Für neue Kunden:
Für bereits registrierte Kunden:
Seminararbeit, 2019
20 Seiten, Note: 1,7
1 Einleitung
2. Theoretische Grundlagen
2.1 Hermeneutik
2.2 Die Traumdeutung nach Freud
3 Die Bedeutung des Schneekapitels im Zauberberg und Thomas Manns Gesamtwerk
4. Das Regieren
4.1 Ein Rückblick auf das Regieren im “Zauberberg”
4.2 Die Ermöglichung des Regierens im Schneekapitel
4.3 Die Konstruktion der Traumwelt
4.4 Der Interpretationsvorgang
4.5 Die Ergebnisse des Regierens
5 Fazit
Literaturverzeichnis
Der Vergleich des Regierens mit der Hermeneutik und der Traumdeutung im Schneekapitel von Thomas Manns "Zauberberg"
Thomas Manns 1924 erschienenes Werk “Der Zauberberg” gilt vor allem daher als stellvertretender Bildungsroman seiner Zeit, da sein Protagonist Hans Castorp eine pädagogische Ausbildung durchläuft. Der Leser begleitet Castorp, erfährt durch ihn hindurch eine Schulung in der humanistischen Lehre und bildet sich demnach ebenfalls weiter. Jedoch bleibt zum Ende des Romans die Frage bestehen, inwiefern die Ausbildung, speziell getrieben durch den italienischen Intellektuellen Settembrini, tatsächlich als erfolgreich abgeschlossen angesehen werden kann.
Einen Kernpunkt der Ausbildung Castorps nimmt die Diskussion und die Entwicklung eigener Gedanken ein. Castorp übt sich in Fremdsprachen und stellt mehr oder weniger gelungene Gedankenspiele an, beispielsweise über den Zeitsinn (vgl. Mann 2012: 157162), aber auch über das Verhältnis von Krankheit und Intelligenz (vgl. Mann 2012: 149). Castorp selbst findet für seine eigenen Gedanken und den Prozess, mit dem er diese entwickelt, das Wort “Regieren” (vgl. Mann 2012: 589, Z. 17). Zwar findet sich dieser Begriff nicht oft im “Zauberberg”, doch gehört das durch ihn Beschriebene zum Wichtigsten, was Castorp erlernt. Er ist sich seiner Schülerrolle durchaus bewusst (vgl. Mann 2012: 369, Z. 27), doch erkennt er auch, dass seine Bezugsperson, Settembrini, sich selbst ebenfalls als humanistischen Pädagoge (vgl. Mann 2012: 307, Z. 13) sieht.
Während der Protagonist begleitet wird, erschließt sich auch dem Leser einiges über das “Regieren”. Schoepf erkennt im Protagonisten sogar die “ideale Identifikationsfigur” (Schoepf 2001: 8). Auch aus diesem Grund weist der “Zauberberg” mehrere typische Charakteristika des Bildungsromans auf (vgl. Selbmann 1994: 148). Identifiziert sich der Leser demnach mit Castorp, so lernt er vieles über die demokratische Pädagogik und über den Humanismus (vgl. Schoepf 2001: 8). Jedoch wird auch darauf hingewiesen, dass Castorp nie wirklich in das Bürgertum integriert wird (vgl. Schoepf 2001: 9). So kann auch die Frage aufgeworfen werden, ob die Ausbildung Castorps tatsächlich erfolgreich ist. Demgemäß spricht Castorp auch über den gesamten Roman hinweg von “Denen hier oben” (Mann 2012: 270, Z. 7; 746, Z. 17). Castorp wird weder Teil der Patienten, noch schließt er sich gänzlich den Humanisten an. In der Traumsequenz des bekannten Schneekapitels ist Castorp ebenso lediglich Betrachter (vgl. Mann 2012: 743, Z. 17). Insofern ist er innerhalb des Traumes zwar inaktiv, doch nimmt er in der zweiten Partie des Traumes, oftmals als Gedankentraum anerkannt, eine deutlich aktivere Rolle ein. Hier nämlich legt er seinen Traum aus und bezieht ihn auf sich. Hier zeigt sich also eine repräsentative “Gedankenbeschäftigung” (vgl. Mann 2012: 589, Z. 16). Castorps Interpretation der zuvor erfahrenen Traumsequenz führt zu einer Distanzierung von den Idealen seines Lehrmeisters. Daher kann hier nicht nur ein Höhepunkt des “Regierens”, sondern auch der gesamten Romanhandlung markiert werden. Das Kapitel “Schnee” sei die “Quintessenz” der Ausbildung des Protagonisten, so Reidel-Schrewe (1992: 113). Mehr noch diene dieser Textabschnitt als Schlüsselstelle zum Romanverständnis (vgl. Jachimowicz: 237). Dass der Höhepunkt des Regierens als eigens benanntes Konzept Castorps mit dem Höhepunkt des “Zauberbergs” zusammenzufallen scheint, unterstreicht die Bedeutung des Kapitels und insbesondere der hier vorzufindenden Traumsequenz. Der Roman steuert auf diesen Ausflug Castorps zu, da Träume über den Roman hinweg immer wieder Einblicke in das Innenleben des Protagonisten eröffnen (vgl. Mann 2012: 33, 183, 197, 419, 738 und 979). Oft werden hier auch Erinnerungen aus der Kindheit Castorps aufgegriffen und dienen als Grundlage für seine Regierungsprozesse. Der Rückbezug auf Kindheitserinnerungen ist ein Merkmal, welches auch Freud in seinen Ausführungen zur Traumdeutung prominent detailliert.
Nicht nur aufgrund dieser Parallele zum einflussreichen Psychoanalytiker kann es aufschlussreich sein, das “Regieren” Castorps unter Gesichtspunkten der Traumdeutung aber auch den Schritten der Hermeneutik zu betrachten. Nur selten wird das Regieren im Zauberberg so klar geschildert wie im Gedankentraum zum Ende des Kapitels (vgl. Mann 2012: 745 Z. 24 bis 748 Z. 29). Diese Episode soll als Grundlage für eine genauere Untersuchung des Regierens unter Bezug auf die Methoden der Traumdeutung und die philologische Hermeneutik dienen. Ziel ist es, herauszuarbeiten, warum dieser Traum als Höhe- oder Wendepunkt des Romans gilt, warum hier auch der Gipfel der Ausbildung Castorps bemerkt werden könnte und wie der Protagonist bei seinem Konzept des Regierens verfährt. Außerdem soll untersucht werden, wie Traumwelt und der Traumvorgang konstruiert sind und was das Ergebnis dieses Vorgangs ist.
Spricht man von der Hermeneutik, so befasst man sich mit der Auslegung und dem Verstehen eines zumeist schriftlichen Textes. Ein weiter gefasstes Verständnis versteht unter dem Begriff der Hermeneutik auch das Verstehen des eigenen Daseins (vgl. Stumm/Pritz 2009: 120). Dementsprechend zielen hermeneutische Methoden darauf ab, eine Erkenntnis zu schaffen und in Texten oder Handlungen Sinn und Bedeutung zu erkennen. Eine hermeneutische Herangehensweise ist vor allem dann nötig, wenn ein unmittelbares Verständnis nicht ohne weiteres möglich ist. Um ein solches Verständnis herzustellen, ist eine kritische Reflexion notwendig (vgl. Laube/Scholz 2014).
Die Hermeneutik ist aber nicht ein rein wissenschaftliches Vorgehen. Diese Art der Interpretation und des Auslegens findet regelmäßig im Alltag statt und ist daher etwas natürliches (vgl. Soeffner/Hitzler 1994: 29). Daneben findet sie speziell in der Theologie Anwendung. Hier wird ein “vierfacher Sinn” analysiert. Es wird unterschieden zwischen dem literarischen, dem allegorischen, dem tropologischen und dem anagogischen Sinn. Letzterer zielt darauf ab, einen höheren Sinn zu deuten. Auch bei der Auslegung von Gesetzen wird hermeneutisch vorgegangen (vgl. Soeffner/Hitzler 1994: 30). Von der Bibel- und der Gesetzesauslegung fand die Hermeneutik Eingang in andere Wissenschaftszweige. Verstehen definiert beispielsweise Wilhelm Dilthey, einer der wegweisenden Hermeneutiker, als “den Vorgang, in welchem wir aus (...) Zeichen ein Psychisches, dessen Äußerung sie sind, erkennen” (vgl. Joisten 2009: 114). Hierfür will die Hermeneutik Regeln, Schritte und Methoden schaffen (vgl. Joisten 2009: 12).
