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Hausarbeit, 2021
22 Seiten, Note: 1,0
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung, Zielstellung, Aufbau und Methodik
2. Arbeit
3. Subjektivierung
4. Entgrenzung
5. Professionalisierung
6. Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Anhang
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Arbeit
Abbildung 2: Subjektivierung
Abbildung 3: Entgrenzung
Abbildung 4: Entgrenzung & Subjektivierung
Abbildung 5: Professionalisierung
Abbildung 6: Arbeit im Spannungsfeld von Subjektivierung, Entgrenzung und Professionalisierung
Abbildung 7: Bedürfnispyramide nach Maslow
Zunehmende Flexibilisierung und Individualisierung –Mit diesen zwei Schlagworten lassen sich trendhafte Entwicklungen des deutschen Arbeitsmarkts beschreiben.1 2 So stieg der Anteil der abhängig Beschäftigten in Teilzeit-, Leiharbeits- und befristeter Beschäftigung seit 1990 bis 2019 von 16,47% auf 21,46%.3 Die Zunahme entspricht zum einen häufig den Wünschen und Lebenslagen der Beschäftigten, zum anderen ist diese Zunahme in nicht- professionalisierten Berufen und niedrig Entlohnten Arbeitsmodellen, b. z. w. Beschäftigungsformen unzureichend für die Existenssicherung der Beschäftigten.4 5 Neben dem demografischen Wandel führen fortschreitende Digitalisierung, Technisierung und Bedeutungswachstum von dispositiver Arbeit zu sich schnell änderten notwendigen Fähigkeits- und Fertigkeitsanforderungen an Mitarbeitende.6
Diese Entwicklungen stehen symptomatisch für eine Reihe global-systemischer Entwicklungs- und Transformationsprozesse von Gesellschaften.7 Bereits 1982 umschrieb Naisbitt in seinem Werk Megatrends u. a. ebendiesen Wandel der Arbeitswelt mit der Veränderung von der Industriegesellschaft zur globalen Wissens- und Informationsgesellschaft.8
In der Industrie- und Arbeitssoziologie (IA) werden diese Megatrends u. a. mit den Begriffen Entgrenzung, Subjektivierung und Professionalisierung um-, bzw. beschrieben und diskutiert.9 10 Bei näherer Betrachtung der Begriffe sind dabei Gemeinsamkeiten und komplexe Wechselwirkungen insbesondere im Spannungsfeld des Begriffes Arbeit dieser zu beobachten.11 Eine systematische Darstellung dieser Zusammenhänge existiert in der wissenschaftlichen Literatur der IA bisher nicht.
Ziel dieser Arbeit ist daher zwecks eines besseren Verständnisses der Zusammenhänge die systematische Darstellung ebendieser Wechselwirkungen der Begriffe Subjektivierung, Entgrenzung und Professionalisierung unter Betrachtung des Spannungsfeldes von Arbeit. Mittels der systematischen Darstellung soll der Fokus dabei sowohl auf den Begriffen selbst, als auch auf den Gemeinsamkeiten, Unterschieden, und Beziehungslinien der Begriffe untereinander liegen um ein möglichst umfassendes Bild der Begriffe zu erhalten. Anzumerken sei dabei an dieser Stelle, dass aufgrund des begrenzten Umfangs dieser Arbeit keine vollständige Entfaltung aller Aspekte der Begriffe, sowie insbesondere die Würdigung der historischen Genese dieser und Betrachtung der Klassiker der Soziologie nicht möglich ist. An den ensprechenden Stellen wird auf weiterführende Literatur verwiesen. Zweck dieser Arbeit ist daher ein überblicksartiger Ansatz ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Hierzu wird zunächst im zweiten Kapitel der Begriff Arbeit aus soziologischer Perspektive entfaltet, um eine Basis für das weitere Vorgehen zu erhalten. Darauf aufbauend werden in den danach folgenden Kapiteln die Begriffe Subjektivierung, Entgrenzung und Professionalisierung zunächst separat in Kontext von Arbeit behandelt und die Kontexte grafisch aufbereitet. Anschließend werden diese zusammen in einer gemeinsamen Abbildung systematisch dargestellt. Zweckgemäß dem Ziel dieser Arbeit erfolgt dies nicht durch möglichst enge und exakte Defintion der Begriffe, sondern durch begriffliche Annährung und Charaktierisierung von Eigenschaften und Aspekten. Im letzten Schritt werden die Ergebnisse der vorigen Kapitel im Spannungsfeld von Arbeit mit dem Ziel der systematischen Darstellung zusammengeführt. Als Leitlinie dient dabei folgende Forschungsfrage:
Forschungsfrage: Welche Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Beziehungen weisen die Begriffe Subjektivierung, Entgrenzung, und Professionalisierung im Spannungsfeld von Arbeit im industrie- und arbeitssoziologischen Kontext auf und können diese systematisch dargestellt werden?
