen. Meyer beschreibt wie folgt: „A materialized study of religion begins with the assumption that things, their use, their valuation, and their appeal are not something added to a religion, but rather inextricable from it”.5 Das bedeutet, dass sich der Akteur mit seiner Wahrnehmung über die eigenen Sinne und Erfahrungen der Materialen Seite des Religiösen annähert.
Der Ansatz der Materialen Religion unterteilt sich in zwei große Themengebiete. Zum einen in den Umgang mit Materialitäten zum Zweiten in den Bezug auf die Diskurse. In der Grundannahme steht die Materialisierung des Religiösen also das „Erfahrbarmachen“, da Religionen neben ihrer kommunikativen Seite auch stets material verfasst sind. Eine von Akteuren angenommene unzugängliche Transzendenz, kann durch mediale Vermittlung zugänglich gemacht werden und materialisiert sich somit stetig. Die Existenz des Unzugänglichen ist hier von nebensächlicher Bedeutung.
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1 Gladigow, 2005
2 Prohl, Inken (zegk)
3 Engelke 2012, S. 209
4 Kühne 2000
5 Meyer et al. 2010, S. 209
- Quote paper
- Selina Pröhl (Author), 2017, Ansätze der Materialen Religion, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1263345