Zunächst lag die Kernfrage der Hermeneutik auf dem “Was?”, als dem Sinn des Zeichens. Mit der Zeit kam jedoch ein zweiter Schwerpunkt der Hermeneutik hinzu. Nunmehr setzten sich Hermeneutiker auch zum Ziel, den Prozess des Verstehens selbst besser zu verstehen (vgl. Soeffner/Hitzler 1994: 32). Daher trifft auch Schleiermachers Verständnis der Hermeneutik, nach der diese nicht einfach eine Kunst des Auslegens, sondern vielmehr die Kunst des Verstehens sei, zu. Ihm zufolge ist Hermeneutik und Verstehen stets an Sprache gebunden, jedoch nicht nur an lediglich schriftlich verfasste Sprache. Es gibt eine universale Verstehenskunst, welche sich auf alle Äußerungen eines Individuums beziehen kann (vgl. Biere 1991: 3 f.). Dilthey fügt einen neuen Gedanken hinzu, und zwar, dass der Hermeneutiker den Autor eines Textes besser verstehen müsse als dieser selbst es kann (vgl. Kohlross 2007: 92). Er unterscheidet dabei auch die Geistes- von der Naturwissenschaft. Während Letztere erklären will anhand äußerlicher Merkmale, will die Geisteswissenschaft von innen heraus verstehen (vgl. Zöckler 1975: 81). Friedrich Schleiermacher, ein weiterer maßgebender moderner Hermeneutiker, erörterte zwei Ebenen des Verstehens. Die grammatische Ebene strukturiere die Äußerungen. Die grammatische Interpretation analysiere also einzig das sprachliche System, während die psychologische Interpretation sich mit der zunächst verborgenen Aussage der Zeichen beschäftige (vgl. Kohlross 2007: 94).
Hinsichtlich der Analyse der Vorgehensweise Castorps bei der Untersuchung seines Traumes bieten die Schrittfolgen hermeneutischer Prozesse eine wichtige Basis. Hans- Georg Gadamer, der grundlegende Ideen für die philosophische Hermeneutik im zwanzigsten Jahrhundert entwickelte, sieht in der Hermeneutik einen zirkulären Vorgang (vgl. Winko 1995: 16). Der Interpret entwirft Verständnisse und Erwartungen, welche aber im Verlaufe des Verstehens überdacht werden. Die verstehende Lektüre ist daher produktiv in dem Sinne, dass es zu fortdauernden Änderungen zuvor entworfener Erwartungen komme. Gadamer spricht bei diesen Erwartungen auch von "Horizonten".
Zentraler Prozess der Hermeneutik ist der hermeneutische Zirkel. Dies ist ein andauernder Prozess, in dessen Verlauf Vermutungen korrigiert werden (vgl. Nünning/Nünning 2010: 34). Schleiermacher zufolge handelt es sich um eine zweifache Bewegung. Durchweg geht man vor und zurück. Der Leser ergänzt leerstehende Stellen und versucht so einen größeren Sinn der Zeichen und Bilder zu erstellen. Gadamer als Ideengeber des hermeneutischen Zirkels fasst diesen als “Weltverstehen” auf (Nünning/Nünning 2010: 35). Wichtig in seinem Verständnis ist die “Horizontverschmelzung”. Hierbei fließen der Horizont des Interpreten selbst und der Horizont, der sich durch den neuen Text ergibt, ineinander ein. Der Horizont des Lesers ergibt sich durch zahlreiche Faktoren, darunter auch historische Geschehnisse. Den Begriff des “Horizonts” wählt Gadamer, da der Leser versucht, zukünftige Erkenntnisse zu antizipieren (vgl. Gadamer 2010: 310). Zwar ist auch hier zumeist die Rede von Texten, die anhand der Horizontverschmelzung verstanden werden wollen, doch kann der hermeneutische Zirkel auch als generell anwendbarer Verstehensvorgang angesehen werden. Klausnitzer (2008: 69) fügt hinzu, dass der hermeneutische Zirkel vorsieht, dass man sich zwischen dem Ganzen und den Teilen des Textes bewegt. Sukzessive werden so Hypothesen überdacht und ein Verständnis entwickelt. Klausnitzer wird konkreter, indem er Stufen des Verstehens nennt: die Beschreibung der Sprechsituation, das Paraphrasieren des Textes, die Entwicklung des Themas, das Erstellen einer Hypothese zur Bedeutung des Gelesenen sowie die Begründung dieser Hypothese.