Nach Voß ist Arbeit in der IA ein umstrittener, ungeklärter und normativ dichotomer Begriff, welcher je nach Betrachtung, Forschungsschwerpunkt und Autor/in variiert. Grundsätzlich benennt er zwei gemeinsame Nenner der IA: Erstens die Beschreibung von Arbeit als Aktivität, bzw. Handlung und zweitens die Eigenschaft der Ambivalenz, welche in der Belastung für das menschliche Leben sowie als Grundlage dessen und persönlicher Selbstentfaltung bestimmt ist. Darüber hinaus führt er weitere Eigenschaften (wie bspw. bewusst, spezifisch menschlich, kooperativ, etc.) als grobe Richtschnur von Gemeinsamkeiten auf, wobei diese innerhalb der IA selbst Kontroversität aufweisen.12
Eine weiterer Aspekt von Arbeit ergibt sich aus der Frage nach dem Zweck ebendieser. So definiert Mikl-Horke im Lexikon der Arbeits- und Industriesoziologie den Begriff wie folgt:
„Arbeit meint jede zweckhafte Tätigkeit, die der Befriedigung materieller oder geistiger Bedürfnisse dient. Die Tätigkeit selbst kann dabei in körperlicher, manueller Arbeit und/oder in geistiger Arbeit bestehen.“ 13
Arbeit lässt sich demnach dem Zweck der Bedürfnisbefriedigung zuordnen. Diese Bedürfnisse können unter Betrachtung der wissenschaftlich weit verbreiteten Motivationstheorie nach Maslow weiter differenziert und mittels der Bedürfnispyramide (siehe Abbildung 7: Bedürfnispyramide nach Maslow im Anhang) hierachisiert werden. So unterscheidet Maslow mit absteigender Hierachieebene zwischen physiologischen, Sicherheits-, sozialen, wertschätzenden und Selbstverwirklichungsbedürfnissen. Kritisiert wird diese Einteilung der Bedürfnisse in dem Punkt der mangelnden Differenzierung nach Kultur, Alter, Geschlecht, etc.14 Die Bedürfnisbefriedigung kann dabei formell in Ausgestaltung der institutionalisierten Erwerbsarbeit (bspw. Lohnarbeit) oder durch informelle Arbeit (bspw. durch unentgeltliche Pflege von Angehörigen oder im Bereich der Ehrenamtsarbeit) erfolgen.15 Aus diesen Arten der Bedürfnisbefriedigung und daher auch dem Begriff Arbeit selbst ergibt sich die zwischenmenschliche Interaktion als weiteren Aspekt dessen, da zumeist Bedürfnisse direkt oder indirekt mittels Interaktion mit anderen Menschen befriedigt werden (z. B. Kauf eines Laibes Brot beim Bäcker).
Unter Rückgriff auf Max Webers Begriff des sozialen Handelns wird diese Interaktion anhand der Definition Hirsch-Kreinsens von Arbeit deutlich :
„Arbeit ist soziologisch als Beziehung zwischen Menschen, ihren Einstellungen und ihrem Handeln zu verstehen, die bestimmten historisch variablen Ordnungsstrukturen und Regelungsformen unterliegt. Arbeit ist eine Form sozialen Handelns […]“ 16
Somit ist Arbeit auch eine geregelte Beziehung in der zwischenmenschlichen Interaktion.
Mit dem Blick auf das Resultat (instrumentell-gegenstandsbezogenes Handeln) von Arbeit, also das Herstellen von Waren als charakterstiftende Eigenschaft und dem Ablauf des Arbeitshandelns als geplantes und rationales kann das (Arbeits-)Handeln weiter differenziert werden.17
Arbeit kann somit in seinen Grundzügen als ambivalente und menschliche Aktivität und/oder Handlung (instrumentell-gegenstandsbezogen und planmäßig rational) beschrieben werden, welche durch zwischenmenschliche Interation und Beziehung mit dem Zweck der Bedürfnisbefriedigung gekennzeichnet ist. In Abbildung 1: Arbeit sind die Erkenntnisse dieses Kapitels grafisch aufbereitet:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Arbeit
Quelle: eigene Darstellung.
Zu Betonen sei an dieser Stelle der ergänzende Charakter der einzelnen Aspekte. So kann beispielsweise die materielle Bedürfnisbefriedigung durch soziale Interaktion mithilfe vorig verrichteter formeller Arbeit erfolgen.
[...]
1 vgl. Schmicker et al. 2013, S. 3.
2 vgl. Mikl-Horke 2007, S. 213.
3 vgl. Statistisches Bundesamt 2020, o. S.
4 vgl. Hummel und Heimann 2020, S. 41–44.
5 vgl. Mikl-Horke 2007, S. 278.
6 vgl.Holtbrügge 2018, S. 5.
7 vgl. Mikl-Horke 2007, S. 7.
8 vgl. Naisbitt 1982.
9 vgl. Dick und Weisenburger 2020, S. 2.
10 vgl. Minssen 2006, S. 149.
11 vgl. Langfeldt 2009, S. 58.
12 vgl. Voß 2010, S. 23–64.
13 Mikl-Horke 2017, S. 24.
14 vgl. Holtbrügge 2018, S. 15.
15 vgl. Mikl-Horke 2017, S. 27.
16 Hirsch-Kreinsen 2008, S. 33.
17 vgl. Böhle 2010, S. 23–70.