1900 erschien “Die Traumdeutung” von Sigmund Freud, einem der wirkungsreichsten Psychologen des zwanzigsten Jahrhunderts. Besonders seine Ideen zur Psychoanalyse und sein Konzept des Menschen, nach dem dieser aus dem Es, dem Ich und dem Über- Ich bestehe, lassen ihn bis heute Einfluss auf verbundene Fachbereiche haben (vgl. Boothe 2000: 7). Bezogen auf das zuletzt genannte Konzept steht das “Es” für das Animalische, das Triebhafte und das Unbewusste (vgl. Boothe 2000: 8). Die Beschäftigung mit dem Unterbewusstsein bestimmt die meisten der Ausführungen Freuds. So auch “Die Traumdeutung”, welches im Werk Freuds eine herausgehobene Stellung einnimmt. Grundlegend in Freuds Ideen zur Traumdeutung ist, dass der Mensch in seinen Träumen Triebe und Hoffnungen aus dem Alltag und aus der Kindheit verarbeitet. Die Erfüllung dieser Wünsche im Traumhaften geschieht jedoch nicht offensichtlich, sondern zumeist in Form kodifizierter Botschaften. Freud spricht hier auch von der Traumzensur (vgl. Mertens 2003: 57) im Gegensatz zu Traumsequenzen, in denen die Wunscherfüllung ganz offensichtlich erkennbar ist.
Unter der Traumdeutung versteht Freud zum einen ein Verfahren, um seelische Zustände und Vorgänge zu untersuchen. Zum Anderen handelt es sich bei der Traumdeutung um einen Behandlungsansatz von Neurosen und nicht zuletzt um Ideen, die das theoretische Fundament einer wissenschaftlichen Richtung bilden sollen (vgl. Goebel 2017: 11). Das Konzept der Traumdeutung basiert auch auf Freuds Lektüre von Shakespeares "Hamlet", bei der dessen Handeln analysiert wird. Hier ist auch die Rede von einer “entziffernden Hermeneutik”, was die Parallelen zwischen Hermeneutik und Traumdeutung verdeutlicht (vgl. Goebel 2017: 11). Wesentlich für die Idee der Traumdeutung ist das Freud'sche theoretische und methodische Fundament. Man geht rekonstruierend vor, um versteckte oder verdrängte Wünsche aus dem Alltag und der Kindheit zu erkennen (vgl. Mertens 2003: 72). Dabei nehmen assoziative Bildgefüge eine wichtige Rolle ein, die auch als Verbindungen fungieren (vgl. Freud 2018: 305). Diese Assoziationen, die Bilder und die Verbindungen der versteckten Wunscherfüllungen vollführt der Träumende selbst, wenngleich unbewusst. Daher wird auch der Begriff der Traumarbeit verwendet (vgl. Lohmann/Pfeiffer 2013: 109).
Der Zusammenhang zwischen literarischen Texten und der Traumdeutung bestand schon zu Beginn der Konzeptionierung. So wird angenommen, dass Freud zentrale Elemente seiner Theorie anhand der Analyse literarischer Werke erdachte (vgl. Goebel 2017: 11). Auf der anderen Seite fanden Freuds Ansätze auch Eingang in spätere Texte oder Autoren nahmen Bezug auf Freud. So geschieht es auch im Zauberberg, der sich, so wird angenommen, gegen den Kulturpessimismus Freuds wendet (vgl. Pfeiffer 1997: 192). Dies wird durch Hervorhebungen verdeutlicht, so zum Beispiel auf Seite 748 in Zeile 27, als Castorp Distanz zu seiner Todessympathie entwickelt. Allerdings nutzt Mann Freud insofern, dass er mit vielen Assoziationen arbeitet (vgl. Pfeiffer 1997: 192).
Das Schnee-Kapitel als häufig analysierte Episode wird meistens unter Bezug auf Schopenhauer, Nietzsche oder Freud untersucht, wobei jedoch betont wird, dass die Traumdeutung nach Freud jene ist, die die meisten Einsichten in Castorps Innenleben bietet (vgl. Jachimowicz 2011: 255). Eine Vielzahl der Elemente Freuds Traumtheorie zeigt sich in Castorps Träumen, beispielsweise wenn man sich bewusst macht, dass Castorps Liebe zu Clawdia eine versteckte Wunscherfüllung seiner Zuneigung zu seinem ehemaligen Mitschüler Hippe sein könnte (vgl. Jachimowicz 2011: 257).
Jedoch soll nicht konkret untersucht werden, was sich hinter den Träumen Castorps verbirgt. Vielmehr soll analysiert werden, wie Castorp bei seiner Deutung des Traumes verfährt und inwieweit dies den Ansätzen der Traumdeutung entspricht. Nur in diesem Kapitel interpretiert Castorp einen seiner Träume selbst, doch kommen zuvor bereits einige Traumsequenzen vor, deren Analyse aufschlussreich hätte sein können. Diese Träume können auch als Stadien angesehen werden, die Castorp auf den Höhepunkt im Schnee-Kapitel vorbereiten (vgl. Reidel-Schrewe 1992: 105). Pfeiffer (vgl. 1997: 196) weist darauf hin, dass den Träumen und speziell dem Traum des Schnee-Kapitels ein Konstruktcharakter anhaftet. Auch diese Konstruktion der Traumwelt muss berücksichtigt werden bei der Analyse der Deutung durch den Protagonisten selbst.
Allerdings gibt es nicht wirklich eine konkrete Vorgehensweise der Traumdeutung nach Freud. Hingegen gibt es einige zentrale Merkmale, die zur Traumarbeit des Träumenden gezählt werden und die Rückschlüsse auf das Innenleben des Protagonisten geben können. Hierzu zählen die freien Assoziationen des Träumenden, aber vor allem die Konzepte des Verdichtens und des Verschiebens (vgl. Lohmann/Pfeiffer 2013: 109). Auf der Prozessebene werden meistens Primär- und Sekundärprozesse differenziert. Während Primärprozesse das unbewusste Träumen und Assoziieren umschließen, beschreiben Sekundärprozesse bewusstere Vorgänge, die die Assoziationen organisieren und ihnen Zusammenhang verleihen (vgl. Lohmann/Pfeiffer 2013: 109).
Aus Sicht der Bewohner des Berghofes ist es ein unterdurchschnittlicher Winter. Es mangelt an Sonne, was die Genesung der Patienten verschleppen könnte (vgl. Mann 2012: 706, Z. 11). Daher ersteht der Hofrat einen Apparat, der “künstliche Höhensonne” liefern soll (Mann 2012: 706, Z. 22-23). Dennoch verschlechtert sich die Stimmung im Sanatorium. Statt der erhofften Sonne schneit es ausgiebig (vgl. Mann 2012: 708, Z. 13). Die Örtlichkeit ähnelt einer Märchenwelt, welche Castorp jedoch auch an den Strand erinnert (vgl. Mann 2012: 711, Z. 28). Die Dorfbewohner üben sich im Skifahren und auch Castorp beschließt, einen Ausflug zu wagen (vgl. Mann 2012: 713, Z. 5). Zwei Wünsche drängen ihn dazu. Zum einen möchte er alleine “regieren” und zum anderen will er das Gebirge erfahren. Castorp missachtet das Verbot zur sportlichen Betätigung, besorgt sich Skier, lernt für einige Zeit auf diesen zu fahren und begibt sich dann, nachdem Settembrini ihm noch eine Warnung zuruft, in die Berge (vgl. Mann 2012: 716, Z. 8). Auf seinem Ausflug, der ihn wiederholt in die Irre führt, erreicht Castorp schließlich die gewünschte Ruhe und Stille (vgl. Mann 2012: 719, Z. 6). Nicht nur führt seine Skifahrt ihn auf Distanz vom Berghof, auch entfernt er sich gedanklich von Settembrini und Naphta (vgl. Mann 2012: 719, Z. 27-34). Ebenso erkennt Castorp in der Regelmäßigkeit eine tödliche Gefahr (vgl. Mann 2012: 723, Z. 19) und begreift, dass einige Maßnahmen des Hofrats einzig darauf abzielen, die Kranken noch länger im Sanatorium festzuhalten (vgl. Mann 2012: 730, Z. 24). Der Sturm wird stärker und Castorps Orientierungslosigkeit nimmt zu. Da erspäht er eine Hütte, unter deren Dach Castorp Schutz findet (vgl. Mann 2012: 734, Z. 20). Hier bemerkt Castorp auch, dass viel weniger Zeit vergangen ist, als er vermutet hat (vgl. Mann 2012: 735, Z. 26). Unter Einfluss des Schneetreibens und des Portweins, den er zu sich nimmt, beginnt Castorp zu träumen (vgl. Mann 2012: 738, Z. 21). Innerhalb des Traumes wechseln sich verschiedene Szenerien ab. Von einem heimatlichen Park gelangt Castorp an ein südliches Meer (vgl. Mann 2012: 739, Z. 29). Junge und schöne Menschen, “Sonnenleute” in Castorps Worten (Mann 2012: 742, Z. 20), gehen freundschaftlich miteinander um. Castorp findet es reizend (vgl. Mann 2012: 742, Z. 12) und doch ist er lediglich Betrachter (vgl. Mann 2012: 743, Z. 13). Ein Knabe, der einzige, der Castorp zu bemerken scheint, deutet auf die nächste Szene hin: Innerhalb eines Tempels betrachtet Castorp zwei steinerne Frauenfiguren (vgl. Mann 2012: 744, Z. 21). Die Stimmung des Traumes wird gedrückter. Als Castorp durch eine Tempeltür in eine weitere Szene einblickt, schaudert es ihn. Zwei grässliche Frauengestalten zerreißen ein Kind (vgl. Mann 2012: 745, Z. 2). Durch dieses Bild erwacht Castorp - zumindest zu einem gewissen Grad. In einem anders gearteten Traum interpretiert er das Gesehene. Er sieht in den Szenen die Ansichten Settembrinis und Naphtas (vgl. Mann 2012: 747, Z. 9-11) und schließt für sich, dass dies keine Widersprüche sein müssen und dass man sich nicht für eines der beiden Extreme - Humanität oder Tod - entscheiden müsse (vgl. Mann 2012: 747, Z. 25). Castorp folgert, nicht länger Sympathie für den Tod zu hegen, woraufhin er aufwacht und zurückkehrt. Während des Diners aber scheint er seine Erkenntnisse wieder zu vergessen (vgl. Mann 2012: 751, Z. 4).
[...]
Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft
Hausarbeit (Hauptseminar), 29 Seiten
Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft
Hausarbeit (Hauptseminar), 29 Seiten
Der GRIN Verlag hat sich seit 1998 auf die Veröffentlichung akademischer eBooks und Bücher spezialisiert. Der GRIN Verlag steht damit als erstes Unternehmen für User Generated Quality Content. Die Verlagsseiten GRIN.com, Hausarbeiten.de und Diplomarbeiten24 bieten für Hochschullehrer, Absolventen und Studenten die ideale Plattform, wissenschaftliche Texte wie Hausarbeiten, Referate, Bachelorarbeiten, Masterarbeiten, Diplomarbeiten, Dissertationen und wissenschaftliche Aufsätze einem breiten Publikum zu präsentieren.
Kostenfreie Veröffentlichung: Hausarbeit, Bachelorarbeit, Diplomarbeit, Dissertation, Masterarbeit, Interpretation oder Referat jetzt veröffentlichen!
Kommentare